Monoaminooxidase-Hemmer
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Monoaminooxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) oder auch -Inhibitoren (MAOI) hemmen das Enzym Monoaminooxidase (MAO) und hemmen auf diese Weise den Abbau von biogenen Aminen. Aufgrund dieser Eigenschaft werden sie als Antidepressiva genutzt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Reversibilitätsgrad
Man unterscheidet irreversible, reversible und pseudo-irreversible MAOI.
Zu den irreversiblen MAO-Hemmern gehören Tranylcypromin und Phenelzin, sie hemmen die beiden Isoenzyme MAO-A (Abbau von Serotonin und Noradrenalin) und MAO-B (Abbau von Dopamin). Der reversible MAO-Hemmer Moclobemid hemmt lediglich MAO-A. Selegilin, angewandt in Kombination mit L-Dopa in der Parkinson-Therapie, führt zur selektiven Inhibition der MAO-B.
[Bearbeiten] Enzymtyp-Spezifikation
Man unterscheidet MAOI, deren Wirkung selektiv auf einen Enzymtyp (MAO-A bzw. MAO-B) ausgerichtet ist und Typ-unspezifische MAOI.
[Bearbeiten] Wirkweise
MAO baut diverse Hormone wie z. B. Adrenalin und Neurotransmitter wie z. B. Noradrenalin, Dopamin und Serotonin ab. Durch Hemmung der MAO kommt es zu einer Anreicherung dieser Amine im Plasma und in der Zelle (Präsynapse). So stehen die Transmitter für eine Signalübertragung im erhöhten Maß zur Verfügung, dies soll sich auf den durch Depressionen aus der Balance geratenen Gehirnstoffwechsel günstig auswirken.
[Bearbeiten] Indikationen
MAOI (vor allem MAO A Inhibitoren) können bei schweren und atypischen Depressionen eingesetzt werden, auch dort wo andere Antidepressiva versagen.
Selektive MAO-B Inhibitoren (Wirkstoff: Selegilin) sind zugelassen für die Behandlung des M.Parkinson (Sie verhindern den Abbau von endogen oder exogen zugeführten Dopamin).
Aus der klinischen Praxis ist bekannt, dass MAO-Hemmer sehr erfolgreich zur Behandlung von Angststörungen (vor allem soziale Phobie, Panikstörungen) und Zwangsstörungen eingesetzt werden können. Größere Studien hierzu stehen allerdings noch aus.
Zur Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen sind MAO-Hemmer nach einer Meta-Analyse von van Etten & Taylors (1998, zit. n. Ehlers, 1999, S.74-77) nicht wirksamer als Placebo oder Warten auf Therapie (Cohens d=0,61). Möglicherweise unterschätzen einige metaanalysierte Studien die Wirkung, weil der Untersuchungszeitraum zu kurz war. Dennoch werden Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) zur Behandlung vorgezogen (d=1,38) und sind damit das pharmakologische Mittel der Wahl. SSRIs wirken jedoch in vielen Fällen auch schlechter als die MAO-Hemmer. Ehlers psychotherapeutischer Behandlungsansatz übertrifft dies aber noch (d=2,6 bis 2,8). Bei Zwangsstörungen können Tranylcypromin oder Phenelzin insbesondere bei begleitenden Ängsten und Panikattacken sehr effektiv sein und eine Alternative zu SSRI darstellen.
[Bearbeiten] Missbrauch in der Drogenszene
MAO-Hemmer werden auch benutzt um die Wirkung psychoaktiver Drogen zu steigern oder abzuwandeln oder um eine perorale Wirkung erst zu ermöglichen. Ein MAO-Hemmer natürlichen Ursprungs, der häufiger zu diesem Zweck benutzt wird, ist das Harmalin, das sich in der Steppenraute (Peganum harmala) oder der Liane Banisteriopsis caapi findet. Die Kombination mit halluzinogenen Tryptaminen ist bekannt; die Kombination mit Dimethyltryptamin (DMT) ist als südamerikanisches Ayahuasca die wohl bekannteste derartige Rezeptur. Peroral sind einige Tryptamine wie das DMT ohne zusätzliche Einnahme von MAO-Hemmern nicht wirksam. Gewarnt werden muss vor dem Umstand, dass die Wirkung derartiger Mischungen von MAOIs mit Drogen kaum vorhersehbar ist und gefährlich sein kann.
Das Harmalin hat auch allein eine psychotrope Wirkung, es zählt aber nicht zu den "klassischen" Halluzinogenen (wie LSD). Seine Wirkung ist in höherer Dosierung von gewissen unangenehmen Nebenwirkungen begeleitet (z.B. Erbrechen).
[Bearbeiten] Nebenwirkungen und Gefahren
Während des Konsums entstehen selten Halluzinationen; es wird empfohlen, nicht am Verkehr teil zu nehmen!
[Bearbeiten] Wechselwirkungen
Verursacht in Wechselwirkung mit Antidepressiva & Opiaten bzw. Opioiden deren verstärkte Wirkung.
[Bearbeiten] Diätrichtlinien
Da MAO auch Tyramin abbaut, führte die Hemmung bei einigen Patienten bereits zu sog. Tyramin-Reaktionen, wenn diese bestimmte Lebensmittel zu sich genommen hatten. Es kann zu einem Anstieg des Blutdrucks kommen. Aus diesem Grunde müssen bei irreversiblen MAO-Hemmern offiziell Diätrichtlinien eingehalten werden. Diese Diätrichtlinien führen jedoch zu einer Überschätzung von Nebenwirkungen und einer Unterschätzung der hohen Effektivität dieser Medikamentenklasse. Beim reversiblen MAO-Hemmer Moclobemid sind die Diätrichtlinien weniger streng.
Lebensmittel, die Wechselwirkungen in Kombination mit MAO-Hemmern zeigen:
Ananas, Bananen (Tyramin), Chianti-Wein (Tyrosin), Cola und ähnliche Getränke (Koffein), Dill, Fenchelöl, Fisch (Tyrosin), Geflügelleber (Tyrosin), Kaffee (Koffein), Käse (Tyramin), Petersilie, Pferdebohnen (Tyrosin), Tomaten (Tyramin), Schokolade (Tyramin)
Da ebenfalls der Abbau von Histamin gehemmt wird, sind histaminhaltige Lebensmittel den Diätrichtlinien hinzu zu ziehen. Hierzu zählen geräucherter Fisch, alle Käseprodukte, Schinken, Sauerkraut, Rotwein, die meisten Beerensorten (z.B. Erdbeeren oder Waldfrüchte).
[Bearbeiten] Wirkstoff-Kombinationen
Kombinationen mit bestimmten Arzneistoffen wie Dextromethorphan (DXM) oder Drogen wie Ecstasy, Meskalin oder Amphetamin-Derivaten und etlichen weiteren können lebensgefährlich sein!
[Bearbeiten] Literatur
- Anke Ehlers: Posttraumatische Belastungsstörung, Hogrefe, Göttingen 1999, ISBN 3-8017-0797-0, (Fortschritte der Psychotherapie; Bd. 8)
[Bearbeiten] Weblinks
Bitte beachten Sie den Hinweis zu Gesundheitsthemen! |