Mezzanine-Kapital
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Mezzanine-Kapital oder Mezzanine-Finanzierungen (abgeleitet aus der Architektur i. S. v. Zwischengeschoss) beschreibt als Sammelbegriff Finanzierungsarten, die in ihren rechtlichen und wirtschaftlichen Ausgestaltungen eine Mischform zwischen Eigen- und Fremdkapital darstellen. Dabei wird in der klassischen Variante einem Unternehmen wirtschaftliches und/oder bilanzielles Eigenkapital zugeführt, ohne den Kapitalgebern Stimm- oder Einflussnahmerechte bzw. Residualansprüche wie den echten Gesellschaftern zu gewähren.
Mezzanine-Kapital kann eigenkapitalähnlich (sog. Equity Mezzanine) in Form von Genussrechten, wertpapierverbrieften Genussscheinen oder stillen Beteiligungen begeben werden. Möglich sind darüber hinaus Wandel- und Optionsanleihen. Mezzanine-Kapital, das in Form von nachrangigen, partiarischen Darlehen oder Gesellschafterdarlehen gewährt wird, besitzt hingegen Fremdkapitalcharakter und ist in der Regel bilanziell als Verbindlichkeit zu erfassen (sogenannte Debt Mezzanine). Klassische Fremdkapitalgeber rechnen das Mezzanine i. d. R. dem wirtschaftlichen Eigenkapital zu, da es die potenziell verfügbaren Sicherheiten nicht schmälert. Dies hat zur Folge, dass nach Einbringung von Mezzanine die Kreditlinie erhöht werden kann, was wiederum eine günstigere Mischfinanzierung (s.u.) erlaubt.
Das Mezzanine-Mindestvolumen beträgt als Folge der im Vergleich zum klassischen Kredit höheren Transaktionskosten (aufwendigere Prüfung des Kapitalnehmers mangels Sicherheiten) i. d. R. mindestens 0,5 Mio. €. Mezzanine-Geber sind oftmals Private Equity-Gesellschaften, Banken sowie spezielle Mezzanine-Fonds. Die Mezzanine-Geber refinanzieren sich ihrerseits größtenteils über Fremdkapital bzw. reichen die gewährten Darlehen gebündelt in Form von Verbriefungen an Investoren weiter. Das Volumen der Verbriefungen überschritt Anfang 2007 im deutschsprachigen Raum 4 MrdEuro (vgl. nachfolgende Tabelle, die auch die starke Zunahme der Mezzanine-Verbriefungen bei gleichzeitigem Rückgang der durchschnittlichen Tranchengröße zeigt).
Die erwähnte aufwendigere Prüfung erfolgt oftmals in Form eines externen Ratings oder durch eine umfangreiche Darstellung des Mezzanine-Nehmers incl. Mehrjahresplanung. Eine detaillierte Mehrjahresplanung, die den Zeitpunkt der vorgesehenen Mezzanine-Rückzahlung einschließt, ist insbesondere für wachstumsorientierte Unternehmen von großer Bedeutung. Wachstumsstarke Unternehmen reinvestieren ihre generierten Cashflows, so dass diese grundsätzlich nicht für Tilgungen zur Verfügung stehen.
Als Folge der strengen Kriterien bei der Mezzanine-Vergabe erhalten Unternehmen mit einer niedrigen Eigenkapitalquote nur selten Mezzanine-Kapital. Mezzanine ersetzt somit kein fehlendes Eigenkapital, sondern ergänzt bestehendes.
Die Ausgestaltungsmöglichkeiten von Mezzanine-Kapital sind gesetzlich weniger stark reguliert als beispielsweise Aktienkapital, sodass flexible Finanzierungslösungen möglich sind, insbesondere in Bezug auf Laufzeiten (i. d. R. zwischen 7-10 Jahre), Kündigungsmöglichkeiten (z.B. wenn der Mezzanine-Nehmer in der Folge eine vorher definierte Eigenkapitalquote unterschreitet), Verzinsungs-, Gewinn- und Verlustregelungen oder Rückzahlungsmodalitäten. Jedoch entscheiden gerade diese Punkte, wie das investierte Kapital haftungs- und steuerrechtlich betrachtet wird (Eigen- oder Fremdkapital). Verbriefte, an einem Publikumsmarkt (Börse) handelbare Wertpapiere (in Deutschland z. B. Genussscheine) unterliegen der Prospekthaftung und der Genehmigung durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).
In der internationalen Rechnungslegung nach den International Financial Reporting Standards (IFRS), ehemals International Accounting Standards (IAS), erfolgt die Zuordnung zu Eigen- oder Fremdkapital aufgrund der tatsächlichen Vertragsgestaltung. Tendenziell sieht IAS 32 - Financial Instruments: Disclosure and Presentation (Finanzinstrumente: Angaben und Darstellung) aber eher eine Zuordnung zum Fremdkapital vor, was zu einer hohen Ergebnisvolatilität führen kann.
Mezzanine-Finanzierungen gewinnen vor allem durch die immer vorsichtigere Kreditvergabe der Banken durch Basel II insbesondere bei mittelständischen Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Das höher zu verzinsende Mezzanine wird idealerweise ergänzt durch niedriger zu verzinsende klassische Kredite. Beispiel: Durch die Aufnahme von Mezzanine z.B. in Höhe von 1 Mio. € wird das wirtschaftliche Eigenkapital entsprechend erhöht, so dass zusätzliche Firmenkredite in Höhe von 2 Mio. € darstellbar sind (Mischfinanzierung).
[Bearbeiten] Literatur
- Werner: Mezzanine Kapital - Mit Mezzanine-Finanzierung die Eigenkapitalquote erhöhen Bank-Verlag Köln, 2. Auflage 2007, ISBN 3-86556-135-7
- Häger/Elkemann: Mezzanine Finanzierungsinstrumente. Berlin 2004, ISBN 3-503-06373-0.
- Müller-Känel: Mezzanine Finance - Neue Perspektiven in der Unternehmensfinanzierung. 2. Auflage, Paul Haupt Verlag Bern, Stuttgart, Wien, 2004, ISBN 3-258-06819-4.
- Bösl/Sommer: Mezzanine Finanzierung, Verlag C.H. Beck, München, 2006, ISBN 3-406-54593-9
[Bearbeiten] Weblinks
- Überblicksartikel über die Formen der Mezzanine-Finanzierung (PDF)