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Mineralwasser - Wikipedia

Mineralwasser

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Stilles Mineralwasser
Stilles Mineralwasser

Als Mineralwasser werden im allgemeinen Sprachgebrauch natürliches Mineralwasser sowie oft auch andere zum Verzehr geeignete Wasserprodukte bezeichnet. Die offiziellen Produktbezeichnungen in Deutschland, sowie in Österreich lauten:

  • Natürliches Mineralwasser: Es hat seinen Ursprung in unterirdischen, vor Verunreinigungen geschützten Wasservorkommen, wird an der Quelle abgefüllt und muss amtlich anerkannt werden. Darüber hinaus muss es eine ernährungsphysiologische Wirkung aufgrund von Mineralstoffen, Spurenelementen und dergleichen aufweisen.
  • Quellwasser: Es stammt ebenfalls aus unterirdischen Vorkommen, darf aber Spuren von Verunreinigungen enthalten und bedarf keiner amtlichen Anerkennung.
  • Tafelwasser: Es besteht hauptsächlich aus Trinkwasser. Es gibt keine Anforderungen an den Mineralstoffgehalt oder die Behandlungsmethoden. Bei erhöhtem Kohlendioxid/Kohlensäure-Gehalt wird es in Österreich auch als Sodawasser bezeichnet.
  • Heilwasser: Wasser, das aufgrund des Nachweises einer heilenden, lindernden oder vorbeugenden Wirkung als Arzneimittel zugelassen wurde. Der Mineralstoff- und Spurenelementgehalt von Heilwässern liegt meistens in ähnlicher Größenordnung wie bei Natürlichen Mineralwassern.

Nicht abgepacktes Trinkwasser aus der öffentlichen Trinkwasserversorgung wird meist als Leitungswasser bezeichnet. Kohlensäurehaltiges Mineralwasser wird auch als saurer Sprudel oder regional in Form eines Begriffsmonopols als Selterswasser (kurz Selters) bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Rechtliches in Deutschland

Mineralwässer und Heilwässer benötigen als einzige Lebensmittel in Deutschland eine amtliche Anerkennung. Amtlich anerkannte Mineralwässer werden mit dem Namen der Quelle und dem Ort der Quellnutzung vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit im Bundesanzeiger bekanntgemacht.

Die verschiedenen Begriffe, zulässige Höchstwerte für Inhaltsstoffe, Behandlung etc. sind in der Mineral- und Tafelwasserverordnung festgeschrieben.

Im Gegensatz zu anderen Lebensmitteln wird Mineralwasser nicht mit lediglich 7 Prozent Mehrwertsteuer besteuert, sondern fällt - laut "Liste der dem ermäßigten Steuersatz unterliegenden Gegenstände" - nicht wie Kaffee oder Tee in die Kategorie der Grundnahrungsmittel und wird daher mit 19 Prozent Mehrwertsteuer besteuert.

[Bearbeiten] Ist Mineralwasser gesünder als Leitungswasser?

1 = Quellort: Bielefeld
2 = Entnahme vom Bodensee
Inhaltsstoff Mineralwasser1 Leitungswasser2
Calcium 157,0 mg/l 49,3 mg/l
Chlorid 25,5 mg/l 5,5 mg/l
Hydrogencarbonat 373,0 mg/l 2,75 mg/l
Kalium 1,9 mg/l 1,3 mg/l
Magnesium 36,0 mg/l 8,0 mg/l
Natrium 10,7 mg/l 4,5 mg/l
Sulfat 200,0 mg/l 34,0 mg/l

Diese Frage führt häufig zu heftigen Kontroversen. Der Mensch kann seinen Bedarf an Mineralstoffen vollständig aus der festen Nahrung decken, bei einem gesunden Menschen und bei normaler Ernährung macht es deshalb keinen Unterschied, ob man seinen Flüssigkeitsbedarf durch Mineralwasser oder Leitungswasser deckt. Allerdings kann das Trinken eines calciumreichen Mineralwassers sinnvoll sein, wenn eine Milchunverträglichkeit vorliegt und deshalb die wichtigen Calciumquellen Milch und Milchprodukte nicht verzehrt werden. In kalkhaltigen Gegenden ist der Calcium-Gehalt des Trinkwasser allerdings höher als der eines durchschnittlichen Mineralwassers; so enthält Berliner Trinkwasser bis zu 150 mg Calcium pro Liter, manche Mineralwässer nur ein Zehntel davon.

Kritiker behaupten, dass die Mineralstoffe in Mineralwässern in Teilchen enthalten sind, die zu groß seien, um vom Körper aufgenommen zu werden. Die Stoffe würden demnach unverändert mit dem Urin ausgeschieden werden. Daher sei Mineralwasser also nicht besser als Leitungswasser, das ebenfalls Mineralstoffe enthält. Der Kritik stehen Studien gegenüber, in denen die Bioverfügbarkeit von Mineralstoffen aus Mineralwässern nachgewiesen wurde.[1] Dementsprechend habe Calcium aus Mineralwasser die gleiche Resorbierbarkeit wie Calcium aus Milch (ca. 37–49 %). Ebenso konnte bei Magnesium eine hohe Resorptionsrate festgestellt werden (ca. 50 %).

Sehr calciumreiche Mineralwässer schmecken oft bitter, vor allem wegen des hohen Calciumsulfat-Anteils.

Trinkwasser ist mitunter Umwelteinflüssen ausgesetzt, während sich die Einflüsse beim Mineralwasser wenig bis gar nicht bemerkbar machen. In Deutschland ist allerdings selbst in langen Rohrleitungssystemen bis zur Entnahmestelle kaum eine Gefahr gegeben, dass Verunreinigungen und Bakterien ins Wasser kommen, da die Leitungen unter hohem Druck stehen, was ein Eindringen effektiv verhindert. Gefahren für Verunreinigungen bietet neben den Rohrleitungssystemen auch der Auslass (Wasserhahn). Gerade dort können sich Bakterien vermehren, vor allem, wenn Wasserfilter benutzt werden.

Mineralwasser bietet den Vorteil gleich bleibender Wasserqualität. Allerdings kann es in Ausnahmefällen zu einer Verunreinigung beim Abfüllen kommen. Zum Beispiel bei Plastikflaschen muss sichergestellt werden, dass chemische Verbindungen nicht aus dem Verpackungsmaterial in das Wasser übertreten.

Die Mineral- und Tafelwasserverordnung schreibt strengere mikrobiologische Grenzwerte als beim Trinkwasser vor, die u. a. durch die Lebensmittelüberwachung kontrolliert wird. Sie gelten aber nur für den Ort der Abfüllung, nicht für den weiteren Weg bis zum Verbraucher, während die Anforderungen an Trinkwasser für den Ort der Entnahme gelten. Während bei der Trinkwasseraufbereitung erheblich in das Produkt eingegriffen wird, darf Mineralwasser in seiner ursprünglichen Zusammensetzung nicht verändert werden.

[Bearbeiten] Belastung mit Radionukliden

Mineralwässer weisen häufig einen erhöhten Gehalt an den Radionukliden Radon-222 und Radium-226 auf und tragen damit zu einer größeren Strahlenexposition des Organismus bei. Eine gesundheitliche Gefährdung ist daraus allerdings vermutlich nur in Sonderfällen (z. B. bei extrem häufigem Genuss) abzuleiten. Nach Angaben von Rolf Michel, Leiter des Zentrums für Strahlenschutz und Radioökologie der Universität Hannover, hat etwa ein Säugling, der jährlich 50 Liter des am stärksten belasteten Mineralwassers trinkt, eine zusätzliche Strahlenbelastung von 0,1 Millisievert pro Jahr, was etwa der Strahlenbelastung bei einem Langstreckenflug entspricht.

Durch die Empfehlung des Umweltbundesamtes werden hingegen die zu hohen Urangehalte in manchen Mineralwässern kritisiert. Das Bundesamt hat angegeben, dass maximal 10 μg Uran pro Liter für Erwachsene akzeptabel sind[2] (μg = Mikrogramm = 10-6 Gramm). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Bundesinstitut für Risikobewertung empfehlen einen Maximalgehalt von 15 μg Uran pro Liter für Erwachsene und 2 μg Uran je Liter bei Säuglingen und Kleinkindern[2]. Eine Untersuchung des Bundesinstituts für Risikobewertung von 1.530 Mineralwasserproben aus deutschen Quellen zwischen den Jahren 2000 und 2004 ergab, dass eine Probe einen Urangehalt von 71 μg pro Liter enthielt[3], welches kurz darauf aber nicht mehr verkauft wurde. Allerdings lag die Urangehalte von 97 % der Proben bei weniger als 15 μg Uran pro Liter und gelten damit als unbedenklich für Erwachsene[3].

Durch Uran werden besonders die Nieren des menschlichen Körpers angegriffen und beschädigt[3].

Dennoch lässt es sich in der Realität nicht vermeiden, dass Menschen über ihre Nahrung Uran zu sich nehmen. Beispielsweise enthält Meerwasser etwa 3,3 μg Uran pro Liter, deutsche Flüsse und Seen etwa 1-3 μg pro Liter und das Grundwasser in Deutschland kann zwischen 0,4 und 2,4 μg pro Liter enthalten. Als aussagekräftigster Vergleich kann das deutsche Trinkwasser mit durchschnittlich 0,3 μg Uran pro Liter zum deutschen Mineralwasser mit durchschnittlich 2,8 μg pro Liter hergezogen werden[4].

[Bearbeiten] Mineralwasservorkommen in Deutschland

Mit über 22 Millionen Litern täglicher Quellschüttung sind die in Brunnen gefassten Mineralquellen von Stuttgart die ergiebigsten in ganz Westeuropa. Auerwasserkalke beweisen, dass das Mineralwasser seit ungefähr 500.000 Jahren sprudelt. Die Geschichte seiner Nutzung geht bis in die Römerzeit zurück. Heute stützt sich ein reger Kur- und Badebetrieb auf die Quellen. Die Fassungen schütten 225 l/s. Davon fallen etwa 165 l/s auf das hochkonzentrierte ("saure") Wasser. Zusätzlich treten mehr als 200 l/s nicht erkennbar in den Neckar oder in den Kieskörper der Neckartalaue über. Die Gesamtschüttung der Bad Cannstatter und Berger Quellen beträgt somit mehr als 500 l/s. Die hohe Quellschüttung erlaubt, dass das Heilwasser den Wannenheilbädern und einigen großen Schwimm- und Badebecken direkt aus der Quelle naturbelassen zufließen kann. Nachdem die Wässer ursprünglich in natürlichen Quelltrichtern austraten, sind sie heute in 19 Brunnen gefasst, 12 davon sind als Heilquellen staatlich anerkannt. Die Mombachquelle ist im weitgehend natürlichen Zustand belassen.

[Bearbeiten] Mineralwasserkonsum

[Bearbeiten] In Deutschland

[Bearbeiten] In Europa

Mittlerer jährlicher Konsum von abgefülltem Mineralwasser (in Litern und pro Person, 2003)[5]

Land Liter/Person
Italien 203
Frankreich 149
Belgien 145
Deutschland 129
Spanien 126
Schweiz 110
Portugal 92
Griechenland 57
Ungarn 55
Polen 41
Großbritannien 34
Russland 10


[Bearbeiten] Quellen

  1. Dipl. oec. troph. Birgit Becke für die Informationszentrale Deutsches Mineralwasser (IDM), Bonn: Die Bioverfügbarkeit der Mineralstoffe aus Mineral- und Heilwässern
  2. a b Foodwatch e.V. - Uran aus der Flasche, Seite 1 (Stand Juli 2006)
  3. a b c Foodwatch e.V. - Uran aus der Flasche, Seite 5 (Stand Juli 2006)
  4. Gesundheitsamt Bremen - Uran in Trink- und Mineralwasser, Seite 1 (2. Auflage 03.2006)
  5. Nestlé-Waters

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

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