Schlesisch (deutscher Dialekt)
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Schlesisch ist ein Dialekt des Ostmitteldeutschen, der in Schlesien und angrenzenden Gebieten des Sudetenlandes gesprochen wurde.
Schlesisch teilt sich in folgende Gruppen auf:
- Neiderländisch,
- Kräutermundart,
- Gebirgsschlesisch,
- Glätzisch,
- Mundart des Brieg-Grottkauer Landes
- Oberschlesisch.
Die neiderländischen Mundarten waren im Norden Niederschlesiens um Grünberg (Schlesien), Glogau und Fraustadt verbreitet. Gebirgsschlesische Mundarten wurden, mit Ausnahme des Lausitzer Gebirges und des Glatzer Landes, in den gesamten Sudeten sowie in deren nördlichem Vorland gesprochen - dazu zählt auch noch das auf der böhmischen Seite des Gebirges um Trautenau gesprochene Riesengebirgische sowie Gebiete in Nordmähren bzw. Tschechisch Schlesien. Die Kräutermundart ist der Übergang zwischen Gebirgsschlesischem und Neiderländischem und war im Breslauer Raum verbreitet, in Breslau selbst wurde ein ähnlicher Stadtdialekt gesprochen. Glätzisch war im Wesentlichen auf das Gebiet der alten Grafschaft Glatz beschränkt und vom gebirgsschlesischen Raum umschlossen, aber durch die markanten Gebirgszüge auch abgetrennt. Zwischen Breslau und Oppeln erstreckt sich das Verbreitungsgebiet der Mundart des Brieg-Grottkauer Landes. Östlich davon wurde, im Wesentlichen in städtischen Sprachinseln wie Gleiwitz, Beuthen und Guttentag, Oberschlesisch gesprochen.
Der niederschlesische Sprachraum lag nach dem Zweiten Weltkrieg komplett im Vertreibungsgebiet. In dem bei Deutschland verbliebenen Rest der preußischen Provinz Schlesien (Görlitz und Umgebung) wird zwar selbstverständlich noch Deutsch gesprochen, dieses Gebiet (Teile der Oberlausitz) gehörte aber nur politisch zur Provinz Schlesien und war kein Teil des historischen Schlesien, so dass dort auch keine schlesischen Dialekte gesprochen wurden bzw. werden. Vielmehr bilden das Schlesische und das Lausitzische, ähnlich dem Thüringisch-Obersächsischen, eine gemeinsame Dialektgruppe innerhalb des Ostmitteldeutschen. Im äußersten Süden der Lausitz um Zittau wird Oberlausitzisch gesprochen, das Ähnlichkeiten mit dem Gebirgsschlesischen aufweist. Die Mundarten in der Sprachinsel Schönhengstgau an der böhmisch-mährischen Grenze, die nur durch einen schmalen tschechischen Streifen vom zusammenhängenden deutschen Sprachgebiet getrennt waren, sind mit dem Gebirgsschlesischen ebenfalls verwandt, wurden aber vor Allem durch das Bairische beeinflusst und gelten folglich bereits als oberdeutsche Dialekte. Ferner ging aus dem Schlesischen auch das Hochpreußische in Ostpreußen hervor.
Vorm Zweiten Weltkrieg sprachen etwa 96% der Bewohner Nieder- und Mittelschlesiens (Regierungsbezirke Liegnitz und Breslau) deutsche Dialekte des Schlesischen. Im Jahre 2002 gab es dort noch 10000 Sprecher.
In Oberschlesien sprachen vor 1945 ca. zwei Drittel der Bevölkerung das Schlesische. Da dort ein Teil der einheimischen Bevölkerung nicht vertrieben wurde, gebrauchen laut der polnischen Volkszählung von 2002 noch etwa 200000 Personen den deutschen Dialekt des Oberschlesischen.
In der Lexik des Schlesischen dominiert das mitteldeutsche Sprachsubstrat, wobei Ähnlichkeiten mit südwestdeutschen Dialektausdrücken auffallen (Gusche - Gosch). Eine weitere Quelle sind Entlehnungen aus dem Westslawischen bzw. Polnischen.
Deutsche Dramatiker, die den schlesischen Dialekt in ihren Stücken verwendeten, waren Andreas Gryphius und Gerhart Hauptmann.
[Bearbeiten] Typische schlesische Wörter
- 1 Böhm (auch 'ahn Bemm') = Zehnpfennigstück
- batki (Badehose)
- durszlak (Durchschlag, Sieb in der Küche)
- Fierhorken- Klumpehäckel = Feuerhaken
- Gallert = Sülze (Gericht)
- Gusche, Gosche (Mund), vgl schwäbisch "Gosch", dasselbe)
- Guschla = Mund (von: Gosch[e])
- (he-)rumurbern (herumsuchen,herumwühlen)
- Jingla = Junge
- Jungaohs (ungezogener Junge)
- kartofle (Kartoffeln)
- Appana (Kartoffel, abgeleitet von Erdapfel)
- kascheln ( auf dem Eis rutschen)
- Kascher (Hosenschlitz)
- Kastrull (Kasserolle)
- Kließla = Klöße
- kokkeln = mit Feuer spielen
- Kretscham = (Dorf-)Gasthaus
- Kretschmer = Gastwirt
- krewatschlich, kriwatschig (unordentlich, schräg), vgl. poln. "krzywy" ("schräg")
- labern (faseln)
- Lorke = schwacher Kaffee; Muckefuck
- Lork = Miststück
- Lotschen, Potschen = Hausschuhe
- Luhsche = Jauche, Gülle (vgl. poln. "Łuża" "Pfütze")
- Madla = Mädchen plural: Mädla
- Merriebe = Mohrrübe, Karotte
- Muppa = Mund
- Mutzl = Kosewort
- nerrsch = närrisch
- Nudelkulle (Nudelholz)
- Oberriebe(r) = Kohlrabi
- ocke = auch
- Pfloom = Zwetschgen, Pflaumen
- Plaue (Kinderwagenverdeck, Verdeck)
- Plotsch = Dummkopf
- plotschig = sich dumm anstellen
- Radbehr (Schubkarre)
- Ritsche (Hocker)
- Schnakala (Liebkosewort für Enkel)
- sechen (wasserlassen)
- Teppla, Tippla = Kochtopf
- Tunke = Soße
- (uf-)kloben = (auf) sammeln