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Max Oertz - Wikipedia

Max Oertz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Max Oertz (* 20. April 1871 in Neustadt in Holstein; † 24. November 1929) zählt zu den großen deutschen Yachtkonstrukteuren. Er hat den deutschen Yachtbau zu Beginn des 20. Jahrhunderts maßgeblich geprägt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Max Oertz wuchs in seiner Geburtsstadt Neustadt/Holst. auf. Im Alter von fünf Jahren verlor er beide Eltern und wuchs fortan in einer Pflegefamilie in Berlin auf. Nach dem Abitur studierte Oertz an der Königlich-Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg Boot- und Schiffbau. Die aus Neustadt mitgebrachte Liebe zur Schifffahrt führte ihn in den Akademischen Seglerverein Berlin. Beides, Schiffbaustudium und Segelsport, bestimmten fortan sein Leben.

Nach seinem Studium arbeitete er zunächst als leitender Konstrukteur auf der Blekholmens-Varf in Helsigfors (heute Helsinki). Anschließend baute er in St. Petersburg eine Yachtwerft auf. In St. Petersburg entwickelte er für den Bau von leichten Rennyachten die sogenannte Nahtspantenbauweise.

1895, wieder nach Berlin zurückgekehrt konstruierte Max Oertz für den Berliner Bankier Barthold Arons die erste vollständig aus Aluminium gebaute Experimental-Rennyacht "Luna".

Oertz Yachten waren berühmt für ihre Schnelligkeit und Eleganz ohne die Wohnlichkeit an Bord zu vernachlässigen. Oertz war ein leidenschaftlicher Perfektionist, der jedes Detail einer Yachtkonstruktionen im Auge behielt. So war es folgerichtig, dass er die Yachten auch in einer eigenen Werft bauen wollte. 1886 gründete Max Oertz zusammen mit seinem Freund Hans Harder die Werft Max Oertz & Harder auf dem Reiherstieg in Hamburg. 1902 wurde die Werft von ihm als alleinigem Besitzer weitergeführt.

Seinen großen Durchbruch erreichte Max Oertz durch die Konstruktion und den Bau der großen Schoneryacht "Germania", die Gustav Krupp von Bohlen und Halbach 1907 bei ihm in Auftrag gab. "Deutsch vom Kiel bis zum Flaggenknopf" wurde die Yacht zum Symbol dafür, dass es dem einheimischen Schiffbau endlich gelungen sei, mit den damals führenden Industrienationen - vor allem England - gleichzuziehen. 1909 entstand nach Oertz Plänen für Kaiser Wilhelm II. der 47,14 m L.ü.A. messende Rennschoner "Meteor IV", 1914 folgte ebenfalls für Wilhelm II. die "Meteor V".

Insgesamt 450 Yachten und Boote liefen auf der Werft am Hamburger Reiherstieg vom Stapel.

Doch Oertz konstruierte nicht nur erfolgreiche Segel- und Motoryachten. Zu seinen Konstruktionen gehörten auch Flugzeuge und sich selbst stabilisierende Fesselballone. Für den Zeppelin konstruierte Oertz einen sogenannten Spähkorb der zu Beobachtungszwecken vom dem über den Wolken fliegenden Kriegs-Luftschiff an langen Seilen bis unter die Wolkendecke abgeseilt werden konnte.

Bereits 1909 konstruierte Oertz sein erstes Motorflugzeug, 1911 den ersten geschlossenen aerodynamischen Flugzeugrumpf. Für die Marine konstruierte Max Oertz mehrere Flugboote. Für Testflüge unterhielt Max Oertz in Schneverdingen einen eigenen Flugplatz.

1918 wurde ihm von der Technischen Hochschule Darmstadt für die Verdienste um die Luftfahrt der Dr. Ing h.c. verliehen.

Nach dem Krieg baute Oertz zunächst Fischerboote und revolutionierte nebenbei die Netzfischerei durch den Einsatz von gewölbten Scheerbrettern, die die Netze bei gleicher Schleppkraft deutlich weiter auffächern - noch heute sind die Oertz-Scheerbretter in der Fischerei Standard.

1922 zog sich Oertz aus der inzwischen verkauften Werft zurück und arbeitete als freier Konstrukteur.

Max Oertz machte über die Yachtkonstruktion hinaus zahlreiche bedeutende Entwicklungen und hielt zahlreiche Patente. Erwähnt sei das für die Großschiffahrt entwickelte "Oertz-Ruder", das bis zu 15% weniger Widerstand bei 40% Ruderkraftersparnis bewirkt. Nicht zuletzt mit Hilfe des Oertz-Ruders konnten die beiden großen Turbinen-Schnelldampfer des Norddeutschen Lloyd "Bremen" und "Europa" den Transatlantik-Rekord der britischen "Mauretania" brechen und für Deutschland des Blaue Band erringen. Nach diesen spektakulären Erfolgen sollte sich das Oertz´sche Patentruder innerhalb weniger Jahre in der Großschifffahrt durchsetzen.

Ab 1926 befasste sich Max Oertz auch mit dem aerodynamisch geformten Schornstein für große Seeschiffe. Mit einer im Grundriss tropfenförmig gebauten Kaminverkleidung erreichte Oertz einen sauberen Rauchabzug ohne die bis dahin üblichen Verwirbelungen auf der Rückseite des Kamins. Hierdurch konnten die Schiffsschornsteine wesentlich niedriger ausgeführt werden.

Am 24. November 1929 starb Dr.-Ing. h.c. Max Oertz in Hamburg

[Bearbeiten] Berühmte Yachten

Die Schoneryacht Germania, erbaut auf der Krupp Germaniawerft für Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, wurde 1908 fertiggestellt. Es war die erste in Deutschland gezeichnete und gebaute Rennyacht dieser Größenordnung. Da sie zudem erfolgreich segelte, erhielt Max Oertz wichtige Folgeaufträge. Erstmalig ließ der segelbegeisterte deutsche Kaiser Wilhelm II. seine Yachten von einem deutschen Konstrukteur entwickeln - "Meteor IV" (1908) und "Meteor V" (1913).

Zahlreiche Sonderklasse-Yachten wurden von Max Oertz gezeichnet. Kaiser Wilhelm gab bei Max Oertz die Sonderklassen "Samoa" I bis III in Auftrag. Für den deutschen Kronprinzen entstanden "Angela" I bis IV. Berühmt wurden Oertz Sonderklassen "Wannsee" I bis IX, die er im Auftrag und auf Rechnung des Berliner Vereins Seglerhaus am Wannsee baute. Sie wurden von dem erfolgreichsten deutschen Segler Otto Protzen von Sieg zu Sieg gesegelt. Von den heute existenten Sonderklassen geht gut ein Drittel auf Max Oertz zurück. Die älteste noch erhaltene Oertz-Sonderklasse(S OE 1) stammt von 1904.

Weitere Konstruktionen (ein kleiner Auszug)

  • Seekreuzer 15 KR "Prosit IV" (1969)
  • Schwertflunder "Dora" (1894)
  • Rennyacht "Marina" (1894)
  • Rennyacht "Navigare necesse est" (1894)
  • Aluminium-Rennyacht "Luna" (1895)
  • Renn- und Fahrtenyacht "Prosit" (1898) des Akademischen Segler-Vereins in Berlin.
  • Schoner "Margola" (1898)
  • Rennyacht "Klein Polly" (1899). Nahm als erste deutsche Yacht erfolgreich an Regatten in Frankreich teil.
  • Rennyacht "Polly" (1900)
  • IIB Kreuzeryacht "Carola"(1905)
  • Rennyacht "Felca" (1906). Siegerin im internationalen Rennen um den Pokal von Frankreich 1906
  • 12mR-Yacht "Heti" (1907)
  • 12mR-Schwert-Yacht "Davo II" (1911)
  • Motorkreuzer "Roland" (1910)
  • 19mR-Yacht "Cäcilie" (1913)
  • 8mR-Yacht "Stint" (1914)
  • mehrere schnelle U-Boot-Zerstörer, LM-Boote, Torpedo-Motorboote und flachgehende Mienenräumboote für die Kaiserliche Marine (1916-1917)
  • 8 Stck. Oertz-Fischkutter für die Reederei Cordes & Peters, Lübeck.
  • Schoner-Yacht "Aello" (1922) für Ägypten.
  • Doppelschrauben-Motoryacht "Camalote" (1922) für einen argentinischen Bankier.
  • Ketsch "Senta" (1929) für den Werftvorstand Deutsche Werke, seit 1931 in Besitz der Familie Schmidt, Bremen, 1935 bei A&R umgerüstet zur Spreizgaffelketsch.

[Bearbeiten] Bedeutung

Max Oertz war der erste deutsche Yachtkonstrukteur von Weltrang. An der Schwelle zum 20. Jahrhundert gelang es ihm, Yachten zu entwickeln, die gleichermaßen schnell und schön waren. Damit wurde Oertz zum Wegbereiter für eine ganze Reihe weiterer deutscher Yachtkonstrukteure wie Wilhelm von Hacht, Henry Rasmussen, Fritz Naglo.

In Neustadt in Holstein findet alljährlich im Gedächtnis und zur Erinnerung an ihn die Max-Oertz-Regatta des Freundeskreises für klassische Yachten statt.

[Bearbeiten] Literatur

  • Klaus Kramer, Dr.-Ing. h.c. Max Oertz - Genie, Yachtkonstrukteur, Aeronaut und Erfinder, Klaus Kramer Verlag Aichhalden, ISBN 3-9805874-3-6,
  • Das Oertz-Ruder: Yacht 1929 Heft 11 Seite 10 ff

[Bearbeiten] Weblinks

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