Krieg von Castellammare

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Der Krieg von Castellammare war ein blutiger Konflikt zwischen italienisch-amerikanischen Mafia-Banden 1930 und 1931, der überwiegend in New York City ausgetragen wurde und zwischen 9 und 12 Bandenbosse das Leben kostete.

Der Name ist von der Tatsache hergeleitet, dass die Leute der einen Seite Einwanderer aus der Nachbarschaft des Ortes Castellammare del Golfo auf Sizilien stammen, darunter Joseph Bonanno, Stefano Magaddino, Joseph Profaci, Giuseppe „Joe“ Aiello und deren Anführer Salvatore Maranzano. Ihre Gegner, die von ganz Sizilien und angrenzenden Regionen Süditaliens wie Kalabrien und Kampanien kamen, wurden von Joe Masseria geleitet. Zu Masseria gehörten unter anderem Al Capone, Lucky Luciano, Vito Genovese, Willie Moretti, Joe Adonis, und Frank Costello.

[Bearbeiten] Der Ausbruch des Konflikts

Bereits 1928 waren Spannungen zwischen den beiden Fraktionen deutlich zu erkennen. Dass eine Seite beispielsweise Alkohollaster – während der Prohibition eine illegale Ware – der anderen entführte, geschah relativ häufig. Die wichtigste Rolle im Krieg spielte Lucky Luciano, ein Untergebener Masserias, der die beiden verfeindeten Parteien gegeneinander ausspielte. Am 26. Februar 1930 wurde Gaetano Reina auf Befehl Lucianos aus taktischen Gründen ermordet. Masseria profitierte ebenfalls davon, da er sich Reinas Kontrolle über den Großteil des Eisverkaufs in New York City an sich reißen konnte – damals, als elektrische Kühlgeräte noch selten waren, ein begehrtes Geschäft. Dies führte dazu, dass sich Gangster, die Reina gegenüber treu waren, darunter künftige Familienbosse wie Thomas Gagliano, Thomas Lucchese und Dominick Petrilli, gegen Masseria wandten.

Nach Reinas Ermordung sollte Joseph Pinzolo für Masseria das Eisverkauf-Unternehmen übernehmen. Am 9. September 1930 allerdings wurde Pinzolo von einem ehemaligen Untergebenen Reinas erschossen. In der Zwischenzeit hatten Maranzanos Anhänger Peter Morello, einen wichtigen Schläger Masserias, am 15. August 1930 in Harlem getötet, und Masserias Killer hatten Vito Bonventre, einen Untergebenen Maranzanos, ermordet. Luciano behauptete später, Morello selbst ermordet zu haben, da sein Plan, die beiden Bosse gegeneinander auszuspielen, seinetwegen zu scheitern drohte; Morello war ein sehr erfahrener Taktiker. Nach diesen zwei Morden schlossen sich die Anhänger Reinas Maranzano an. Am 23. Oktober 1930 erlitten sie einen Rückschlag, als Aiello in Chicago ermordet wurde, vermutlich auf Befehl Capones – zu dieser Zeit befanden sich feindliche sizilianische und nicht-sizilianische Fraktionen im Apparat des organisierten Verbrechens.

[Bearbeiten] Die Wende

In Folge des Todes Aiellos gewann Maranzano die Überhand im Krieg. Unter anderem wurden am 5. November 1930 Stefano Ferrigno und Alfred Mineo ermordet, welche wichtige Verbündete Masserias, Oberhaupt der später als „Genovese-Familie“ bezeichneten Sektion der Mafia, waren. Mitglieder Masserias, so auch sein Nachfolger Francesco Scalise als Oberhaupt der später als „Gambino Familie“ bezeichneten Gruppe, begannen nun die Seiten zu wechseln, wodurch die ursprüngliche Konstellation – Castellammare gegen Nicht-Castellammare – bedeutungslos wurde.

Am 3. Februar 1931 wurde Joseph Catania, ein weiterer wichtiger Unterboss Masserias, niedergeschossen und starb zwei Tage später. Luciano beschloss, da der Krieg danach in eine kalte Phase trat, vorerst auf Maranzanos Seite zu wechseln.

Die heiße Phase des Krieges endete dann mit der Ermordung von Joe Masseria auf Coney Island, wo er am 15. April 1931 beim Mittagessen in einem Restaurant getötet wurde. Nach einer, heute als Legende bezeichneten, Version handelte es sich um ein Treffen zwischen Luciano und Masseria. Demnach befand sich Luciano gerade im Waschraum, als vier Männer, angeblich Albert Anastasia, Joe Adonis, Benny Siegel und Vito Genovese, die Tat verübten. Ciro Terranova soll den Fluchtwagen gefahren haben. Ein jüngst veröffentlichter Polizeibericht der NYPD geht von einem Treffen von Masseria mit seinen Unterboss Sam Pollaccia aus und dieser ging dann zunächst in den Waschraum. In seiner Abwesenheit betrat Johnny "Silk Stocking" Giustra das Restaurant, der dann zusammen mit Pollaccia Masseria erschossen hat. Pollaccia verschwand nach der Tat und wurde vermutlich ermordet, Giustra wurde 1931 in „East Harlem“ erschossen. Lucky Luciano, der zur Legendbildung neigte, hatte sich dann die Story angeeignet.

[Bearbeiten] Die Folgen

Nach Masserias Tod verkündete Maranzano die neue Organisationsstruktur der Mafia in den Vereinigten Staaten, welche seitdem im Großen und Ganzen unverändert blieb. Jede Familie sollte einen Boss haben, der von einem Underboss unterstützt wird, später kam noch der dritte Rang Consigliere dazu. Jede Familie soll in einzelne Mannschaften, Crews, bestehend aus Soldiers aufgeteilt werden, denen jeweils ein Capo übersteht. Außer in New York City bekam jede Großstadt im Nordosten und Mittleren Westen der USA eine Familie, New York hingegen bekam fünf, deren Anführer Luciano, Profaci, Gagliano, Bonanno und Mangano waren. Vermutlich wurde der Begriff Cosa Nostra (Unsere Sache) in dieser Zeit geschaffen.

Maranzano setzte sich über die fünf Familien New Yorks und nannte sich den Capo di tutti capi (Boss der Bosse) der Stadt. Er plante, Luciano zu beseitigen, doch dieser kam ihm zuvor: Am 10. September 1931 ließ er Maranzano erschiessen und erstechen und setzte sich selbst an die Spitze der Mafia, wobei er weniger hochgestochene Führungsansprüche stellte und für eine dezentralere Struktur des National Crime Syndicate sorgte. Eine verbreitete Legende ist, dass Luciano in der selben Nacht, der "Night of Sicilian Vespers", Dutzende von Maranzano-treuen Bossen im ganzen Land umbringen ließ. Diese Geschichte wurde von "Bo" Weinberg in Umlauf gebracht, einem von Maranzanos Mördern. In Wirklichkeit starben in dieser Nacht landesweit nur zwei oder drei Gangster, die meisten davon niedrigrangig.