Naga (Mythologie)
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Naga (Sanskrit, m., नाग, nāga, Schlange) bezeichnet in der indischen Mythologie ein Schlangenwesen oder eine Schlangengottheit.
Es gibt verschiedene Darstellungsformen: mit vollständiger Schlangengestalt oder als Menschen mit Schlangenkopf oder mit menschlichem Körper, der in einer Schlangengestalt ausläuft. Beliebt sind auch Darstellungen mit mehrköpfigen Schlangen, bzw. einer mehrköpfigen Kobrahaube.
Sehr oft werden die Wörter für Schlangen, Schlangendämonen, Nagas, halb-menschlichen, halb-schlangenhaften Wesen nicht unterschieden. Mehrere wichtige Schlangen werden jedoch mit Namen benannt: z.B. Shesha, der die Erde trägt und oft mit Ananta („der Unendliche“) identifiziert wird, der Schlange, die auf den Wassern liegt und auf der Vishnu in seiner Form als Narayan ruht und die unvergängliche kosmische Energie darstellt.
Der Nagakönig Mucalinda beschützte den Buddha vor Regen und Unwetter, als dieser mehrere Wochen meditierte, indem er seine Köpfe wie einen Schirm über ihn breitete.
- Zitat: Zwischen dem Buddha und dem Naga in Indien herrscht kein solcher Antagonismus wie wir ihn in dem „Heiland contra Schlange“ - Symbolismus des Westens gewohnt sind. Nach der buddhistischen Überzeugung bejubeln alle Genien der Natur zusammen mit den höchsten Göttern die Erscheinung des inkarnierten Erlösers, und die Schlange als die hauptsächlichste Personifikation der Wasser des irdischen Lebens macht davon keine Ausnahme. Begierig, dem All-Lehrer zu dienen, halten sie besorgt an seinem Weg zur endlichen Erleuchtung Wache. Denn er ist gleicherweise zur Befreiung aller Wesen gekommen: der Geschöpfe der Erde, der Himmel und der Höllen. (Lit.: Zimmer, 1981)
Nagas sind auch als magiekundige Wesen bekannt, die die Fähigkeit besitzen, jederzeit menschliche Gestalt annehmen zu können. Ab und zu verlassen sie ihr Reich und mischen sich auf der Erdoberfläche unter die Menschen. Nagas gelten als Wächter und Hüter von Übergängen, Schwellen, Türen auch und besonders in einem symbolischen Sinn. Siehe auch Kolam.
Der Erzfeind der Nagas ist der Garuda, der Riesenvogel, der im weiten Himmel wohnt. Darstellungen des Garuda zeigen diesen oft mit Nagas in seinen Klauen.
In der südindischen Volksreligiosität werden Nagas, die in diesem regionalen Kontext als chthonische Gottheiten „kleiner“ vorhinduistischer religiöser Traditionen zu verstehen sind, häufig zum Gegenstand kultischer Verehrung. Diese Kulte fügen sich mehr oder weniger stark in den Kultus der "großen" (klassisch-hinduistischen) Traditionen ein, beispielsweise räumlich-institutionell wie auf der nebenstehenden Abbildung: Diese Kultstätte, die am Fuß eines verwachsenen Baumes angelegt wurde, liegt auf dem Gelände des vishnuitischen Vaigunda-Perumal-Tempels in Kanchipuram und wird offenbar auch von dessen Priestern gepflegt.
Nagas sind auch in Südost-Asien bekannt, so in der hinduistischen Mythologie auf Bali. In der Thailändischen Mythologie sind die unzähligen horizontalen Ebenen des mythischen Berges Meru, der Achse des Universums, die Wohnstatt von himmlischen, irdischen und unterirdischen Wesen. In den unterirdischen Ebenen hausen neben den Yakshas, den dämonischen Wächtern, die Nagas, die gemeinhin auch als Schlangen oder sogar als Drachen bezeichnet werden. In unserer Welt bewohnen sie großartige Paläste, die sich auf dem Grunde von Flüssen, Seen und Meeren befinden, reich geschmückt mit Perlen und Edelsteinen. Man glaubt, daß sie in ihren Palästen große Schätze bewachen. Sie werden auch als Beschützer geistiger Schätze angesehen.
Siehe auch: Kundalini
[Bearbeiten] Literatur
- Dubianski, Alexander M.: Ritual and Mythological Sources of the Early Tamil Poetry. Groningen 2000 (Übersetzung von: Ritual 'nomifologicheskiye istoki drevnetamil'skoj liriki. Moskau 1989). ISBN 9069801108.
- Uber, Heiner; Mondhe, Papu Pramod: WeltSchlangen SchlangenWelten. Auf den Spuren eines Reptils durch Mythos und Magie. Frederking & Thaler, München 2002. ISBN 3-89405-399-2.
- Zimmer, Heinrich: Indische Mythen und Symbole. Diederichs, Düsseldorf 1981. ISBN 3424006939.