Soldatenfriedhof Langemarck
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Der Soldatenfriedhof in Langemarck ist von historischer Bedeutung.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Langemarckfeiern
Bereits 1919 fand eine Langemarckfeier in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche statt. Im Oktober 1921 trafen sich Studenten und Jugendverbände Berlins mit ehemaligen Flandernkämpfern zu einer Gedächtnisfeier in der Potsdamer Garnisonskirche. Aber erst ein Jahrzehnt nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, als im Vorfeld der Diktatur in Deutschland der "Kriegsliteraturboom“ begann, entfaltete sich das Interesse an Langemarck.
[Bearbeiten] Entschluss zur Gestaltung eines Soldatenfriedhofes
1928 tagte in Paris der Rat der Confederation Internationale des Etudiants mit Vertretern von mehr als vierzig studentischen Nationalverbänden. Auf ihrer Reise fuhren die deutschen Studenten durch Flandern, um die Kampfstätten des Ersten Weltkriegs, insbesondere Langemarck, zu besuchen. Sie sahen englische, französische und belgische, aber keine deutschen Friedhöfe. Stattdessen fanden sie einzelne von Unkraut überwucherte Gräber und umgefallene Kreuze mit Aufschriften wie "Unbekannt. Deutscher". Der verfallene Friedhof von Langemarck wird den Studenten zum Zeugnis der Volksgemeinschaft, da hier „alles, was deutschen Blutes war, Fürsten, und Edle, Bauern, Arbeiter, Kaufleute; Handwerker und Soldaten, eins waren in gemeinsamer Kraft und gemeinsamer Tat.“
Das vorweggehende Zitat stammt aus dem Langemarckbuch der deutschen Studentenschaft und wurde von Karl August Walther 1933 herausgegeben, die Konzeption hingegen wurde schon 1930 auf dem Burschenschaftertag in Eisenach entwickelt.
Langemarck gilt hier nur als Symbol für den Opfergang der heldischen Jugend,als Parole für eine lichtere Zukunft von Deutschlands akademischer Jugend, sondern zugleich als heilige Verpflichtung im Sinne des Hitler-Wortes: Du bist nichts, dein Volk ist alles. „Wenn in diesem Sinn und Geist Deutschlands akademische Jugend aufwächst und erzogen wird in eine bessere Zukunft hinein, so war das Opfer der Jugend von Langemarck nicht umsonst“. schreibt Walther. Zugleich wird die Volksgemeinschaft – „Studenten und Arbeiter, Professoren und Bauernsöhne Schulter an Schulter“ - beschworen. Die Deutsche Studentenschaft feierte Langemarck nicht als Rückblick, sondern als Bekenntnis. Was einst getrennt war - „Akademiker und Proletarier. Menschen zweier Klassen, die sich gegenüberstanden, ohne einander zu kennen und zu verstehen“ - wurde bei Langemarck vereint: „Grab an Grab, Arbeiter, Bauernsöhne und Studenten nebeneinander, darin offenbart 'sich der tiefste Sinn von Langemarck.“
[Bearbeiten] Langemarckbuch
Das Langemarckbuch, eine Sammlung von Aufsätzen, Reden und Dichtungen erschien nach der 'Machtergreifung' und ist Adolf Hitler gewidmet – „dem Soldaten des I. Weltkrieges, dem Feldherren der deutschen Freiheitsbewegung, der Deutschlands Jugend neuen Glauben und neue Zukunft schenkte, der ihr wieder ein Vaterland und eine Heimat gab“. Es beginnt mit einem Zitat aus Mein Kampf: "Mögen Jahrtausende vergehen, so wird man nie vom Heldentum reden und sagen dürfen, ohne des deutschen Heeres des Weltkrieges zu gedenken. Dann wird aus dem Schleier der Vergangenheit heraus die eiserne Front des grauen Stahlhelms sichtbar werden nicht wankend und nicht weichend. Ein Mahnmal der Unsterblichkeit. Solange aber Deutsche leben, werden sie bedenken, dass dies Söhne ihres Volkes waren.“
Der Erste Weltkrieg in seiner Vielgestaltigkeit und der Fülle an widersprüchlichem individuellen Erfahrungen gerinnt in der nationalsozialistischen Erziehung zu Sinnbildern. Drei Merkworte werden der deutschen Jugend eingeprägt: Tannenberg für deutsche Führergröße, Verdun für Härte und Leistungsfähigkeit des deutschen Frontsoldaten Langemarck für das heldische Jugendopfer und den Geist der Freiwilligkeit.
[Bearbeiten] Finanzierung durch Vereine
Um die Verbindung zwischen den Studenten und den ehemaligen Frontkämpfern zu festigen, entstand 1929 eine Vereinigung von Hochschule und Heer, der sich Frontkämpfer- und Kriegsfreiwilligen- Vereinigungen, Wehr- und Offiziersverbände, der Kyffhäuserbund und andere anschlossen. Feiern des Langemarckausschusses für Hochschule und Heer- 1929 mit 15.000 Teilnehmern im; Berliner Sportpalast brachten die Mittel zusammen, die schließlich den Bau ermöglichten.
[Bearbeiten] Bau und Eröffnung
1930 wurde der Grundstein gelegt; 10.500 deutsche Soldaten wurden umgebettet. Am 10. Juli 1932 war die feierliche Übergabe des Langemarck- Friedhofs an die Deutsche Studentenschaft.
Im Jahr der Eröffnung des Langemarckfriedhofes, erschien ein Gedenkband der Deutschen Studentenschaft. Enthaltend einen Vortrag von Wehner und zahlreiche Briefe Gefallener deutscher Studenten. Der Vortrag ist eine Rede, die am Eröffnungstag von Wehner gehalten wurde und an allen deutschen Hochschulen verlesen ward. Der Vortrag ist im Stil der Zeit, schwer erträglich und zynisch.
„(...) in dieser Stunde übernehmt ihr, deutsche Studenten, die Totenwache an den namenlosen Särgen deutscher Jünglinge des großen Krieges. Euer Leben wallt opfernd zu den Toten hinab, und das verwandelte Leben der schönen Helden quillt leuchtend herauf und vermählt sich mit dem euren, Gestalt um Gestalt und Hand m Hand und Glaube um Glaube und Ehre um Ehre und Treue bis in den Tod. (...) Söhne seid ihr von Stund an des heiligen deutschen Reiches, für das eure Brüder im Anfang des großen Krieges fielen, um verklärt und Gestalt zu werden.“
[Bearbeiten] Aufbau
Der Friedhof wirkt wie eine Festung und symbolisiert durch die Anordnung der Ehrensteine die Front mit den Lücken zwischen den Unterständen. Diese Ehrensteine wurden von den studentischen Korporationen gestiftet. Der Friedhof war in seiner ursprünglichen Form außerdem von einem Wassergraben umgeben, an dessen Rand roter Mohn, ein englisches Trauersymbol, gepflanzt war. Der Weg durch den Friedhof mit dem Blick auf das Ehrenfeld führt zum Eingang des Ehrenhofs mit dem "Ewigen Kranz" und zum Weiheraum, in welchem die Wände mit Eichenholz getäfelten sind, in die Namen der Gefallenen geschnitzt wurden.
"Schon heute ist Langemarck zum Wallfahrtsort der deutschen Jugend geworden", schrieb der Völkische Beobachter 1934. "Jung wie die Helden starben, erheben sich zwischen Ihren Gräbern deutsche Eichen. Dies wissen wir: die Eichen wachsen. Ihre Stämme werden sich recken, ihre Kronen sich breiten. Weiterhin sichtbar werden sie sich zu einem mächtigen Dome zusammenschließen, in dessen Schatten die Gebeine der Helden zur ewigen Ruhe gebettet sind. Für uns alle aber, die wir an den Gräbern der Flandernkämpfer stehen oder In diesen Tagen unsere Gedanken zu Ihnen senden, gelten die Worte, die in Langemarck in ehernen Lettern eingelassen sind: „Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen!“
[Bearbeiten] Neugestaltung
Dieser Friedhof, den man seinerzeit aus der Gruppe von vier Hauptfriedhöfen in Flandern als „Studentenfriedhof“ heraushob, wurde 1957 neu gestaltet. Heute zeigt sich der Friedhof offen, die Mauer des Ehrenhofes fehlt und der Blick nach dem Verlassen des Torhauses fällt ins Freie. Die Kreuze wurden ersetzt durch schlichte Platten, die gesäumt von mächtigen deutschen Eichen ein harmonisches Bild in der flandrischen Landschaft bilden. Das Grabfeld ist seit der Umgestaltung begehbar. Die Ehrensteine liegen heute etwas abseits und wirken eher störend.
[Bearbeiten] Literatur
- Keller, Ernst, Nationalismus und Literatur. Langemarck-Weimar-Stalingrad, München 1970
- Kokalj, Hans-Christian, Langemarck Geschichte eines Mythos. Begehung mit historischem Rückblick: Der Friedhof von Langemarck, Münster 2003
- Loewy, Ernst, Literatur unterm Hakenkreuz. Das Dritte Reich und seine Dichtung. Eine Dokumentation, Frankfurt 1983
- Tietz, Jürgen, Das Tannenberg-Nationaldenkmal. Architektur/GeschichtelKontext, Berlin 1999.
