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Bosnienkrieg

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Bosnienkrieg
Teil Jugoslawienkriege

Grbavica, Stadtteil von Sarajevo
Datum 1. April 1992 - 14. Dezember 1995
Ort Bosnien-Herzegowina
Ausgang Gründung des heutigen, unabhängigen Staates Bosnien-Herzegowina
Casus belli
Autonomiebestrebungen der kroatischen und bosniakischen Volksgruppen auf dem Gebiet des heutigen Bosnien-Herzegowina
Kontrahenten
  • Arabisch-Islamische (El-Mudjahedin)
  • Freiwillige an der Seite der Bosniaken (Muslime)
  • HVO (Armee der Republik Kroatien)
  • Freiwillige Bosnische Kroaten
  • Jugoslawische Volskarmee (JNA) auf der Seite der bosnischen Serben
Befehlshaber
Alija Izetbegović (Staatspräsident Bosnien-Herzegowinas)

Rasim Delić (Oberkommandierender der Truppen)

Franjo Tuđman (Staatspräsident Kroatiens)

Mate Boban (Präsident der Kroatischen Republik Herceg-Bosna)

Slobodan Milošević Präsident der BR Jugoslawien (Präsident Serbiens)

Radovan Karadžić (Präsident der Bosnischen Serben)

Ratko Mladić Gerneral (Oberbefehlshaber der Bosnischen Serben)

Verwandte Links
Jugoslawienkriege
Kroatien-Krieg
Kosovo-Krieg
Internationale Konflikte der Nachfolgestaaten Jugoslawiens

Unter dem Begriff Bosnienkrieg wird der Krieg in Bosnien und Herzegowina 1992 bis 1995 verstanden. Infolge des Auseinanderbrechens der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien sowie der damit verbundenen kriegerischen Auseinandersetzungen besonders in Kroatien (siehe: Kroatien-Krieg) wuchsen in den Jahren 1990 und 1991 auch die Spannungen zwischen den Ethnien in Bosnien und Herzegowina. Während große Teile der serbischen Bevölkerung für einen Verbleib in der Föderation und einen engen Verbund mit Serbien plädierten, gab es insbesondere bei Bosniaken und Kroaten den Wunsch, einen eigenen unabhängigen Staat zu bilden, da sie eine Übermacht Serbiens im sich abzeichnenden Rest-Jugoslawien befürchteten. Vor allem Kroaten aus der westlichen Herzegowina wollten sich stärker an Kroatien anlehnen. Die Spannungen eskalierten nach der Anfang März 1992 verkündeten Unabhängigkeit der Republik Bosnien und Herzegowina (RBiH) und der Ausrufung einer bosnisch-serbischen Republik.

Serben begannen, durch Vertreibung und Mord rein serbisch besiedelte Gebiete zu schaffen (so genannte ethnische „Säuberungen“). Dies führte zu heftigen Gegenreaktionen der Regierung in Sarajevo und mündete in bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen allen drei großen Volksgruppen. Dabei wurden die bosnischen Serben massiv sowohl mit Waffen als auch durch paramilitärische Truppen von Seiten der verbliebenen Bundesrepublik Jugoslawien unterstützt, während die bosnischen Kroaten Unterstützung seitens Kroatien erfuhren. Die Bosniaken (bosnische Muslime) konnten sich anfangs nur auf leichte Waffen der früheren Territorialverteidigung stützen. Später erhielten sie auch internationale Unterstützung, vornehmlich aus arabischen Staaten. Die militärische Übermacht der bosnischen Serben führte dazu, dass diese teilweise bis zu 70 Prozent des Territoriums von Bosnien und Herzegowina kontrollierten. Dazu kamen vom Sommer 1992 bis zum Frühjahr 1994 Kämpfe zwischen Kroaten und Bosniaken hauptsächlich in der Herzegowina sowie die Ausrufung einer so genannten „Autonome Provinz Westbosnien|Autonomen Provinz Westbosnien“ um Bihać und Velika Kladuša durch den Bosniaken Fikret Abdić, der in Konkurrenz zur Regierung in Sarajevo stand.

Auch internationale Vermittlungsbemühungen sowie der Einsatz von UN-Truppen konnten über lange Zeit den Krieg nicht eindämmen. Nachdem es Kroatien mit Hilfe westlicher Staaten im Sommer 1995 gelang, die auf dessen Territorium errichtete Republik Serbische Krajina zu beseitigen, die serbische Seite in die Defensive zu bringen und ein Eindringen kroatischer und bosniakischer Kräfte auch in die Republika Srpska drohte, zeigten sich die inzwischen ermüdeten Kriegsparteien, auch unter internationalem Druck insbesondere aus den USA, bereit, ernsthafte Verhandlungen über eine Beendigung des Krieges zu führen. Diese Verhandlungen mündeten Ende 1995 im Dayton-Vertrag, der zum Ende des Krieges führte. Mit dem Vertrag wurden die beiden Entitäten Föderation Bosnien und Herzegowina und Republika Srpska als Bestandteile von Bosnien und Herzegowina festgeschrieben. Gleichzeitig wurde eine internationale militärische und zivile Kontrolle des Landes vereinbart, die bis heute anhält.

Der Bosnien-Krieg forderte etwa 100.000 Tote[1]. Etwa 2,2 Millionen Menschen flohen oder wurden vertrieben[2], sowohl innerhalb des Landes als auch ins Ausland. Von den Flüchtlingen und Vertriebenen ist bis heute nur ein Teil zurückgekehrt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Situation vor der Auflösung Jugoslawiens

Der politische Zerfall Jugoslawiens
Der politische Zerfall Jugoslawiens

Der Auflösung Jugoslawiens 1990/1991 gingen langfristige innenpolitische und sozial-ökonomische Desintegrationsprozesse voraus. Sie waren in der Staatskonstruktion strukturell angelegt und gewannen in Folge der weltpolitischen Veränderungen der 1980er Jahre an Schärfe und Dynamik. Eine Konfliktquelle war das spannungsreiche Verhältnis zwischen Nationalismus und Föderalismus; dazu kamen die im europäischen Kontext beispiellose ethnische Vielfalt, divergierende historisch-politische Traditionen und gravierende sozial-ökonomische Unterschiede zwischen den Teilrepubliken. Damit waren Verteilungskonflikte und nationalistische Unterströmungen programmiert, die unter Titos Führung und in einem ausgefeilten Modell ethnischer Repräsentation und Machtteilung noch mühsam kontrolliert werden konnten. Mit dem Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa stürzten tragende Säulen des jugoslawischen Staatsverständnisses ein; das bis dahin international angesehene jugoslawische Modell des ”Dritten Weges” zwischen den Blöcken wurde obsolet. Eine schwere Wirtschaftskrise hatte Jugoslawien seit Anfang der 1980er Jahre belastet. Der Ruf nach tief greifenden Reformen des politischen Systems wurde besonders in Slowenien und Kroatien immer lauter. Über den Streit um Reformen wurde die jugoslawische Regierung Ende des Jahrzehnts handlungsunfähig; immer mehr Macht wurde auf die Republiksebene verlagert. Anfang 1990 zerfiel der Bund der Kommunisten Jugoslawiens, die jugoslawische Einheitspartei. In Slowenien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina wurden Mehrparteien-Wahlen ausgeschrieben.

Dabei etablierten sich neue politische Parteien, die sich als Interessenvertretung meist einer einzigen ethnischen Gruppe verstanden. Die Konkurrenz um die politische Macht wurde so in ethno-politische Rivalität transformiert. Am 25. Juni 1991 erklärten sich nach vorangegangenen Volksentscheiden Slowenien und Kroatien für unabhängig. Unmittelbar danach brachen erste bewaffnete Konflikte zwischen der dortigen Territorialverteidigung und der jugoslawischen Volksarmee aus, die 1991 als einzige bundesstaatliche Institution erhalten blieb. Nach und nach erfasste der Krieg weitere Teilrepubliken.

[Bearbeiten] Bosnien und Herzegowina vor dem Kriegsausbruch

Lage des ehemaligen Jugoslawiens in Europa- ein blockfreier sozialistischer Staat
Lage des ehemaligen Jugoslawiens in Europa- ein blockfreier sozialistischer Staat
Ethnische Verteilung in Bosnien und Herzegowina (1991)
Ethnische Verteilung in Bosnien und Herzegowina (1991)
Ethnische Verteilung in Bosnien und Herzegowina (1993)
Ethnische Verteilung in Bosnien und Herzegowina (1993)

Bosnien und Herzegowina galt aufgrund seiner Bevölkerungsstruktur oft als „Jugoslawien im Kleinen“. Drei Völker (Bosniaken, Serben und Kroaten) lebten hier zusammen, in den meisten Landesteilen gemischt. Nach der Volkszählung von 1991 machten von insgesamt 4,36 Millionen Einwohnern die Bosniaken 43,7% aus, die Serben 31,4% und die Kroaten 17,3%; 5,5% erklärten sich als Jugoslawen[3]. Das kommunistische Regime galt in Bosnien-Herzegowina als besonders repressiv. Als Ursache wurde oft angegeben, die Beziehungen zwischen den Nationen seien hier so empfindlich, dass jede Störung sofort eskalieren würde. Der Prozess der politischen Demokratisierung lief in Bosnien relativ spät an. Im Januar 1990 wurden zwar eine neue Verfassung und das Mehrparteiensystem beschlossen, aber im April die Gründung von Parteien unter nationalem Namen verboten. Dies führte dazu, dass die bosniakische Partei sich „Partei der Demokratischen Aktion“ nennen musste. Das Verbot wurde später aufgehoben. Die ersten freien Wahlen fanden am 18. November 1990 statt.

Dabei erhielten drei nationale Parteien die meisten Stimmen, etwa entsprechend den Bevölkerungsanteilen: die Bosniakische Partei der demokratischen Aktion (SDA) gewann 86 der insgesamt 240 Sitze in beiden Kammern des Parlaments, die Serbische Demokratische Partei (SDS) 70 Sitze sowie die Kroatische Demokratische Union in Bosnien und Herzegowina (HDZ BiH) 45 Sitze. Fikret Abdić (SDA) wurde zum Präsidenten gewählt, trat aber zu Gunsten von Alija Izetbegović zurück. Izetbegović hätte mit einer Koalition aus Bosniaken und Kroaten regieren können, bildete jedoch eine förmliche Koalition zwischen den drei größten Parteien. Parlamentsvorsitzender wurde ein Serbe und Premierminister ein Kroate.

Als die Regierung Ende 1990 antrat, war die allgemeine Lage in Jugoslawien sehr angespannt (vgl. Jugoslawienkriege). Slobodan Milošević drohte Anfang 1991 öffentlich, er werde ganze Territorien Kroatiens und Bosniens annektieren, wenn jemand den Versuch unternähme, die Bundesstruktur Jugoslawiens durch eine lockerere Bündnisstruktur zu ersetzen. Bei Debatten über die föderale Struktur stand die bosnische Regierung auf Seiten Sloweniens und Kroatiens, konnte diese aber nicht absolut unterstützen, weil viele Bosnier beunruhigt waren durch die Aussicht, dass die beiden Republiken Jugoslawien verlassen würden. Im Mai 1991 begann die bosnische SDS die Abtrennung großer Teile Nord- und Westbosniens zu fordern. Sie sollten mit der kroatischen ”Krajina” zu einer neuen Republik vereinigt werden. Drei Gebiete Bosniens mit überwiegend serbischen Einwohnern wurden von der SDS zu ”Serbischen autonomen Regionen” erklärt. Wenig später forderte eine kleinere Partei in Kroatien, die ”Partei des Rechts”, die Annexion ganz Bosniens durch Kroatien. Inzwischen war im Sommer 1991 zunächst in Slowenien, dann in Kroatien ein offener Krieg ausgebrochen. Anfang August 1991 unternahm der Führer der kleinen bosniakischen Partei Muslimische Bosnische Organisation (MBO), Adil Zulfikarpašić, den Versuch, ein ”historisches Übereinkommen” mit der SDS zu treffen, das die Unversehrtheit der bosnischen Republik garantieren sollte. Ein solches Abkommen zwischen einer großen und einer kleinen Partei hätte jedoch keinen konstitutionell verbindlichen Status gehabt. Izetbegović protestierte dagegen mit der Begründung, dass die Kroaten nicht einmal konsultiert worden waren. Einige Tage nach seiner Kritik erklärten die Vertreter der SDS, dass sie nun die Sitzungen des Staatspräsidiums boykottieren würden.

Der nächste Schritt der SDS-Führung war im September 1991 die Einbeziehung der jugoslawischen Bundesarmee zum „Schutz“ der „serbischen autonomen Regionen“. Bundestruppen wurden in die Herzegowina verlegt und legten Ende September die „Grenzen“ der „serbischen autonomen Region Herzegowina“ fest. Andere Armeestützpunkte auf bosnischem Territorium (unter anderem in Banja Luka) wurden für militärische Aktionen gegen Kroatien genutzt. Bedeutende Kommunikationszentren wurden von der Armee besetzt. Im Winter 1991/92 wurden um die größeren bosnischen Städte Stellungen für schwere Artillerie gebaut. Als im Januar/Februar 1992 die Kämpfe in Kroatien zu Ende gingen, wurden Panzer und Artillerie der Bundesarmee mit Billigung der UN aus Kroatien abgezogen und nach Bosnien verlegt.

Der dahinter stehende politische Plan war beim Parteitag der Sozialistischen Partei Serbiens am 9. Oktober 1991 vorgestellt worden: „In dem neuen jugoslawischen Staat wird es mindestens drei bundesstaatliche Einheiten geben: Serbien, Montenegro und ein vereinigtes Bosnien-Knin. Wenn die Bosniaken in dem neuen jugoslawischen Staat zu verbleiben wünschen, können sie das tun. Wenn sie abzufallen versuchen, müssen sie wissen, dass sie rings von serbischem Gebiet umschlossen sind.“

Im bosnischen Parlament wurde diskutiert, ob Bosnien seine Souveränität erklären sollte. In einem Memorandum verlangte das Parlament im Oktober 1991 eine legislative Souveränität innerhalb Jugoslawiens, so dass es theoretisch Gesetze erlassen könnte, die das Recht der Bundesarmee, sein Territorium zu benutzen, brechen konnten. Bevor es zu diesem Beschluss kam, wies Radovan Karadžić die SDS-Abgeordneten an, das Parlament zu verlassen. Wenige Tage später errichteten er und seine Partei in Banja Luka, der Hochburg der Bundesarmee, eine so genannte „Serbische Nationalversammlung“.

Die Haltung Kroatiens und der bosnischen Kroaten gegenüber einem möglichen unabhängigen Bosnien-Herzegowina war uneinheitlich: die bosnischen Kroaten in Mittel- und Nordostbosnien hatten ein Interesse an einem stabilen Bosnien-Herzegowina. Viele Kroaten in der Herzegowina hätten sich dagegen gerne dem neu entstandenen unabhängigen Kroatien angeschlossen. Der kroatische Präsident Franjo Tuđman schien zeitweise bereit, eine „Garantie“ für die Respektierung eines unabhängigen bosnischen Staates zu geben. Es gab aber auch gegenteilige Äußerungen von seiner Seite. Bei einer Begegnung mit Milošević im März 1991 in Karadjordjevo hatten beide über Möglichkeiten der Aufteilung Jugoslawiens gesprochen, und die Teilung Bosnien-Herzegowinas hatte dabei eine Rolle gespielt. Auch war Tuđmans Meinung bekannt, Bosnien-Herzegowina sei „durch osmanische Okkupation der ehemals kroatischen Gebiete” entstanden, alle Bosniaken würden sich „doch als Kroaten fühlen“ und der kroatische Staat solle wieder „in seinen historischen Grenzen“ hergestellt werden.[4] [5] [6]

[Bearbeiten] Referendum über die staatliche Unabhängigkeit in Bosnien und Herzegowina

Nachdem sich sowohl in Slowenien als auch in Kroatien eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung für deren staatliche Unabhängigkeit ausgesprochen hatte und die Regierungen deren Souveränität vom Sozialistischen Jugoslawien erklärt hatten, wurde im Jahr 1991 ebenfalls eine Volksabstimmung über eine staatliche Unabhängigkeit vorbereitet.

Die Mehrheit der Serben wurde von ihrer politischen Führung zum Boykott dieses Referendums aufgerufen.

Das Referendum wurde am 29. Februar und dem 1. März 1992 abgehalten. Bei einer Wahlbeteiligung von 64-67% stimmten 99,43 Prozent (nötig sind mindestens 55 Prozent) für die völkerrechtliche Souveränität.

Im Bosnisch-Herzegowinischen Parlament wurde am 5. März 1992 die Unabhängigkeitserklärung verkündet. Der erste Staat, der die Unabhängigkeit Bosnien-Herzegowinas völkerrechtlich anerkannte, war Kroatien.

[Bearbeiten] Der Krieg

Kriegsparteien
Vojska Republike Srpske
Hrvatsko vijeće obrane (Herceg-Bosna)
Armija Republike Bosne i Hercegovine
Narodna odbrana Zapadne Bosne unter Fikret Abdic
NATO

Die Jugoslawische Volksarmee (JNA) verließ Bosnien-Herzegowina offiziell nach der Unabhängigkeitserklärung im April 1992. Die gesamte Bewaffnung, militärische Kommandostrukturen, sowie hochrangiges Führungspersonal wie beispielsweise General Ratko Mladić blieben jedoch im Lande und ergriffen Partei für die Armee der Republika Srpska.

Die Kroaten organisierten den Kroatische Verteidigungsrat (Hrvatsko Vijeće Obrane, HVO) als bewaffnete Einheiten der Herceg-Bosna. Die Bosniaken schlossen sich größtenteils der Armee der Republik Bosnien und Herzegowina (Armija Republike Bosne i Hercegovine, später Armija BiH) an. Dieser Armee schlossen sich auch zahlreiche nicht-Bosniaken an. Der 1 Corps in Sarajevo wurde von General Jovan Divjak angeführt. Gegen Ende 1993 schlossen sich dem dritten Bosniakischen Corps freiwillige aus Islamischen Ländern (Afghanistan, Algerien) etc. an und bildeten eine Brigade, die in der Region Zenica und Zavidovici kämpfte.

[Bearbeiten] Internationale Kritik an der UN

Heftige Internationale Kritik gab es nach dem Srebrenica Massaker im Juli 1995. Die UNO (UNPROFOR) hatte es nicht geschaft die Zivilbevölkerung zu schützen.

[Bearbeiten] Freiwillige Helfer aus anderen Staaten

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[Bearbeiten] Bosniaken/Bosnische Muslime

Mitte 1992 begannen bereits ausländische Soldaten, welche sich selbst als "Mudjahedin" (El Mujahid) bezeichneten, nach Bosnien einzureisen mit dem Ziel, sich der bosniakischen Armee anzuschließen. Sie kamen vorwiegend aus arabisch-islamischen Ländern. Die meisten Mudjahedin kamen nach Zenica und Zentralbosnien.

Die Kämpfer erhielten einen neue Identität mit bosnisch-herzegowinischen Pass. Um den zu erhalten, reichte es aus, eine Loyalitätserklärung in bosnischen Botschaften überall im Ausland zu unterzeichnen. So konnten sich radikale Muslime ohne Probleme neue Identitäten zulegen. Hochrangige Terroristen wie Karim Said Atmani alias Said Hodzic erhielten so einen Pass.

Nach dem Dayton-Vertrag blieben viele der Mudjahedin in Bosnien und Herzegowina. Sie besetzten Häuser von ehemaligen, vertrieben Serben und ließen sich dort nieder. Zlatko Lagumdzija, der ehemalige Ministerpräsident Bosnien-Herzegowinas, sagte in einem Interview gegenüber der Zeit, dass ihm durch Geheimdienstberichten bewusst sei, dass sich Bin Ladens Leute und Mitglieder des internationalen Terrornetzwerks in Bosnien und Herzegowina versteckt halten.

[Bearbeiten] Bosnische Serben

Die bosnischen Serben wurden von Freiwilligen aus den (GUS Staaten) Russland, der Ukraine und aus Griechenland unterstützt.

[Bearbeiten] Bosnische Kroaten

Die bosnischen Kroaten wurden von Deutschen, Österreichern und Ungarn unterstützt.

[Bearbeiten] Minen

Beispiel einer russischen PROM-1 Antipersonenmine wie sie auf dem Balkan eingesetzt wurde
Beispiel einer russischen PROM-1 Antipersonenmine wie sie auf dem Balkan eingesetzt wurde

Nach dem Bosnienkrieg gab es über 700.000 Minen, die über das Kampfgebiet verteilt worden sind. Nach Schätzungen einiger Experten wird es noch Jahrzehnte dauern, diese Minen zu räumen.

[Bearbeiten] Minderheiten im Krieg

[Bearbeiten] Bosnisch-Herzegowinische Roma

Viele der bosnischen Roma schlossen sich der Bosnischen Armee an. Sie wurden wie auch die Bosniaken Opfer der Ethnischen Säuberungen. Besonders Roma aus dem Gebiet der heutigen Republika Srpska (Serbenrepublik) wurden vertrieben.

[Bearbeiten] Chronologie

[Bearbeiten] 1991

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[7] [8] [9]

Ein örtlicher Musiker weigert sich die Nationalbibliothek zu Sarajevo zu verlassen
Ein örtlicher Musiker weigert sich die Nationalbibliothek zu Sarajevo zu verlassen
  • März: Bei einer Begegnung in Karađorđevo sprechen Tuđman und Milošević über Möglichkeiten der Aufteilung Jugoslawiens. Dabei werden auch Gedanken über eine Teilung Bosnien-Herzegowinas erörtert.
  • 15. Mai: Der turnusgemäße Wechsel an der Spitze des kollektiven jugoslawischen Staatspräsidiums scheitert an der Weigerung einer Mehrheit unter der Führung der Vertreter Serbiens, der Ernennung des Kroaten Stipe Mesić zuzustimmen. Damit ist Jugoslawien ohne formelles Staatsoberhaupt und ohne Oberbefehlshaber der Armee.
  • 29. und 30. Mai 1991: Der Vorsitzende des Europarats, Jacques Santer, und der Vorsitzende der Europäischen Kommission, Jacques Delors, besuchen Belgrad, um sich für den Erhalt der staatlichen Einheit einzusetzen. Santer droht, Jugoslawien könne nicht mit einer EG-Assoziierung rechnen, „bis es seine inneren Probleme bewältigt hat“. [10] Die EG-Delegierten bieten Marković finanzielle Hilfe an - man sprach von Krediten von rund einer Milliarde Dollar sowie Streichung eines Teils der Schulden. [6]
  • 6. Juni 1991: Nach zahlreichen Krisensitzungen des Staatspräsidiums und der Republikführungen stimmen alle Seiten einem Kompromissvorschlag zu, den Mazedonien und Bosnien-Herzegowina ausgearbeitet hatten. Das beschlossene Papier steckt, was die Abgrenzung der Kompetenzen zwischen Republiken und Bundesregierung, Recht der Republiken auf eigene Außen- und Verteidigungspolitik usw. angeht, voller Widersprüche und Ungenauigkeiten. Die EG begrüßt den Kompromiss enthusiastisch. Serbien zieht zwei Tage später seine Zustimmung zurück.[10]
  • 10. Juni: Bosnische Muslime rufen in einer Proklamation alle bosnischen Nationen auf, sich für eine einheitliche Republik einzusetzen.
  • 25. Juni: Die Teilrepubliken Kroatien und Slowenien proklamieren ihre Unabhängigkeit. Die Belgrader Regierung bezeichnet die Erklärungen als illegal und setzt die Bundesarmee in Marsch. Zwischen der Bundesarmee und slowenischer Territorialmiliz gibt es Gefechte. Eine EG-Delegation erreicht in Verhandlungen eine vorläufige Vereinbarung über die Feuereinstellung und die Aussetzung des Vollzugs der Unabhängigkeitserklärung für zunächst drei Monate.
  • 5. Juli: Die EG verhängt ein Waffenembargo gegen Jugoslawien.
  • ab Mitte Juli eskalieren Zwischenfälle zwischen Serben und Kroaten in Kroatien zum offenen Krieg.
  • 12. August: Spitzenvertreter der Republiken Serbien, Montenegro und Bosnien-Herzegowina unterbreiten einen Vorschlag zur Umwandlung Jugoslawiens in einen „Bund gleichberechtigter Republiken und Völker“. Jugoslawien soll als Gesamtstaat erhalten bleiben.
  • August/September: erstmals gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Serben und Kroaten in Bosnien-Herzegowina.
  • 27. August: Die Wehrdienstzeit wird verlängert. Soldatenmütter stürmen das bosnische Parlament, um die Entlassung ihrer Söhne aus der Armee zu verlangen.
  • 7. September: In Den Haag beginnt unter Vorsitz von Lord Carrington eine Friedenskonferenz mit der jugoslawischen Bundesregierung und allen Präsidenten der Republiken
  • 19. September: Die Regierung von Bosnien-Herzegowina beschließt, keine Soldaten für die Bundesarmee mehr zu stellen. Das wird am 24. September ergänzt durch das Verlangen, die Bundesarmee solle ohne Genehmigung der Republikregierung keine Waffen oder Soldaten mehr durch die Republik bewegen. Hintergrund dieser Forderung ist, dass Bosnien-Herzegowina seit Juli zum Aufmarschgebiet und logistischen Hinterland der Kriegführung gegen Kroatien geworden ist.[10]
  • Mitte bis Ende September: Nacheinander erklären alle von Serben bewohnten Regionen Bosnien-Herzegowinas ihre „Autonomie“. Es handelt sich insgesamt um mindesten 40 Prozent des Territoriums der Republik. [10]
  • 25. September: Der UN-Sicherheitsrat verhängt ein „allgemeines und vollständiges“ Waffenembargo für alle Lieferungen von Waffen und militärischer Ausrüstung an Jugoslawien.
  • 3. Oktober: Das Rest-Staatspräsidium Jugoslawiens erteilt sich das Recht, künftig Beschlüsse mit der Mehrheit der anwesenden Mitglieder zu fassen und übernimmt zugleich „gewisse Funktionen“ des Bundesparlaments. Die Vertreter Bosnien-Herzegowinas und Mazedoniens sprechen von einem „verfassungswidrigen Putsch“.[10]
  • 15. Oktober: Das bosnische Parlament verabschiedet ein Memorandum zur Unabhängigkeit Bosnien-Herzegowinas (allerdings noch innerhalb des jugoslawischen Staatsverbandes). Die serbischen Abgeordneten hatten zuvor unter Protest die Sitzung verlassen.
  • 24. Oktober: Die serbische Regierung erklärt, sie wolle ein Jugoslawien unter Einschluss der „serbischen Gebiete in Kroatien und Bosnien-Herzegowina“ schaffen. Bosnische Serben gründen ein eigenes ”Parlament”.
  • 10./11. November: Die bosnischen Serben stimmen in einer Volksabstimmung für einen gemeinsamen Staat mit Serbien, Montenegro und der ”Serbischen Autonomen Provinz Krajina”
  • 12. November: In Sarajevo demonstrieren zehntausende Menschen für ein friedliches Zusammenleben aller drei Volksgruppen in Bosnien-Herzegowina.
  • 18. November: Extrem-nationalistische Kreise der HDZ BiH unter Führung von Mate Boban und Dario Kordić proklamieren die Existenz einer „Kroatischen Gemeinschaft Herceg-Bosna“ (Hrvatska Zajednica Herceg-Bosna) als separate „politische, kulturelle und territoriale Einheit“ auf dem Territorium der Sozialistischen Republik Bosnien und Herzegowina.
  • 7. Dezember: Die Schlichtungskommission der EG stellt in einem Bericht fest, der Vielvölkerstaat Jugoslawien sei in der Auflösung begriffen. Es liege nun an den Teilrepubliken, eine neue Form des Zusammenhaltes zu finden.
  • 16. Dezember: Die EG-Außenministertagung in Brüssel verabschiedet „Richtlinien für die Anerkennung neuer Staaten in Osteuropa und der Sowjetunion“ und eine Erklärung zu Jugoslawien. Alle Republiken, die dies bis zum 23. Dezember 1991 beantragen und die EG-Bedingungen akzeptieren, werden bis zum 15. Januar 1992 als unabhängige Staaten anerkannt.
  • 23. Dezember: Bosnien-Herzegowina beantragt seine Anerkennung durch die EG.

[Bearbeiten] 1992

Immer häufiger werdende Zerstörung ziviler Objekte
Immer häufiger werdende Zerstörung ziviler Objekte

Nach dem Referendum über die Unabhängigkeit brachen schwere Unruhen aus. Die serbische Volksgruppe boykottiert die Wahl, zwei Drittel aller Wahlberechtigungen und 99 Prozent der Wähler sprachen sich für die Unabhängigkeit aus. Im April eskalierten die Gefechte zwischen den von Radovan Karadzic geführten bosnischen Serben und der Jugoslawischen Volksarmee auf der einen Seite und der von Kroaten und Bosniaken gebildeten bosnischen Miliz auf der anderen Seite. Die EG und die USA reagierten mit der diplomatischen Anerkennung von Bosnien-Herzegowina und hofften, so einen großen Balkankonflikt verhindern zu können. Nachdem die jugoslawischen Streitkräfte Bosnien nicht verließen, wurden sie im Mai vom bosnischen Staatspräsidium zu Besatzungsgruppen erklärt. Im Juni wurde in Bosnien der Kriegszustand ausgerufen. Im Sommer 1992 begannen die serbischen Einheiten mit ethnischen Säuberungen bei der muslimischen Bevölkerung in Teilen Bosnien-Herzegowinas und die muslimischen Milizen mit ethnischen Säuberungen in den serbisch besiedelten Gebieten. Erste Internierungslager wurden eingerichtet. Obwohl mehrere tausend Soldaten der UNPROFOR stationiert waren, griffen sie militärisch nicht in den Konflikt ein. Sie sollten lediglich die Hilfslieferungen nach Bosnien-Herzegowina absichern. Ein internationaler Plan zur Aufteilung Bosnien-Herzegowinas nach ethnischen Kantonen entzweite die zuerst gemeinsam gegen die Serben kämpfenden kroatischen und bosnischen Einheiten. Anfang 1993 begannen heftigere Kämpfe zwischen muslimischen und kroatischen Einheiten, vor allem in Zentralbosnien und in Mostar.

Während der Monate April-Mai 1992 brachen schwere Kämpfe im Nordwesten des Landes aus. Die Armee des Bosnischen Serben besetzte während dieser drei Monate etwa 70% des Landes und versuchte zum Teil die nicht-serbische Bevölkerung zu vertreiben. Dieser militärische Erfolg war vor allem eine Folge der besseren Bewaffnung und Organisationsstruktur der bosnischen Serben.

Zerstörte Häuser in der Nähe des Flughafens von Sarajevo in Bosnien-Herzegowina
Zerstörte Häuser in der Nähe des Flughafens von Sarajevo in Bosnien-Herzegowina

Die Kämpfe wurden in Gebieten mit ethnisch gemischten Bevölkerungsteilen geführt. Doboj, Foča, Rogatica, Vlasenica, Bratunac, Zvornik, Prijedor, Sanski Most, Kljuc, Brcko, Derventa, Modrica, Bosanska Krupa, Bosanski Brod, Bosanski Novi,Glamoc, Bosanski Petrovac, Bijeljina, Visegrad, und Teilen von Sarajevo. In diesen Gebieten kam es bei so genannten ethnischen Säuberungen zu Genoziden.

In einigen Gebieten mit serbischer Bevölkerungsmehrheit wie beispielsweise Banja Luka, Bosanska Dubica, Bosanska Gradiska, Bileca, Gacko, Han Pijesak, Kalinovik, Nevesinje, Trebinje, Rudo nahezu sämtliche Bosniaken und Kroaten vertrieben.

Ähnliches geschah auch in Zentralbosnien (Sarajevo, Zenica, Maglaj, Zavidovici, Bugojno, Mostar, Konjic etc.) aus denen die serbische Bevölkerungsgruppe vertrieben wurde.

[Bearbeiten] 1993

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Brennendes Parlamentsgebäude in Sarajevo
Brennendes Parlamentsgebäude in Sarajevo
  • Am 8. Januar wurde der bosnische Premierminister Hakija Turajlić getötet. Bosnische Serben stoppten an diesem Tag den UN-Konvoi, der sich auf dem Weg vom Flughafen zum Regierungssitz befand. Kurz darauf wurde Turajlić ermordet. [11][12]
  • Januar: Ein Gipfeltreffen in Genf mit Vertretern der Konfliktparteien führt zu keinem positiven Ergebnis. Bosniakische Kräfte unternehmen eine Offensive, um die Verbindung PaleBelgrad zu unterbrechen. Kroatische Kräfte nehmen den Peruca-Damm ein und zwingen UN-Soldaten zum Rückzug.
  • März: Cerska (Ostbosnien) wird von serbischen Truppen eingenommen. Kämpfe bei Bratunac, Goražde und Srebrenica. Geiselnahmen von zwölf britischen UN-Soldaten bei Konjević Polje durch Serben.
  • April: Nato-Kampfflugzeuge erzwingen gemäß UN-Sicherheitsrat-Resolution 816 das Flugverbot über Bosnien-Herzegowina.
  • Mai: Der UN-Sicherheitsrat erklärt Bihać, Goražde, Sarajevo, Srebrenica, Tuzla und Žepa zu „safe-areas“. Trotzdem fällt Žepa durch serbische Angriffe am 15. Mai.

Vom März 1993 bis Juni 1993 gab es mehrere bewaffnete Zwischenfälle zwischen bosnischen Kroaten und Bosniaken in Zentralbosnien. Auch in und um Mostar gab es über Monate heftige Kämpfe zwischen Kroaten und Bosniaken.

  • Juli: Serben und Kroaten gehen in Zentralbosnien zeitweise gemeinsam gegen bosniakische Kräfte vor. Kämpfe zwischen Bosniaken und Kroaten bei Gornji Vakuf und Bugojno.

Am 24. August 1993 proklamierten bosnische Kroaten in Livno eine „Kroatische Republik Herceg-Bosna“.

  • September: Fortschreitende Zersplitterung der Kriegsparteien: Bosniaken gegen Kroaten bei Gornji Vakuf und Kiseljak, Serben gegen Kroaten und Bosniaken in Mostar. Fikret Abdić ruft in Westbosnien eine unabhängige muslimische Republik aus. Er wird dabei durch „Rote Barette“ des serbischen Innenministeriums unterstützt. Es kommt zu Kämpfen zwischen Bosniaken und Abdić und Izetbegović. In Banja Luka kommt es zu einem Aufstand serbischer Einheiten („Aktion September ’93“).

Am 9. November wurde nach mehrstündigem Beschuss durch die kroatische Armee, den eine Kamera des österreichischen Fernsehens ORF dokumentierte, die Alte Brücke von Mostar gezielt zerstört.

  • November: erste Sitzung des ICTY in Den Haag.

[Bearbeiten] 1994

F16 der Deliberate Forces
F16 der Deliberate Forces
Bosnisch-serbische Soldaten
Bosnisch-serbische Soldaten

Februar: In der Republika Srpska erfolgt die Generalmobilmachung. In der „Republik Herceg-Bosna“ wird die HVO durch die Kroatische Armee (HV) mit ca. 4000 Soldaten aus Kroatien direkt unterstützt. 400 russische UN-Soldaten treffen in Pale ein. Am 8. Februar schießen NATO Kampfflugzeuge vier serbische Kampfflugzeuge ab, die das Flugverbot über Novi Travnik missachteten. [13]

März: Serben rücken in die Schutzzone von Sarajevo ein. In Žepže werden britische UN-Truppen durch Serben beschossen. Französische UN-Truppen erwidern serbisches Feuer. Die kroatische (Tudjman) und bosnische Regierung (Izetbegović) unterzeichnen das Abkommen von Washington, um die Feindseligkeiten zwischen bosnischen Kroaten und Bosniaken zu beenden und die Föderation Bosnien und Herzegowina zu begründen. HVO und ARBiH ziehen schwere Geschütze aus Zentralbosnien zurück. Bei Maglaj (bosniakische Enklave) kommt es zu Gefechten zwischen britischen UN-Truppen und Serben.

April: In Prijedor kommt es zu so genannten Ethnischen Säuberungen. Nach einer verstärkten serbischen Offensive mit gepanzerten Kräften auf Goražde werden durch die NATO erstmals Bodenziele bekämpft. Nahe Goražde und Banja Luka werden 58 UN-Militärbeobachter von Serben festgehalten. Die UN lehnen NATO-Luftschläge ab.

Mai: Es kommt zu Kämpfen um Brćko, Bihać, Tuzla, Zavidoviči, Doboj, Tesanj. In Bihać kämpfen Bosniaken gegeneinander.

Juni: Kroatische Serben unterstützen durch Artillerie den bosnischen „Rebellenführer“ Fikret Abdić. Schwere Artilleriegefechte werden um Gračanica, Gradačac und Doboj ausgetragen.

August: In Sarajevo nehmen Angriffe sowohl von Heckenschützen als auch durch schwere Waffen zu. Auch UN-Personal ist betroffen. Velika Kladuša fällt durch bosniakische Truppen. Serben vertreiben Hunderte Bosniaken aus Bijeljina.

Oktober: Die bosnische Regierungsarmee geht nach Siegen über Abdić-Truppen in Westbosnien gemeinsam mit bosnisch-kroatischen Einheiten gegen bosnische Serben um Bihać vor. Drei dänische Panzer eröffnen bei Gradačac das Feuer auf serbische Panzer. UN und NATO einigen sich über Bedingungen für Luftschläge.

November: UN-Feuerwehrpersonal wird mit Maschinengewehren beschossen. Französische Truppen antworten mit Schüssen auf das serbisch kontrollierte Viertel Grbavica in Sarajevo. Truppen der Autonomen Provinz Westbosnien (Abdić-Truppen) rücken in Velika Kladuša ein. NATO-Flugzeuge greifen den serbisch gehaltenen Flugplatz Udbina in Kroatien an, von dem aus Luftangriffe auf Bihać erfolgten. Serben nehmen UN-Personal als Geiseln.

Dezember: UN-Mitarbeiter werden von Serben als „menschliche Schutzschilde“ gegen NATO-Angriffe eingesetzt. Velika Kladuša fällt durch Abdić-Truppen. Tuzla wird weiterhin durch serbische Artillerie angegriffen.

[Bearbeiten] 1995

Ein veralteter serbischer Panzer vom Typ T-37 im Februar 1996
Ein veralteter serbischer Panzer vom Typ T-37 im Februar 1996

Serbische Einheiten belagerten Sarajevo und eroberten im Juli die UN-Schutzzonen Srebrenica und Zepa. Die Eroberer begingen schwerste Menschenrechtsverletzungen an der muslimischen Bevölkerung (Massaker von Srebrenica). Nach einem serbischen Granatenangriff auf Sarajevo bombardierte die NATO die serbischen Stellungen um Sarajevo. Nach zwei Wochen zog der serbische General Mladic die schweren Waffen zurück.

Im August übernahm die Bosniakisch-Kroatische Allianz währen der Militäroperation Maestral die Initiative und stoppte den Angriff auf massiven internationalen Druck. Nachdem bosnische Serben am 28. August 1995 einen Mörsernangriff auf den Marktplatz von Sarajewo unternahmen, startete die NATO am 30. August 1995 die Operation Deliberate Force. US-Kriegsschiffe feuerten 13 Tomahawk-Marschflugkörper ab und zerstörten das Hauptquartier der Bosnisch-Serbischen Armee in der Nähe von Banja Luka. An der Luftoperation nahmen acht Nationen teil, die bis zum 14. September 1995 über 3.500 Einsätze flogen. 14 deutsche Tornado-Kampfflugzeuge flogen von Piacenza aus, 65 Einsätze. Am 30. August 1995 wurde eine französisches Kampfflugzeug vom Typ Mirage 2000K durch eine Luftabwehrrakete abgeschossen, die Piloten retteten sich. Während der NATO-Luftangriffe wurden 1026 Bomben abgeworfen und 386 feindliche Ziele bekämpft.

Am 21. November 1995 wurde der Krieg mit dem Abkommen von Dayton beendet.

Ende Mai 1995 kam es in Bosnien und Herzegowina nach NATO-Luftangriffen auf ein Munitionsdepot der bosnischen Serben in Pale zu Geiselnahmen von 200 UN-Soldaten. Als Folge der Luftangriffe wurden von bosnischen Serben ausgewiesene NATO-Schutz-Zonen überfallen, UN-Soldaten als Geiseln genommen, an taktischen Positionen angekettet und zur Schau gestellt.[14] [15]

Der Krieg endete im Herbst 1995, nachdem Kroatien mit massiver logistischer und taktischer Unterstützung der USA, der NATO und Deutschlands mit der Militäroperation Blitz die Truppen der Republik Serbische Krajina militärisch besiegte.

[Bearbeiten] Chronik/Bilanz

[Bearbeiten] Sarajevo

Sarajevo wurde weitesgehend zerstört, über 10.000 Menschen kamen ums Leben.

[Bearbeiten] Mostar

Mitte 1992 wurden Bosnische Serben aus Mostar vertrieben. Am 09. November 1993 wurde die Brücke Stari Most zerstört.

[Bearbeiten] Prijedor und umgebung

Im April 1992 marschierten bosnisch-serbische und serbische Truppen in Kozarac und Umgebung ein. Bosnische Moslems (Bosniaken) Bosnische Roma und Bosnische Kroaten wurden vertrieben, ermordet oder in Gefangenenlagern untergebracht. Kozarac und weitere Nebengemeinden wurden zerstört.

[Bearbeiten] Srebrenica

Siehe Srebrenica

[Bearbeiten] Flüchtlingswellen

Bosnische Flüchtlinge in Travnik
Bosnische Flüchtlinge in Travnik

Der Bosnien-Krieg forderte mindestens 100.000 Tote und zwang etwa 2,2 Millionen Menschen zu Flucht und Vertreibung[2], sowohl innerhalb des Landes als auch ins Ausland, von denen bis heute nur ein Teil zurückgekehrt ist.

Dayton Friedensabkommen 14.12.1995 li. Slobodan Milosevic mit. Franjo Tudman , Alija Izetbegovic Rt.(Paris)
Dayton Friedensabkommen 14.12.1995 li. Slobodan Milosevic mit. Franjo Tudman , Alija Izetbegovic Rt.(Paris)

[Bearbeiten] Reflexion

Ziviles Opfer des Krieges
Ziviles Opfer des Krieges

Die Bosniakische und Kroatische Kriegsparteien bezeichnen den Krieg als Aggression Serbiens. Die Intervention Operation Deliberate Force der NATO im Jahr 1995 gegen militärische Ziele der Armee der Republika Srpska machten diesen Krieg zu einem internationalisierten Konflikt.

2007 fiel in einem Gerichtsverfahren vor dem internationalen Gerichtshof das Urteil, den der Staat Bosnien-Herzegowina gegen Serbien eingeleitet hat um die Hintergründe und Drahtzieher des Krieges zu finden. Darüber hinaus ging es um mögliche Forderungen von Kriegsreparationen gegen Serbien. Nach dem Urteil hat die Regierung von Serbien nicht direkt Schuld an dem Krieg, hat aber durch Unterlassung den Krieg auch nicht geholfen zu beenden. Bei der bosnischen Bevölkerung fand das Urteil kein Verständnis.

Bosnsicher Serbengeneral Ratko Mladic (1993)
Bosnsicher Serbengeneral Ratko Mladic (1993)

[Bearbeiten] Paramilitärs

Mehrere paramilitärische Einheiten waren am Bosnien-Krieg beteiligt.

Auf serbischer Seite Kämpften die „Weißen Adler“ (Beli Orlovi), Arkans „Tiger“, „Serbische Freiwilligen Garde“ (Srpska Dobrovoljačka Garda).

Auf bosniakischer Seite kämpfte die Bosniakische „Patriotische Liga“ (Patriotska Liga) und „Green Berets“ (Zelene Beretke), sowie die Kroatischen „Kroatische Verteidigungskräfte“ (Hrvatske Obrambene Snage), sowie zahlreiche Mudzahhedin Einheiten etc.

Auf Bosniakischer Seite waren die Streikräfte in 5 Corps aufgeteilt: Das erste Corps operierte im Gebiet um Sarajevo und Goražde während das 5th Corps unter dem Kommando von Atif Dudakovic des Westen Bosniens um Bihac und Cazin kämpfte.

[Bearbeiten] Nachkriegssituation

Nach dem Bosnienkrieg war Bosnien und Herzegowina wirtschaftlich am Boden. 1996 lag die Arbeitslosenquote über 70% , über 50% der Gebäude sind zerstört worden, zahlreiche Moscheen, Kirchen und Kulturdenkmäler.

Ende 1995 übernahm die NATO (IFOR) das Sagen in Bosnien-Herzegowina. Die Truppenstärke lag bei ca. 60.000. Die Republik Serbien und Montenegro (Dam. BR Jugoslawien) wurde von der Völkermordanklage freigesprochen.


[Bearbeiten] Ethnische Säuberungen

So genannte Ethnische Säuberungen waren während dieses Krieges besonders ausgeprägt. Gewaltsame Vertreibungen und Morde an der jeweils anderen Volksgruppe sowie die Plünderung und Zerstörungen an deren Eigentums sowie die Zerstörung von Moscheen, Kirchen, Friedhöfen und historischen Kulturgütern waren ein besonders auffälliges Phänomen dieses Krieges. Etwa die Hälfte der Bevölkerung des Staates wurde gezwungen ihre bisherigen Wohnorte zu verlassen. Noch immer leben sehr viele Bewohner in Drittstaaten.

Die größte dieser ethnischen Säuberungen an einem Ort fand in Srebrenica statt.

Begräbnis von 505 identifizierten Opfern des Massaker von Srebrenica
Begräbnis von 505 identifizierten Opfern des Massaker von Srebrenica

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Kinofilme

[Bearbeiten] Doku

  • 1996, Bruderkrieg der Kampf um Titos Erbe

[Bearbeiten] Literatur

  • Arbeitsgruppe Sicherheitspolitik der Deutschen Kommission Justitia et Pax (Hrsg.): Der Konflikt im ehemaligen Jugoslawien. Vorgeschichte, Ausbruch und Verlauf. Schriftenreihe Gerechtigkeit und Frieden, Arbeitspapier 66, ISBN 3-928214-41-1 (knappe Übersicht, Stand: Sept. 1993)
  • Hans Benedikter: Die bitteren Früchte von Dayton. Völkermord und Vertreibungsterror in Kroatien und Bosnien-Herzegowina, das Versagen des Westens, ein Friede ohne Gerechtigkeit, Menschenrechte und Demokratiefragen, die Protestbewegung in Belgrad., Autonome Regierung Trentino-Südtirol, Bolzano/Bozen 1997
  • Christopher Bennet: Yugoslavia's Bloody Callapse. Causes, Course und Consequences. Hurst & Company, London 1995
  • Marie-Janine Calic: Krieg und Frieden in Bosnien-Hercegovina. Suhrkamp 1996. ISBN 3518119435
  • Johannes Grotzky: Balkankrieg. Der Zerfall Jugoslawiens und die Folgen für Europa. Serie Piper, München 1993
  • Leonard J. Cohen: Broken Bonds. The Disintegration of Yugoslavia. o. O. 1993
  • J. Pirjvec: Le guerre jugoslave, Einaudi, Torino 2002
  • Philip J. Cohen: Serbia's Secret War: Propaganda and the Deceit of History. Eastern European Studies, No 2, ISBN 953-6108-36-4
  • Hajo Funke, Alexander Rhotert: Unter unseren Augen. Ethnische Reinheit: Die Politik des Milosevic-Regimes und die Rolle des Westens. Verlag Das Arabische Buch, o. O. 1999. ISBN 3860932195
  • James Gow: Triumph of the Lack of Will. International Diplomacy and the Yugoslav War. Hurst & Company, London 1997.
  • Johannes Grotzky: Balkankrieg. Der Zerfall Jugoslawiens und die Folgen für Europa. Sere Piper, München 1993.
  • Agilolf Keßelring (Hrsg., im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamts): Wegweiser zur Geschichte: Bosnien-Herzegowina, Paderborn 2005, ISBN 3-506-72976-4
  • Götz Kubitschek, Peter Felser: Raki am Igman – Texte und Reportagen aus dem Bosnien-Einsatz der Bundeswehr. ISBN 3000054324
  • Sonia Lucarelli: Europe and the Breakup of Yugoslavia. Kluwer Law International, Den Haag 2000.
  • Reneo Lukic, Allen Lynch: Europe from the Balkans to the Urals. The Disintegration of Yugoslavia and the Soviet Union. Oxford University Press, Oxford 1996
  • Norbert Mappes-Niediek: Die Ethno-Falle. Der Balkan-Konflikt und was Europa daraus lernen kann. Ch. Links Verlag, 2005. ISBN: 3-86153-267-7
  • Hanns W. Maull: Germany and the Yugoslav Crisis, in: Survival, Vol 37, No. 4, Winter 1995–96, S. 99–130
  • Dunja Melčić (Hrsg.): Der Jugoslawien-Krieg. Handbuch zu Vorgeschichte, Verlauf und Konsequenzen. Westdeutscher Verlag, Opladen/Wiesbaden 1999. ISBN 3531132199
  • Thomas Paulsen: Die Jugoslawienpolitik der USA 1989–1994. Begrenztes Engagement und Konfliktdynamik. Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 1995
  • Erich Rathfelder: Sarajewo und danach. Sechs Jahre Reporter im ehemaligen Jugoslawien. Mit einem Nachw. von Hans Koschnick. München 1998. ISBN 3-406-42044-3
  • Jane M. O. Sharp: Honest Broker or Perfidious Albion? British Policy in Former Yugoslavia. Institute for Public Policy Research IPPR, London 1997.
  • Laura Silber, Allan Little: Bruderkrieg. Verlag Styria. ISBN 3-222-12361-6
  • Steven W. Sowards: Moderne Geschichte des Balkans. Der Balkan im Zeitalter des Nationalismus. BoD 2004. ISBN 3-8334-0977-0
  • Angelika Volle, Wolfgang Wagner (Hrsg.): Der Krieg auf dem Balkan. Die Hilflosigkeit der Staatenwelt. Verlag für Internationale Politik, Bonn 1994.
  • Eric A. Witte: Die Rolle der Vereinigten Staaten im Jugoslawien-Konflikt und der außenpolitische Handlungsspielraum der Bundesrepublik Deutschland (1990–1996). in: Mitteilungen Nr. 32 März 2000 des Osteuropa-Instituts München
  • Roy Gutman, David Rieff (Hrsg.): 'Crimes of war - what the public should know', 1999, ISBN 0-393-31914-8

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. http://www.idc.org.ba
  2. a b Der Fluch von Dayton, Artikel im „Spiegel“ Nr. 45/2006, S. 134
  3. Zahlen aus Borba vom 13.1.92, Daten des Bundesamtes für Statistik vor Kriegsbeginn
  4. Zeljko Brkic (Januar 2001). Ökonomische Ursachen des Zerfalls Jugoslawiens und der Transformationsprozess in Kroatien 1990-2000 (PDF). Universität Trier. Gefunden am 5. Januar 2007.
  5. Noel Malcolm: Geschichte Bosniens. S. Fischer, Frankfurt/Main 1996, ISBN 3-10-029202-2.
  6. a b Viktor Meier: Wie Jugoslawien verspielt wurde. In: Beck'sche Reihe. 2. Auflage. 1141, Nr. 3-406-39241-5, Beck, München 1996, ISBN 3-10-029202-2.
  7. Gerhard Meder, Michael Reimann. Chronik des Bosnien-Konfliktes. Gefunden am 6. Januar 2007.
  8. Marc Muller: Chronologie der Kriege auf dem Balkan. In: Jenseits der Gewalt. Probleme des Friedens 1-2/1996;
  9. Karlheinz Koppe: Zu Vorgeschichte, Ausbruch und Verlauf des Konfliktes im ehemaligen Jugoslawien. In: Justitia et Pax ARB 66, 1993
  10. a b c d e Knut Mellenthin (7. Juli 1993). Der Weg zum Bürgerkrieg - Eine Chronologie. Gefunden am 23. Januar 2007.
  11. Artikel des Time-Magazines
  12. St. Gallen Nachrichten
  13. Time-Magazin
  14. ICTY-Anklage gegen Ratko Mladic
  15. Kanadische Nachrichten

[Bearbeiten] Weblinks

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