Leopold August Warnkönig

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Leopold August Warnkönig (* 13. Dezember 1798 im elsässischen Illhaeusern (bei Colmar); † vermutlich im September 1861 vor Callao (Peru)) war ein Hofrat, Universalgelehrter, Rechtsprofessor, Forscher und Archäologe.

Inhaltsverzeichnis 1 Jugend und Studium 2 Der Forscher Warnkönig 3 Freiburger Jahre 4 Späte Jahre 5 Hauptwerke

[Bearbeiten] Jugend und Studium

Warnkönig wurde 1798 als zweiter Sohn eines deutschsprachigen elsässischen Großgrundbesitzers in Illhaeusern geboren, das damals zum französischen Reich gehörte. Sein älterer Bruder Johann Baptist Warnkönig (* 1790 † 1854) war ein bedeutender Kaufmann in Colmar. Über die Jugend Leopold August Warnkönigs ist wenig bekannt. Sicher ist nur, dass er ab 1818 zunächst in Straßburg, dann in Freiburg im Breisgau und in Königsberg classische Altertumswissenschaften, Römisches Recht und die natürlichen Wissenschaften studierte. Im Jahr 1825 promovierte er in Königsberg bei dem Pandektisten Christian Friedrich Mühlenbruch über die „Breitheilige Eintheilung des Besitzes im System der Pandekten“. Nur ein Jahr später habilitierte sich Warnkönig, ebenfalls bei Mühlenbruch, mit einem Werk über die Erbsachenersitzung, einem damals sehr aktuellen Thema. Die Habilitation trägt den Titel: „Die Entwicklung der proba pro herede usucapio als eines auch juristisch absonderlichen Verhältnisses“. 1827 wurde Warnkönig sodann als ordentlicher Professor an die Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau berufen. Er schrieb einige Werke zum Kirchenrecht, zur Lehre des Besitzes im römischen Recht sowie zur französischen, englischen und flandrischen Staats- und Rechtsgeschichte. Insbesondere die flandrische Staats- und Rechtsgeschichte in zwei Teilen machte Warnkönig einem breiteren, historisch interessierten Publikum bekannt. 1835 habilitierte sich bei Warnkönig der bedeutende Kirchenrechtler August Brackenhoest.

[Bearbeiten] Der Forscher Warnkönig

Die Geschehnisse, die die spätere Bedeutung Warnkönigs über den juristischen Bereich hinaus prägen sollten, vollzogen sich freilich erst nach dessen Lebensmitte. Inspiriert von Persönlichkeiten wie Alexander von Humboldt oder den Berichten Frédéric Cailliauds ließ sich Warnkönig 1836-39 zeitweise von seiner juristischen Professur freistellen und unternahm längere Studienreisen, unter anderem nach Süd- und Mittelamerika sowie nach Russland und China. Die Jahre 1841 und 1842 verbrachte er im peruanischen Hochland auf der erfolglosen Suche nach der geheimnisvollen Inkastadt Vilcabamba. 1843 kehrte Warnkönig nach Freiburg zurück und besuchte in Berlin wiederholt Alexander von Humboldt, mit dem er bereits zeitweise in wissenschaftlichem Brief-Kontakt aus Südamerika gestanden hatte. Nach seiner Rückkehr nach Freiburg musste sich Warnkönig allerdings die Entfremdung von seiner ersten Frau Luise Constanze eingestehen; es folgten die Scheidung sowie die unverzügliche Heirat der 17jährigen französischen Bauerntochter Francoise Baneuil, mit der er bis 1852 fünf Kinder zeugte. Gleichwohl hielt auch die junge Ehefrau Warnkönig nicht auf Dauer in der Heimat: 1848 schloss er sich einer Expedition nach Zentralsibirien an, die im Sommer 1849 bis nach Mirnoje am Ufer des Jenissei vordrang. Warnkönig botanisierte in Sibirien mit großer Leidenschaft und entdeckte eine bis dahin unbekannte Flechtenart.

[Bearbeiten] Freiburger Jahre

Zwischen 1850 und 1859 nahm Warnkönig wiederum die ihm übertragenen Aufgaben an der Freiburger Universität wahr. Er schrieb ein Buch über „Das englische Strafstaatsverfahren in seiner neuesten Umbildung in Australien, Malta, in Nordamerika, in England und in den englischen Inseln Jersey, Guernsey und Alderney in Bezug auf den normannischen Prozess und seine Rückwirkung auf die kontinentale Strafrechtsrezeption“ sowie ein grundlegendes Lehrbuch zu den Institutionen des römischen Rechts („Institutiones iuris Romani“), das 1853 in erster Auflage erschien und bis in die 1870er Jahre (lange nach dem Tod Warnkönigs) weitere Auflagen erlebte.

[Bearbeiten] Späte Jahre

1854 lehnte Warnkönig das Angebot der deutschen Missionare Johannes Rebmann und Johann Ludwig Krapf ab, an einer Expedition zur Erforschung Zentralkenias teilzunehmen. Stattdessen bereitete er sich ab 1859/60 gegen den erklärten Willen seiner Frau auf eine letzte große Expedition durch Südamerika vor. Da sich Warnkönig aufgrund seines fortgeschrittenen Alters einer solchen Forschungsreise alleine nicht mehr gewachsen sah, nahm er schriftlichen Kontakt zu dem schweizerischen Südamerikakenner Johann Jakob von Tschudi (* 1818 † 1889) auf, mit dessen Vater, Johann Heinrich von Tschudi, Warnkönig bereits seit Jahren freundschaftlich verbunden war. Der jüngere von Tschudi bereitete in dieser Zeit in Peru seine berühmt gewordene Anden-Reise vor und bot Warnkönig an, an dieser teilzunehmen. Im Sommer 1860 schiffte sich Warnkönig in Portsmouth auf der Bark „Pride of Portsmouth“ in Richtung Peru ein. Das Schiff sank – vermutlich im September 1861 in frühen Herbststürmen vor Callao an der Westküste Perus – ohne Überlebende. Ein reiches Forscherleben ging so tragisch zu Ende. Von 1865 bis 1892 trug die heutige Plaza Perú in Callao (Peru) den Namen Plaza Warnkoenig.

[Bearbeiten] Hauptwerke

• Flandrische Staats- und Rechtsgeschichte bis zum Jahr 1305 - 1. Teil: Abriss der Geschichte Flanderns von Balduin dem Ersten bis zum Tode Guidos von Dampierre / 2. Teil: Flanderns geselliger und rechtlicher Zustand im 13. Jahrhundert, Tübingen, 1836
• Die Breitheilige Eintheilung des Besitzes im System der Pandekten, Königsberg, 1825
• Die Entwicklung der proba pro herede usucapio als eines auch juristisch absonderlichen Verhältnisses, Königsberg, 1826
• Französische Staatsgeschichte, 1835, Nachdruck 1846
• Englische Staats- und Rechtsgeschichte in zweieinhalb Bänden, Teil 1: Von der sächsischen Eroberung bis zum Sieg William des Ersten, Teil 2: Vom Angevinischen Reich der Anjous zum Commonwealth of England, Teil 2 ½: Großbritannien im napoleonischem Zeitalter, Heidelberg, 1834
• Geschichte des englischen Strafrechts und des selbigen Prozesses, 1838, zusammen mit Johannes Valentin von Haus
• Das englische Strafstaatsverfahren in seiner neuesten Umbildung in Australien, Malta, Nordamerika, in England und in den englischen Inseln Jersey, Guernsey und Man in Bezug auf den normannischen Prozess und seine Rückwirkung auf die kontinentale Strafrechtsrezeption, Berlin 1852

Personendaten
NAME	Warnkönig, Leopold August
KURZBESCHREIBUNG	war ein Hofrath, Universalgelehrter, Rechtsprofessor, Forscher und Archäologe
GEBURTSDATUM	13. Dezember 1798
GEBURTSORT	im elsässischen Illhaeusern (bei Colmar)
STERBEDATUM	vermutlich im September 1861
STERBEORT	vor Callao (Peru)