Namensstreit zwischen Debian und Mozilla
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Ein Namensstreit zwischen Mozilla und Debian entstand im Jahr 2006, als der Mozilla-Entwickler Mike Connor die Einhaltung bestimmter Bedingungen seitens Debian GNU/Linux forderte, um die Marken der Mozilla Corporation weiterhin zu verwenden. Debian war mit diesen Bedingungen nicht einverstanden und entschied die modifizierten Versionen der Mozilla-Programme umzubenennen: Firefox in Iceweasel, Thunderbird in Icedove und SeaMonkey in Iceape. Diese Änderungen werden erstmals in der nächsten Version von Debian 4.0 Etch vorzufinden sein.
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[Bearbeiten] Entwicklung
Im Juni 2005 gab es bereits eine Diskussion zwischen den Mozilla- und Debian-Entwicklern um die Markenrechte von Mozilla. Zu diesem Zeitpunkt gab die Mozilla Foundation Debian die Rechte, ihre Marken zu benutzen, sofern Debians Änderungen in gewissen, nicht genauer angegebenen Grenzen bleiben.[1][2]
Infolge der Gründung von Mozilla Corporation wurden die Markenrechte auf dieses Unternehmen übertragen. Dabei sei man über Ubuntu darauf gestoßen, dass der Name „Firefox“ ohne die Logos und Icons von Mozilla entgegen der Mozilla Trademark Policy[3] bei Debian verwendet wurde. Daraufhin wurde dies bei Debian im Februar 2006 als Fehler gemeldet und es entwickelte sich eine Diskussion.[2]
Wegen dieser Streitigkeiten haben sich die Verantwortlichen aus dem Debian-Projekt entschlossen, die Mozilla-Produkte als Bestandteile der Debian-Distribution umzubenennen. Eine entsprechende Bitte des Debian-Projektes, die Namensänderung wegen der nahenden Veröffentlichung der Version 4.0 („Etch“) zu verschieben, wurde von der Mozilla Corporation abgelehnt. Firefox erhält daraufhin den Namen Iceweasel und Thunderbird wird zu Icedove.[2] Im selben Monat wurde beschlossen SeaMonkey in Iceape umzubenennen.[4] Zwar wird SeaMonkey außerhalb von Mozilla weiterentwickelt, doch die Mozilla Corporation arbeitete auch in diesem Fall daran, den Produktnamen sowie die Logos als Marke zu registrieren, und hat auch angedeutet die Patches auch hier jeweils vorher untersuchen und absegnen zu wollen.[5] Am 19. Oktober wurde die Marke schließlich Mozilla zugeteilt.[6]
[Bearbeiten] Anliegen von Mozilla
Das Ziel der restriktiven Politik der Mozilla Corporation hinsichtlich der Verwendung ihrer Produktnamen und Logos sei es unter anderem, dass Fehler und Probleme von Abkömmlingen der Mozilla-Produkte nicht den guten Ruf des Mozilla-Projektes schädigten und dass ein Namensmissbrauch verhindert werde. Außerdem sollen Aussehen, Bedienung und Fähigkeiten auf allen Plattformen und Distributionen möglichst gleich sein.[7][8][9][3]
Deshalb müsse Debian die entsprechenden Icons in ihrer Distribution verwenden und darüber hinaus sollen Debians Änderungen und Ergänzungen am Quelltext von Mozilla vor der Veröffentlichung auf Qualität und Sicherheit geprüft werden. Des weiteren stört es Mozilla, dass Debian die alten Versionen mit Sicherheitspatches versorgt, statt diese auf neuere Versionen aufzurüsten.[2]
Das Markenrecht allein reiche für den Schutz der Logos nicht aus, weshalb diese als Bestandteil der Softwareprodukte nicht unter freien Lizenz veröffentlicht werden können. So will Mozilla darauf Einfluss nehmen, auf welchem Hintergrund sich das Logo befinden darf.[10]
Darüber hinaus beschuldigte Mozilla Debian, insbesondere im Vergleich zu anderen Distributionen wie Ubuntu, die Produkte zu sehr zu patchen und nicht hinreichend mit Mozilla zusammenzuarbeiten, was allerdings widerlegt wurde.[11][12]
[Bearbeiten] Anliegen von Debian
Debian hingegen hat eine strenge Richtlinie, genannt Debian Free Software Guidelines, welcher alle Teile des Debian-Projektes folgen müssen. Unfreie Lizenzen für Logos und Icons hingegen, wie Mozilla diese verwendet, widersprechen dieser. Diese Marken können hingegen durch das Markenrecht geschützt werden, was auch von Debian toleriert wird. Würde Debian diese Dateien mit den Produkten mitliefern, müsste es sie als „unfreie“ Software klassifizieren und aus der regulären Distribution entfernen.[2][13]
Darüber hinaus hatte Debian die Befürchtung, die Prüfungen durch Mozilla würden Veröffentlichungen und Sicherheitpatches unangemessen verzögern.[2] Die Änderungen von Debian, die nicht debianspezifisch sind, werden den ursprünglichen Entwicklern (hier: Mozilla) sofort gegeben.[13]
Außerdem wunderte sich Debian, dass die zuvor gegebene Erlaubnis entzogen wurde, obwohl Debian zu dem Zeitpunkt weniger Änderungen als damals vorgenommen hat. Insbesondere das Ersetzen der Icons wurde auch damals praktiziert.[2][13]
Um die Mozilla-Produkte weiterhin mit dem Debian-Betriebssystem ausliefern zu können, um unabhängig von der Genehmigung der Mozilla Corporation Änderungen vornehmen zu können und um die Forderungen der Mozilla Corporation umzusetzen, entschied sich Debian zur Umbenennung und zur Benutzung eigener Logos und Icons.[2]
[Bearbeiten] Reaktionen auf die Umbenennung
In der Gemeinde der Firefox-Anwender wurde diese Entwicklung kritisch diskutiert und die Befürchtung geäußert, der Streit zwischen den beiden großen Open-Source-Projekten und der Vertrieb des Firefox-Browsers unter verschiedenen Namen könne seiner Weiterentwicklung, Verbreitung und Bekanntheit schaden.[14][15] Auf der anderen Seite wird die Entwicklung als gütliche Einigung gesehen, die beiden Projekten nutzen werde.
[Bearbeiten] Firefox und Thunderbird in Ubuntu
Während Ubuntu auf Debian basiert und vor diesem Streit auch den freien Globus von Mozilla als Logo unter dem Namen Firefox verwendete, einigte sich Ubuntu mit Mozilla. Seit Edgy (6.10) kommen Firefox und Thunderbird unter Ubuntu mit den ursprünglichen Logos.[16]
[Bearbeiten] Gnuzillas IceWeasel
Unabhängig von den Meinungsverschiedenheiten zwischen den Debian-Entwicklern und der Mozilla Corporation hat das GNU-Projekt ein Fork der Mozilla Suite namens Gnuzilla initiiert, der die nicht-freien Erweiterungen entfernt. Ebenfalls unter den Namen IceWeasel, also mit anderer Großschreibung, betreibt das GNUzilla-Projekt einen Fork von Firefox, der aber unabhängig von Debians Iceweasel ist.[2][17] Debian- und GNUzilla-Entwickler gaben jedoch bekannt, Möglichkeiten einer zukünftigen Zusammenarbeit ausloten zu wollen.[13][18]
Der Fork des GNU-Projekts hat zu zahlreichen Missverständnissen geführt, sodass viele meinten, Debian selbst würde diese vielen Änderungen vornehmen und verbreiten und nicht angemessen mit Mozilla zusammenarbeiten.[13]
Außer dem Entfernen von unfreien Bestandteilen[19] aus Firefox haben die GNU-Entwickler auch einige kleine Veränderungen bezüglich der Funktionalität vorgenommen. Dazu gehört die Erkennung von Web-Bugs, also Bildern, die 0 Byte groß sind und zur Erstellung von Statistiken verwendet werden.[20] Eine vollständige Liste der Modifikationen befindet sich auf der Gnuzilla/IceWeasel-Webseite.[17]
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Branden Robinson / Debian Project Leader: Report for 2005-07-07; Abschnitt Mozilla Firefox trademark license, englisch
- ↑ a b c d e f g h i Uses Mozilla Firefox trademark without permission aus der Debian-Fehlerdatenbank, Diskussion von Februar bis Oktober 2006, englisch
- ↑ a b Mozilla Stiftung Mozilla Trademark Policy, englisch
- ↑ Alexander Sack: debranding seamonkey aus der Mozillamaintainers Debian-Mailingliste
- ↑ Review Debian SeaMonkey package diff for trademark-incompatible changes aus der Mozilla-Fehlerdatenbank, Diskussion vom Oktober 2006, englisch
- ↑ Trademark Electronic Search System(Tess) Suchbegriff SeaMonkey
- ↑ Lucas Nussbaum: Mozilla, Debian and Iceweasel: the Mozillian point of view, 15. Oktober 2006, englisch
- ↑ Christopher Beard: Mozilla, Trademarks and Debian, 11. Oktober 2006, englisch
- ↑ Sean Michael Kerner: Debian Fights Mozilla's Fire, Thunder With 'Ice', auf internetnews.com, 17. Oktober 2006, englisch
- ↑ Mozilla Foundation Visual Identity Guidelines, insbesondere auch die für Firefox, englisch
- ↑ Mike Hommey: Facts about Debian, Mozilla® Firefox® and Ubuntu, 27. Oktober 2006, englisch
- ↑ cbeard's mozilla blog: Mozilla and Ubuntu, 26. Oktober 2006, englisch
- ↑ a b c d e Mike Hommey: Facts about Debian and Mozilla® Firefox®, 15. Oktober 2006, englisch
- ↑ Adrian Cachinero Vasiljevic: Five Reasons for stopping the Firefox fork, 11. Oktober 2006, englisch
- ↑ Ben de Groot: Five reasons to kill IceWeasel, 12. Oktober 2006, englisch
- ↑ Matt Zimmerman: Firefox outcome (Re: Is Ubuntu going to adapt Ice Weasel?) aus der Ubuntu-Mailingliste, 23. Oktober 2006, englisch
- ↑ a b GNU: Website von GNUzilla / IceWeasel, 17. Oktober 2006, englisch
- ↑ Sean Michael Kerner: Firefox Set Free in IceWeasel auf internetnews.com, 6. Oktober 2006, englisch
- ↑ GNU: Liste der entfernten nicht freien Bestandteile von Firefox
- ↑ GNU: 0-byte-Bild-Erkennung, englisch