St. Josef (Memmingen)
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St. Josef ist eine römisch-katholische Stadtpfarrkirche in Memmingen, die von 1927 bis 1929 erbaut wurde.
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[Bearbeiten] Pfarr- und Baugeschichte
Das starke Wachstum der römisch-katholischen Gemeinde in Memmingen zu Beginn des 19. Jahrhunderts, bedingt durch den Einzug der Industrie und verschiedener Ämter, führte dazu, dass der Neubau einer Kirche ins Auge gefasst werden konnte.
Der Innenraum der nach Osten ausgerichteten Kirche ist 100 m lang und 27 m breit und in einem geschlossenen Rechteck eingeordnet. Das 16 m breite Hauptschiff wird von je 3,80 m breiten Seitenschiffen begleitet. Der gewaltige Hallenraum mit hohem Mittelschiff erscheint in seiner Mächtigkeit als einfache Planung. Er ist jedoch mit vielen neuen Bauideen gestaltet und reich differenziert. Die Idee der „Wegkirche“, die den „Wanderer auf Erden“ vom Westen zum Altar in den Osten geleiten, in dem die Sonne aufgeht, Christus auferstanden und nach der Apokalypse wiederkommt kann man klar erkennen.
Erinnerungen an die gotischen Kirchenbauten und ihre klare geradlinige Linienführung werden wach. Kein Kirchenraum in Deutschland hat dieses Ziel in jenem Jahrzehnt vollkommener erreicht.
[Bearbeiten] Baumeister und Künstler
Architekten von Sankt Josef waren Prof. Michael Kurz und Thomas Wechs. Michael Kurz war einer der führenden Kirchenbaumeister Süddeutschlands. Weiter Kirchen von Michael Kurz sind: St. Mariae Himmelfahrt in Memmingen; St. Josef, St. Anton, St. Elisabeth in Augsburg; St. Heinrich in Bamberg; St. Maria in Starnberg; St. Josef in Passau. St. Josef in Memmingen kann man als ein Hauptwerk von Michael Kurz bezeichnen.
Thomas Wechs erbaute Kirchen in Oberpfaffenhofen, Reichertshofen, Neugablonz, Lindau-Reutin, Lindau-Zech; in Augsburg: St. Wolfgang, St. Judas Thaddäus und St. Don Bosco; in Memmingen: St. Mariä Himmelfahrt.
Die Ausführung des Baus der Josefskirche lag in den Händen von Josef Hebel, Memmingen, der sehr stolz auf diese Aufgabe war. Die Bauleitung hatte Konrad Mayer, Augsburg. Die Zimmerarbeiten führten Josef Reiner und Wilhelm Pfalzer, Memmingen. Die Schreinerarbeiten sind von Schlichting-Einsiedler, die Schlosserarbeiten Eugen Warth. Das Kirchendach deckte Franz Unglehrt. Die Orgel stammte von der Firma G.F. Steinmeyer, Oettingen; dieses Instrument wurde 1980 durch einen Neubau (IV/52) von Georg Jann, Laberweinting, ersetzt. Das sechsstimmige Geläute, eines der tontiefsten im Allgäu, wurde 1988 von der Gießerei Perner in Passau gegossen. Die Chorbemalung schuf Prof. Albert Burkart 1943, in einer politischen schwierigen Zeit. Den Hochaltar entwarf Michael Kurz. Die drei Wandbehänge am Hochaltar stammen von Liesel Lechner, Augsburg. Fritz Beck, München, schuf 1933 die Kanzelreliefs und das große Kreuz im Innenraum der Kirche. Die Gemäldetafeln des ursprünglich an den Trapezpfeilern des Kirchenschiffes angebrachten Kreuzweges von Adolf Jutz (*1897 München, †1945 Tegernsee) wurden im Zuge einer Umgestaltung des Kirchenraumes 1980 an der Emporenwand angebracht.
[Bearbeiten] Die Chorbemalung
Prof. Albert Burkart (* 15. April 1898 in Riedlingen a. D.; † 1982 in München) erstellte die Chorbemalung durch: In der Apsis, über dem Altar-Ziborium, erscheint die hoheitsvolle Gestalt Christi als Erlöser der Welt – Pantokrator – in der Glorie innerhalb der Mandorla. Seitlich davon sind in großen Feldern von unten bis oben Szenen aus dem Jugendleben Jesu, in der oberen Hälfte Szenen aus dem Wirken und Leiden Jesu dargestellt.
[Bearbeiten] Bedeutung der Kirche
Die Stadtpfarrkirche Sankt Josef, Memmingen, zählt zu den großen Kirchenbauten von Prof. Michael Kurz. Man möchte sie als sein Hauptwerk bezeichnen. Sie entstand in Zusammenarbeit mit Architekt Thomas Wechs. Jeder dieser Künstler ist so eigenständig, daß man ihre Formsprache erkennt. Auf Kurz gehen zurück die monumentale Außenerscheinung, die fest im Gesamtbild der Stadt steht, die dreieckigen Vorbauten an den Portalen und die Chor-Erker, die man von Sankt Anton, Augsburg kennt, außerdem die abgestufte Leibung des Westportals, die Kurz in Sankt Heinrich, Bamberg, ausführlicher behandelt hatte. Charakteristisch für Wechs ist die ausdrucksstarke Aufgliederung der schief verlaufenden Betonpfeiler im Innern, die besonders in den Nebenschiffen die faustische deutsche Unruhe zu Gott und das Gären christlicher Kunstformen in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg ausdrücken. Der einmalig schöne trapezförmige Pfeileraufriss ist in die Gesamtkomposition fest eingefügt und erhält dadurch jene statische, in sich ruhende Ausgeglichenheit und Festigkeit, die dem Wesen" der Kirche Jesu Christi entspricht.
Beispielgebend und von monumentaler Wucht und Dynamik ist das westliche "Querhaus". Mit seiner Außenerscheinung tritt eine neue Fassadengestaltung in der modernen Kunst auf. Die Stadtpfarrkirche Sankt Josef, Memmingen, ist ein bedeutendes Kunstwerk moderner Architektur. Die Katholiken der Stadt Memmingen haben in ihr nach hundert Jahre langem Hoffen und Bemühen eine Kirche von Rang erhalten, die stilgeschichtliche Bedeutung besitzt und deshalb in die Kunstgeschichte eingegangen ist.
[Bearbeiten] Patrozinium
Fest des heiligen Josef, 19. März.
[Bearbeiten] Literatur
- Schnell: Kunstführer Nr. 202 (von 1937) 3.überarbeitete Auflage 1988
- Peter Steiner: Der Maler Alber Burkhart. München - Zürich 1981
[Bearbeiten] Weblinks
- Stadtpfarrkirche St. Josef beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
- St. Joseph, auf der Site des Bistums Augsburg
Koordinaten: 47° 59′ 02″ N, 10° 10′ 31″ O