Rundschau-Haus
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Verlagshaus der Frankfurter Rundschau war einer der bekanntesten Bauten der 1950er-Jahre in Frankfurt am Main.
Das Gebäude befand sich an der Ecke Große Eschenheimer Straße / Stiftstraße, unmittelbar am Eschenheimer Tor in der Frankfurter Innenstadt. Es war bis Juli 2005 Sitz der Redaktion der linksliberalen überregionalen Abonnement-Tageszeitung Frankfurter Rundschau und der Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main GmbH, der Verlegerin der Rundschau.
Das Rundschau-Haus entstand 1953 nach Plänen von Wilhelm Berentzen (1898-1984), der in Frankfurt außerdem das Junior-Haus am Kaiserplatz (1951) entwarf. Es bestand im Wesentlichen aus drei Bauteilen:
- Einem fünfgeschossigen (das oberste Stockwerk ist leicht zurückgesetzt), dem geschwungenen Straßenverlauf folgenden Bürogebäude mit geringer Tiefe an der Großen Eschenheimer Straße. In den Obergeschossen befanden sich Redaktionsräume, im Erdgeschoss Ladengeschäfte und die Rundschau-Apotheke;
- dem sechsgeschossigen Druckhaus an der Stiftstraße, dem gemäß seiner industriellen Nutzung am wenigsten repräsentativen der drei Baukörper. In ihm befand sich der Rundschau-Kiosk, der in den Zeiten vor Einführung des Internets jeden frühen Freitagmorgen das Ziel zahlreicher Wohnungssuchender war, weil er als erster Kiosk der Stadt die druckfrische Freitags-Rundschau mit den Wohnungsanzeigen verkaufte;
- sowie dem eleganten, siebengeschossigen Eckgebäude direkt am Eschenheimer Tor. Auffallend war die großflächige Verglasung und die großzügige Rundung der Gebäudeecke, der auch die Verglasung folgt. Im Erdgeschoss befand sich der Haupteingang des Komplexes sowie das öffentlich zugängliche Archiv der Zeitung. Das Eckgebäude wurde von einem auskragenden, äußerst dünnen Flachdach bekrönt.
Die Stahlbetonstützen der Konstruktion traten an der Fassade als Risalite hervor und sind im Erdgeschoss des Eckgebäudes nach innen gezogen, wodurch auch aus der Fußgängerperspektive eine interessante Raumwirkung entsteht.
Das Rundschau-Haus war Teil eines bedeutenden ehemaligen Ensembles urbaner Nachkriegsarchitektur am Eschenheimer Tor. Südlich, in der Großen Eschenheimer Straße und direkt an das Rundschau-Haus angrenzend, stand das 1956 fertiggestellte, 64 Meter hohe Fernmeldehochhaus der Telekom, das 2004 trotz Denkmalschutz abgerissen wurde. Der schnelle Wandel in Frankfurt nahm nach dem Zweiten Weltkrieg keine Rücksicht auf die teilweise erhaltene alte Bausubstanz der Gründerjahre und tut dies auch heute nicht bei bedeutenden Bauten der jungen Bundesrepublik.
Auch das Rundschau-Haus wurde bis Mitte Mai 2006 komplett abgerissen, weil der finanziell angeschlagene Zeitungsverlag das Grundstück nach langen Verhandlungen an den Immobilienentwickler MAB verkauft hat. Dieser plant auf dem Areal zwischen Stiftstraße, Großer Eschenheimer Straße und Zeil das Projekt FrankfurtHochVier. Dabei soll ein großes Einkaufszentrum entstehen und das ehemaligen Palais Thurn und Taxis wieder errichtet werden.
Die Redaktion der Frankfurter Rundschau hat Mitte 2005 im so genannten Colosseo neben dem Main Plaza in Sachsenhausen einen neuen Standort für zunächst drei Jahre gefunden. Ein Rückzug an den alten Standort, freilich dann in ein neues Gebäude, ist nicht ausgeschlossen.
Koordinaten: 50° 06' 58" N, 08° 40' 48" O