Schlacht am Frigidus
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In der Schlacht am Frigidus siegte der (ost-)römische Kaiser Theodosius I. am 5./6. September des Jahres 394 über seine (west-)römischen Rivalen Arbogast und Eugenius. Es war eine der letzten großen Schlachten der Geschichte des Römischen Reiches, sie bedeutete den endgültigen Sieg des Christentums über die alten römischen Religionen. Das mit großer Verbissenheit geführte Gefecht gilt als eines der blutigsten des gesamten Altertums.
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[Bearbeiten] Vorgeschichte
Arbogast, ein Heerführer fränkischer Herkunft in weströmischen Diensten, war der Aufstieg unter Kaiser Valentinian II. gelungen. Als dieser 392 in Vienne ermordet aufgefunden wurde, galt Arbogast als Verantwortlicher für dessen Tod, zumal Arbogast kurz darauf seinen Schützling Eugenius, einen Rhetoriklehrer, zum neuen weströmischen Kaiser ausrufen ließ.
Eugenius stand dem Heidentum sehr freundlich gegenüber, was ihm zwar die Unterstützung vieler altgläubiger Senatoren einbrachte, zugleich aber Theodosius I., den Kaiser der östlichen Reichshälfte, auf den Plan rief, der in diesen Jahren gerade daran ging, in seinem Reichsteil das Christentum zur alleinigen Staatsreligion aufzuwerten. Nunmehr hatte Theodosius also den willkommenen Anlass, im Westen einzugreifen, was er mit dem Argument, einen Religionskrieg führen zu müssen, begründen konnte.
Theodosius machte seinen Sohn Honorius 393 zum Mitkaiser und mobilisierte eine gewaltige Streitmacht von über 100.000 Soldaten, die er dem Feldherrn Stilicho unterstellte; der Armee gehörten auch mindestens 20.000 Goten an, die von Alarich I. geführt wurden.
[Bearbeiten] Ablauf der Schlacht
Der Feldzug des Theodosius und die Schlacht selbst sind von Legenden umwoben, so dass der genaue Ablauf umstritten ist. Von strategischer Bedeutung war der Übergang nach Italien, der durch die Claustra Alpium Iuliarum gesichert wurde, ein System aus Befestigungen und Mauern in den Julischen Alpen. Dessen Zentrum, das Kastell Ad Pirum an der Straße zwischen Emona (Ljubljana) und Aquileia auf der Passhöhe des Birnbaumer Waldes, wurde nach archäologischen Hinweisen von den Truppen des Theodosius gewaltsam eingenommen. Nach den Angaben des Kirchenhistorikers Theodoret soll der Kaiser hier die Nacht wachend und betend verbracht haben. Am Morgen des 6. September zog er mit seinen Truppen bergabwärts in Richtung Italien und traf vor den Mauern von Castra (Ajdovščina) im Vipava-Tal auf die etwa gleich starke Hauptstreitmacht des Eugenius. Die Schlacht fand am Flüsschen Frigidus statt (heute Hubelj), einem Nebenfluss des Isonzo.
Nach christlicher Lesart siegte Theodosius mit Gottes Hilfe: Die in dieser Gegend noch heute gefürchtete Bora, ein plötzlich auftretender starker Nordwind, soll die Geschosse der Truppen des Eugenius zurückgetrieben haben. Da diese Darstellung jedoch erst für sehr viel spätere Zeit bezeugt ist, ist ihr Wahrheitsgehalt nicht gesichert. Der Kampf dauerte lange, er wurde offenbar mit äußerster Grausamkeit geführt. Auch die Goten unter Alarich erlitten große Verluste. Eugenius wurde gefangengenommen und noch am selben Tag von Soldaten getötet. Arbogast floh und beging zwei Tage später Selbstmord. So konnte Theodosius triumphierend in Italien Einzug halten und das Römische Reich ein letztes Mal unter einem einzigen Augustus vereinen.
[Bearbeiten] Folgen
Theodosius starb bereits drei Monate später am 17. Januar 395 in Mailand, so dass das Römische Reich nun faktisch endgültig in zwei Teile zerfiel, die von seinen beiden Söhnen regiert wurden. Eine wichtige Folge der Schlacht bestand in der Schwächung Westroms: Die Kerntruppen der westlichen Reichshälfte scheinen am Frigidus zum größten Teil den Tod gefunden haben, ein Verlust, der sich wenig später bitter rächen sollte, da es Westrom fortan schwer fiel, sich gegen äußere Feinde zu wehren. Als folgenreich erwies sich auch der Umstand, dass sich die gotischen Föderaten, die auf oströmischer Seite den höchsten Blutzoll zu entrichten hatten, nicht ausreichend belohnt fühlten und daher bereits 395 rebellierten. Wenige Jahre später konnte ihr Anführer Alarich seine bei der Schlacht gewonnenen Ortskenntnisse in den Julischen Alpen nutzen, um die Goten nach Italien zu führen.
Vorgeschichte und Verlauf der Schlacht werden unter anderem von dem christlichen Historiker und Theologen Paulus Orosius in seinem Werk Historiae adversum Paganos (7,35) beschrieben.
[Bearbeiten] Literatur
- Otto Seeck und Georg Veith: Die Schlacht am Frigidus, in: Klio 13 (1913), S. 451–467.
- Matthias Springer: Die Schlacht am Frigidus als quellenkundliches und literaturgeschichtliches Problem, in: Westillyricum und Nordostitalien in der spätrömischen Zeit, hrsg. von Rajko Bratoz, Ljubljana 1996, S. 45–94, ISBN 961-6169-03-3.