Kursk (U-Boot)
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Die Kursk (Курск; K-141) war ein russisches Atom-U-Boot der Oscar-II-Klasse (russ. Antej-Klasse), das am 12. August 2000 sank.
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[Bearbeiten] Das Boot
Das Boot wurde 1990 in Sewerodwinsk in der Werft Sevmašpredprijatie auf Kiel gelegt. Die Kosten dafür wurden auf 1 Milliarde US-Dollar geschätzt. Benannt nach der russischen Stadt Kursk, bei der 1943 die Schlacht bei Kursk geschlagen wurde, lief das Schiff im Januar 1995 vom Stapel. Es war das Flaggschiff der russischen U-Boot-Flotte und leistete Dienst in der Nordmeerflotte. Die Kursk war 154 m lang und wurde von 2 Reaktoren zu je 190 Megawatt angetrieben.
[Bearbeiten] Untergang der Kursk
Am Unglückstag nahm die "Kursk" an einem Manöver der russischen Nordmeerflotte in der Barentssee teil. Um 11.28 Uhr Moskauer Zeit wurde in Norwegen in diesem Seegebiet eine Explosion mit der Stärke 1,5 auf der Richter-Skala, um 11.30 Uhr eine weitere der Stärke 3,5 aufgezeichnet. Ursache war das U-Boot.
Dort wurde wohl der Motor eines Übungstorpedos viel zu früh angestellt. Durch den fehlenden Wasserwiderstand überhitzte das Geschoss, wodurch eine Wasserstoffperoxidleitung leckte (Wasserstoffperoxid wird für den Antrieb benötigt). Die Chemikalie reagiert stark mit Messing und Kupfer (beides befindet sich im Torpedo) und bildet dabei Wasser(dampf) und Sauerstoff. Da sich dadurch das Volumen stark vergrößerte, platzte der Torpedo kurz darauf und ein Feuer brach aus, welches sich schnell bis zu dem Bugtorpedoraum fortpflanzte und dort durch eine gewaltige Explosion der Sprengköpfe (vergleichbar mit einem Erdbeben der Stufe 4 oder 5) ein großes Loch in die Wand des U-Bootes riss. Durch das daraufhin eindringende Wasser sank sie 180 Kilometer nordöstlich von Murmansk (etwa 69°40′N 37°35′O) auf 108 Meter Tiefe.
Mindestens 23 Besatzungsmitglieder überlebten im Inneren des Bootes, konnten sich aber nicht aus eigener Kraft aus dieser Tiefe befreien. Diese Tatsache beweisen gefundene Aufzeichnungen bei den Matrosen.
Russische Rettungsmannschaften versuchten u.a. mit Rettungs-U-Booten der Pris-Klasse vergeblich eine Rettung durchzuführen. Die angebotene internationale Hilfe u.a. von Großbritannien, Norwegen und den USA, selbst Vorbereitungen dazu, war zuvor von russischer Seite abgelehnt worden, so dass deren u.U. rechtzeitiges Eintreffen verzögert wurde. Die Medien und die Angehörigen der Besatzung wurden über den Zustand des Bootes und den Verlauf der Rettungsarbeiten nur schleppend und widersprüchlich informiert. Als norwegische Taucher über eine Woche später zum Wrack hinabtauchten, konnten sie keine Überlebenden mehr finden. Mittlerweile waren auch die letzten der 118 Mann Besatzung ums Leben gekommen.
Am ersten Jahrestag der Katastrophe untersagte der Kreml Journalisten Nahaufnahmen von Trauernden und Interviews mit ihnen.
Das Schiff wurde von den niederländischen Firmen Mammoet und Smit International am 8. Oktober 2001 gehoben. Zuvor war der Bug mit der Torpedo-Sektion unter Wasser vom Rest des Schiffes abgetrennt worden. Mit Hilfe des Pontons "Giant-4" schleppte der Hochseeschlepper "Singapur" die "Kursk" in den Hafen von Rosljakowo.
[Bearbeiten] Hintergründe
Monatelang behauptete das russische Militär, dass die "Kursk" durch ein amerikanisches U-Boot (welches die "Kursk" angeblich bespitzelte) gerammt wurde und es so zu dem Unglück kam. Kollisionen zwischen amerikanischen und sowjetischen U-Booten gab es tatsächlich einige Male während des kalten Krieges und auch später. So kollidierte am 11. Februar 1990 das US-U-Boot USS Baton Rouge (SSN-689) mit dem russischen Boot K-239.
Erst nach massiven Protesten der Bevölkerung wurde die "Kursk" gehoben und anschließend der offizielle Grund für das Sinken geändert. Man geht inzwischen davon aus, dass ein Besatzungsmitglied den durch Wasserstoffperoxid angetriebenen Motor eines Torpedos zu früh gestartet hat und dieser durch den fehlenden Widerstand des Wassers heiß lief. Anschließend reagierte austretendes Wasserstoffperoxid mit Metallen im Inneren des Torpedos. Diese Reaktion ließ den Torpedo explodieren und das dadurch entstandene Feuer führte auch zur Explosion der anderen an Bord befindlichen Torpedosprengköpfe.
Auch eine Fehlfunktion eines Superkavitationstorpedos vom Typ "Schkwal" gilt als möglich, würde die Erprobung dieser Geheimwaffe doch die restriktive Informationspolitik des russischen Militärs erklären, sowie die Tatsache, dass vor dem Zulassen einer Bergung durch Dritte erst die Torpedosektion vom Rumpf abgetrennt wurde.
[Bearbeiten] Russischer Untersuchungsbericht
Im Februar 2002 präsentierte die staatliche Untersuchungskommission das Ergebnis ihrer Ermittlungen. Ein defekter Übungstorpedo habe letztlich die Katastrophe verursacht. Generalstaatsanwalt Wladimir Ustinow benannte die Chefs der Nordmeerflotte und die "Kursk"-Besatzung unter Kapitän Gennadi Ljatschin als Verantwortliche für schwere Nachlässigkeiten. Das Strafverfahren gegen die Marineführung endete jedoch im Juli 2002 ergebnislos und wurde eingestellt. Die Unterlagen werden amtlich auf die Dauer von 25 Jahren geheimgehalten, ausgenommen der Teil über die Schlussfolgerungen der Untersuchung.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Katastrophen der Seefahrt
- Liste von Unfällen in kerntechnischen Anlagen
- K-219 (ein weiteres russisches Atom-U-Boot, welches im Oktober 1986 sank)
[Bearbeiten] Weblinks
- www.janmaat.de/ Details der Kursk-Katastrophe
- Dokumentarfilm über die Hintergründe des Untergangs
- www.die-neuen-68er.de/ Warum muss das Atom-U-Boot „Kursk“ gehoben werden? (PDF 24 kB)
- http://www.iraq-war.ru/article/49382 Kursk von amerikanischem U-Boot gerammt? (Englisch)
- [1] Phoenix.de: Zum 5. Jahrestag des Untergangs der Kursk