Kronprinzenpalais (Berlin)
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Das Kronprinzenpalais ist ein spätklassizistisches Palais am Beginn der Berliner Straße Unter den Linden, das lange dem preußischen Herrscherhaus als Stadtpalais diente. 1919-1939 war es als Neue Abteilung der Nationalgalerie Berlin das weltweit erste Museum für zeitgenössische Kunst. Im Zweiten Weltkrieg komplett zerstört, wurde es 1968 wieder aufgebaut und diente als Gästehaus für Staatsbesuche der DDR. Heute finden im Kronprinzenpalais Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen statt.
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[Bearbeiten] Vorgeschichte (1663–1732)
Das Palais wurde 1663 als Privathaus des Kabinettsekretärs Johann Martitz erbaut. 1706 bis 1732 diente das Palais als Dienstwohnung für den Gouverneur von Berlin.
[Bearbeiten] Palais des preußischen Herrscherhauses (1732–1918)
1732 wurde es von Philipp Gerlach zu einem Barockpalais mit Auffahrtsrampe und Mittelrisalit für den Kronprinzen, den späteren König Friedrich II., umgebaut. Seitdem diente es unter anderem verschiedenen preußischen Kronprinzen als Residenz, woher sein heutiger Name rührt. Seit 1793 wohnte der spätere König Friedrich Wilhelm III. mit seiner Frau, der Königin Luise, und seinen Kindern hier. Er blieb auch nach seiner Thronbesteigung 1797 bis zu seinem Tode 1840 hier wohnen. 1795 bis 1797 fertigte der Bildhauer Johann Gottfried Schadow im Kronprinzenpalais die berühmte „Prinzessinnengruppe“, ein Doppelstandbild der Prinzessinnen Luise und Friederike von Preußen. Nachdem der damals noch unbekannte Karl Friedrich Schinkel mehrere Zimmer des Palais neu gestaltet hatte, beauftragte Friedrich Wilhelm III. ihn, eine die Oberwallstraße überbrückende Verbindung zum benachbarten Prinzessinnenpalais zu errichten, in dem seine drei Töchter dann wohnten.
Während der Märzrevolution 1848 versuchten Aufständische, das Kronprinzenpalais zu stürmen, ein Handwerker schrieb an die Mauer: „Eigentum der ganzen Nation“.
1856/57 wurde das Kronprinzenpalais durch Johann Heinrich Strack noch einmal grundlegend für den späteren Kaiser Friedrich III. umgebaut. Strack ersetzte das ursprüngliche Mansarddach durch ein drittes Geschoss und überzog die barocke Fassade, deren Grundstruktur mit den kolossalen Pilastern und dem starken Gebälk er beibehielt, mit klassizistischer Ornamentik. Außerdem baute er östlich einen zurückgesetzten Seitentrakt an und versah den Eingangsbereich mit einem Säulenportikus mit Balkon.
Am 27. Januar 1859 kam im Kronprinzenpalais in einer schweren Geburt Wilhelm II., der letzte deutsche Kaiser, zur Welt. Dessen Mutter, Kronprinzessin Victoria, pflegte im Kronprinzenpalais regelmäßig Umgang mit Künstlern und Gelehrten, darunter Heinrich von Angeli, Anton von Werner und Adolph von Menzel. Nach dem Tod ihres Mannes, Friedrichs III., 1888 stand das Kronprinzenpalais meist leer, da Victoria, der es als Witwensatz dienen sollte, sich auf ihr neues Schloss Friedrichshof zurückzog. Erst Wilhelm, der letzte Kronprinz der Hohenzollern, nutzte es mit seiner Frau, Cecilie Herzogin zu Mecklenburg-Schwerin, von 1905 bis 1918 in den Wintermonaten wieder als Stadtwohnung.
Während der Novemberrevolution 1918 wendeten sich die Anführer der revolutionären Bewegung von der Rampe des Kronprinzenpalais an die Massen. Nach der Abschaffung der Monarchie wurde das Gebäude 1919 der Berliner Nationalgalerie übergeben.
[Bearbeiten] Galerie der Lebenden (1919–1945)
Ludwig Justi richtete im Kronprinzenpalais die Moderne Abteilung der Berliner Nationalgalerie ein, die hier - zuletzt unter Einschränkungen - bis 1937 zu sehen war. Am 4. August 1919 wurde die „Galerie der Lebenden“ eröffnet. 150 Gemälde und Skulpturen der französischen Impressionisten sowie Werke der Berliner Secession wurden aus der Nationalgalerie ins umgebaute Palais übernommen. Im Obergeschoss wurden die Dresdner Brücke-Künstler und andere Expressionisten gezeigt.
Mit diesem weltweit einzigartigen ständigen Ausstellungsraum für die Kunst der Moderne kreierte Ludwig Justi den bis heue aktuellen Typ des Museums für zeitgenössische Kunst und diente mit seiner „Experimentiergalerie“ anderen Museen wie dem Museum of Modern Art (MoMA) in New York als Vorbild.
1933 ordnete Reichskanzler Adolf Hitler eine „Säuberung“ an. Die Entwicklung des Kronprinzenpalais wurde jäh unterbrochen. Im Mai 1936 wurden auf Anweisung der Gestapo konfiszierte Werke moderner Kunst im Heizungskeller des Hauses verbrannt. 1936 wurde das obere Stockwerk mit Malereien und Plastiken der deutschen Expressionisten geschlossen.
Am 7. Juli 1937 wurden aus dem Kronprinzen-Palais 435 Werke beschlagnahmt, darunter 100 expressionistische Werke, um sie für die am 19. Juli 1937 eröffnete Münchner Ausstellung „Entartete Kunst“ zu rekrutieren. Noch im selben Monat wurde über einen Großteil der expressionistischen Gemälde das Verdikt der „Verfallskunst“ gefällt. Damit endete die glanzvolle Zeit dieser weltweit einzigartigen Sammlung.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Palais bei einem Bombenangriff im März 1945 bis auf die Außenmauern zerstört und nach dem Krieg abgetragen.
[Bearbeiten] Neuzeit (ab 1968)
1968/69 wurde das Kronprinzenpalais vom Bauhaus-Schüler Richard Paulick in der von Strack veränderten Form wiederaufgebaut, das Innere des Gebäudes wurde modern ausgebaut. Seitdem diente es unter dem Namen Palais Unter den Linden als Gästehaus für DDR-Staatsgäste. Später übernahm es der Senat von Berlin.
Am 31. August 1990 wurde im Kronprinzenpalais der Einigungsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR unterzeichnet.
Zwischen 1998 und 2003 nutzte das Deutsche Historische Museum während der Rekonstruktion seines Haupthauses, des Zeughauses, das Palais für Wechselausstellungen, die heute in dem neueröffneten Anbau des Museums stattfinden. Auch nach dem Auszug des Historischen Museums wird der Bau weiter für Ausstellungen und andere Kulturevents genutzt; so war 2005 die große Ausstellung „Albert Einstein - Ingenieur des Universums“ im Kronprinzenpalais zu sehen.
Im Frühjahr 2006 beherbergte das Kronprinzenpalais das interaktives Theaterstück "Alma" über die Künstlermuse Alma Mahler-Werfel, bei dem die verschiedenen Szenen simultan in allen Räumen des Gebäudes gespielt wurden. Zu diesem Zweck wurde das Palais im Inneren temporär historisch rekonstruiert.
Im Herbst 2006 findet im Kronprinzenpalais die kontroverse Ausstellung „Erzwungene Wege - Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts“ statt.
[Bearbeiten] Weblinks
- Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen
- Ausführliche Geschichte des Kronprinzenpalais mit Abbildungen
- Das Innere in historischer Ausstattung (360' Panorama)
Koordinaten: 52° 31' 2" N, 13° 23' 49" O