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Deutsche Sprache - Wikipedia

Deutsche Sprache

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Deutsch

Gesprochen in Deutschland, Österreich, Schweiz, Luxemburg, Liechtenstein, Frankreich (Elsass, Lothringen), Italien (Südtirol),  Belgien (Ostbelgien, Areler Land), Dänemark (Nordschleswig), Brasilien (Riograndenser Hunsrückisch), Argentinien, Mexiko, Paraguay, Chile (Launa-Deutsch), Namibia (Südwesterdeutsch), Südafrika (Nataler Deutsch), Polen, Ungarn (Ungarndeutsche), Rumänien (Siebenbürger Sachsen, Banater Schwaben), Slowakei (Karpatendeutsche), Slowenien (Gottscheer), Tschechien (Sudetendeutsche), Russland (Gebiet Omsk, Gebiet Saratow und Region Altai), USA (Pennsylvania Dutch), Kanada (Altdeutsch, Mennoniten-Region um Kitchener), Kasachstan, Vatikan (Schweizergarde), Kroatien (Donauschwaben), Serbien

Sprecher ungefähr 141 Millionen (max. ca. 120 Millionen Muttersprachler (Platz 10) und mind. 21 Millionen Fremdsprachler)[1]
Linguistische
Klassifikation
Hochdeutsch
Offizieller Status
Amtssprache in Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Schweiz, Belgien, Luxemburg, Italien (Südtirol), Europäische Union
Sprachcodes
ISO 639-1: de
ISO 639-2: (B) ger (T) deu
SIL ISO 639-3: deu (alt GER)

Die deutsche Sprache (kurz Deutsch) ist eine germanische Sprache. Als Hochdeutsch und Niederdeutsch mit ihren vielfachen Dialekten bzw. Mundarten im Dialektkontinuum gehört sie zum westlichen Zweig der germanischen Sprachen. Die hochdeutsche Standardsprache (Standarddeutsch) gilt als Weltsprache.

Inhaltsverzeichnis

Das Wort „deutsch“

Das Wort „teutsch“ (deutsch, ursprünglich allgemein „zum Volk gehörig“) bildete sich aus dem germanischen Wort thioda (Volk) - (Adjektiv thiodisk, diutschiu) heraus und entwickelte sich allmählich zu einer Bezeichnung für die Sprache der germanischen Stämme Mitteleuropas (im Gegensatz zur Sprache der angrenzenden romanischen Bevölkerung und zum Latein).

Das Land, in dem diese gemeinsame deutsche Sprache (in ihren vielfachen Dialektvariationen, s. Dialektkontinuum) gesprochen wurde, nannte man Deutschland. Diese Bezeichnung wurde im 15. Jh. von der früheren Pluralform diutschiu lant, d. h „deutsches Land“ bzw. „Land der Deutschen” gebildet. Gemeint war damit der deutsche Sprachraum in Mitteleuropa.

Man findet das Wort „deutsch“ als Sprachbegriff in seiner lateinischen Form „theodisce“ erstmals im Jahre 786 n.Chr. im Synodenbericht des päpstlichen Nuntius Gregor von Ostia. Dieser Bericht über zwei Synoden, die in England stattfanden, wurde sowohl auf Latein als auch in der Volkssprache verlesen. Unklar bis heute ist allerdings, ob 786 tatsächlich damit die im Gebiet des späteren Deutschlands gesprochene Volkssprache gemeint war. Ein wenig deutlicher wird die Verbindung zum „deutschen Sprachraum“ erst zwei Jahre später bei einer Anklage gegen den bayrischen Herzog Tassilo wegen Fahnenflucht: „... quod theodisca lingua harisliz dicitur...“. Die „theodisca lingua“ war seit Karl dem Großen die amtliche Bezeichnung für die altfränkische Volkssprache.

Das lateinische theodiscus (zum Volk gehörig) ist ein Wort der Gelehrtensprache; ihm liegt das westfränkische theudisk zugrunde, aber es wird auch mit gotisch „thiuda“, althochdeutsch „diot“ (Volk), in Verbindung gebracht.

Die ältere Bezeichnung „fränkisch“ für die eigene Sprache traf etwa seit dem 9. Jahrhundert nicht mehr eindeutig zu, nachdem einerseits die westfränkische Oberschicht im späteren Frankreich den romanischen Dialekt der einheimischen Bevölkerung übernommen hatte und andererseits das Ostfrankenreich auch nicht-fränkische Stämme wie die Alemannen, die Baiern, die Thüringer und die Sachsen umfasste.

Die althochdeutsche Form „diutisc“ begann seit dieser Zeit das mittellateinische „theodiscus“ zu verdrängen; es setzte sich jedoch nur zögernd durch. Erst um 1090 (im Annolied aus dem Kloster Siegburg) wird „diutisc“ auf Sprache, Volk und Land angewendet:

„Diutschin sprechin, Diutschin liute in Diutischemi lande.“
(„Deutsch sprechen deutsche Leute in deutschen Landen.“)

Das Althochdeutsche ist die älteste schriftlich überlieferte Sprachform der Völker, die sich als deutsch bezeichnen. Es war nicht einheitlich, sondern bestand aus vielen Mundarten. Erst um die Mitte des 12. Jahrhunderts entwickelte sich im mittelrheinischen Gebiet eine mittelhochdeutsche Dichter- und Literatursprache, die uns in der klassisch höfischen Ritterliteratur begegnet, in der auch keltisches Sagengut bearbeitet wurde. Begründet und getragen wurde diese Dichtung vor allem vom aufstrebenden Adel, der sich damit vom Volk abheben wollte.

Geschichte

Hauptartikel: Deutsche Sprachgeschichte

Das deutsche Sprachgebiet im Heiligen Römischen Reich um 962.
Das deutsche Sprachgebiet im Heiligen Römischen Reich um 962.

Die deutsche Sprache ist in zwei Sprachkategorien aufgeteilt, in Hochdeutsch und in Niederdeutsch. Als hochdeutsche Sprache bezeichnet man zunächst alle kontinentalwestgermanischen Dialekte, die im frühen Mittelalter an der zweiten oder hochdeutschen Lautverschiebung beteiligt waren (alemannisch, bairisch, ost-, rhein-, mittelfränkisch, ostmitteldeutsch = ober- und mitteldeutsche Mundarten = hochdeutsche Mundarten). Die kontinentalwestgermanischen Dialekte, die diese zweite Lautverschiebung nicht oder nur zu einem sehr geringen Teil mitgemacht haben, bezeichnet man seit der frühen Neuzeit als niederdeutsche Sprachen (Niedersächsisch und Niederfränkisch).

Da während des ganzen Mittelalters im Unterschied zu den romanisch- oder slawischsprachigen Nachbarländern in dem Land der Deutschen (deutscher Sprachraum) stark territorial zersplitterte politische Strukturen existierten, entwickelten sich die zum Teil extrem unterschiedlichen deutschen Dialekte (deutsche Mundarten) lange parallel nebeneinander her.

Der ehemalige deutsche Sprachraum ohne Baltendeutsches, Wolgadeutsches Sprachgebiet und Sprachgebiete in Überseeischen ehem. Kolonialgebieten. (Stand: 1910)
Der ehemalige deutsche Sprachraum ohne Baltendeutsches, Wolgadeutsches Sprachgebiet und Sprachgebiete in Überseeischen ehem. Kolonialgebieten. (Stand: 1910)

Einen ersten Ansatz zu einem überregionalen Ausgleich der Mundarten hat man teilweise in der mittelhochdeutschen Dichtersprache der höfischen Dichtung um 1200 sehen wollen. In der Tat ist teilweise das Bemühen der Dichter zu erkennen, nur regional verständliches Vokabular und dialektale lautliche Besonderheiten zu vermeiden, um ein überregionales Verständnis ihrer Werke zu ermöglichen; andererseits muss aber die Breitenwirkung der an den Fürstenhöfen tätigen Dichter zu einer Zeit, als nur eine verschwindend geringe Minderheit der Bevölkerung alphabetisiert war und Zugang zu dieser elitären Kunst hatte, als äußerst gering eingeschätzt werden. Der Beginn der neuhochdeutschen Schrift- und Standardsprache kann daher erst in überregionalen Ausgleichsprozessen des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit gesehen werden.

Während die Standardsprache in den meisten europäischen Ländern aus dem Dialekt der jeweiligen Hauptstadt hervorgegangen ist, stellt die heutige Hochdeutsche Sprache (Standardsprache) eine Art „Kompromiss“ zwischen den mittel- und oberdeutschen Dialekten südlich der Benrather Linie dar.

In Norddeutschland hat das Standarddeutsche, vor allem im Gefolge der Reformation als Amts- und Schulsprache, das einheimische Niederdeutsche (Plattdeutsche und Niederfränkische) größtenteils verdrängt. Zur Blütezeit der Hanse fungierte das Mittelniederdeutsche als Verkehrssprache im gesamten Nord- und Ostseeraum. Auch die niederländische Sprache gehört mit dem Niederfränkischen zur niederdeutschen Sprache. Aufgrund der Eigenstaatlichkeit und der teilweisen Herauslösung aus dem Reichsverband konnte es hier dem Hochdeutschen nicht mehr gelingen, die einheimischen niederdeutschen Dialekte zu verdrängen. Aus diesen entwickelte sich die niederländische Sprache.

Martin Luther übersetzte 1521 das Neue Testament und 1534 das Alte Testament in die sich damals noch entwickelnde neuhochdeutsche Schriftsprache. Die dort verwendete Sprache in einer ostmitteldeutschen Färbung prägte durch die religiöse Bedeutung Luthers ganze Generationen. Es muss aber angemerkt werden, dass Luthers Bedeutung im Hinblick auf die Entstehung der Neuhochdeutschen Schriftsprache lange Zeit überschätzt wurde. Die Basis für Luthers Werk war bereits unter anderem durch die Prager Kanzleisprache und das Meißner Kanzleideutsch geschaffen; Luther hinkte sogar der sprachlichen Entwicklung seiner Zeit zum Neuhochdeutschen in vielen Belangen hinterher (bspw. kannte er das „ä“ nicht). Bereits seit dem 14. Jahrhundert hatte sich zuvor allmählich eine immer stärker überregional geprägte Schriftsprache herausgebildet, die man auch als Frühneuhochdeutsch bezeichnet. Die Herausbildung der hochdeutschen Schriftsprache war im 17. Jahrhundert zum Großteil abgeschlossen. Durch die Beseitigung der so genannten Letternhäufelung im 18. Jahrhundert wurde das seitdem in Grundzügen kaum veränderte deutsche Schriftbild abgerundet.

Die Geschichte der (hoch-)deutschen Sprache wird häufig in vier Abschnitte (Sprachstufen) unterteilt:

Sprachgeschichte und Lautwandel

Die geschichtlichen Abschnitte des Deutschen sind eng verknüpft mit Erscheinungen des Lautwandels. Die sogenannte hochdeutsche Lautverschiebung, eine Erscheinung des Konsonantensystems, trennt das Deutsche (in Form des Althochdeutschen) von den restlichen kontinentalwestgermanischen Dialekten. Dieser Lautwandel wird von den niederdeutschen Dialekten nicht vollzogen; insofern ist die deutsche Standardsprache in ihrem Konsonantensystem vom Süden und der Mitte des Sprachgebiets bestimmt.

Der Übergang von Mittelhochdeutsch zu Frühneuhochdeutsch ist im Bereich der Laute vor allem durch Monophthongierung und Diphthongierung gekennzeichnet. Beide sind Erscheinungen des Vokalsystems. Während die Diphthongierung vom Südosten des Sprachgebiets ausgeht und im niederdeutschen Norden wie im alemannischen Südwesten nicht vollzogen wird, ist für die Monophthongierung der mitteldeutsche Sprachraum als Ausgangspunkt bestimmend.

Insgesamt beharrt der niederdeutsche Norden sowohl im Bereich der Konsonanten als auch im Bereich der Vokale auf altem Sprachzustand. Der alemannische Südwesten vollzieht nur die lautlichen Veränderungen im Bereich der Vokale nicht; der bairische Südosten trägt zur deutschen Sprache die Diphthongierung bei, vollzieht aber die Monophthongierung nicht.

Wörterbücher und Normierung

Mit der Zunahme der Anzahl der Schreibkundigen und der Bedeutung der Schriftlichkeit trat der Lautwandel in seiner Bedeutung für die Sprachgeschichte zugunsten von bewusster Normierung zurück. Johann Christoph Adelung veröffentlichte 1781 das erste große Wörterbuch. Jacob und Wilhelm Grimm begannen 1852 mit der Herausgabe des umfassendsten Deutschen Wörterbuchs, das 1961 vollendet wurde, aber seither einer Überarbeitung unterzogen wird.

Die hochdeutsche Rechtschreibung wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts zunehmend normiert. Ein Durchbruch zu einer hochdeutschen „Einheitsschreibung“ gelang mit dem „Orthographischen Wörterbuch der deutschen Sprache“ von Konrad Duden (1880), das in der Rechtschreibreform von 1901 in leicht veränderter Form zur Grundlage der amtlichen Rechtschreibung erklärt wurde. Erst 1996 kam es zu einer erneuten Rechtschreibreform. Siehe dazu auch Geschichte der deutschen Rechtschreibung.

Auch die hochdeutsche Aussprache erfuhr im späten 19. Jahrhundert Regelungsversuche, vor allem durch das Aussprachewörterbuch von Theodor Siebs. Diese Regelungen erreichten aber nicht das Niveau an Verbindlichkeit, das Duden mit der Rechtschreibung erreichte.

Einfluss durch moderne Medien

Auch im 20. Jahrhundert gab es starke Einflüsse auf die deutsche Sprache. Zum einen wurde durch die weite Verbreitung audiovisueller Massenmedien eine natürliche Tendenz zur Standardisierung gefördert, zum anderen wurde in ländlichen Gebieten bewusst eine Umerziehung von der Dialektsprache zum Hochdeutsch vorangetrieben. Hinzu kommt der Einfluss des Zweiten Weltkrieges, der dazu geführt hat, dass deutsche Sprachinseln in Osteuropa weitgehend zerstört wurden, dass viele Sprecher der jüdischen Dialekte des Deutschen und der dem Deutschen nahen jiddischen Sprache ermordet wurden oder als sprachliche Minderheit außerhalb der deutschen Sprachzone leben und aufgrund der Dominanz der umgebenden Sprachen die Verwendung des Deutschen bzw. des Jiddischen mehr und mehr verlieren. Auch hat die Teilung Deutschlands zu einer unterschiedlichen Entwicklung des Vokabulars und der Ausdrucksformen geführt. Dem entgegen steht eine erneut vereinheitlichende Tendenz durch die gemeinsamen Medien und die personelle Mobilität in der Zeit nach der Wiedervereinigung. Besonders seit dem Zweiten Weltkrieg sehr bedeutend geworden ist der englische, genauer: anglo-amerikanische Einfluss auf die deutsche Sprache, insbesondere in Westdeutschland; dieser zeigt sich jedoch zur Zeit hauptsächlich im Wortschatz, in Redewendungen und in der Valenz einiger Verben.

Verbreitung und rechtlicher Status

Deutsch als Muttersprache

Die deutschsprachige Welt
Orange: Amtssprache; gelb: Verkehrsprache
Orange: Amtssprache; gelb: Verkehrsprache

Legende:

██ Amtssprache
██ Verkehrssprache, regionale Amtssprache
Die hier angegeben Zahlen beruhen zum Großteil nicht auf der tatsächlichen Zahl der aktiven Sprecher - welche so gut wie nie wirklich erfasst werden kann, sondern auf Hochrechnungen, Nationalitäten-Zugehörigkeiten, alten Auswanderungszahlen etc. Deshalb liegen einige Zahlen möglicherweise weit über den anzunehmenden tatsächlichen Werten.

Siehe auch: Deutschsprachige Minderheiten

Rechtlicher Status und Gebrauch

Verbreitungsgebiet der hochdeutschen Standardsprache in Europa nach 1945. Gebiete in denen Deutsch keinen offiziellen Status hat, und/oder nur von einer kleinen Minderheit gesprochen wird, sind hellblau gekennzeichnet.
Verbreitungsgebiet der hochdeutschen Standardsprache in Europa nach 1945. Gebiete in denen Deutsch keinen offiziellen Status hat, und/oder nur von einer kleinen Minderheit gesprochen wird, sind hellblau gekennzeichnet.

Deutschland

In der Bundesrepublik Deutschland ist Hochdeutsch:

Besondere Regelungen gelten für die dänische Minderheit in Schleswig-Holstein sowie für die Sorben in Brandenburg und Sachsen; mittlerweile aber auch für die niederdeutsche Sprache, sowie das Nordfriesische in Schleswig-Holstein.

Österreich

In Österreich ist laut Artikel 8. (1) Bundes-Verfassungsgesetz (BVG) die (hoch-)deutsche Sprache, unbeschadet der den sprachlichen Minderheiten eingeräumten Rechte, die Staatssprache der Republik.

Schweiz

In der Schweiz (knapp 5 Millionen, d.h. 63% der Bevölkerung geben Deutsch als Muttersprache an) ist Hochdeutsch auf gesamtstaatlicher Ebene Amtssprache neben Französisch, Italienisch und Rätoromanisch.

In 17 von 26 Kantonen ist Deutsch alleinige Amtssprache, in 4 weiteren Amtssprache neben Französisch (Kantone Bern, Freiburg und Wallis) bzw. neben Italienisch und Rätoromanisch (Graubünden).

Auf Gemeindeebene kann jede Gemeinde ihre Amtssprache(n) in eigener Kompetenz festsetzen.

Siehe auch: Sprachen der Schweiz

Brasilien

Wahrhaft repräsentative und fundierte Zahlen zur Zahl der deutschen Muttersprachler in Brasilien gibt es nicht. Schätzungen zufolge leben in Brasilien jedoch circa 2 - 5 Millionen Deutschstämmige von denen etwa 850.000 - 900.000 bilingual (Deutsch und portugiesisch) sein dürften und somit als deutsche Muttersprachler gewertet werden könnten. Diese Bevölkerungsgruppe konzentriert sich im Wesentlichen in der Region Santa Catarina im Süden des Landes auf Städte wie Blumenau und Pomerode. Während diese Region Anfang des 20. Jahrhunderts noch hauptsächlich deutschsprachig war, wurde die Deutsche Sprache durch Assimilation und besonders durch Unterdrückung oder gar Verbot nach dem zweiten Weltkrieg durch Portugiesisch verdrängt. Im Laufe der Jahre hat sich die Situation jedoch maßgeblich geändert, so dass heute die deutsche Sprache als kulturelles Erbe und Minderheitensprache besonders gefördert wird und der Region um Blumenau sogar als touristisches Aushängeschild dient. Deutsche Infrastruktur in Form von Zeitungen und Schulen existiert zwar begrenzt, doch im öffentlichen Bereich ist Deutsch kaum vorhanden, da Portugiesisch alleinige Amtssprache ist und der Schaden durch Unterdrückung an der deutschen Sprachgruppe in Brasilien zu groß und andauernd war um reversibel zu sein.

Siehe auch: Riograndenser Hunsrückisch, Deutschsprachige in Lateinamerika

Luxemburg

Im Luxemburg ist Hochdeutsch Amtssprache mit Luxemburgisch und Französisch, wobei Luxemburgisch als Nationalsprache gilt. Deutsch spielt insbesondere bei Druckerzeugnissen wie Zeitungen und Zeitschriften, sowie in der Kirche eine dominierende Rolle. Laut Umfragen der EU[2] geben über 90% der Luxemburger an, sowohl Deutsch als auch Französisch auf gutem bis sehr gutem Niveau zu beherrschen. Außerdem sind alle öffentlichen Ämter angeweisen in der Sprache des Bürgers zu antworten. Ortsschilder sind auf Französisch gehalten, allerdings steht darunter der luxemburgische Ortsname in kursiv. Straßenschilder sind mehrheitlich auf Französisch, seltener auf Luxemburgisch. In den Druckmedien sind alle drei Sprachen vertreten, so findet man in zahlreichen Zeitungen Artikel in allen drei Sprachen. Auch viele Homepages luxemburgischer Betreiber, seien es Privatleute, Schulen, Clubs etc. mischen oft die drei Amtssprachen auf ihren Seiten, wobei das Hochdeutsche auf den offiziellen Seiten der politischen Parteien stark überwiegt.

Italien

In Italien ist Deutsch regional in Südtirol (mit Italienisch) Amtssprache. Circa 333.000 Menschen, etwa 67% der Bevölkerung Südtirols, geben Deutsch als ihre Muttersprache an, wobei die Tendenz hier seit der Autonomie Südtirols und der Mitgliedschaft bei der EU und dem damit verbundenen Schengener Abkommen steigend ist. Ca. 75% der italienischsprechenden Bevölkerung lebt in den drei größten Städten Bozen, Meran und Brixen mit 73%, 48%, bzw. 26% Anteil an der jeweiligen Stadtbevölkerung. Alle öffentlichen Ämter sind gesetzlich zweisprachig, genauso wie sämtliche Orts- und Straßenschilder. Diese und andere Beschilderungen im öffentlichen Leben waren bis zum zweiten Autonomiestatus von 1974 beinahe ausschließlich italienisch, da Deutsch diesbezüglich unerwünscht oder gar verboten war. Heute überwiegt das Deutsche außer in Bozen und Meran deutlich. Außerhalb der genannten größten Städte in Südtirol ist das Italienische de facto kaum vorhanden.

Siehe auch: Rechtliche Stellung der deutschen Sprache in Südtirol

Polen

In Polen leben laut Volkszählung (2002) circa 153.000 Deutsche, etwa 0,381% der Gesamtbevölkerung, welche Reste der deutschen Bevölkerung der ehemaligen Ostgebiete darstellen, die der Vertreibung entgingen und sich heute hauptsächlich auf die Region um Oppeln (Opole) konzentrieren. Sie sind eine national anerkannte Minderheit und der Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen ist seit 1991 aufgrund vertraglicher Regelung im polnischen Parlament (Sejm) vertreten. Des Weiteren erscheinen mehrere deutschsprachige Zeitungen in Polen mit Auflagen bis zu 10.000 Stück und es gibt neben dem halbstündigen deutschen Programm von Radio Polonia auch einen deutschsprachigen schlesischen Radiosender namens „Schlesien Aktuell“. In der Hauptstadt Warschau ist die deutsch-polnische Begegnungsschule Willy-Brandt-Schule in der auch in deutscher Sprache unterrichtet wird. Mehrsprachige Ortsschilder werden laut polnischem Recht ab einem Minderheitsanteil von mindestens 20% in der jeweiligen Gemeinde oder Stadt verwendet. [3]

Siehe auch: Deutsche Minderheit in Polen

Belgien

In Belgien ist Hochdeutsch auf gesamtstaatlicher Ebene mit Niederländisch und Französisch Amtssprache. In Ostbelgien, den Kantonen Eupen und Sankt Vith, ist Deutsch Haupt-Amtssprache, daneben ist Französisch kooffiziell. Circa 78.000 Belgier geben Deutsch als ihre Muttersprache an.

Siehe auch: Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens

Ungarn

Die deutsche Minderheit in Ungarn (Ungarndeutsche) genießt Minderheitenrechte, ist jedoch, besonders in den jüngeren Generation, bereits weitgehend assimiliert, so dass Deutsch meistens nur noch als Fremdsprache gelernt wird. Offiziell spricht man von etwa 200.000 Ungarndeutschen. Tatsächlich dürften davon aber höchstens noch etwa 50.000 deutsche Muttersprachler sein (ca. 0,5% der Gesamtbevölkerung). Da die Minderheit sehr zerstreut über das Land lebt und nur wenig Identitätsbewusstsein hat, spricht man daher oft von einer Doppelidentität der Ungarndeutschen. Im öffentlichen Bereich ist Deutsch nur in der offiziell zweisprachigen Stadt Ödenburg (Sopron) nahe der österreichischen Grenze gesetzlich verankert. Hier findet man auch zahlreiche zweisprachige Orts- und Straßenschilder. In anderen Gebieten mit größerer deutscher Minderheit gibt es sehr vereinzelt deutsche Kindergartengruppen oder Schulklassen. Die deutsche Minderheit in Ungarn ist in der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen organisiert.

Siehe auch: Ungarndeutsche

Rumänien

In Rumänien leben etwa 40.000 bis 50.000 deutsche Muttersprachler (ca. 0,2 bis 0,3% der rumän. Bevölkerung), welche sich hauptsächlich aus den Siebenbürger Sachsen sowie den Donauschwaben zusammensetzen. Aufgrund der starken Abwanderung der jungen Generationen nach Deutschland und Österreich leiden diese Bevölkerungsgruppen jedoch unter einer intensiven Überalterung (Durschnittsalter bei etwa 69 Jahren) weshalb deren Zahl stark abnimmt. Trotz dieses niedrigen Bevölkerungsanteils wird die Deutsche Sprache weitläufig als kulturelles Erbe angesehen und genießt in zahlreichen Städten und Gemeinden, wie z.B. Herrmannstadt, Schässburg, Temesvar oder Sathmar offizielles Amtsprachenstatut, weshalb des öfteren mehrsprachige Beschilderungen zu finden sind. Darüber hinaus ist die deutsche Minderheit durch die Partei "Demokratisches Forum der Deutschen in Rumänien" auch politisch aktiv und stellt beispielsweise den gegenwärtigen (2006) Bürgermeister von Herrmannstadt. In den Verdichtungsgebieten der deutschen Minderheit (selten über 5% Einwohneranteil) besteht auch nenneswerte deutsche Infrastruktur in Form von Kindergärten, Grund, Haupt- und Hochschulen sowie Theatern aber auch Zeitungen, wie der wöchentlichen Hermannstädter Zeitung. [4]

Siehe auch: Siebenbürger Sachsen, Donauschwaben

Tschechien

In der Tschechischen Republik existiert noch eine kleine deutsche Minderheit von ca. 41.200 Menschen (0,4% der Gesamtbevölkerung), Überreste der Sudetendeutschen, die der Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg entgangen waren und sich gut verständigen konnten. Tatsächliche deutsche Muttersprachler gibt es jedoch sehr viel weniger und ihre Zahl sinkt weiter, da vor allem die jüngeren Generationen der Minderheit einem extremen Assimilationsdruck des Tschechischen ausgeliefert sind und zum großen Teil nicht mehr mit Deutsch aufwachsen. Die Bezeichnung „Sudetendeutsche“ ist darüber hinaus auch nicht mehr gebräuchlich, stattdessen verwendet man gewöhnlich den Begriff „Deutsche in Tschechien“, welche seit der Wende 1990 gewisse Minderheitenrechte genießen und in der „Landesversammlung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien“ organisiert sind. Deutsche Infrastruktur, wie Kindergärten, Schulen, Straßen- oder Ortsschilder existieren nicht mehr und die deutsche Sprache hat weder regionales noch nationales Amts- oder Verkehrsprachenstatut. Es erscheinen jedoch deutschsprachige Wochenzeitungen wie die „Landeszeitung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien“ und die „Prager Zeitung“.

Siehe auch: Deutsche in Tschechien

Liechtenstein

In Liechtenstein (34.600 Einwohner) ist Hochdeutsch die alleingültige Amtssprache. Das Land kennt keine Minderheitensprachen.

Namibia

Deutsch war mit Afrikaans und Englisch in Südwestafrika von Juni 1984 bis zur Unabhängigkeit Namibias 1990 Amtssprache. Seitdem ist Englisch die offizielle Amtssprache des Landes und Deutsch nurmehr Verkehrssprache und eine von etwa 20 „Nationalsprachen“ des Landes und steht somit unter besonderem Schutz und ist als Teil der namibischen Kultur gesetzlich verankert. Diese Sprachpolitik darf jedoch nicht als Herabsetzung des Deutschen, des Afrikaans oder der zahlreichen afrikanischen Sprachen gegenüber dem Englischen gesehen werden. Die junge Nation Namibia wollte vielmehr eine "neutrale" und leicht erlernbare Sprache zur alleinigen Amtssprache erheben, welche keine der bestehenden Bevölkerungsteile bevorzugt um die Integrität des Landes zu gewährleisten. Etwa 30.000 Namibier (ca. 1,5 % der Gesamtbevölkerung) geben Deutsch als ihre Muttersprache an. Afrikaans und Englisch sind jedoch auch nicht viel weiter verbreitet, besonders unter der ländlichen schwarzafrikanischen Bevölkerung, welche den Großteil der Einwohner des Landes darstellt.

Siehe auch: Deutsche Sprache in Namibia

Dänemark

In Dänemark wird Deutsch von den etwa 15.000 Angehörigen der deutschen Volksgruppe in Nordschleswig gesprochen. Schätzungsweise zwei Drittel von ihnen verwenden jedoch den südjütischen Dialekt der dänischen Sprache als Umgangssprache und Deutsch als Hochsprache[5]. Dänische Volkszählungen erfassen keine Angaben zu Sprache und ethnischer Zugehörigkeit. Deutsche Schulen in Nordschleswig sind wie andere freie Schulen in Dänemark zu über 80 % staatlich subventioniert; hierzu kommt ein besonderer Anschlag zur Deckung des doppelzügigen Muttersprachenunterrichtes, so dass deutsche Schulen in der Praxis mit kommunalen Schulen völlig gleichgestellt sind.

Russland

In Russland ist Deutsch anerkannte Verkehrssprache der deutschstämmigen Bevölkerung in den beiden westsibirischen Nationalkreisen Asowo (Gebiet Omsk) und Halbstadt (Altai-Region).

Siehe auch: Russlanddeutsche

USA

Dass Hochdeutsch beinahe Amtssprache der USA geworden wäre, ist ein Gerücht, das auf eine Fehlinterpretation zurückzuführen ist (Mühlenberg-Legende, siehe auch Deutsche Sprache in den USA). Tatsächlich bezog sich dieses Gerücht auf den gescheiterten Versuch Hochdeutsch als ko-offizielle Amtssprache im Staat Pennsylvania neben dem Englischen einzuführen.

Siehe auch: Deutsche Sprache in den USA

Europäische Union

Hochdeutsch (Deutsch) ist eine von 20 Amtssprachen der Europäischen Union und neben Englisch und Französisch auch Arbeitssprache der EU. Deutsch ist die meistgesprochene Muttersprache in der EU und knapp nach Englisch und mit Abstand vor Französisch zweitmeistgesprochene Sprache (Mutter- und Fremdsprachler) der EU.

Vereinte Nationen

In der UNO ist Deutsch keine Amts- bzw. Arbeitssprache. Dies, und die Tatsache, dass der deutsche Außenminister im Sicherheitsrat und den Generalversammlungen nicht Deutsch, sondern Englisch spricht, obwohl die Vertreter Chinas, Russlands, Spaniens etc. in ihrer Landessprache reden, führt oft zu Unverständnis und einem Gefühl des Übergangenwerdens unter der deutschen Bevölkerung. Es sind jedoch schon seit längerem Bestrebungen seitens der Länder Deutschland, Japan, Brasilien und Indien im Gange, diese als veraltet angesehene Situation zu reformieren. Sollte Deutschland einen Sitz im Sicherheitsrat erlangen, könnte es sehr wohl sein, dass Deutsch auch zu einer der Amtssprachen der UNO erhoben wird.

NATO

Das Nordatlantikbündnis NATO arbeitet lediglich mit zwei Amtssprachen: Englisch und Französisch. Die Hinzunahme von Deutsch ist sehr unwahrscheinlich, da sich andere Länder wie Spanien, Italien oder Portugal benachteiligt fühlen würden und die Aufnahme weiterer Amtssprachen mit größeren Verwaltungskosten verbunden ist.

Als Fremdsprache

Deutsch (Hochdeutsch) wird in vielen Ländern als Fremdsprache gelehrt; in Europa ist es nach Englisch und Russisch am weitesten verbreitet. Besonders häufig wird Hochdeutsch als Fremdsprache in den Niederlanden, Flandern, Skandinavien, Russland, im Baltikum, Slowenien, Kroatien, Polen, Japan, Bosnien und Herzegowina, der romanischen Schweiz, Serbien, Montenegro, Ungarn, der Slowakei, Tschechien, Mazedonien, Weißrussland und Bulgarien gewählt. Teilweise gilt Deutsch in diesen Ländern als erste Schulfremdsprache und steht damit noch vor dem Englischen.

In anderen Ländern, so zum Beispiel in Frankreich und den USA, verliert Deutsch zunehmend an Bedeutung gegenüber Spanisch.

In Ostasien (Japan) wurde im 19. und 20. Jahrhundert Deutsch als Medizinsprache verwendet (an Stelle von Latein).

Nach einer Erhebung der Ständigen Arbeitsgruppe Deutsch als Fremdsprache, der u. a. das Auswärtige Amt und das Goethe-Institut angehören, gab es 2000 die meisten Deutschlerner in:

Deutsch ist heute die nach Englisch am meisten verwendete Sprache im Internet (gefolgt von Französisch, Japanisch, Spanisch und Chinesisch). Mehr als acht Prozent aller Seiten im Internet sind auf Deutsch. (Internetseiten auf Englisch: Zirka 50 %)

Nach Darstellung der Eurobarometer-Umfrage 2006 sprechen mehr Europäer Deutsch als Französisch. Etwa jeder zweite Europäer spricht Englisch (51%), jeder dritte Deutsch (32%) und jeder vierte Französisch (26%). Vor allem in den Niederlanden (wo ungefähr 70% der Bevölkerung Englisch, 68% Deutsch, 24% Französisch sprechen), in der Slowakei, in Ungarn, Tschechien, aber auch Polen und Dänemark (etwa 25% Deutschsprachige) ist die Kenntnis der deutschen Sprache weit verbreitet.

Als Kreolsprache

Im Zuge der Kolonialisierung entstand im heutigen East New Britain das so genannte Unserdeutsch, in Namibia entstand daneben noch das Küchendeutsch, sie sind die beiden einzigen deutschbasierten Kreolsprachen. Unserdeutsch ist jedoch mittlerweile fast ausgestorben, da die meisten Sprecher auswanderten. Außerdem haben sich in Papua-Neuguinea bis zu 150 Wörter deutschen Ursprungs in der Sprache Tok Pisin erhalten. Das Küchendeutsch hingegen hat heute noch ca. 15.000 zumeist ältere Sprecher.

Dialektgliederung (Mundartenkarte)

Hauptartikel: Deutsche Mundarten

Aussprache

Hauptartikel: Aussprache der deutschen Sprache

Grammatik

Hauptartikel: Deutsche Grammatik

Rechtschreibung

Hauptartikel: Deutsche Rechtschreibung

Textsammlungen

Beim Projekt Gutenberg-DE gibt es Texte von über 1000 Autoren. Wikisource enthält mehr als 2000 deutschsprachige Werke.

Siehe auch: Deutsche Literatur, Sprichwörter,

Deutschsprachige Schriftsteller: A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Varietäten

Der deutsche Sprachraum ist ein Kontinuum. Im kontinental-westgermanischen Dialektkontinuum sind zumeist nur die benachbarten Varietäten gegenseitig verständlich. Die Varietäten unterscheiden sich umso mehr, je weiter sie voneinander entfernt liegen und sind für einen Sprecher der Standardsprache nur schwer verständlich.

Die Einteilung der deutschen Varietäten beruht auf Untersuchungen des 19. Jahrhunderts. In gleicher Zeit begann vielerorts eine Herausbildung von Umgangssprachen als einer Art Mischform zwischen Standardsprache und Dialekt. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts, insbesondere nach den Ereignissen des II. Weltkrieges verdrängen die Umgangssprachen die alten Dialekte. Entscheidenden Einfluss darauf hatten die Flüchtlingsströme und vor allem die stark anwachsende Verbreitung von Hörfunk und Fernsehen; in den Schulen wurde in der hochdeutschen Standardsprache unterrichtet.

Eine Grobeinteilung der Varietäten erfolgt üblicherweise entlang der Benrather Linie in die niederdeutschen Varietäten im Norden, die die 2. deutsche Lautverschiebung nicht mitgemacht haben und die hochdeutschen Varietäten im Süden, die von der 2. deutschen Lautverschiebung betroffen waren. Allerdings gibt es hierzu keine scharfe Sprachgrenze, sondern einen Übergang innerhalb des deutschen Dialektkontinuums, wo sich die Mundarten von Ort zu Ort geringfügig unterscheiden, aber mit zunehmender Entfernung zu größeren Unterschieden führen.

Hochdeutsche Varietäten

Die hochdeutschen Varietäten lassen sich nochmals in mittel- und oberdeutsche Varietäten einteilen. Von Hoch- und Höchstalemannische sowie das bairische Tirolerisch, die als einzige Varietäten die zweite deutsche Lautverschiebung vollständig durchgeführt haben, bis hin zu Ostbergisch und Mölmsch, wo allein das Wort ik zu ich (s. auch Uerdinger Linie = äußerste Nordgrenze des Mitteldeutschen) verschoben ist.

Im Allgemeinen wird jedoch die Benrather Linie (maken-machen) als Nordgrenze der hochdeutschen Variatäten angesehen.

Als (Sprach-)Grenze zwischen mittel- und oderdeutsche Dialekten wird häufig die „Germersheimer Linie“ (euch-enk-Linie an der Fränkisch-Bairischen und die mähe-mähet-Grenze an der Südfränkisch-Schwäbischen Dialektgrenze) angeführt, was aber heute als veraltet gilt. Als „neue“ Sprachgrenze zwischen Ober- und Mitteldeutsch wird heute allgemein die Speyerer Linie angesehen.

In den allermeisten Varietäten ist die zweite hochdeutsche Lautverschiebung nur teilweise durchgeführt, so auch in den ostmitteldeutschen Varietäten, die zu einem großen Teil zur Herausbildung der Standardsprache beigetragen haben.

Niederdeutsche Varietäten

Niederdeutsch bzw. die niederdeutschen Sprachen sind diejenigen Varietäten, die von der hochdeutschen Lautverschiebung nicht berührt worden sind. Sie bilden jedoch zusammen mit den hochdeutschen Varietäten ein gemeinsames Dialektkontinuum.

Das Niedersächsische stammt zum größten Teil vom Altsächsischen ab und wird in Norddeutschland und im Nordosten der Niederlanden („sachsisch” oder „nedersaksisch”) gesprochen. Das Niederfränkische wird am Niederrhein in Deutschland, in den Niederlanden und in Flandern (Belgien) gesprochen. Niedersächsisch und Niederfränkisch bilden zusammen die „niederdeutsche Sprachgruppe“. Umgangssprachlich bezeichnen die Menschen im niederdeutschen Sprachraum ihre Dialekte auch als „Plattdeutsch“ (Plattdüütsch), also als Sprache des platten (niederen) Landes.

Mittlerweile hat das Niedersächsische im Rahmen der Sprachencharta des Europarats in Deutschland und in den Niederlanden einen offiziellen Status als Regionalsprache erhalten. Darüber hinaus ist es in den Niederlanden offizielle Amtssprache geworden. Zuvor hatten die Niederlande und die bundesdeutschen Länder Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen Niedersächsisch für einen Schutz gemäß Teil III der Sprachencharta angemeldet.

Das wie das Niederländische zum größten Teil vom Altniederfränkischen abstammende Niederfränkische lebt weiter im Niederländischen. Auch die ursprünglichen Dialekte am Niederrhein (Kleve, Wesel, Duisburg, Mülheim an der Ruhr) sowie die alten Mundarten im Ostbergischen gehören dem niederfränkischen Zweig an. Sie sind - wie viele anderen Dialekte auch - seit dem Zweiten Weltkrieg zunehmend im Aussterben begriffen.

Der in Deutschland gebräuchliche Name „Niederdeutsch“ oder „Plattdeutsch“ (Plattdüütsch) bezeichnet somit zwei Gruppen angehörige Varietäten: die vom Altsächsischen abstammende niedersächsischen und die wie das Niederländische vom Altniederfränkischen abstammende niederfränkischen. Diese Gruppen stammen also nicht wie das eigentliche Deutsche vom Althochdeutschen ab. (Die Mundarten des Bundeslands Sachsen stammen nicht vom Altsächsischen ab, sind somit trotz des heutigen Namens nicht sächsisch. Die meisten von ihnen gehören der als Thüringisch-Obersächsisch bekannten Gruppe an.)

Die Mundarten des Gebietes zwischen der Uerdinger Linie (Ik-/Ich-Linie) und der Benrather Linie (Maken-/Machen-Linie) (Düsseldorf, Mönchengladbach, Krefeld, Neuss) weisen sowohl niederfränkische als auch mittelfränkische Züge auf und sind ein mundartliches Übergangsgebiet zwischen den mitteldeutschen und den niederfränkischen Mundarten.

Einflüsse anderer Sprachen auf die deutsche Sprache

Durch ihre zentrale Lage in Europa wurde die deutsche Sprache über die Jahrhunderte durch andere Sprachen beeinflusst. Im Mittelalter und der Zeit davor war es vor allem die lateinische Sprache, aus der sich die deutsche Sprache bediente. So sind viele alltägliche Wörter, vor allem aus Architektur, Religion und Kriegswesen (z. B. Fenster, Keller, Karren, dominieren, Kloster) aus dem Lateinischen entlehnt. Auch die griechische Sprache hat das Deutsche in Religion, Wissenschaft und Philosophie stark beeinflusst (z. B. Philosophie, Physik, Demokratie, Krypta).

Später war es dann vor allem die französische Sprache, die großen Einfluss auf das Deutsche ausübte. Da nach dem Dreißigjährigen Krieg an vielen Höfen französisch gesprochen wurde und selbst preußische Könige diese Sprache besser beherrschten als Deutsch, das nach Voltaire nur zur Kommunikation mit Soldaten und Pferden gebraucht wurde, kamen vor allem Wörter aus dem vornehmen Bereich in die deutsche Sprache (z. B. Boulevard, Trottoir, Konfitüre).

Auch aus den slawischen Sprachen (z. B. Grenze, Pistole, Gurke), dem Jiddischen und dem Rotwelsch (z. B. Zoff, meschugge, Mischpoke, Schockse) kamen einige Wörter ins Deutsche, jedoch war der Einfluss dieser Sprachen im Vergleich zu den vorgenannten wesentlich geringer.

In Handel (Magazin, Tarif, Tara), Botanik (Orange, Kaffee, Ingwer), Medizin (Elixier, Balsam), Mathematik (Algebra, Algorithmus, Ziffer), Chemie (Alkalimetalle, Alkohol, Natrium) und Astronomie (Almanach, Zenit, Rigel) lassen sich auch einige Einflüsse aus dem Arabischen ausmachen, die verstärkt im Mittelalter beispielsweise durch die Kreuzzüge nach Europa und somit auch nach Deutschland kamen. Aber auch in alltäglichen Begriffen wie Koffer, Benzin oder Limonade lassen sich arabische Einflüsse bzw. Ursprünge nachweisen.

Ab Mitte des 20. Jahrhunderts nahm in Deutschland das Englische zunehmend Einfluss auf die deutsche Sprache (Anglizismen). Diese Entwicklung wird von manchen skeptisch betrachtet, insbesondere dann, wenn es genügend deutsche Synonyme gibt. Kritiker merken auch an, es handle sich oftmals (z. B. bei Handy) um Pseudo-Englisch.

Auch technische Zwänge bei der Synchronisation englischsprachiger Filme üben mittlerweile einen Einfluss auf das Deutsche aus. Um Lippensynchronizität zu gewährleisten, werden Worte und Redewendungen kreiert, die zuvor im Deutschen nicht üblich waren, sich dann aber später in der Umgangssprache durchsetzen (z. B. „Oh mein Gott“ statt „Um Gottes Willen“ als Übersetzung für „Oh my God“). „Verdeckte" Anglizismen“ gibt es mittlerweile auch aus anderen Gründen: So ist der heute sehr gebräuchliche Ausdruck „nicht wirklich“ die wortwörtliche Übersetzung von „not really“ und bedeutet demzufolge soviel wie „eigentlich nicht“ – allerdings hat sich der Ausdruck inzwischen verselbständigt.

Eine Sprachpolitik, wie sie unter anderem in Frankreich und Island betrieben wird, um eine Anreicherung der Sprache mit Anglizismen zu unterbinden, findet in Deutschland seit Mitte des 20. Jahrhunderts nicht mehr statt.

Literatur zu Kontakten der deutschen Sprache

  • Johannes Bechert/Wolfgang Wildgen: Einführung in die Sprachkontaktforschung. Darmstadt, Wiss. Buchgesellschaft, 1991
  • Csaba Földes: Kontaktdeutsch. Zur Theorie eines Varietätentyps unter transkulturellen Bedingungen von Mehrsprachigkeit. Tübingen, Verlag Gunter Narr, 2005; siehe: http://www.vein.hu/german/kontaktdeutsch.htm
  • Claudia Maria Riehl: Sprachkontaktforschung. Tübingen, Narr, 2004

Wie das Deutsche in anderen Sprachen heißt

Aufgrund der sehr wechselhaften politischen Geschichte des deutschen Sprachraums (Land der Deutschen) gibt es in den Sprachen der Welt mehr unterschiedliche Formen für den Namen der deutschen Sprache (Deutsch) als für die meisten anderen Sprachen der Welt.

Siehe auch: Deutsch in anderen Sprachen.

Allgemein kann man die Namen der deutschen Sprache aber aufgrund ihrer Herkunft in sechs Gruppen zusammenfassen.

1. Aus dem protogermanischen Wort für Volk:

Anmerkung: Dutch, die englische Bezeichnung für das Niederländische, ist mit dem deutschen Wort deutsch verwandt. In den vergangenen Jahrhunderten wurde zwischen Deutsch und Niederländisch nicht genau unterschieden. Die Niederländer nannten sich und ihre Sprache duutsc oder duutsch, und das wird wohl den englischen Begriff geprägt haben. Siehe auch Niederländisch (Name).

Heutzutage steht „Dutch“ ausschließlich für Niederländisch, während Deutsch im Englischen „German“ heißt. „Dutch“ wurde im Englischen für die Niederländer beibehalten, obgleich sie sich nicht mehr „Deutsche“ nannten.

2. Vom Wort „Germanen“ abgeleitet: 3. Vom Wort „Sachsen“ abgeleitet:
4. Aus dem slawischen Wort *němьcь, das auf die urslawische Wurzel *něm- ‘stumm’ zurückgeht; dies ist ursprünglich eine allgemeine Bezeichnung für alle Fremden aus dem Westen, welche die slawischen Sprachen nicht verstehen (vgl. griechisch barbaros, ursprünglich so etwas wie ‘Stammler’): 5. Vom Wort „Alamannen“ abgeleitet: 6. Bei den baltischen Sprachen:

Anmerkung: In der Vergangenheit war im Rumänischen die dem Slawischen entlehnte Form nemţeşte üblich, aber heute wird im Rumänischen vorwiegend das Wort germană benutzt. Das ungarische német ist auch aus dem Slawischen entlehnt, ebenso der Name für die Deutschen in Österreich im Arabischen, an-Nimsā (النمسا).

Siehe auch

Weblinks

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Quellen

  1. Geothe-Institut
  2. Umfrage der EU
  3. Schlesisches Wochenblatt
  4. Rumänische Regierung
  5. Gesellschaft für bedrohte Völker

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