Torfmoose
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Torfmoose | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Systematik | ||||||||||||
|
||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Sphagnum | ||||||||||||
L. |
Die Torfmoose (Sphagnidae) sind eine der drei Unterklassen der Laubmoose aus der Abteilung der Moose. Die Gruppe besteht nur aus der Familie der Sphagnaceae. Weltweit existieren 150 bis 200 Arten der Gattung Sphagnum, von denen die meisten in nährstoffarmen, sauren Habitaten leben. In Deutschland kommen etwa 35 verschiedene Arten vor. Durch die Zerstörung der Lebensräume der Torfmoose, überwiegend Moore und Feuchtheiden, sind die Moose stark gefährdet und zum Teil in drastischem Rückgang begriffen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Aufbau
Die Torfmoose unterscheiden sich von den anderen Laubmoosen in mehrerer Hinsicht. Ihr Vorkeim besteht nicht aus einem Zellfäden-Geflecht, sondern ist thallös. Die Sporophyten werden auf einem Auswuchs des Gametophyten, dem Pseudopodium emporgehoben. Ein Peristom fehlt. Die kugeligen Kapseln springen bei Reife mit einem hörbaren Knall auf, wodurch die Sporen bis zu zehn Zentimeter weit weggeschleudert werden.
Aus den haploiden Meiosporen entsteht zunächst ein fadenförmiges Protonema (Vorkeim). Dazu benötigen Torfmoose einen Mykorrhiza-Pilz, der die dafür nötigen Nährstoffe (vor allem Stickstoff) zur Verfügung stellt. Das Protonema wächst dann zu einem flächigen Thallus aus und bildet an der Unterseite fädige Würzelchen (Rhizoide). Auf diesem Gewebethallus wächst dann erst das typische geschlechtszellenbildende Moospflänzchen (Gametophyt).
Der Gametophyt besteht aus einem Stämmchen und trägt eine palmenartige Krone (oder auch Rosette), darunter sind in mehreren Wirteln die nach unten gebogenen Seitenäste angeordnet. Die Stämmchenrinde besteht aus toten perforierten Zellen, die Wasser durch Kapillareffekte aufsaugen. Die Blättchen bestehen aus einem Netz von chloroplastenhaltigen länglichen Zellen, zwischen denen ebenfalls mit Löchern versehene Wasserspeicherzellen sitzen. Durch diesen Aufbau können Torfmoose enorme Wassermengen aufnehmen. Sphagnum-Moose können auch an der Basis absterben, sodass aus einer einst verzweigten Pflanze mehrere Einzelpflanzen werden.
Die Antheridien (männliche Geschlechtszellbehälter) sitzen in den Blattachseln besonders gefärbter und gestalteter Zweige der Rosette und sind lang gestielt. Die weiblichen Archegonien indes sitzen an der Spitze der Seitenzweige.
Der sich nach der Befruchtung entwickelnde Sporophyt besteht nur aus einem verdickten Fuß, einem kurzem Stiel und der Kapsel. Er ist wie bei den anderen Moosen auch vom Gametophyten ernährungstechnisch abhängig. Angehoben wird der Sporophyt von einem Scheinfuß (Pseudopodium), der vom Gametophyten gebildet wird. Das Sporenmuttergewebe (Archespor) wird nicht wie bei anderen Laubmoosen aus der äußeren Schicht der inneren Sporenkapselzellen (Endothecium) gebildet, sondern von den inneren Zellen der Außenschicht (Amphithecium).
[Bearbeiten] Ökologie
Torfmoose sind wechselfeuchte Pflanzen, die von entscheidender Bedeutung für die Entstehung von Zwischen- und Hochmooren sind. Sie sind hervorragend an die extremen Bedingungen dieser Standorte angepasst. Das Torfmoos besitzt folgende Konkurrenzvorteile:
- Torfmoose können selbst in geringsten Konzentrationen vorkommende Nährstoffe aufnehmen. Im Gegenzug geben sie Wasserstoffionen an die Umgebung ab, womit sie sich selbst ein saures Milieu schaffen, das Konkurrenten im Wuchs behindert.
- Torfmoose können praktisch unbegrenzt wachsen. Während sich die Pflanze nach oben hin entwickelt, stirbt die Basis wegen Luftabschluss ab; aus dem sich unvollständig zersetzenden Gewebe entsteht Torf.
Torfmoose reduzieren ihre Stoffwechsel-Vorgänge in Trockenzeiten auf ein Minimum. Kommt es dann zu Niederschlägen, sind diese Pflanzen in der Lage in ihren großen Speicherzellen (Hyalinzellen) mehr als das 30fache ihrer Trockenmasse an Wasser zu speichern. Die Zellen der Pflanze verhalten sich wie Quellkörper.
[Bearbeiten] Torfmoos und Moorleichen
Das Torfmoos ist maßgeblich für die extremen Lebensbedinungen in den Hochmooren verantwortlich. Da es keine Wurzeln hat ernährt es sich von Regenwasser und den darin enthaltenen Nährstoffen, die es speichert. Dadurch entzieht das Torfmoos diese der Umgebung und der Säuregehalt im Moor nimmt zu. Durch den Luftabschluss in den Mooren werden organische Substanzen nicht oder nur in Teilen zersetzt und geben heute Auskunft über die Vergangenheit - so auch die Moorleichen, deren Haut durch die Gerbsäure des Torfmooses oft lederartig konserviert wurde und deren Haare und Zähne häufig deshalb so gut erhalten geblieben sind, weil es keine Destruenten (Zersetzer) gibt, die diese Teile zersetzten. Ohne die saure Umgebung des Moores, für die das Torfmoos maßgeblich verantwortlich ist wären die Toten längst von Destruenten (Zersetzern) zersetzt worden.
[Bearbeiten] Verwendung
Torfmoos wird in Gärtnereibetrieben und in Blumenerde zur Verbesserung der Wasserspeicherung des Bodens benutzt, es dient des weiteren als Verpackungsmaterial und als Brennstoff. Es wurde früher wegen der antibakteriellen Eigenschaften auch für Verbände benutzt, ebenso als Füllmaterial von Kopfkissen. Heutzutage findet Torfmoos auch als Saugeinlage in "Ökowindeln" Verwendung. Letzteres ist zum Beispiel in Chile ein Grund für die Zerstörung großer Hochmoorareale. Noch im Versuchsstadium befindet sich der gezielte Anbau von Torfmoos (Sphagnum farming) als Ersatz für Torf in Gartenerde. Dieses Verfahren soll bei Marktreife den Torfabbau in Mooren verringern. Für die Kultur spezieller Carnivoren ist lebendes Torfmoos bereits heute ein wichtiges Substrat, das aber eher als Ergänzung denn als Ersatz für Torf verwendet wird. Problematisch ist dabei, dass, insbesondere bei kleinen Pflanzen wie Zwergsonnentauarten, diese vom Moos überwuchert werden können. Torfmoose waren, und sind es auch teilweise noch, ein wichtiger Baustoff im Blockhausbau. Feuchtes Torfmoos wird in ausreichend dichter Lage als Dämmmaterial zwischen die einzelnen Stämme gelegt und bleibt auch nach dem Trocknen in der einmal eingenommenen Form. Zudem wirkt es antibiotisch, ist wasserdurchlässig und -speichernd - beides wirkt sich positiv auf die Haltbarkeit der Holzkonstruktion aus.
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Torfmoose – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |