Präteritum
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Das Präteritum (irreführenderweise auch Imperfekt genannt; von lat. praeteritum 'das Vorhergegangene') ist nicht nur im Deutschen die Zeitform der Vergangenheit, mit der vornehmlich bereits abgeschlossene Ereignisse ausgedrückt werden. Es ist die Erzählform in Romanen, Berichten und Märchen.
Die Bezeichnung Imperfekt oder ihre deutsche Übersetzung unvollendete Vergangenheit stammt aus der Grammatik des Lateinischen. Sie ist für das Präteritum des Deutschen irreführend, weil die synthetisch gebildete Vergangenheitsform hier nicht oder nicht ausschließlich die „unvollendete Vergangenheit“ bezeichnet.
In Österreich wird alternativ der Name Mitvergangenheit verwendet.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Sprachgeschichte
Sprachwissenschaftlich ist das Imperfekt die Vergangenheitsform, die vom Präsensstamm gebildet wird (wie im Lateinischen und noch heute das „Imparfait“ im Französischen) und somit aspektuell als imperfektiv gekennzeichnet ist, im Unterschied zu den beiden anderen Verbalformen, die Vergangenheitsbedeutung haben können, dem Aorist und dem Perfekt, für die es in den indogermanischen Sprachen für jedes Verb jeweils eigene Tempusstämme gibt. Die älteren indogermanischen Sprachen besitzen diese dreifache, aspektuelle Differenzierung der Vergangenheitstempora („tempora praeterita“), sie ist aber in vielen neueren Sprachen verloren gegangen. Sprachgeschichtlich ist die Vergangenheitsform im Germanischen aus dem Zusammenfall von Aorist- und alten Perfektformen - die mit dem „Perfekt“ der heutigen deutschen Grammatik nichts zu tun haben - entstanden, weshalb „Präteritum“ auch aus diesem Grund eine angemessene Bezeichnung darstellt.
Wenn in einer Sprache nur ein Vergangenheitstempus vorliegt, ist nicht von einem Imperfekt, sondern von einem Präteritum zu sprechen, weil diese Verbform dann sowohl das Abgeschlossene als auch das Unabgeschlossene sowie das Unbestimmte bez. muss, was bei einer Aspektdifferenzierung in der Vergangenheit auf die Verbformen Perfekt, Imperfekt und Aorist funktionell verteilt würde. Trotzdem wird z.B. bei der Vergangenheitsform des Pali von einem Aorist gesprochen, obwohl dieser Begriff nach dem Verlust von Perfekt/Imperfekt nicht mehr gerechtfertigt ist.
[Bearbeiten] Bildung des Präteritums
Schwache und starke Verben werden unterschiedlich konjugiert.
An den Verbstamm schwacher Verben wird -te angehängt, darauf folgen die jeweilige Personalendung. Die 1. und die 3. Person Singular sind immer gleich. Verben, deren Stamm auf t, d oder Konsonant +n/m endet, haben vor dem Suffix ein e.
Starke Verben erfahren einen Lautwechsel. Der Stammvokal wird ausgetauscht (so genannter Ablaut), manchmal ändert sich auch der folgende Konsonant. Die Suffixe (Wortendungen) werden dennoch, ähnlich wie bei schwachen Verben, nach stets gleichen Regeln hinzugefügt.
[Bearbeiten] Beispiele
Konjugation | schwach | schwach | stark | stark |
Verb | lachen | reden | fahren | nehmen |
ich | lachte | redete | fuhr | nahm |
du | lachtest | redetest | fuhrst | nahmst |
er/sie/es | lachte | redete | fuhr | nahm |
wir | lachten | redeten | fuhren | nahmen |
ihr | lachtet | redetet | fuhrt | nahmt |
sie | lachten | redeten | fuhren | nahmen |
[Bearbeiten] Besonderheiten
Die Entwicklung geht dahin, dass ehemals unregelmäßige Verben in allen Zeitformen regelmäßig gebildet werden. In der Umgangssprache wirkt sich dies früher aus. So werden manche Verben schwach gebeugt, auch wenn sie in der meist etwas traditionelleren Schriftsprache heute noch zu den starken Verben gehören. Bei vielen anderen einst starken Verben ist die schwache Beugung heute auch in der Schriftsprache zum Standard geworden:
- Früher: Er frug mich., Er buk einen Kuchen.
- Heute: Er fragte mich., Er backte einen Kuchen.
Bisweilen können bei Verben sowohl die schwache Form (hängen - hängte) als auch die starke Flexion (vgl.: hängen - hing) verwendet werden. Das kann einerseits daran liegen, dass die starke Konjugation langsam aber sicher verschwindet, andererseits kann durch unterschiedliche Verwendung ein Bedeutungsunterschied signalisiert werden:
- Otto hängte die Pelzmütze an den Haken, danach hing die Mütze dann den ganzen Sommer dort.
- Der Koch wendete schnell das Schnitzel in der Pfanne, daraufhin wandte er sich wieder seinem Kollegen zu.
In diesen Fällen mit Bedeutungsunterschied wird im Deutschen fast immer das transitive Verb schwach gebeugt und das gleichlautende intransitive Verb stark gebeugt. Ausnahme: schleifen - schliff/schleifte (das Messer wurde geschliffen, die Mauer wurde geschleift).
[Bearbeiten] Verwendung des Präteritums
Das Präteritum dient zur Schilderung von Ereignissen, die der Berichtende selbst erlebt, gesehen, gehört oder getan hat. Demgegenüber dient das Perfekt zur Darstellung von Ereignissen, die der Berichtende nur erschlossen hat. Je nach Situation wird dadurch dem Bericht bessere Glaubhaftigkeit verliehen.
- Zeuge: Ich öffnete die Tür. (Der Zeuge berichtet über etwas, das er selbst getan hat.)
- Richter: Sie haben das Zimmer also betreten? (Der Richter war selbst nicht dabei, als der Zeuge die Tür öffnete.)
- Staatsanwalt: Sie haben sich also unberechtigten Zutritt verschafft? (Bei der Beweisaufnahme)
- Staatsanwalt: Sie verschafften sich unberechtigt Zutritt! (Beim Plädoyer)
- Zeuge: Ich habe die Tür nicht geöffnet. (Da die Tür geschlossen ist oder war, hat auch die Handlung, sie zu öffnen nicht stattgefunden.)
- Staatsanwalt: Aber Sie sagten doch, dass Sie die Tür öffneten. (Staatsanwalt war anwesend, als das gesagt wurde.)
- Staatsanwalt: Aber Sie haben doch gesagt, dass Sie die Tür öffneten. (So steht es im Protokoll.)
- Zeuge: Ich meinte, ich wollte die Tür öffnen, aber sie ging nicht auf. (Der Zeuge berichtet wieder über etwas, was er selbst erlebt hat.)
Hieraus ergibt sich die Funktion des Präteritums als Erzählzeit. Der Erzähler berichtet die Dinge so, als wäre er selbst dabei gewesen, d. h. auch eine offensichtlich erfundene Geschichte wirkt echt, weil sie im Erzähl- und Märchenstil gesprochen worden ist.
Dass das Präteritum nur oder vorwiegend der Schriftsprache zuzuordnen sei, ist nur teilweise richtig. Die Mundarten des Deutschen, in denen das Präteritum sich meist nicht vom Präsens unterscheidet, weil das unbetonte „e“ nicht mehr gesprochen wird (die Leut', er hatt', er wurd', er leitet', ...), ersetzen das Präteritum systematisch durch das Perfekt.
Will man authentisch erzählen, so berichtet man allerdings im Perfekt. Durch die allgemeine Sprachverflachung wird heute mehr und mehr auch in den Nachrichten und anderen Berichten das Präteritum anstelle des korrekten Perfekt verwendet. Aussagen wie „Frau Merkel wurde gestern ... gewählt“ klingen daher, als ob sie keinen Bezug zur Gegenwart hätten. Grundsätzlich gilt: Erzähle immer im Perfekt, wenn du Glaubwürdigkeit erwecken willst. Dies allerdings ist keine Frage der Grammatik, sondern des Sprachgefühls.
(Die Schweizer Dialekte kennen das Präteritum nicht; es wird nur das Perfekt verwendet.)
[Bearbeiten] Schulgrammatische Erklärungen
Die Verwendung von Präteritum und Perfekt ist problematisch. Obwohl es zwischen diesen beiden Tempora oft nur kleine Unterschiede gibt, lassen sich dennoch einige Regeln für ihre Verwendung nennen:
Das Präteritum wird benutzt
- für vergangene Handlungen/Zustände, die meist keinerlei Bezug auf die Gegenwart haben
- in Berichten, Romanen und ähnlichen schriftlichen Texten
- für noch nicht abgeschlossene Handlungen/Zustände (daher: Imperfekt = nicht abgeschlossen)
- Gewohnheiten in der Vergangenheit (meist begleitet von Adverbien wie oft, nie, immer)
Beispiele:
- „Ich ging hinaus und zeigte ihnen meine Faust.“
- „Er blinzelte und sah sich um. Natürlich: Er war im Krankenhaus.“
- „Das Haus lag an einem wunderschönen Tal.“
- „Ich hörte schon immer auf die Ratschläge meine Mutter.“
Signalwörter für das Präteritum: früher, einst, damals, (in Bezug auf die Vergangenheit:) nie, immer, oft, manchmal
Das Perfekt wird benutzt
- für Handlungen, die abgeschlossen sind und Auswirkungen auf die Gegenwart haben
- um zu verdeutlichen, dass ein Geschehen in der Zukunft abgeschlossen sein wird (eigentlich Futur II)
- um Allgemeines zu beschreiben; hierbei wird der Fortgang des Geschehens unterstrichen
Beispiele:
- „Ich habe meine Hausaufgaben schon gemacht.“
- „Bis morgen habe ich all eure Arbeiten korrigiert.“
- „Wenn der Pfeil den Bogen verlassen hat, fliegt er seine Bahn.“
Signalwörter für das Perfekt: schon, noch nie, bisher, bis jetzt, schon oft, ganz oft
Vergleich
- „Es schneite.“ (Es ist kein Schnee mehr zu sehen, es schneite vor einer Ewigkeit -> Präteritum)
- „Es hat geschneit.“ (Der Schnee ist noch zu sehen, das Geschehen ist aktuell -> Perfekt)
- „Machtest du damals deine Hausaufgaben immer?“ (Geschehen gehört der Vergangenheit an, interessiert nicht mehr -> Präteritum - 2. Person Singular; Verwendung ist sehr selten)
- „Hast du deine Hausaufgaben gemacht oder hast du sie wieder vergessen?“ (Geschehen hat Auswirkungen auf die Gegenwart -> Perfekt)
Wiktionary: Präteritum – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |