Ludwig Berger (Komponist)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Carl Ludwig Heinrich Berger (* 18. April 1777 in Berlin; † 16. Februar 1839 in Berlin) war ein deutscher Komponist, Pianist und Klavierpädagoge.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Biographie
Seine Kindheit verlebte Berger zunächst in Templin (Uckermark), später in Frankfurt/Oder, wo er das Gymnasium und ab 1795 die Universität besuchte. Ab 1799 erhielt er eine musikalische Ausbildung bei dem Kontrabassisten und späteren Kgl. Kapellmeister Joseph Augustin Gürrlich in Berlin. 1801 reiste Berger nach Dresden, um seine musikalischen Studien bei dem damals berühmten Johann Gottlieb Naumann fortzusetzen, der aber kurz vor seiner Ankunft verstorben war. In Dresden verband Berger eine enge Freundschaft mit dem Maler Philipp Otto Runge (1777-1810). 1803 kehrte Berger nach Berlin zurück, wo er sich als Klavierlehrer niederließ.
1804 kam Muzio Clementi (1752-1832) mit seinem Schüler August Alexander Klengel in Berlin an. Clementi, der seit 1786 nicht mehr öffentlich auftrat, wurde auf seinen Reisen öfter von jungen Pianisten begleitet, die seine Klavierwerke in seinem Sinne öffentlich aufführten. Noch 1804 reiste Clementi nach Italien weiter, während sich Berger und Klengel in Berlin auf eine Konzertreise gemeinsam mit Clementi vorbereiteten, die im September 1805 begann und nach Sankt Petersburg führte. Bis 1812 wirkte Berger dort erfolgreich als Pianist und Klavierpädagoge, als er sich der großen Fluchtbewegung vor den heranrückenden Truppen Napoleons anschloss. Über Stockholm gelangte er nach London, wo sich inzwischen Clementi niedergelassen hatte und sich seiner annahm. Nach 2 erfolgreichen Jahren als Pianist und Klavierlehrer in London kehrte er 1814 (nicht 1815, wie oft fälschlich angegeben) nach Berlin zurück, wo er im November 1814 zum letzten Male öffentlich auftrat.
Das Geistesleben Berlins blühte in dieser Zeit vor allem in den bürgerlichen Salons der Stadt, zu denen Berger als musikalische Autorität schnell Zugang fand. So spielte er bereits in der Silvesternacht 1814/1815 im Salon von Kriminalrat Hitzig, wo ihn E. T. A. Hoffmann (1776-1822) hörte (Schilderung von Hoffmann in: Die Abenteuer der Silvester-Nacht, 1. Die Geliebte, aus: Phantasiestücke in Callots Manier; hier ist er noch "ein fremder Virtuose, namens Berger"). In einem dieser Salons, bei dem Staatsrat Friedrich August v. Staegemann, lernte Berger den jungen Dichter Wilhelm Müller (1794-1827) kennen. Neben Berger und Müller waren u. a. Luise Hensel und deren Bruder, der Maler Wilhelm Hensel (der spätere Schwager von Felix Mendelssohn Bartholdy), Clemens Brentano und Graf Neithardt von Gneisenau Gäste dieses Salons. Im Rahmen eines der in diesen Salons üblichen literarischen Spiele mit dem Motto "Rose, die Müllerin" entstanden 1816 die ersten Gedichte des späteren Zyklus' "Die schöne Müllerin", zu denen Berger die Musik beisteuerte, lange bevor Müllers Gedichtsammlung ihre endgültige Form fand, die dann 1823 von Franz Schubert (1797-1828) vertont wurde.
Berger wurde in dieser Zeit zum gesuchtesten Klavierpädagogen seiner Zeit. Sein Ruf verbreitete sich weit über die Grenzen der Stadt Berlin hinaus. Sein prominentester Klavierschüler war der junge Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847), der als Komponist ein Schüler von Carl Friedrich Zelter (1758-1832) war, dem Gewährsmann Goethes in Sachen Musik. Zelter hatte in Berlin 1808 eine sog. "Liedertafel" gegründet, einen Männerchor, der sich so elitäre Aufnahmeregeln gegeben hatte, dass sich Berger vergebens um Aufnahme bemüht hatte. In Reaktion darauf gründete Berger gemeinsam mit Bernhard Klein, Ludwig Rellstab und Gustav Reichardt 1819 die "Jüngere Liedertafel zu Berlin", die sich nach außen stärker öffnete und so wichtige Impulse gab für die große Männerchorbewegung des 19. Jahrhunderts.
[Bearbeiten] Werke
Bergers kompositorisches Schaffen konzentrierte sich im Wesentlichen auf 3 Gattungen: Lied, Männerchor und Klaviermusik. Von den Zeitgenossen wurde er besonders als Liederkomponist geschätzt. Hier hat er die strenge Strophenform der sog. 2. Berliner Liederschule des 18. Jahrhunderts aufgebrochen zugunsten einer gesteigerten Expressivität, indem die Klavierbegleitung in den Melodiefluss integriert und mit Hilfe der Harmonik als Stimmungsträger die Textausdeutung intensiviert wurde. In der Klaviermusik dominieren die kleinen Formen, die er nur einmal überzeugend verlassen hat, nämlich mit seiner von Beethoven inspirierten Sonate pathetique op 1. Neben Variationenwerken waren vor allem seine beiden Etüdensammlungen op. 12 und op. 22 sehr verbreitet. Die Etüden op. 12 wurden bis ins 20. Jahrhundert hinein immer wieder aufgelegt. Sie sind durch ihren poetischen Charakter lyrische Klavierstücke und, wie schon Robert Schumann hervorhob, eigentlich "Lieder ohne Worte", die Mendelssohn Bartholdy zu seinen gleichnamigen Kompositionen den Weg wiesen. Berger hat sich auch an großen Formen versucht (z. B. Klavierkonzert), aber mit wenig Glück. Er war ein Meister der kleinen Formen und herausragender Repräsentant des Berliner Biedermeier an der Schwelle zur norddeutschen Romantik.
Achtung: Ludwig Berger hatte einen gleichnamigen Zeitgenossen, der auch als Ludwig K. Berger oder Ludwig Berger (Sänger) veröffentlichte. Er lebte zuletzt in Karlsruhe und schrieb vor allem Lieder mit Gitarrenbegleitung. In manchen Veröffentlichungen werden die Werke beider falsch zugeordnet. Lebensdaten: 1774(?) - 1828.
[Bearbeiten] Literatur
Dieter Siebenkäs: Ludwig Berger, sein Leben und seine Werke, Berlin 1963, 316 S. (mit Porträtzeichnung von Philipp Otto Runge). Ludwig Rellstab: Ludwig Berger, ein Denkmal, Berlin 1846.
[Bearbeiten] Weblinks
Siehe auch: Felix Mendelssohn Bartholdy, Fanny Hensel, Muzio Clementi, Carl Friedrich Zelter, Biedermeier
Personendaten | |
---|---|
NAME | Berger, Carl Ludwig Heinrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Komponist, Pianist und Klavierpädagoge |
GEBURTSDATUM | 18. April 1777 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 16. Februar 1839 |
STERBEORT | Berlin |