Straßenbahn Den Haag
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Die Straßenbahn von Den Haag ist eines der großen europäischen Straßenbahnnetze. Die Betreibergesellschaft ist die Haagsche Tramweg-Maatschappij (HTM, Haager Straßenbahngesellschaft), die außerdem ein großes Stadtbusnetz betreibt.
Die Spurweite beträgt 1435 Millimeter (Normalspur) und die Oberleitungsspannung 600 Volt. Alle Endstationen sind mit geeigneten Wendestellen ausgerüstet, sodass mit Einrichtungsfahrzeugen gefahren werden kann. Die einige Ausnahme ist Loosduinen (Endstation von Linie 3), weil hier nur Zweirichtungsfahrzeugen fahren (RandstadRail's RegioCitadis).
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[Bearbeiten] Geschichte
Am 25. Juni 1864 verkehrte die erste Straßenbahn der Niederlande, eine Pferdebahn der DTC (Dutch Tramway Company), von Den Haag in das benachbarte Seebad Scheveningen. Die (1905 elektrifizierte) Strecke ist bis heute in Betrieb, als Teil der Linie 1.
Zwei Jahre später, am 25. Juni 1866 eröffnete eine Dampfstraßenbahn von Den Haag zum Haager Tor in der südlichen Nachbarstadt Delft. Die seit 1924 elektrisch betriebene Strecke wurde 1966 von der Haager Straßenbahn übernommen und ist heute ebenfalls Teil der Linie 1.
In der Folge entstanden zwei weitere Überlandlinien, eine (1934) nach Voorburg, die seit 1966 ebenfalls (als Linie 10) ins Stadtnetz übernommen wurde, und eine über Wassenaar in die benachbarte Universitätsstadt Leiden (1925), die am 9. November 1961 stillgelegt wurde.
Weitere Überlandlinien betrieb die Noord-Zuid-Hollandse Vervoermaatschappij (Nord- und Südholländische Verkehrsgesellschaft), die 1881 ihre erste Strecke, von Leiden nach Haarlem, in Betrieb nahm und in der Folge ein großes Netz an Überlandstraßenbahnen zwischen Den Haag, Scheveningen, Leiden, Katwijk, Noordwijk, Haarlem, Zandvoort, Amsterdam, Purmerend, Edam en Volendam aufbaute. Das Netz teilte das Schicksal der zahlreichen anderen niederländischen und belgischen Überlandbetriebe. Die letzte Linie war die Strecke zwischen Den Haag, Voorschoten und Leiden, die gleichzeitig mit der HTM-linie über Wassenaar am 9. November 1961 den Betrieb einstellte.
Die Haagsche Tramweg-Maatschappij als Betreiberin städtischer Straßenbahnlinien wurde 1887 gegründet und übernahm nach und nach die Strecken der übrigen Unternehmen.
Wie viele andere Städte dieser Größe plante auch Den Haag in den 60er Jahren den Bau einer Premetro (Stadtbahn) mit teilweise unterirdischen Strecken. Ein Relikt dieser bald wieder aufgegebenen Pläne ist ein Hochbahnabschnitt, der Muzenviaduct beiderseits des 1975 völlig neu gebauten Hauptbahnhofs. Der Straßenbahnviadukt verläuft quer zur Gleisachse des Bahnhofs und führt durch dessen Obergeschoss, wo sich über den Bahnsteigen außer der Straßenbahnhaltestelle auch ein Busbahnhof befindet. Der in den 90er Jahren errichtete Neubau des Ministeriums für Wohnungsbau, Raumordnung und Umweltschutz auf der gegenüberliegenden Straßenseite wurde um den Viadukt herumgebaut, die Straßenbahn fährt in luftiger Höhe durch das Gebäude hindurch.
1994 wurde die Delfter Strecke vom dortigen Bahnhof in den Süden der Stadt, zum neuen Wohngebiet Tanthof verlängert. Sie war damit bis 2005 mit 20 km die längste Straßenbahnlinie der Niederlande, die einfache Fahrte dauert etwa eine Stunde.
[Bearbeiten] Liniennetz
Einige Linien reichen weit über die Stadtgrenzen hinaus. Die Linie 1 verkehrt vom Scheveninger Strand über die Innenstadt bis in den Süden der Nachbarstadt Delft. Die dortige Endstation liegt nur rund vier Kilometer von der Endstation der Rotterdamer Straßenbahnlinie 21 im Norden der Stadt Schiedam entfernt. Eine Verbindung beider Netze ist jedoch nicht vorgesehen.
Andere Vorortgemeinden mit Straßenbahnanschluss sind Rijswijk, Voorburg und Leidschendam. Der Villenvorort Wassenaar, die reichste Gemeinde der Niederlande, wird von den Straßenbahnlinien 3 und 6 knapp verfehlt, ist aber ins Stadtbusnetz eingebunden.
L. | von | über | nach |
1 | Scheveningen Noorderstrand | Zentrum - Rijswijk - Delft Bahnhof | Delft Tanthof |
2 | Loosduinen Kraayenstein | Oude Haagweg - Loosduinsekade - Tramtunnel - Hauptbahnhof - Voorburg | Leidschendam Leidsenhage |
3RR | Loosduinen (Arnold Spoelplein) | Laan van Meerdervoort - Tramtunnel | Hauptbahnhof |
6 | Uithof | Tramtunnel - Hauptbahnhof | Leidschendam-Nord (Dillenburgsingel) |
9 | Scheveningen Noorderstrand | Hauptbahnhof - Zentrum - Bahnhof Hollands Spoor | Vrederust (De Dreef) |
10 | Statenkwartier (Frankenslag) | Zentrum - Bahnhof Hollands Spoor - Rijswijk | Voorburg Bahnhof |
11 | Scheveningen Haven (Strandweg) | Bahnhof Hollands Spoor | |
12 | Duindorp (Markenseplein) | Bahnhof Hollands Spoor | |
15 | Hauptbahnhof | Rijswijk - Ypenburg | Nootdorp (Centrum) |
16 | Hauptbahnhof | Zentrum | Moerwijk (Loevesteinlaan) |
17 | Statenkwartier (Frankenslag) | Rijswijk | Wateringse Veld (Lage Veld) |
Die Linien 15 und 16 sind eigentlich eine Linie. Im Stadtzentrum geht die Linie 15 ind die 16 über und umgekehrt. Die Linie 10 verkehrt nur werktags im Berufsverkehr.
[Bearbeiten] Fahrzeuge
Nachdem 1993 die letzten Exemplare der einst sehr großen PCC-Flotte außer Dienst gestellt wurden, besaß die HTM einen völlig einheitlichen Fahrzeugpark aus 147 Fahrzeugen des Typs GTL. Seit Dezember 2002 gibt es etwas Abwechslung unter den Haager Straßenbahnen, nachdem acht Fahrzeuge der Stadtbahn Hannover erworben wurden. In der Zukunft sollen, auch im Zusammenhang mit dem Bau der Regionalstadtbahn RandstadRail, Fahrzeuge des Typs Regio-Citadis beschafft werden.
Im Sommer veranstaltet das Haager Verkehrsmuseum sonntags Fahrten mit Oldtimer-Straßenbahnen.
[Bearbeiten] Neubauten und Planungen
[Bearbeiten] Straßenbahntunnel
Die größte Baumaßnahme der Stadt in den vergangenen Jahren war der Bau eines 1250 Meter langen Straßenbahntunnels in der Innenstadt. Die Einkaufstraße Grote Marktstraat wurde dabei zur Fußgängerzone umgewandelt, die dort verkehrenden Straßenbahnlinien in einen Tunnel verlegt. Dabei entstanden zwei unterirdische Stationen, Grote Markt und Spui. Die Stationen wurden vom Rotterdamer Architekten Rem Koolhaas entworfen und glänzen durch hölzerne Bahnsteige und trickreich beleuchtete Sichtbetonwände. Die Station Spui und der Streckentunnel bis zum Marktplatz liegen unterhalb einer Tiefgarage und deshalb recht tief unter Straßenniveau. Beide Stationen haben direkte unterirdische Zugänge zu den benachbarten Kaufhäusern, am Marktplatz führt eine breite Zugangsöffnung vom Platz in die Untergrundstation.
Die Bauarbeiten begannen 1996 und trafen auf große Schwierigkeiten. 1998 führte das massive Einsickern von Grundwasser in die Tunnelbaustelle zum Einbruch der Straßendecke des Kalvermarkt. Um ein Einstürzen des Tunnels und Schäden an den benachbarten Gebäuden zu verhindern, wurde zunächst die ganze Baustelle unter Wasser gesetzt. Die weiteren Bauarbeiten wurden unter Überdruck ausgeführt, wodurch jedoch weitere kleinere Wassereinbrüche nicht verhindert werden konnten. Die Unglücke sorgten für eine Steigerung der Baukosten von ursprünglich geplanten 139 Millionen auf 234 Millionen € und für eine Verzögerung der Fertigstellung um vier Jahre. Der Tunnel konnte schließlich am 16. Oktober 2004 eröffnet werden und wird von den Linien 2, 3 und 6 genutzt.
[Bearbeiten] Erschließung neuer Wohngebiete
Die niederländische Regierung fördert massiv den Bau neuer, großer Wohngebiete in der unmittelbaren Umgebung der vier gößten Städte des Landes. Diese Politik, festgehalten im Vinex-Programm, schließt auch die Anbindung dieser Wohngebiete durch Schienenverkehrsmittel mit ein.
Auch in der Region Den Haag entstanden seit den 90er Jahren mehrere neue Wohngebiete des Vinex-Programms, die Anlass für Streckenneubauten der Haager Straßenbahn waren. So wurden die Linien 15 und 17 erst kürzlich zur Erschließung der neuen Wohngebiete Ypenburg und Wateringse Veld angelegt.
In der Zukunft soll Linie 9 oder 16 an der Melis Stokelaan eine Abzweigung erhalten, der ebenfalls ins neue Wohngebiet Wateringse Veld führt. Eine weitere neue Linie (8 oder 19) soll von Delft über Ypenburg und Leidschenveen nach Leidschendam führen.
[Bearbeiten] RandstadRail
RandstadRail (nach dem Ballungsraum Randstad) ist ein Projekt zur Umwandlung zweier Eisenbahnlinien in der Stadtregion Den Haag/Rotterdam in städtische Schnellbahnstrecken. Der erste Teil des Projekts betrifft die in 1908 geöffnete älteste elektrische Eisenbahnverbindung zwischen beiden Städten, die Hofpleinlijn, die in wenigen Jahren Bestandteil der Rotterdamer U-Bahn werden soll. Der Haager Hauptbahnhof würde damit zur Endstation einer Metrolinie.
Der zweite Bestandteil des Projekts ist die in 1977 geöffnete S-Bahn-ähnlich betriebene Vorortstrecke von Den Haag in die ab 1962 gebaute Trabantenstadt Zoetermeer (116.000 Einwohner) östlich der Stadt. Zur Zeit werden die Bahnsteige der bestehenden Stationen tiefer gesetzt, neue Haltestellen eingefügt und eine kurze Neubaustrecke errichtet. Nach Fertigstellung sollen die Haager Straßenbahnlinien 3 und 6 den Betrieb auf dieser so genannten Zoetermeerlijn übernehmen. Beide Linien werden sowohl über den Viadukt am Hauptbahnhof als auch durch den Straßenbahntunnel verkehren und damit zu den Vorzeigelinien des Netzes aufgewertet.
[Bearbeiten] Verkehrsmuseum
Das Haager Museum für Öffentlichen Nahverkehr (Haags Openbaar Vervoer Museum) eröffnete 1989 in einem 1906 gebauten und 1983 stillgelegten, denkmalgeschützten Straßenbahndepot Frans Halsstraat im Süden der Innenstadt. Es zeigt historische Haager Straßenbahnen und Busse und veranstaltet Sonderfahrten mit alten Fahrzeugen.