Tonbandgerät
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Ein Tonbandgerät dient der analogen Tonaufzeichnung auf Tonbandmaterial. Letzteres besteht aus dünnem Kunststoff als Trägermaterial, das mit einer magnetisierbaren Schicht mit Eisen-, Eisenoxid- und/oder Chromoxidkristallen beschichtet ist.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Es gab historisch seit den 1930er Jahren zunächst nur Spulengeräte, die mit losem Bandmaterial arbeiten. In der Anfangszeit war dies einfach Stahldraht. Im Laufe der 1930er Jahre werden Acetat-Bänder mit einer Breite von 6,5 mm entwickelt, die auf mehr oder weniger großen Spulen aufgewickelt werden. Diese ersten Geräte um 1935 nennt man auch Vollspurgeräte, weil die ganze Bandbreite nur für eine Spur genutzt wird. Die Bandgeschwindigkeit beträgt zuerst 100 cm/s, dann 76 cm/s, später 38 cm/s.
Um 1943 gibt es erste Halbspurgeräte. Dabei wird erst die eine Hälfte des Bandes genutzt und die Spule am Bandende gedreht; so kann man die Spielzeit verdoppeln.
Zu Beginn der 1960er Jahre werden Viertelspurgeräte entwickelt. Im Heimbereich sinkt die Bandgeschwindigkeit auf 9,5 cm/s. Diese Geräte ermöglichen die Stereo-Aufzeichnung.
Mitte der 1960er-Jahre werden Mehrspurtonbandgeräte eingeführt - zuerst 8-Spur-Geräte mit einer Bandbreite von 1 Zoll (1 Zoll = 2,54 cm), in der Weiterentwicklung ging dieses bis auf 48 Spuren auf 2-Zoll-Band (5,08 cm). Hiermit ist es möglich, 48 einzelne Tonquellen gleichzeitig oder nacheinander aufzunehmen, und man hat somit bei der Ur-Aufnahme jede Ton-Quelle einer Spur zugeordnet. Dadurch kann das Abmischen nachträglich geschehen und bis zur Zufriedenheit wiederholt werden. Versuche gab es auch mit bis zu 96 Spuren. Spulentonbandgeräte werden heute kaum noch im Privatbereich eingesetzt, sondern nur noch im professionellem Bereich, vor allem beim Rundfunk und in Tonstudios; aber auch dort schon mit abnehmender Tendenz.
In den 1960er-Jahren kommen die Kassettengeräte mit den Compact Cassetten (Audiokassetten) auf. Sie sind in der Handhabung deutlich bequemer und durch ihr Gehäuse „narrensicher“. Sie arbeiten mit wesentlich schmalerem Bandmaterial (3,175 mm), was sich in der Anfangszeit sehr in schlechterer Tonqualität niederschlug, so dass diese Geräte zunächst vor allem als Diktiergeräte und weniger zur Musikaufzeichnung eingesetzt werden. Das ändert sich rasch, vor allem, als CrO2-Bandmaterial entwickelt wird, mit dem auch HiFi-Qualität möglich wird. Durch den Einsatz von Rauschunterdrückungs-Systemen (Dolby, HighCom (Telefunken)) konnte die Tonqualität nochmals erheblich gesteigert werden. Ebenfalls wurden neue Tonköpfe entwickelt, die eine sehr hohe Standzeit hatten (Glasferritkopf). Damit lösten die Kassettengeräte die Spulentonbandgeräte im Privatbereich ab. Heute werden auch diese Geräte immer seltener eingesetzt. In ihre Domäne dringen selbstgebrannte CDs bzw. DVDs, die MiniDisc sowie Computer-Festplatten (v. a. mit MP3-Musikdateien) vor.
[Bearbeiten] Aufbau und Technik
Standardmäßig hat man links die Abwickelspule mit dem Vorrat, vorn in der Mitte die Tonköpfe (s. u.) und die Capstan-Welle (s. u.) und rechts die Aufwickelspule. Im professionellen Bereich werden auch offene Bandteller verwendet, als Wickelkörper dienen der AEG-Spulenkern (sogenannter Bobby) bzw. der NAB-Ring.
Zur Aufzeichnung dienen zwei Tonköpfe. Zuerst läuft das Band an einem Löschkopf vorbei, der einen relativ breiten Kopfspalt aufweist und mit Hochfrequenz weit jenseits hörbarer Frequenzen – meist über 80 kHz – gespeist wird. Bei billigen Geräten wird auch schon mal mit einem Gleichfeld gelöscht, was aber die Aufnahmequalität mindert. Die eigentliche Aufzeichnung erfolgt mit einem Sprechkopf, der einen etwas breiteren Kopfspalt als der Hörkopf aufweist, um eine genügende Durchflutung des magnetisierbaren Materiales und damit genügend Pegel und Rauschabstand zu ermöglichen. Die aufzuzeichnende Niederfrequenz bekommt noch einen gewissen Anteil an Hochfrequenz (die gleiche wie beim Löschkopf) zugemischt, um Hystereseeffekte zu vermeiden, die sog. Vormagnetisierung. Zur Wiedergabe dient ein Hörkopf, der eher einen möglichst schmalen Kopfspalt haben sollte, um ein möglichst hohe Grenzfrequenz zu erreichen. Bei preiswerteren Geräten wird nur ein einziger Kombi-Kopf sowohl als Hör- und als Sprechkopf verwendet, der dann nach einem Kompromiss für beide Anforderungen ausgelegt wird.
Der eigentliche Bandantrieb erfolgt nicht über die Bandteller, da dies angesichts der ständigen Durchmesseränderungen der Bandwickel zu Geschwindigkeitsschwankungen führen würde. Die konstante Bandgeschwindigkeit wird durch eine senkrecht stehende, präzisonsgefertigte Stahlwelle in enger Nähe zu den Sprechköpfen gewährleistet, die einen genau festgelegten Durchmesser hat und mit hochkonstanter Drehzahl rotiert. An diese wird das Band durch eine gefederte Gummirolle (Andruckrolle) angedrückt. Diese Welle nennt man Capstan-Welle. Die Bandteller sind dann nur noch dazu da, das Bandmaterial mit geringem Widerstand abzuwickeln und mit leichtem Zug auf der anderen Seite aufzuwickeln. Bei Heimgeräten erfolgt dies meist durch mechanische Rutschkupplungen. Bei (halb-)professionellen Geräten (z. B. ReVox) erfolgt der Antrieb mit drei Motoren, von denen zwei für das Drehmoment der beiden Wickelteller und der dritte für den Antrieb der Capstanwelle zuständig sind. Die Bandgeschwindigkeit bei Spulentonbandgeräten beträgt 9,5 cm/s oder ein Vielfaches einer Zweierpotenz davon (19, 38, 76 cm/s) oder Bruchteile (4,75 cm/s) davon. Der Wert 4,75 cm/s wird auch bei Audiokassetten verwendet. Videokassetten laufen in Standardgeschwindigkeit etwa halb so schnell (2,39 cm/s).
Jede Bandgeschwindigkeit hat ihre spezielle optimale Emphase. Zu dieser Änderung des Frequenzganges gehört eine genormte Zeitkonstante. Dabei werden bei der Aufnahme hohe Frequenzen angehoben (Vorverzerrung oder Präemphase), die bei der Wiedergabe im gleichen Verhältnis durch die Entzerrung (Deemphase) wieder abgesenkt werden.
[Bearbeiten] Bedeutende Hersteller von Tonbandgeräten
- Akai
- Braun
- Grundig
- Nagra
- Nordmende
- ReVox / Studer
- Philips
- Saba
- Sony
- Stellavox
- Tandberg
- Teac / Tascam
- Telefunken (siehe auch Magnetophon)
- Uher
[Bearbeiten] Weblinks
- http://www.tonbandmuseum.info/ Historie und Galerie von Magnettongeräten aller Jahrgänge aus aller Welt
- http://www2.tonbandmuseum.info/die-historie.0.html Chronologische Historie der Entwicklung des Tonbandgerätes
- http://www2.tonbandmuseum.info/andere-museen.0.html Zwei Tonband-Sammlungen im Rhein Main Gebiet und noch mehr