Korridorzug
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als Korridorzug bezeichnet man einen Zug auf einer Bahnstrecke, die über fremdes Staatsgebiet wieder auf das ursprüngliche Staatsgebiet, oft eine Exklave, Ort führt. Das Betriebsverfahren nennt sich offiziell privilegierter Eisenbahn-Durchgangsverkehr (PED). Reisende, Gepäck und Güter werden nach den Bestimmungen des Binnenverkehrs der Ausgangsbahn abgefertigt, durch die Transitbahn erfolgen keine Kontrollen der Fahrausweise oder der Ladung. Sie stellt nur die Fahrplantrasse und, wenn notwendig, Triebfahrzeug und Lokpersonal und erhält dafür eine pauschale Vergütung.
Abhängig von den jeweiligen zwischenstaatlichen Beziehungen der beiden betreffenden Staaten, werden die Eisenbahnzüge unter verschiedenen Bedingungen geführt. Die Korridorzüge halten meist nicht in dem Transitland. Zumindest ist weder Ein- noch Aussteigen erlaubt. Oft sind auch die Waggons versperrt oder plombiert. In der Regel finden für Transitreisende keine Pass- und Zollkontrollen statt. Erleichterungen im internationalen Reiseverkehr wie etwa Aufhebung der Visapflicht führen zur Verwischung der Regeln des PED.
Speziell entlang des eisernen Vorhanges bestanden in Europa zahlreiche Korridorstrecken. Aber auch abseits dieser streng bewachten Grenze gab es weitere Strecken, wie beispielsweise über das große deutsche Eck von Kufstein über Rosenheim nach Salzburg oder die Pustertalbahn von Sillian in Osttirol über italienisches Staatsgebiet nach Nordtirol. Aufgrund der historischen Entwicklung gab und gibt es in den Nachfolgestaaten der k.u.k.-Monarchie besonders viele PED-Strecken. Beim Streckenbau nahm man auf die seinerzeitigen Binnengrenzen kaum Rücksicht. Um überhaupt noch Eisenbahnbetrieb durchführen zu können, waren zahlreiche Abkommen nötig. Beispielsweise ist Sopron ein Knotenpunkt für das österreichische Burgenland, die slowakische Strecke von Lučenec nach Vel'ký Krtiš fúhrt úber das ungarische Nógrádszakál (dieser PED besteht erst seit einer Streckenverlegung in den sechziger Jahren des 20. Jd.), die ČD betreibt PED beispielsweise zwischen Varnsdorf und Hrádek nad Nisou über Zittau (hier wird sogar ein Stück polnisches Gebiet passiert) und zwischen Mikulovice und Jindřichov ve Slezsku über Głuchołazy (früher Ziegenhals Hbf).
Kein PED waren die Transitzüge zwischen der ehemaligen Bundesrepublik Deutschland und Berlin.