Reshat Bardhi
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Reshat Bardhi (* 4. Mai 1935 in Luzen bei Kukës, Albanien) ist Dedebaba (Groß-Dede) des Sufiordens (tariqa) der Bektashi und damit das Oberhaupt dieser muslimischen Glaubensgemeinschaft. Als solches residiert er in der albanischen Hauptstadt Tirana.
[Bearbeiten] Leben
Angehörige Reshat Bardhis nahmen im Zweiten Weltkrieg am antifaschstischen Widerstandskampf der Albaner teil. Zwei seiner Brüder waren Partisanen. 1948 übersiedelte die Familie Bardhi nach Tirana. Die Bardhis waren traditionell mit den Bektashi verbunden und so wuchs auch Reshat in dieser religiösen Tradition auf. In Tirana beteiligte er sich zunächst an den caritativen Aktivitäten dieser Religionsgemeinschaft. Schrittweise wurde er in die religiöse Praxis der Bektashi eingeweiht und gleichzeitig widmete er sich theologischen Studien. Im Alter von 18 Jahren wurde er 1953 Derwisch.
In den folgenden beiden Jahren absolvierte Bardhi seinen Miltärdienst. Zurückgekehrt zu seinen religiösen Pflichten, wurde er 1956 Baba, also Vorsteher einer Bektashigemeinde. Seit dieser Zeit verfolgten ihn die kommunistischen Machthaber. Von 1958 bis 1968 saß er unter der stalinistischen Diktatur von Enver Hoxha in Lagerhaft. Wie fast alle Albaner, die aus politischen oder weltanschaulichen Gründen im Gefängnis oder im Lager waren, wurde auch Bardhi nach der Haft in ein Internierungsdorf geschickt, das er nicht verlassen durfte und wo er für den Rest seines Lebens Zwangsarbeit leisten sollte. Bardhi wurde vorwiegend im Straßenbau und in Steinbrüchen eingesetzt, bis er nach dem Fall des Regimes 1990 nach über 32 Jahren freikam.
Reshat Bardhi kehrte nach Tirana zurück und wurde 1991 zum Dedebaba der Bektashi berufen. Seitdem leitet er diese muslimische Glaubensgemeinschaft. Während seiner bisherigen 15-jährigen Amtszeit konnten mehr als ein Dutzend Tekken in Mittel- und Südalbanien wieder aufgebaut oder neu eingerichtet werden, so z.B. in Tirana, bei Elbasan, am Berg Tomorr und in Vlora. Gemäß der Tradition seines Ordens setzt sich Bardhi für Frieden und religiöse Toleranz ein. Zu den Bischöfen der christlichen Kirchen und den sunnitischen Muftis in Albanien pflegt er gute Kontakte. Am 18. März 2005 unterzeichnete er zusammen mit den Führeren der anderen Religionen in Albanien eine Erklärung über moralisches Engagement und Zusammenarbeit.