Südtirollied
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Das Südtirollied oder Bozner Bergsteigerlied gilt neben der Tiroler Landeshymne als inoffizielle Hymne der Südtiroler. Der Text wurde 1926 von Karl Felderer zu der Melodie eines alten Tiroler Handwerkerliedes geschrieben. In Weber in Moos am Ritten, wo Felderer das Lied schrieb, ist eine entsprechende Gedenktafel angebracht.
[Bearbeiten] Hintergrund
Das Lied wurde in der Zeit der stärksten Italianisierung der nicht-italienischsprachigen Bevölkerung Südtirols verfasst. Vermutlich hat es deshalb so schnell einen solch hohen Stellenwert im südtiroler Selbstverständnis erhalten.
Das Lied nennt Südtirol (eine Bezeichnung, die zu verwenden 1926 verboten war) nicht explizit. Stattdessen wird Südtirols geographische Ausbreitung beschrieben: In der ersten Strophe wird mit der Eisackquelle und der Salurner Klause die Nord–Süd-Ausdehnung dargestellt, in der zweiten Strophe mit dem Ortler und den Sextener Dolomiten die West–Ost-Ausdehnung. In den folgenden Strophen werden verschiedene Wahrzeichen Südtirols beschrieben (z. B. der Schlern und der Rosengarten).
[Bearbeiten] Text
- Wohl ist die Welt so groß und weit
Und voller Sonnenschein,
Das allerschönste Stück davon
Ist doch die Heimat mein:
Dort wo aus schmaler Felsenkluft
Der Eisack springt heraus,
Von Sigmundskron der Etsch entlang
Bis zur Salurner Klaus'. - Wo König Ortler seine Stirn
Hoch in die Lüfte reckt
Bis zu des Haunolds Alpenreich,
Das tausend Blumen deckt:
Dort ist mein schönes Heimatland
Mit seinem schweren Leid,
Mit seinen stolzen Bergeshöh'n,
Mit seiner stolzen Freud'. - Im Frühling, wenn's im Tal entlang
Aus allen Knospen sprießt,
Wenn auf dem Schlern im Sonnenhang
Der Winterschnee zerfließt:
Da fühl ein eigen Sehnen ich
Und halt es nicht mehr aus,
Es ruft so laut die Heimat mich,
Ich wand're froh hinaus. - Wenn in der Sommersonnwendnacht
Das Feuer still verglimmt,
Weiß jeder – und das Herz ihm lacht –:
Die Kletterzeit beginnt.
Von König Laurins Felsenburg,
So stolz und kühn gebaut,
Hab wohl von jeder Zinne oft
Die Heimat ich geschaut. - Dann kommt mit seiner Herrlichkeit
Der Herbst ins Land herein
Und alle Keller füllen sich
Mit Heimatfeuerwein.
Man sitzt beim vollen Glase dann
Und singt ein frohes Lied,
Wenn in des Abends Dämmerschein
Der Rosengarten glüht. - Das Jahr vergeht, die Zeit verrinnt;
Und leise über Nacht
Deckt's Heimatland in Berg und Tal
Des Winters weiße Pracht.
Zu einem kleinen Hütt'lein führt
Die Spur von meinem Ski,
Und abends tönt vom Berg ins Tal
Ganz leis' die Melodie: . . . - Drum auf und stoßt die Gläser an,
Es gilt der Heimat mein:
Die Berge hoch, das grüne Tal,
Mein Mädel und der Wein!
Und wenn dann einst, so leid mir's tut,
Mein Lebenslicht erlischt,
Freu ich mich, dass der Himmel auch
Schön wie die Heimat ist!
Nach jeder Strophe wird ein Jodler als Refrain gesungen. Auf diesen bezieht sich auch das Ende der sechsten Strophe („abends tönt ... die Melodie“).