Noel Field
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Noel Haviland Field (* 23. Januar 1904 in London; † 12. September 1970 in Budapest) war Amerikanischer Diplomat, NGO-Gründer und Kommunist. Im Zuge einer Säuberungswelle im stalinistischen Ostblock wurde er als zentraler Belastungszeuge instrumentalisiert.
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[Bearbeiten] Leben
[Bearbeiten] Herkunft und Zeit bis 1949
Noel Field entstammte einer angesehenen amerikanischen Quäkerfamilie, wurde jedoch in Europa geboren und wuchs in Zürich auf. Dieser Umstand begünstigte seine vielseitige Sprachbegabung. Er machte diplomatisch in der Zwischenkriegszeit Karriere beim US-Außenministerium. Als überzeugter Kommunist ließ er sich in dieser Zeit als Informant für den GPU werben. Dass der Militärnachrichtendienst GRU durch Fields eigene Indiskretion von dieser Tätigkeit erfuhr, sollte später gegen ihn verwendet werden. Möglicherweise um dem resultierenden Loyalitätskonflikt zwischen Vaterland und Politik zu entgehen, nahm er in Genf eine Stelle beim Völkerbund an. Während des Krieges schließlich gründete er in der Schweiz ein Unitarisches Hilfswerk für Verfolgte des deutschen Naziregimes, das seine Hilfe jedoch ohne Wissen seiner amerikanischen Geldgeber auf Kommunisten in Deutschland und seinen besetzten oder verbündeten Ländern konzentrierte, bis hin zu Waffenlieferungen. In dieser Funktion hatte er mit einer Vielzahl Kommunisten, zumeist im Untergrund oder in Gefangenschaft, Kontakt, denen er in vielen Fällen helfen konnte und denen er bei Reisen insbesondere nach Vichyfrankreich als Kurier des kommunistischen Widerstandes diente.
[Bearbeiten] 1949-1955: Paria
1949 geriet er ins Visier kommunistischer Geheimdienste. Zwar gilt der Vorwurf der Spionage für die USA als plump konstruiert. Der Erwartungsdruck an Matyas Rakosi, Säuberungserfolge vorzuweisen und das durch Titos Abfall von der Sowjetunion verstärkte Bedürfnis Stalins, ausländische, antistalinistische Kommunisten auszuschalten, schienen jedoch soweit zusammenzuspielen, dass eine todesträchtige Säuberungswelle an ihm aufgehängt wurde. Für diese Rolle schien er besonders geeignet, da er einerseits eine Karriere in den USA hinter sich hatte, andererseits durch sein Hilfswerk mit zahlreichen führenden Personen des kommunistischen Untergrundes zu tun gehabt hatte, von denen nun manche in hohe Stellen gerückt waren, die jedoch durch ihre Einreise aus dem Westen unter Generalverdacht standen.
Noel Field wurde vom ungarischen Geheimdienst aus seinem Prager Hotelzimmer entführt und in Ungarn eingesperrt. Als sein Bruder Hermann, seine Gattin Herta und seine Stieftochter Erika Wallach geb. Glaser nach ihm suchten, wurden auch sie in unterschiedlichen osteuropäischen Ländern verhaftet und schweren Torturen unterzogen.
Im Zuge der Säuberung wurden alle, die mit ihm Kontakt hatten, mit dem Vorwurf amerikanischer Spionage konfrontiert und in vielen Fällen nach Schauprozessen hingerichtet. Hierbei fanden erpresste Aussagen Fields Verwendung. Unter den Opfern der Kampagne waren Ludwig Freund, László Rajk, Otto Katz und Rudolf Slánský (Slánskýprozesse). Auffallend ist, dass unter den zum Tode verurteilten viele Juden waren.
Glimpflich überlebt haben die Kampagne Leo Bauer, Paula Acker, Paul Merker, Robert Rompe, Franz Dahlem, Philipp Daub und Kurt Müller.
Ein Sonderfall ist Erich Mielke, der, als Lügner über seine Biographie enttarnt, beinahe von der Seite der Ankläger auf die der Angeklagten gewechselt wäre. Reichsbahngeneraldirektor Willi Kreikemeyer, im Hilfswerk ein enger Mitarbeiter Fields, hatte eher zufällig Mielkes Aufenthalt im westlichen Exil und dessen Kontakte zum Hilfswerk enthüllt. Nach der offiziellen, allerdings sehr konstruiert wirkenden, Darstellung des MfS beging Kreikemeyer in seiner Zelle Selbstmord. Wahrscheinlicher ist, daß Mielke ihn ermorden ließ.
[Bearbeiten] 1955-1970
Auch Noel Field gehörte zu den Überlebenden der Affäre. Er wurde 1955 von Einzelhaft und Folter schwer gezeichnet aus der Haft entlassen, teilweise rehabilitiert und finanziell entschädigt. Auch seine verhafteten Familienmitglieder wurden entlassen und durften ausreisen. Nach wie vor überzeugter Kommunist, schien er seine Verhaftung als notwendiges Übel zu betrachten und verblieb bis zu seinem Tode in Ungarn.
[Bearbeiten] Film
Noel Field - Der erfundene Spion
Dokumentarfilm, 1996, 104 Min., 35mm, Drehbuch Werner " Swiss " Schweizer, Thomas Grimm, René Zumbühl, Regie Werner Schweizer, Produktion Dschoint Ventschr, Zürich
[Bearbeiten] Quellen
- Berliner Zeitung: "Die Affäre Noel Field - Wie ein amerikanischer Kommunist zur Schlüsselfigur der stalinistischen Schauprozesse gemacht wurde"
- GERD KAISER "Kurzen Prozeß machen! Hermann Field in den Fängen der polnischen Geheimpolizei" (PDF; 52 KB) aus Utopie kreativ 84/1997
- “Wer war Noel Field? Die unbekannte Schlüsselfigur der Schauprozesse und der Repression von Kommunisten” MfS-Insider.de, mit Literaturangaben
- en:Noel Field
- Erich Mielke