Lucky Luciano
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Charles Luciano (* 11. November 1896 in Lercara Friddi auf Sizilien; † 26. Januar 1962 in Neapel), besser bekannt als Lucky Luciano, war ein legendärer US-amerikanischer Mafioso.
[Bearbeiten] Anfänge
Luciano wurde als Salvatore Lucania im Dorf Lercara Friddi, etwa 25 km östlich von Corleone auf Sizilien, geboren. Als er zehn Jahre alt war, zog seine Familie in die USA. Schon in jungen Jahren verdiente er sein Geld, indem er von anderen Kindern im Mafia-Stil Schutzgeld verlangte: Wer nicht täglich ein oder zwei Cent zahlte, würde zusammengeschlagen werden. Ein anderer Junge, der sich weigerte, zu zahlen und Luciano einen guten Kampf lieferte, war Meyer Lansky - eine Anekdote, deren Richtigkeit anzuzweifeln ist, da Luciano zur Legendenbildung neigte. Er wurde später ebenfalls zu einem legendären Gangster und beide waren Zeit ihres Lebens Freunde. Luciano gelang es, den Grundstein und die Logistik des organisierten Verbrechens der Zukunft zu legen, indem er dafür sorgte, dass die "normale" Zivilbevölkerung soweit wie möglich verschont blieb und nur die "eigene Sache" zählte. Weiter hat er auch die Grundstruktur der Gewaltenteilung innerhalb der Befehlsstruktur der Clans gelegt und somit für Ordnung und relative persönliche Sicherheit für die Mitglieder der Clans und gleichzeitig auch nach außen hin gesorgt. Namentlich hat er den auf offener Straße ohne Rücksicht auf die Unbeteiligten geführten blutigen Bandenkriegen, die vor seiner Machtergreifung häufig tobten, weitestgehend ein Ende gesetzt. Er ist damit eine Persönlichkeit, die sich unter den anderen Mafiosi seiner Zeit deutlich hervorhebt.
[Bearbeiten] Kriminelle Karriere
1916 wurde Luciano, der der Five Points Gang nahe stand, wegen Drogenhandels zu einer kurzen Gefängnisstrafe verurteilt. Nahe standen ihm Lansky und Bugsy Siegel, inzwischen als "Bug and Meyer Mob" bekannt, und sein Jugendfreund Frank Costello. New Yorks Mafiosi wurden auf ihn aufmerksam. Vorerst arbeitete Luciano ab 1920 als größtenteils unabhängiger Alkoholschmuggler und traf dabei Vito Genovese und Giuseppe Antonio Doto, besser bekannt als Joe Adonis, sowie Dutch Schultz.
Luciano bestach bald auf eigene Faust Politiker wie Big Bill Dwyer, wobei Arnold Rothstein als sein Mentor diente. Frank Costello war, obwohl älter, sein zweiter Mann.
Wohl oder übel musste sich Luciano mit dem örtlichen Mafia-König Joe "The Boss" Masseria arrangieren, obwohl er viel liberaler war als der konservative Masseria und Bandenkriege im Ghetto verabscheute. Dennoch kam es zu einem solchen Konflikt, als 1930 der Krieg von Castellammare zwischen Masseria und Salvatore Maranzano begann. Luciano spielte die beiden erfolgreich gegeneinander aus und ließ zuerst Masseria und dann Maranzano ausschalten, nachdem sich dieser zum Capo di tutti capi ernannt hatte. Maranzano hatte Luciano ebenfalls nicht getraut und geplant, ihn zusammen mit Genovese, Costello und Chicagos Boss Al Capone schnell auszuschalten. Luciano kam ihm zuvor: Vier Männer Lanskys kamen als Steuerfahnder verkleidet in Maranzanos Büro, wo sie ihn töteten. Die Killer trafen auf der Flucht Mad Dog Coll, einen Killer, der Luciano und Genovese hätte töten sollen. Sie erzählten ihm, es handle sich um eine Razzia, woraufhin er ebenfalls floh.
Nachdem Masseria und Maranzano ausgeschaltet waren, war Luciano in der Lage, seine Vision zu erreichen. Er führte schließlich die wichtigsten Anführer des organisierten Verbrechens – auch unterschiedlicher Volkszugehörigkeit – New Yorks im National Crime Syndicate zusammen und gründete die Kommission, ein Gremium der Bosse. Im Gegensatz zu Maranzano, der versuchte, sich selbst als Anführer einer Organisation ähnlich des Römischen Reichs zu präsentieren, baute Luciano eine dezentrale Struktur auf. Die einzelnen Mafia-Familien teilten Territorien und Aktivitäten unter sich auf und trafen sich, um bei Streitigkeiten untereinander zu vermitteln. Dadurch konnten blutige Bandenkriege – wie die Al Capones in den 1920er Jahren – erfolgreich vermieden werden, die Familien konnten sich gleichzeitig größere Einnahmen sichern und ihre Positionen festigen.
1936 gelang es jedoch Thomas E. Dewey, Luciano wegen Prostitution zu verurteilen. Das Strafmaß betrug 30 bis 50 Jahre, er saß letztendlich nur zehn Jahre. Noch vor seiner Verurteilung hatte Luciano versucht, Dutch Schultz davon abzuhalten, Dewey zu ermorden. Als Schultz deutlich machte, an seinem Plan festzuhalten, ließ Luciano Schultz ermorden.
Während des Zweiten Weltkriegs benötigte Amerika neue Verbündete, um die Invasion auf Sizilien voranzubringen. Luciano war die perfekte Wahl für die US-Armee: Er war zwar im Gefängnis, hatte aber gute Verbindungen zur italienischen Mafia, die unter dem Faschismus in Italien streng verfolgt wurde. Dazu kontrollierten Frank Costellos Leute die Hafenarbeitergewerkschaft, in der man deutsche Spione vermutete. Als Patriot sowohl der USA als auch Siziliens half er enorm und wurde gebührend belohnt (Jack Higgins nutzte diese Vorgänge als Vorbild für seinen 1982 in Deutschland erschienenen Roman "Luciano´s Luck (dt. Luciano).). 1946 wurde er freigelassen unter der Bedingung, die Vereinigten Staaten zu verlassen und nach Italien zurückzukehren. Er akzeptierte die Abmachung, war allerdings tief verletzt, die USA verlassen zu müssen. Im selben Jahr reiste er zu einer Mafia-Konferenz in Havanna (Kuba), an der auch Lansky und Costello teilnahmen. Der Grundstein für Kasino-Geschäfte mit dem kubanischen Diktator Batista wurde gelegt - und Bugsy Siegels Ermordung wurde geplant, da dieser die Mafia in Las Vegas mit seinem zu teuer gewordenen Kasino "The Flamingo" viel Geld gekostet hatte. Da die US-Regierung seine Anwesenheit auf der karibischen Insel mitbekam, musste er nach Italien zurückkehren. Dort handelte er mit Drogen und übernahm den Schwarzmarkt von Vito Genovese, der die USA zwischenzeitlich hatte verlassen müssen.
1957 führte Vito Genovese innerhalb von Lucianos Organisation einen Putsch durch: Er bewegte Frank Costello durch einen Streifschuss am Kopf zum Rücktritt und ließ dann Albert Anastasia, Boss einer anderen Familie, töten. Luciano, Lansky und seine Männer ließen Genovese jedoch hochgehen (wie Luciano behauptete), und er wurde wegen Drogenhandels verurteilt.
Am 26. Januar 1962 starb Luciano an einem Herzinfarkt im Flughafen von Neapel. Er wurde auf dem St. John's Friedhof in Queens, New York, begraben, nachdem ein Bundesgericht entschied, dass das Begräbnis in amerikanischer Erde nicht verhindert werden könne, da eine Leiche kein Bürger eines Staates sei und somit keiner Einwandererkontrolle oder Abschiebungsgesetzen unterliege.
Es wird erzählt, dass Luciano während der 1940er Jahre bei Zugreisen durch Italien oft US-Soldaten traf und dass er es genoss, von seinen Landsleuten erkannt und fotografiert zu werden und Autogramme zu geben.
[Bearbeiten] WebLinks
- Lucky Luciano auf gangstersinc.tripod.com (englisch)
Vorgänger |
Oberhaupt der "Genovese-Familie" der Mafia 1931-1946 |
Nachfolger |
Personendaten | |
---|---|
NAME | Luciano, Lucky |
ALTERNATIVNAMEN | Charles Luciano |
KURZBESCHREIBUNG | berüchtigter amerikanischer Mafioso |
GEBURTSDATUM | 11. November 1896 |
GEBURTSORT | Lercara Friddi auf Sizilien |
STERBEDATUM | 26. Januar 1962 |
STERBEORT | Neapel |