Spitzberg (Tübingen)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Spitzberg ist ein 474,7 m hoher und bewaldeter Keuper-Höhenrücken im Neckartal bei Tübingen. Er erstreckt sich in West-Ost-Richtung zwischen dem Rottenburger Stadtteil Wurmlingen und der Universitätsstadt Tübingen, ist 3,5 km lang und 1,5 km breit. In seinem Südwesten liegt der Tübinger Stadtteil Hirschau. Der Spitzberg oder Hirschauer Berg ist der Hausberg dieser Tübinger Teilgemeinde.
Der oberflächennahe geologische Untergrund wird von den Tonsteinen der Gipskeuper und Bunten Mergel sowie den Sandsteinpaketen des Stubensandsteins gebildet. Der Spitzberg ist oben abgeflacht. Sein Plateau ist eine Schichtfläche, die vom Stubensandstein gebildet wird. Auf ihr ist ein Verwitterungsrest der Tonsteine des Knollenmergels übrig geblieben. Die über Knollenmergel entwickelten Tonböden sorgen vielfach für Staunässe.
Die südexponierten Hangbereiche fallen steil zum Neckartal ab. Die Keuperschichten tauchen dort unter die alluvialen Flussschotter und Auenlehme des Neckars ab. Die Nordhänge zum Ammertal hin fallen flacher ein. Insbesondere von Süden her greifen mehrere Klingen in den morphologisch harten Stubensandstein ein. Sie entwässern in den Tiefenbach, einen nur 1,5 km langen linksseitigen Nebenbach des Neckars.
Die Südhänge des Spitzbergs sind einstrahlungsbedingt wärmebegünstigt.
Der Spitzberg ist auf Grund der Steilheit seiner Hänge und der Kargheit der über Gipskeuper und Stubensandstein entwickelten Böden mit Wald bestockt. Die Südhänge wurden jedoch lange Zeit als Weinberge genutzt, sind allerdings seit Ende des 19. Jahrhunderts fast vollständig brach gefallen. Geblieben sind die zahlreichen Hangterrassen und Staffeltreppen, die Obstbäume, die in den ehemaligen Weinbergsparzellen gepflanzt wurden sowie die alten Wengerter-Hütten, die schon von weitem sichtbar sind.
Aufgrund seiner Artenvorkommen war der Spitzberg bereits ein wichtiges Exkursionsgebiet für die in Tübingen ansäßigen Botaniker. Er gehört zu den am besten floristisch, aber auch faunistisch untersuchten Gebieten in Baden-Württemberg. Allein über 1200 Farn- und Gefäßpflanzensippen wurden dort seit Beginn seiner floristischen Erforschung nachgewiesen. Auch verschiedene Pflanzengesellschaften wurden erstmals am Tübinger Spitzberg beschrieben. Auch bereits über 1300 Käferarten sind vom Spitzberg bekannt. Der Spitzberg ist Landschaftsschutzgebiet. Speziell die Südhänge des Spitzbergs sind auf Grund ihrer Artenvielfalt seit mehr als 20 Jahren als Naturschutzgebiet Hirschauer Berg unter Schutz gestellt. Um die Verbuschung und Wiederbewaldung der seltenen Pflanzenstandorte zu verhindern werden nach Maßgabe eines Pflegeplans Pflegemaßnahmen durchgeführt. Die Mahd erfolgt unter der Regie der Oberen Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Tübingen.
Auch als Naherholungsgebiet spielt der Spitzberg eine Rolle. Der auf dem Plateau entlang führende Weg, sogenannter Kapellenweg, wird von Spaziergängern, Wanderern, Joggern und Radfahrern genutzt. Ein beliebtes Ausflugsziel ist auch die auf dem Wurmlinger Berg am Westrand des Spitzberg gelegene Kapelle. Bei Schwärzloch und auf der Sonnhalde im Osten des Spitzberg befinden sich zwei gern besuchte Ausflugslokale. Vom Taubenloch bei Hirschau ergeben sich schöne Ausblicke auf das Neckartal und die nähere Umgebung.
Koordinaten: 48° 30′ 37" N, 9° 0′ 43" O