Nordrand
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Filmdaten | |
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Deutscher Titel: | Nordrand |
Produktionsland: | Österreich Deutschland Schweiz |
Erscheinungsjahr: | 1999 |
Länge (PAL-DVD): | 103 Minuten |
Originalsprache: | Deutsch |
Altersfreigabe: | FSK 16 |
Stab | |
Regie: | Barbara Albert |
Drehbuch: | Barbara Albert |
Produktion: | Lotus Film |
Kamera: | Christine A. Maier |
Schnitt: | Monika Willi |
Besetzung | |
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Nordrand ist ein österreichischer Film aus dem Jahr 1999, der ob seiner zahlreichen Auszeichnungen an internationalen Filmfestspielen, darunter die erste Nominierung eines österreichischen Films für den Goldenen Löwen seit 51 Jahren, in Österreich auf viel Beachtung gestoßen ist. Die große Resonanz in den Medien hat das öffentliche Bild von österreichischem Filmschaffen nachhaltig positiv geprägt. Als Regisseurin und Drehbuchautorin zeichnete Barbara Albert, deren Spielfilmdebüt Nordrand darstellte, verantwortlich. Nina Proll wurde nach diesem Film als „Shooting Star“ gefeiert.
Kinostart in Österreich war am 3. Dezember 1999, in Deutschland am 31. August 2000. Nordrand ist einer von 50 Filmen die in der „Edition österreichischer Film“ als DVD veröffentlicht wurden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Handlung
Wien, Ende des Jahres 1995. Jasmin und Tamara, die gemeinsam die Volksschule besuchten, treffen einander zufällig in einem Wiener Krankenhaus bei einem Abtreibungstermin wieder. Jasmin, die aus einer Familie mit vier Kindern und einem gewalttätigen Vater kommt, stürzt sich von einer Beziehung in die andere und wurde von ihrem Vorgesetzten in einer Wiener Konditorei ungewollt schwanger. Ein anderer Freund, zu dem sie immer wieder zurückkehrte, ist Wolfgang, der sie wie ihr Vater ebenfalls schlägt. Jasmin beschließt von zu Hause auszureißen.
Tamara, deren serbische Eltern wieder in Ex-Jugoslawien wohnen, wurde von ihrem Freund Roman schwanger. Die beiden sehen sich jedoch nur selten, da Roman als Grundwehrdiener die meiste Zeit der Woche an der österreichischen Grenze verbringt, wo zu dieser Zeit häufig Flüchtlinge aus Bosnien einwandern. Einer von ihnen ist Senad, der nur wenig später an einem Morgen Jasmin, die mit Freunden Wolfgangs die Nacht durchgesoffen hatte, regungslos am Donauufer findet. Sie entging aufgrund der schweren Erfrierungen nur knapp einer Amputation ihrer Hände. Ihr illegal in Österreich befindlicher Helfer gibt sich erst einige Tage später zu erkennen, als er ihr ihre Gelbörse, die er ihr entwendet aber nichts herausgenommen hatte, zum Arbeitsplatz in der Konditorei bringt. Die beiden beginnen eine Beziehung.
Tamara und Roman gingen wegen Tamaras Schwangerschaftsabbruch sowie Romans Eifersucht zerstritten auseinander. Der Tod ihres Bruders Alexander in Bosnien belastet sie zusätzlich. Im Krankenhaus lernt sie Valentin kennen, einen jungen Rumänen, der Österreich nur als Zwischenstation auf seinem Weg nach Amerika sieht. Die beiden feiern gemeinsam mit Jasmin und Senad Silvester am Wiener Stephansplatz. Während Tamara und Valentin sich in der Folge näher kommen, verbringt Jasmin die Nacht erneut bei jemand Anderem. Erst am folgenden Morgen kehrt sie zu Tamara zurück. Ein Schwangerschaftstest stellt heraus dass Jasmin erneut schwanger ist – von Senad, wie sie sich sicher ist.
Am Ende des Films trennen sich die Wege von Jasmin, Tamara und Valentin. Valentin zieht weiter in die Vereinigten Staaten und Jasmin reist nach Sarajevo zu ihrer Familie. Jasmin und Senad bleiben in Wien, wo Senad bereits einen Arbeitsplatz bei den Stadtwerken gefunden hat. Ob Jasmin erneut abtreiben lässt und wie ihr Beziehungsleben weiter geht bleibt offen.
[Bearbeiten] Produktion
Der Film wurde von der Wiener Lotus-Film mit Koproduktion durch die Schweizer Fama Film und die deutsche Zero Film produziert. Gedreht wurde in Wien und Umgebung zwischen Dezember 1998 und März 1999.
Der Film erhielt Förderungen vom Österreichischen Filminstitut, Filmfonds Wien, Eurimages, der deutschen Medien- und Filmgesellschaft Baden Württemberg und dem Schweizer Bundesamt für Kultur. Die Fernsehsender ZDF und ARTE beteiligten sich ebenfalls an der Produktion. Das Catering stammte von der bekannten Köchin und Restaurantbesitzerin Sarah Wiener.
Der Filmverleih wird von der österreichischen Polyfilm, der deutschen Ventura und der Schweizer First Hand Films wahrgenommen. Der englische Verleihtitel ist Northern Skirts.
[Bearbeiten] Hintergrund
Mit den Arbeiten am Drehbuch begann Barbara Albert bereits 1995, gegen Ende des Bosnienkrieges, der Wien insofern beeinflusste, als dass Tausende Flüchtlinge in die Stadt kamen, was mitunter auch zu Spannungen zwischen Serben, Kroaten und Bosniern führte. Handlung und Hintergründe orientieren sich an Erfahrungen Barbara Alberts und ihrem Freundes- und Bekanntenkreis in Wien.
Der Film soll auch einen anderen, realistischen und zeitgenössischen Blick auf die österreichische Gesellschaft, speziell am Rande der Stadt Wien, ermöglichen. Der Umgang mit und der Alltag von Zuwanderern aus dem ehemaligen Jugoslawien wird daher ebenso thematisiert wie Misshandlung in Familien. All dies beeinflusst das an der Grenze zwischen Jugend und Erwachsensein befindliche Leben der beiden Hauptcharaktere Jasmin und Tamara, die zudem mit Beziehungskrisen und Schwangerschaftsabbruch mit zusätzlichen Herausforderungen umgehen müssen.
[Bearbeiten] Rezeption
Nordrand ist in mehrerer Hinsicht bedeutend. Die zu diesem Zeitpunk 29-jährige Barbara Albert lieferte damit ihr international beachtetes und ausgezeichnetes Spielfilmdebüt ab und Nina Proll wurde in Venedig als Beste Schauspielerin ausgezeichnet und erlangte auch in Österreich viel Beachtung. Schließlich kann der Film auch als ein Wendepunkt in der österreichischen Filmgeschichte betrachtet werden, zumal es der erste Film seit 1948 war, der in Venedig für eine Auszeichnung nominiert wurde und die Auszeichnungen für Nina Proll und Barbara Albert von den österreichischen Medien begeistert aufgenommen wurde und so vielen Österreichern erst bewusst machte, dass auch in Österreich international beachtetes Filmschaffen möglich und vorhanden ist. Bis zu diesem Film waren internationale Auszeichnungen für österreichische Filme, noch dazu gleich mehrere, etwas außergewöhnliches, da selten. Der Film gilt daher für viele als Beginn einer neuen Ära des hochwertigen und anspruchsvollen österreichischen Films, wie sie in den folgenden Jahren vermehrt hergestellt wurden.
Kommerziell lief der Film jedoch nicht besonders gut. In österreichischen Kinos erreichte der Film rund 55.000 Besucher – für österreichische Verhältnisse weder wenig noch viel. Im Ausland lief der Film noch schlechter: In Deutschland gab es 28.000 Besucher, in der Schweiz rund 3.500 und aus Schweden, wo der Film 2002 anlief, wurden 117 Kinobesuche gemeldet.
[Bearbeiten] Kritiken
- Die Presse: „Barbara Albert hat ihren ersten Spielfilm mit einer Sicherheit inszeniert, die andere nach 20 Jahren noch nicht haben. [...] Die wunderbaren Darsteller geben Nordrand ein Zentrum, ein Herz, das berührt und verletzt, erheitert und irritiert, also Dinge zuwege bringt, die im österreichischen Film seit jeher rar sind.“
- Der Standard, Nicole Hess, 28. September 2006 ([1]): „Es ist das unmittelbare Aufeinandertreffen von Lebenshärte und Lebensfreude, von Ausgelassenheit, Verzweiflung und Überlebensmut, die den von authentischen Schauspielern getragenen Film zum lebendigen Stimmungsbild machen. Als Gegenpol zu den real exisiterenden Panzern setzt Albert dabei Bilder von großer Symbolkraft: Vogelschwärme am blauen Himmel, Kinder beim Drachenspiel auf der Wiese. Visuelle Atempausen, in denen sich Hoffnung auf Zukunft ankündigt.“
- Filmmagazin Schnitt, Dietrich Kuhlbrodt ([2]): „[...] Dabei war das Risiko groß, den "Nordrand" als Forum politischer sowie moralischer Botschaften zu nutzen. [...] Die Schülerinnen Jasmin und Tamara treffen sich in der Abtreibungsklinik wieder. Hinterher geht es weiter wie vorher. Sex mit dem jungen Mann aus Sarajevo? Mit dem Netten aus Rumänien? Mit dem Wiener, der als etwas arbeitet, das dort Präsenzdiener genannt wird? Das lädt ein, Vorschläge zur Weltverbesserung zu machen. Oder den üblichen verdächtigen Beziehungskitsch zu verbraten. Unter der Regie von Barbara Albert: nichts davon! Ein Wunder: Es geht in ihrem Film weder um Beziehungen noch um Beziehungslosigkeit; wohl aber um ein wenig Spaß am Wen-Treffen und ein bißchen Sex und um die Depression, die im Hintergrund lauert. [...]“
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- Viennale 1999:
- Filmfestspiele von Venedig 1999:
- Nominierung für den Hauptpreis, den Goldenen Löwen
- Marcello-Mastroianni-Preis für Nina Proll als Beste Nachwuchsdarstellerin
- Stockholm International Film Festival 1999:
- Nominierung für das Bronze-Pferd
- Auszeichnung in der Kategorie Bestes Regiedebüt
- Max-Ophüls-Preis 1999:
- Förderpreis
- Drehbuchpreis
- Femina-Filmpreis für Kamerafrau Christine A. Maier
- Europäischer Filmpreis 1999:
- Nominierung zum Fassbinder-Preis
Nordrand war Österreichs Einsendung auf eine Nominierung bei der Oscarverleihung 2000 in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film, wurde aber weder nominiert noch ausgezeichnet.