Leopold Andrian
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Leopold Andrian, eigentlich Leopold Freiherr Ferdinand von Andrian zu Werburg (* 9. Mai 1875 in Berlin, † 19. November 1951 in Fribourg) war ein österreichischer Dichter, Schriftsteller und Diplomat.
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[Bearbeiten] Leben
Leopold Andrian stammt aus einem österreichischen Adelsgeschlecht und wurde als Sohn des Anthropologen und Geologen Ferdinand Freiherr von Andrian zu Werburg in Berlin geboren. Sein Großvater war der Komponist Giacomo Meyerbeer. Von 1885 bis 1887 besuchte er das Jesuitenkollegium in Kalksburg bei Wien und wurde durch seinen Hauslehrer Oskar Walzel, dem späteren Literaturwissenschaftler und Universitätsprofessor, erzogen. Andrian kam er auf das Gymnasium in Meran und anschließend auf das Schottengymnasium in Wien. An der Universität Wien begann er ein Studium der Rechtswissenschaften, das er 1899 mit dem Dr. iur. abschloss, und hörte nebenbei auch Vorlesungen über Geschichte, Philosophie und Literatur.
[Bearbeiten] Diplomatische Tätigkeiten
Nach dem Abschluss seines Studiums wurde er Konzeptsaspirant im k.u.k. Ministerium des Äußern, legte ein Jahr später die Diplomatenrüfung ab und wurde der österreichischen Gesandtschaft in Athen zugeteilt. 1902 wurde er als Gesandter nach Rio de Janeiro versetzt, 1905 kurzfristig nach Buenos Aires und kam danach zur Botschaft nach Sankt Petersburg. Von 1907 bis 1908 war er Legationssekretär an der Gesandtschaft in Bukarest, danach wieder in Athen, Bukarest und Wien. 1911 übernahm Andrian die Leitung des Generalkonsulats in Warschau, die er bis 1914 innehatte. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde er in das k.u.k. Ministerium des Äußern berufen. 1917 wurde er zum Referenten für polnische Angelegenheiten bestimmt und nahm 1918 an den Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk teil. Für nicht ganz vier Monate wurde er Generalintendant der k.k. Hoftheater in Wien und zog sich 1919 ganz in das Privatleben zurück. Von da an publizierte er häufig in Zeitungen und Zeitschriften. 1920 nahm er die liechtensteinische Staatsbürgerschaft an und heiratete 1923 die verwitwete Andrée Bourée.
[Bearbeiten] Emigration und Rückkehr nach Europa
Nach dem Anschluss Österreichs 1938 emigrierte er nach Nizza und flüchtete im Juni 1940 über Spanien und Portugal nach Brasilien. Im Dezember 1945 kehrte er wieder nach Nizza zurück. Nach dem Tod seiner Gattin (1946) heiratete er 1949 die verwitwete Margaret-Eadi Ramsay. Von 1950 bis 1951 unternahm er noch eine Reise nach Rhodesien und nach Südafrika und starb nach der Rückkehr am 19. November im schweizerischen Fribourg im Alter von 76 Jahren.
Sein Grab befindet sich heute in der Familiengruft in Altaussee.
[Bearbeiten] Leistungen
Andrian besaß ein formvollendetes lyrisches Talent, das bereits Hugo von Hofmannsthal erkannte, auf dessen Vermittlung seine frühen Gedichte in Stefan Georges Blätter für die Kunst veröffentlicht wurden. Außerdem war Andrian u.a. mit Hermann Bahr und Arthur Schnitzler befreundet.
Andrians Hauptwerk wurde 1895 die von Hofmannsthal inspirierte lyrische Märchenerzählung "Der Garten der Erkenntnis" (ursprünglicher Titel: "Das Fest der Jugend"). Darin sucht der adelige und narzistisch angelegte Fürstensohn Erwin nach dem "Geheimnis des Lebens". Die Suche misslingt am Ende, und er stirbt. Das Abstrakt-Naiv-Träumerische der Erzählung wurde im George-Kreis sehr geschätzt. Einflüsse dieser Prosa sind noch bei Hofmannsthals "Andreas"-Fragment und in Robert Musils Roman "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß" (1906) spürbar.
[Bearbeiten] Werke (in Auswahl)
- Der Garten der Erkenntnis, Erzählung, 1895
- Die Ständeordnung des Alls. Rationales Weltbild eines katholischen Dichters, 1930
- Österreich im Prisma der Idee. Katechismus der Führenden, 1937
[Bearbeiten] Briefausgaben
- Briefwechsel. Hugo von Hofmannsthal, Leopold von Andrian, hrsg. v. Walter H. Perl. Frankfurt am Main: Fischer 1968.
- Correspondenzen. Briefe an Leopold von Andrian. 1894-1950, hrsg. v. Ferruccio DelleCave. Marbach am Neckar: Dt. Schillerges. 1989. (= Marbacher Schriften; 29) ISBN 3-7681-9984-3
- Leopold von Andrian (1875-1951). Korrespondenzen, Notizen, Essays, Berichte, hrsg. v. Ursula Prutsch u. Klaus Zeyringer. Wien u.a.: Böhlau 2003 (= Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs; 97) ISBN 3-205-77110-9
[Bearbeiten] Neuausgaben
- Leopold von Andrian-Werburg: Der Garten der Erkenntnis und andere Dichtungen. Mit einem Nachw. hrsg. v. Dieter Sudhoff. Oldenburg: Igel-Verl. Literatur. 2003. ISBN 3-89621-158-7
[Bearbeiten] Literatur
- Hermann Dorowin: Retter des Abendlands. Kulturkritik im Vorfeld des europäischen Faschismus. Stuttgart: Metzler 1991. ISBN 3-476-00747-2
- Karl Johann Müller: Das Dekadenzproblem in der österreichischen Literatur um die Jahrhundertwende, dargelegt an Texten von Hermann Bahr, Richard von Schaukal, Hugo von Hofmannsthal und Leopold von Andrian. Stuttgart: Heinz 1977. (= Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik; 28) ISBN 3-88099-027-1
- Ursula Renner: Leopold Andrians "Garten der Erkenntnis". Literarisches Paradigma einer Identitätskrise in Wien um 1900. Frankfurt am Main u.a.: Lang 1981. (= Literatur u. Psychologie; 3) ISBN 3-8204-6150-7
- Horst Schumacher: Leopold Andrian. Werk und Weltbild eines österreichischen Dichters. Wien: Bergland-Verl. 1967.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Leopold Andrian im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzbiografie zu Leopold Andrian
- Kurzbiografie zu Leopold von Andrian In: aeiou. Österreich Lexikon.
- Kurzbiografie zu Leopold von Andrian (französisch)
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Andrian, Leopold |
| KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Dichter, Schriftsteller und Diplomat |
| GEBURTSDATUM | 9. Mai 1875 |
| GEBURTSORT | Berlin |
| STERBEDATUM | 19. November 1951 |
| STERBEORT | Freiburg im Üechtland |
