Tomerdingen
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Tomerdingen ist ein Ortsteil von Dornstadt (Alb-Donau-Kreis, Baden-Württemberg).
Wer nach Tomerdingen kommt, betritt alte Kulturlandschaft. Funde aus der Jungsteinzeit, eine keltische Viereckschanze im Blumenhau und die Reste eines römischen Gutshofes im Katharinenholz bezeugen, dass auf der Markung schon vor Jahrtausenden Menschen gelebt haben. Ob der alte Name "Thomardingen" auf einen alemannischen Anführer namens Thomar zurückzuführen ist, lässt sich nicht nachweisen. Fest steht, dass Tomerdingen 1225 im Zusammenhang mit der Reichsabtei Elchingen erwähnt wird, welche die (obere) Martinskirche im Besitz hatte; diese Kirche dürfte eine der ältesten des Landes sein und aus der karolinischen Zeit stammen (lt. Heimatforscher Dr. Reistle).
Ab 1335 gab es zwei Pfarreien (und zwei Bürgermeister!) im Dorf: Die elchingische Martinspfarrei (Kleintomerdingen) und die (untere) Liebfrauenpfarrei, welche der Ulmer Deutschordenskommende bis 1693 gehörte (Großtomerdingen). Fest steht auch, dass Tomerdingen Sitz eines Pflegeamtes war, zu welchem Dornstadt, Vorder- und Hinterdenkental, Westerstetten u. a. Orte gehörten. Die "Reformation fand im Pfarrort Tomerdingen keinen Anklang, wohl aber im Filial Temmenhausen, welches zur lutherischen Konfession übertrat, dafür aber im 30jährigen Krieg von den kaiserlichen Kriegsvölkern so ganz zu Grunde gerichtet wurde, dass es Jahrhunderte brauchte, um wieder zur vorigen Bevölkerungszahl zu gelangen" (Chronik von 1904). - Schon 1672 wird erwähnt, dass Tomerdingen von alten Zeiten her die Marktgerechtigkeit hatte. Das Dorf fiel 1802 mit dem Kloster Elchingen an Bayern, 1810 kam es zu Württemberg.
Kriegswirren, Einquartierungen, Plünderungen und Brandschatzungen haben Tomerdingen immer wieder heimgesucht. 1209 (Friedrich II.) und 1246 ("Pfaffenkönig" Heinrich Raspe) wurde das Dorf eingeäschert. 1635 im Dreißigjährigen Krieg waren nur noch 45 Häuser bewohnt, die Felder konnten nicht bearbeitet werden, weil kein Zugvieh da war; in diesen Jahren raffte auch die Pest viele Einwohner dahin. 1688 wurde der Ort in den französischen Raubkriegen verwüstet und mit schweren Kontributionen belastet. 1704 hatte das Dorf im Spanischen Erbfolgekrieg hart unter umfangreichen Einquartierungen zu leiden. In den Kriegen der Französischen Revolution musste Tomerdingen vom 1. Dezember 1797 bis 4. Januar 1798 kaiserliche Truppen in Quartier nehmen und umsonst verpflegen: 3105 Mann und 827 Pferde. 1813 bis 1814 gab es Einquartierungen am laufenden Band: Franzosen, Österreicher und Russen lösten einander ab. Am 24. April 1945 rückten amerikanische Truppen, von Temmenhausen kommend, in Tomerdingen ein und bezogen für einige Zeit Quartier. Auch von Feuersbrünsten blieb Tomerdingen nicht verschont: 1545 brannten 56 Gebäude nieder; am 4. Juni 1876 (Pfingstsonntag) wurde durch zündelnde Kinder ein Teil des Dorfes (von der Neuen Straße 17a ausgehend bis zum Ortsende im Hahnenweiler) eingeäschert: 48 Gebäude.
1939 hatte Tomerdingen 807 Einwohner, 1947 lebten 808 Altbürger (=71,8 %) und 316 Neubürger im Ort.
Aus dem Ersten Weltkrieg kehrten 62, aus dem Zweiten Weltkrieg 54 Tomerdinger Soldaten nicht zurück.
Zum 1. Januar 1975 wurde im Zuge der allgemeinen Gemeindereform die Gemeinde Tomerdingen gegen den Widerstand der Mehrheit der Einwohnerschaft nach Dornstadt zwangseingemeindet.
Im Juni 2005 hatte Tomerdingen 1755 Einwohner.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
- Der Barockmaler Josef Wannenmacher (1722 bis 1780) der u. a. den Chor der Stiftskirche in St. Gallen und das Deckengemälde der Wallfahrtskirche "Ave Maria" in Deggingen gemalt hat. Auch die Freskierung der Predigerkirche in Rottweil stammt von ihm.
- Karl Schabel (1864 - 1925) Gewerkschafter und SPD Mitglied. Anfang der neunziger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts aktiv in der Berliner Arbeiterbewegung und Begründer des Berliner Lokalvereins der Kanalarbeiter (ab 1906 Verband der Gemeinde- und Staatsarbeiter) Er galt als unumstrittene Führungspersönlichkeit der gewerkschaftlich organisierten Berliner Kanalarbeiter.
- Dr. Heinrich Suso Groner (* 14. Dezember 1895; † 7. August 1968) Abt der Zisterzienserabtei Bregenz-Mehrerau.
[Bearbeiten] Literatur
- H. Zürn/ F. Fischer: Die keltische Viereckschanze von Tomerdingen. Materialh. Vor- u. Frühgesch. Bad.-Württ. 14, Stuttgart, 1991
[Bearbeiten] Weblinks
- Informationen zu Tomerdingen auf einer Seite der Gemeinde Dornstadt
- [1] Info über Karl Schabel auf einer Seite der Friedrich-Ebert-Stiftung
Commons: Tomerdingen – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Koordinaten: 48° 29′ N, 09° 55′ O