Palast Hohenems
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Palast Hohenems ist das Residenzschloss der Grafen von Hohenems in der Vorarlberger Kleinstadt Hohenems in Österreich. Der Palast ist in Privatbesitz der Nachkommen der gräflichen Familie.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Der Palast wurde im Auftrag des Kardinals Markus Sittikus III Graf von Hohenems (1533–1595) aus Rom -nicht zu verwechseln mit seinem Neffen, dem Fürsterzbischof von Salzburg, Markus Sittikus IV. Graf von Hohenems (1575-1619)- von dem italienischen Architekten Martino Longhi ("il vecchio") von 1562 bis etwa 1567 im Rohbau erstellt (Datierung 1565 an einer Decke im zweiten Stockwerk).
Fertiggestellt wurde der Palast Anfang des 17. Jahrhunderts von einem anderen Neffen des Kardinals, dem Grafen Kaspar von Hohenems, Lustenau, Vaduz, Schellenberg und Gallerate, Vogt von Bludenz, Sonnenberg und Feldkirch, (1573–1640), einem Bruder des Salzburger Füsterzbischofs Markus Sittikus.
Nach dem Tod des letzten regierenden Reichsgrafen von Hohenems, Franz Wilhelm III., im Jahre 1759 erbte seine Tochter Maria Rebekka (1742–1806) den Besitz. Sie war verheiratet mit dem k.u.k. Feldmarschall Franz Xaver Graf Harrach-Rohrau-Kunewald (1732–1781).
Deren einzige Tochter Maria Walburga Erbgräfin Harrach-Lustenau-Hohenems (1762–1828), heiratete 1779 Clemens Alois Reichserbtruchsess Graf Waldburg-Zeil-Trauchburg; sie wurden 1806 regierende Grafen von Lustenau.
Clemens Waldburg-Zeil-Lustenau-Hohenems (1753–1817) erwarb 1813 die Besitzungen Lustenau und Hohenems von seiner Frau. Da seine eigenen vier Kinder verstarben, adoptierte er 1813 seinen Neffen, Sohn des 1. Regierenden Fürsten Waldburg-Zeil, den Reichserbtruchsessen Graf Maximilian Clemens Waldburg-Zeil-Hohenems (1799–1869), der nach seinem Tod zu seinem Universalerben bestimmt wurde.
[Bearbeiten] Die Nibelungenliedhandschriften aus Hohenems
Überregionale Bekanntheit erlangte das Schloss, weil es Fundstelle der beiden bedeutendsten Handschriften ("A" und "C") des mittelhochdeutschen Nibelungenliedes wurde. Ein alemannischer Schreiber aus dem Oberrheintal schrieb das Manuskript um etwa 1220 nach einer früheren bayerischen Vorlage. Die Kunst und Literatur sammelnden Emser Grafen, insbesondere Jakob Hannibal I. von Hohenems (1530–1587) und Caspar von Hohenems 1573–1640 erwarben vermutlich im 15. oder 16. Jahrhundert die Handschriften.
Die Wiederentdeckung ist dem Arzt Jacob Hermann Obereit aus Lindau zu verdanken. Dieser hatte eine besondere Vorliebe für alte Bücher und Schriften. Auf der Suche danach wurde er vom Zürcher Gelehrten Johann Jakob Bodmer darauf aufmerksam gemacht, dass in den Burgen, Schlössern und Klöstern des Bodenseeraumes so manches zu finden sei. Am Peter-und-Paulus-Tag des Jahres 1755 begab sich Oberreit nach Hohenems zu seinem Freund, dem Amtmann Joseph von Wocher und erhielt durch dessen Vermittlung beim Schlossverwalter Zutritt in die gräfliche Bibliothek im Palast Hohenems. Man ließ ihm anscheinend freie Hand bei seiner Suche. Alsbald fand er unter anderem die Handschrift "C" und nach längerem Suchen 1779 auch noch die Handschrift "A" des Nibelungenliedes.
Die beiden Handschriften kamen zusammen mit anderen Gegenständen und den meisten Bildern bzw. Portraits aus dem Palast 1803 nach Bistrau in Böhmen, wo die Enkelin des letzten Emser Grafen, die oben genannte Maria Walburga lebte. Diese schenkte 1807 die beiden Handschriften ihrem Advokaten Dr. Schuster aus Prag; Schuster wiederum verkaufte die jüngere Hanschrift "A" an die königliche Hofbibliothek in München.
Die Handschrift "C" verkaufte er während des Wiener Kongresses an einem Händler namens Frickert und verlangte 1000 Gulden dafür. Mehrere Interessenten, wie der österreichische Kaiser Franz Joseph, der Herzog von Marlborough und andere, bemühten sich um den Erwerb, ebenso wie ein Freiherr von Laßberg, der auch als Bibliothekar in der fürstlichen Hofbibliothek in Donaueschingen tätig war und sich jahrelang bemüht hatte, in den Besitz dieser Handschrift zu gelangen. Von einer Gönnerin, der Fürstin Elise zu Fürstenberg, bekam letzterer schließlich die Mittel vorgestreckt. 1853 erwarb die Hofkammer Donaueschingen des Fürsten zu Fürstenberg die Laßberg'sche Bibliothek samt der unschätzbaren Handschrift. Seit dem Verkauf der fürstlich fürstenbergischen Bibliothek 2001 wird die Handschrift als Eigentum der Landesbank Baden-Württemberg und der Bundesrepublik Deutschland in der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe aufbewahrt.
[Bearbeiten] Weblinks
- www.hohenems.at/download/Gesch2.pdf
- www.sbg.ac.at/phl/hellbrunn/hps/hohenemser.htm
- Die Nibelungenhandschrift C digital
- http://www.burgen-austria.com/Archiv.asp?Artikel=Hohenems
[Bearbeiten] Literatur
- Josef Bergmann: Die Edlen von Embs zu Hohenembs in Vorarlberg. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 1860
- Gemäldegalerie der Grafen von Hohenems, unter Mitarbeit von David Junek, o. O. 1999
- Simonetta Scherling: Markus Sittikus III. (1533-1595). Vom deutschen Landsknecht zum römischen Kardinal. Universitäts-Verlag, Konstanz 2000 ISBN 3-87940-637-5
- Eva Stahl: Marcus Sitticus. Leben und Spiele eines geistlichen Fürsten. Amalthea, Wien u. a. 1988 ISBN 3-85002-259-5
- Priscilla Waldburg-Zeil: Der Palast von Hohenems Licht und Schatten. Aus der Familiengeschichte Waldburg-Zeil-Hohenems und Schönborn-Wiesentheid. Selbstverlag, Hohenems 2004 ISBN 9638630590
- Ludwig Welti: Geschichte der Reichsgrafschaft Hohenems und des Reichshofes Lustenau. Wagner, Innsbruck 1954
- Ludwig Welti: Graf Jakob Hannibal I. von Hohenems. Wagner, Innsbruck 1954