Schlesisch (polnischer Dialekt)
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Schlesischen Dialekte |
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Gesprochen in | Polen, Tschechien | |
Sprecher | ? | |
Linguistische Klassifikation |
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Offizieller Status | ||
Amtssprache in | - | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1: | ? | |
ISO 639-2: | (B) sla | (T) - |
SIL ISO 639-3: | ? |
Die schlesischen Dialekte (Ślonsko godka) werden von Sprachwissenschaftlern teils als eine der vier großen Dialektgruppen des Polnischen und teils als eigene Sprachgruppe gesehen. Sie sind vor allem in Oberschlesien und in Mährisch-Schlesien verbreitet.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Sprache und Sprecher
Die Sprecher sind Schlesier, besonders in Oberschlesien, die nicht klar von den deutschen und polnischen Schlesiern abzugrenzen sind und sich manchmal auch als eigenes Volk bezeichnen. In Niederschlesien war die ursprüngliche slawische Bevölkerung weitgehend von den Deutschen assimiliert worden. Vor dem Zweiten Weltkrieg lag der Anteil der Sprecher slawischer Dialekte an der dortigen Bevölkerung bei unter 5 %. Es gab nur noch kleine Sprachinseln bei Groß Wartenberg (polnisch Syców), Namslau (polnisch Namysłów) und Brieg (polnisch Brzeg). Nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1945 - 1948 wurde Niederschlesien von Vertriebenen und Umsiedlern aus Ost- und Zentralpolen neu besiedelt, die ost- bzw. zentralpolnische Dialekte sprachen.
Nach Oberschlesien hingegen kamen erst relativ spät im Mittelalter deutsche Siedler und somit wirkte sich die große Pest im Reich der Jahre 1347/48 hier besonders einschneidend aus, da der Strom der Zuwanderer aus dem Reich stark abnahm und schließlich die Ostsiedlung stillstand. Dadurch stockte der sprachliche Assimilierungsprozess und so konnten sich hier polnische Dialekte erhalten.
Die schlesischen Dialekte sind in sich relativ uneinheitlich und verfügen nur über wenige gemeinsame Merkmale:
- Assimilation von stimmlosen Konsonanten an folgende Sonanten, auch über die Wortgrenze hinweg;
- Endung der 1. Person Singular Präteritum auf -ch (und nicht -m wie in der Standardsprache);
Für die nördlichen Dialekte ist auch das sog. Masurieren typisch, d.h. die Aussprache von sz als s, von ż als z, von cz als c und von dż als dz, es fehlt aber beispielsweise in den oberschlesischen Dialekten.
Im Schlesischen findet man keine nasale wie Ą oder Ę (wie in pl.) stattdessen werden „en“ bzw. „on“ (wie im z.B. im Ślonzok geschrieben und ausgesprochen).
In einem gewissen Sinne stellen die schlesischen Dialekte einen Übergang vom Polnischen zur Tschechischen Sprache (und Slowakischen) dar, tragen aber auch (in Form zahlreicher Germanismen je nach Gebiet 5-10%) der deutschen Ost-Kolonisierung die Rechnung. Aufzählen kann man hier unter anderen folgenden Dialekte: Lachisch [1] , Oberschlesisch, Teschener Mundarten. Alle diese Sprachen/Dialekte werden dem Schlesischen Dialektkontinuum zugeordnet.
Unter den Sprachwissenschaftlern besteht immer noch Uneinigkeit darüber, ob das Schlesische nun ein polnischer Dialekt ist oder als eigene Sprache angesehen werden kann. Ein Argument für einen polnischen Dialekt ist, dass die Grammatik weitgehend mit der polnischen identisch ist. Es gibt lediglich mehrere Germanismen und Einflüsse aus dem Tschechischen. Andererseits ist dieser Dialekt durch die Vermischung des Polnischen, Deutschen und Tschechischen entstanden und grenzt somit eine Volksgruppe von anderen ab - daher sehen es manche als eigenständige Sprache an.
Nach dem Systemwandel in Polen erlebt dieser Dialekt in Schlesien eine kleine Wiedergeburt. Im sozialistischen Polen hatte man den Dialekt ungerne gehört, da er zu sehr an die deutsche Sprache erinnerte. Nach 1990 ging man damit offener um. Aktuell besinnen sich immer mehr Schlesier auf ihre Sprache: es erscheinen Bücher, die komplett im schlesischen Dialekt verfasst sind (zumeist witzige Bücher); es gibt auch immer mehr Musikgruppen, die nur auf Schlesisch singen oder Radiosendungen, die ebenfalls nur auf Schlesisch abgehalten werden.
Seit 2005 ist es den Schülern in Schlesien gestattet, im Schulunterricht Schlesisch zu sprechen. Zuvor war nur Hochpolnisch zulässig. Zudem werden teilweise mit Aktionen die Schüler ermuntert, Schlesisch zu sprechen.
[Bearbeiten] Ober- und Niederschlesisch (Beispiele)
Deutscher Dialekt (1) | Oberschlesisch (2) | Deutsch | Polnisch |
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Jungaohs | huncwot | Hundsfott (ungezogener Junge) | łobuz |
Kascheln | klojzdnonć | auf dem Eis ausrutschen | pośliznąć się |
Kastrull | kastrol | (großer) Topf | sagan |
Nudelkulle | nudelkula | Nudelholz | wałek do ciasta |
Ritsche | ryczka | Hocker | taboret |
rumurbern | rumplować/sznupać | rumwühlen | myszkować |
- (1) auf WP unter: Schlesisch (deutscher Dialekt)
- (2) auf WP unter: Schlesisch (polnischer Dialekt)
[Bearbeiten] Siehe auch:
[Bearbeiten] Verweise
- ↑ Dušan Šlosar und Aleksandr D. Duličenko im Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens ordnen Lachisch dem Schlesischen zu
[Bearbeiten] Weblinks
- Ponasymu.com-Schlesische Schriftsprachen
- "Wörterbuch" und Vergleich zwischen Schlesisch und Polnisch (aus der polnischen Wikipedia)
- Schlesisch-Polnisch Online-Wörterbuch
- Lauba Ślonsko - Gedichte, Witze u.a.
- Ślonsko Lauba / Ślonzoki - Eine Seite auf Schlesisch von Schlesiern für Schlesier
- Karte der Sprachverteilung