Mixtape
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Unter einem Mixtape (auch mix tape oder mixed tape geschrieben) versteht man eine selbsterstellte Zusammenstellung von Liedern (meist urheberrechtlich geschützte Pop- und/oder Rockmusik, die anderen Quellen entnommen wurde), welche in einer bestimmten Reihenfolge auf einer Compact Cassette (Audiokassette) aufgenommen wurden. Im Allgemeinen ist damit die Absicht verbunden, diese für den privaten Gebrauch, als Soundtrack zu gesellschaftlichen Anlässen oder als Geschenk zu verwenden. Die jüngsten Entwicklungen neuer Technologien ermöglichen darüber hinaus die Erstellung und Verteilung solcher Zusammenstellungen in Form einer Compact Disc (CD) oder MP3 Playlist. Dieser Artikel verwendet dafür verallgemeinernd den Begriff Mixtape.
Mixtapes spiegeln für gewöhnlich den Musikgeschmack des Erstellers wieder. Sie können dabei von einer eher beiläufig ausgewählten Liste an Lieblingsliedern, über einen konzeptuellen Mix an themen- und stimmungsgebunden Musikstücken, bis zu höchst persönlichen, auf den Empfänger der Kassette zugeschnittenen Aussagen reichen.
Der Essayist Geoffrey O'Brien bezeichnete das persönliche Mixtape als "die am häufigsten ausgeübte amerikanische Kunstform". Viele Mixtape-Begeisterte sind davon überzeugt, dass durch die sorgfältige Auswahl und Festlegung der Reihenfolge der Stücke innerhalb einer Zusammenstellung eine künstlerische Aussage geschaffen werden kann, welche durchaus aussagekräftiger ist als die bloße Summe der einzelnen Lieder. So wie ein Popmusik-Album aus der Nach-The Beatles-Ära mehr ist, als nur eine bloße Zusammenstellung von Singles.
[Bearbeiten] Geschichte
Wahrscheinlich entstanden die ersten Mixtapes bald nach der Einführung der Compact Cassette durch Philips auf der Berliner Funkausstellung 1963. Davor hatte man zur Aufnahme einer nach persönlicher Auswahl zusammengestellten Kompilation noch Spezialgeräte wie ein Tonbandgerät benötigt, auf die der normale Popmusikfan keinen Zugriff hatte. Das Aufkommen des CrO2-Aufnahmebands, das Aufnahmen in guter Qualität ermöglichte, machte die Audiokassette auch für Musikaufnahmen attraktiv.
Als Compact Cassetten und -recorder Verbreitung fanden und sogar tragbar wurden, sanken auch die technischen Hürden für die Aufnahme von Mixtapes. Schließlich benötigte man nur noch einen Kassettenrecorder, eine Handvoll Audiokassetten, die jeder Supermarkt zu einem erschwinglichen Preis anbot, und die aufzunehmende Musik, beispielsweise von einer Schallplatte oder auch aus dem Radio - die meisten Kassettenrecorder verfügten zu dieser Zeit bereits über einen eingebauten Radioempfänger. Die Ausbreitung der Mixtapes beschleunigte sich durch die neuen Möglichkeiten des Musikkonsums, die Autoradios mit Kassettenteil und ab den späten 1970ern der Walkman boten.
Es sollte eine Unterscheidung getroffen werden zwischen einem persönlichen, für eine einzelne Person oder einen privaten Anlass aufgenommenen Mixtape und einem „Partytape“, auf dem Aufführungen von DJs festgehalten waren und die öffentlich verkauft wurden. In den USA vertrieben in den 1970ern Künstler wie Afrika Bambaataa, Grandmaster Flash und DJ Hollywood ihre Clubaufnahmen auf diese Art. Zu einem entsprechenden Preis waren auch für den Käufer persönlich erstellte Aufnahmen erhältlich.
Während der 1980er waren Mixtapes ein omnipräsentes Element der Jugendkultur. Erst die bessere Verfügbarkeit von Brennern und MP3-Spielern sowie das Verschwinden der Audiokassetten-Spieler aus Autos und Haushalten haben zu einer Abnahme der Popularität der „klassischen“ Compact Cassette als Medium für Mixtapes geführt. Mix-CDs und MP3-Playlists haben seitdem die Kassette weitgehend verdrängt. Die rein physische Erstellung eines Mixes auf diesen Medien nimmt nunmehr Minuten in Anspruch, während die Auswahl und Zusammenstellung aber immer noch Stunden benötigen kann. Man mag das Verschwinden der Audiokassetten betrauern - die neuen Technologien bieten auch neue Möglichkeiten. So lebten Mix-Tauschclubs wieder auf, die Mix-CDs per Post austauschen; manche Enthusiasten betonen die technischen Vorteile der Mix-CD, die der Kreativität Vorschub leisteten.
[Bearbeiten] Terminologie
In der Hip Hop-Szene bezeichnet der Begriff Mixtape Zusammenstellungen von DJs. Meist ist das Ziel die Bekanntmachung unbekannter Künstler oder die Verbreitung neuer Songs etablierter Künstler. Manche DJs benutzen hier auch gerne Themen auf denen sie ihren Mix aufbauen, z.B. Beefs oder Freestyles, sowie Beats von bekannten Tracks über die neu gerappt wird. Auch CDs werden hier als Tapes bezeichnet. Diese Zusammenstellungen werden manchmal kommerziell vermarktet, aber auch verschenkt. Darüberhinaus scheinen Mixtapes in den USA ein größerer Markt zu sein. Der Sinn dieser Mixtapes ist oft auch einen Vorgeschmack auf ein Comeback oder ein kommendes Album zu geben. So testen die Produzenten bzw. der Künstler, wie gut er sich vermarktet und, ob sich sein Album verkaufen wird oder nicht. Im Gegensatz zu Raubkopien ganzer Alben von Künstlern, steht die Plattenindustrie den Mixtapes freundlich gegenüber. Längst haben sie erkannt, dass Mixtapes eine neue Form des kostenlosen Guerillamarketings sind und helfen, neue Songs oder Künstler zu etablieren.
[Bearbeiten] Literatur
- Ellis, Bret Easton (1986). Less Than Zero. ISBN 0679781498
- Erdman, Sarah (2003). Nine Hills to Nambonkaha: Two Years in the Heart of An African Village. ISBN 0805073817
- Gallagher, David (30. Januar 2003). For the mix tape, a digital upgrade and notoriety. The New York Times.
- Hornby, Nick (1995). High Fidelity. ISBN 1573225517
- Hornby, Nick (2003). Songbook. ISBN 1573223565
- Keller, Joel (22. Januar 2004). PCs killed the mix-tape star. Salon.com.
- Moore, Thurston (2004). Mix Tape. ISBN 0789311992
- O'Brien, Geoffrey (2004). Sonata for Jukebox. ISBN 1582431922
- Paul, James (26. September 2003). Last night a mix tape saved my life. The Guardian.
- Sante, Luc (13. Mai 2004). Disco Dreams. The New York Review of Books. (This review of Songbook and Sonata for Jukebox describes the mix tape as "one part Victorian flower album, one part commonplace book, one part collage, and one part recital.")
- Stuever, Hank (29. Oktober 2002). Unspooled: In the digital age, the quaint cassette is sent reeling into history's dustbin. Washington Post.
- Vowell, Sarah (2001). Take the Cannoli: Stories from the New World. ISBN 0743205405
- Warner, Alan (1995). Morvern Callar. ISBN 038548741X