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Tossa de Mar - Wikipedia

Tossa de Mar

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Tossa de Mar
Autonome Gemeinschaft Katalonien
Spanien
Basisdaten
Provinz: Girona
Comarca: La Selva
Fläche: 38,54 km²
Einwohner: 5.260 (Stand:2005)
Höhe: 5 m über NN
Website: [1]
Politik und Kultur
Bürgermeister/in: Maria del Pilar Mundet i Torres (Stand:2006)
Schutzpatron:
Lage von Tossa de Mar
240px

Tossa de Mar ist ein vielbesuchtes katalanisches Seebad mit historischem Altstadtkern und Festung an der Costa Brava in der Comarca La Selva der Provinz Girona.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Lage und Geografie

Tossa de Mar liegt in einer Bucht zwischen steil zum Mittelmeer abfallenden Felsenklippen ca. 90 km nordöstlich von Barcelona und 85 km südwestlich von Portbou an der französischen Grenze. Die Vegetation ist von Korkeichen-, Pinien- und Kiefern-Wäldern inmitten des zerklüfteten Küstengebirges geprägt. Zwischen den Kaps liegen kleine Strandbuchten. Das größte Naturschutzgebiet weiter im Binnenland ist der Nationalpark in den Gavarres-Bergen, der zu den am 14. Dezember 1992 durch die katalanische Regierung gesetzlich ausgewiesenen Pla d'Espais d'Interés Natural (= PEIN)-Arealen zählt.

[Bearbeiten] Geschichte

Römische Ausgrabungsstätte
Römische Ausgrabungsstätte
Stadtmauer von Tossa de Mar
Stadtmauer von Tossa de Mar

Archäologischen Funden zufolge (Steinwerkzeuge und Keramik) war die Gegend um Tossa de Mar bereits im Neolithikum besiedelt. Eine römische Siedlung mit iberischem Vorläufer wurde 1914 am heutigen westlichen Ortsrand entdeckt. Die Ausgrabungen von 1934 förderten die Ruinen einer Ölmühle, einer Villa, einer Therme sowie Münzen aus dem 1. bis 4. nachchristlichen Jahrhundert zu Tage. Von einem Fußbodenmosaik sind uns der Name der Siedlung - Turissa - sowie des Villenbesitzers - Salvo Vitale - überliefert.

Im frühen Mittelalter erscheinen die Besitzverhältnisse Tossas in einigen Dokumenten. 966 tritt Graf Miró von Barcelona das Gelände an die Benediktiner-Abtei Santa Maria de Ripoll ab; diese behält die formale Hoheit über das Umland bis zum Ende des Feudalismus in Spanien 1835. 1187 verleiht der Abt von Ripoll Tossa de Mar Stadtrecht.

Zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert wird die Siedlung ummauert und mit 7 Befestigungstürmen versehen. Auf dem Hügel Guardì entsteht eine Kirche, deren Ruine noch teilweise erhalten ist. Die Festung zum Schutz gegen Piraten wird im 16. Jahrhundert unter Philipp II. (Spanien) oben auf dem Hügel durch einen Wachturm (genannt Mauren-Turm) erweitert.

Um 1500 sind die ersten Häuser außerhalb der Stadtmauern überliefert, und in den nächsten Jahrhunderten setzt sich die Expansion des Ortes innerhalb seiner natürlichen Grenzen zwischen den Felsgebirgen fort.

Bis vor dem Zweiten Weltkrieg bleibt der Fischfang die Haupteinnahmequelle von Tossa de Mar. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entdecken Literaten und Künstler die pittoreske Kulisse des Ortes; denn es handelt sich um die einzige Küstenstadt an der Costa Brava, deren Stadtbefestigung um den historischen Altstadtkern fast noch komplett erhalten ist. Marc Chagall, der die Szenerie von Tossa in den 1930er Jahren häufig zu seinem Motiv wählte, nannte die Stadt Das blaue Paradies.

Der Aufstieg der Gemeinde als Touristenzentrum beginnt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Am Bauboom der 1960er und 1970er Jahre zum Aufbau des Pauschaltourismus an der Costa Brava partizipierte Tossa kaum; jedoch stößt die Infrastruktur in den Spitzenzeiten der Sommermonate, in denen Tossa das Zehnfache seiner Einwohnerzahl an Besucherströmen - unter ihnen auch viele Tagesausflügler - zu verkraften hat, an seine Kapazitätsgrenzen.

[Bearbeiten] Tourismus

Tossa de Mar - Cala Es Codolar
Tossa de Mar - Cala Es Codolar
Tossa de Mar bei Nacht
Tossa de Mar bei Nacht

Drei Sandstrände und eine attraktive Uferpromenade prägen den Badetourismus im Ort. Die nördliche Platja de la Palma in einer nur 180 m langen Bucht ist grobkörnig-kieselig und wird von Felsen begrenzt. Der Stadtstrand - Platja Gran, 400 m lang und 50 m breit - ist ebenfalls grobsandig, jedoch sehr beliebt wegen seiner unmittelbaren Nähe zu Altstadt und Festung und zahlreichen Cafés und Restaurants auf der Flaniermeile zum Touristenhafen, an dem mehrmals täglich Ausflugsboote anlanden. Ein kleiner Strand südlich der Festung (90 m, Platja del Codolar) liegt ruhig unterhalb des historischen Stadtkerns.

Die touristische Infrastruktur ist durch kleinere und mittlere Hotels, Pensionen, Ferienappartements und Campingplätze geprägt. Die meisten gastronomischen Betriebe befinden sich an der Promenade, einige jedoch auch in den steilen Gassen der Altstadt.

Exkursionen mit Glasboden-Booten sowie Schiffsexkursionen entlang der zerklüfteten Küste nordöstlich nach Sant Feliu de Guixols und weiter nach Palamos oder südwestlich nach Blanes sind im Angebot.

In Tossa de Mar beginnt auch eine ca. 13 km lange Panoramastraße nordöstlich nach Sant Feliu de Guixols durch eine zerklüftete Felslandschaft inmitten von Steineichen- und Pinienwäldern hoch oberhalb kleiner Sandbuchten mit Ferien-Appartementsiedlungen und Campingplätzen. Die Straße verläuft in Haarnadelkurven dicht am Klippenrand entlang; mehrere Parkbuchten bieten Aussichtspunkte (Miradores) auf die bizarre Landschaft, die Ferran Agulló mutmaßlich im Sinne hatte, als er 1908 dem 220 km langen Mittelmeer-Küstenabschnitt zwischen der französischen Grenze und Barcelona den Namen Costa Brava verlieh.

[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten

Tossa de Mar gliedert sich in eine Altstadt (Vila Vella, auch Oberstadt genannt) und eine "Neustadt" (Vila Nova oder Unterstadt), die jedoch ebenfalls historische Straßenzüge und Gebäude umfasst. Der Unterschied besteht darin, dass die unter Denkmalschutz befindliche Altstadt innerhalb der mittelalterlichen Stadtummauerung mit Wehrtürmen liegt und die Neustadt außerhalb.

[Bearbeiten] Villa Vela

Gotische Kirchenruine
Gotische Kirchenruine
  • Die Stadtmauer mit 7 Türmen entstand im 12. sowie zu Beginn des 13. Jahrhunderts; seine endgültige, heute im Wesentlichen sichtbare Gestalt nahm sie Ende des 14. Jahrhunderts an. Von den 7 Türmen sind 3 in zylindrischer Form gebaut und tragen noch ihre ursprünglichen Namen: Torre Codolar, Torre de las Horas (= Uhrturm) und Torre de Joanas auf einem Felskap am Meer. Die vier anderen Türme sind größer.
  • Von der im 16. Jahrhundert ausgebauten Piratenfestung auf dem Hügel steht noch ein Wachturm (Can Magí).
  • Von der gotischen Kirchenruine bei der Festung sind Apsis, Reste des Langhauses und des rechten Querhauses erhalten.
  • In den engen Gassen, die über steile Treppenaufgänge durch die Villa Vela aufwärts führen, sind noch ca. 80 Häuser bewohnt und befinden sich auch einige Lokale.
  • Der ehemalige Gouverneurspalast an der Südseite der Altstadt wird seit 1935 als Museu Municipal genutzt. Neben archäologischen Fundstücken aus dem Neolithikum und aus der römischen Vorläufersiedlung werden Bilder der Künstler, die nach 1900 den Ort als Motiv entdeckten, präsentiert; neben Marc Chagall waren hier auch u.a. auch Olga Sacharow und Oskar Zügel am Werk.

[Bearbeiten] Villa Nova

Capella de la Verge dels Socors
Capella de la Verge dels Socors

Die Straßenzüge der Unterstadt sind das touristische Zentrum mit einer Vielzahl von gastronomischen Einrichtungen und kleinen Einzelhandelsgeschäften, die Souvenirs und regionale Produkte verkaufen.

  • An der Plaça d'Espanya steht die Maria-Hilfs-Kapelle (Capella de la Verge dels Socors) aus dem 16. Jahrhundert. Sie enthält Bausubstanz eines Vorgängerbaus, wurde aber mehrfach umgestaltet.
  • Auch die Barockkirche Sant Vicenç (1755 begonnen) ersetzt einen älteren Vorläufer.
  • Das Armen-Hospital Sant Miquel wurde 1733 von Tomàs Vidal i Rey errichtet. Die Zwei-Flügel-Anlage mit Innenhof hat eine Kapelle mit einem Barockaltar.
  • Am Westrand der Unterstadt befindet sich die archäologische Ausgrabungsstätte der römischen Siedlung.

[Bearbeiten] Außerhalb der Stadt

Aussicht auf Tossa de Mar von der Panoramastraße
Aussicht auf Tossa de Mar von der Panoramastraße

In der Ermita de Sant Grau siedelte der Überlieferung zufolge der Lokalheilige fr:Géraud d'Aurillac, Gründer der von den Hugenotten zerstörten Benediktiner-Abtei von Aurillac, der zeitweise im 9. Jahrhundert in Katalonien wirkte. Die Ermita liegt 360 m hoch in den Bergen abseits der Panoramastraße nach Sant Feliu de Guixols. Der ursprüngliche Bau ist durch einen neogotischen von 1882 ersetzt. Die Zufahrt ist steil und schwierig. Das Panorama reicht weit über das felsige Küstengebirge zum Meer.

[Bearbeiten] Feste

  • 1. Mai: Fest des Heiligen Kreuzes.
  • Erster Sonntag im Juni: Fischer-Fest am Strand (Día del Pescador)
  • 29. Juni: Patronatsfest des Heiligen Petrus mit Sardanas, Konzerten, Feuerwerk, Darbietung von Kunsthandwerk
  • Letzter Sonntag im August: Internationaler Schnell-Mal-Wettbewerb (Pintura rápida)
  • Jährlich findet am letzten Septemberwochenende ein Treffen luftgekühlter Volkswagen statt. Während dieser Veranstaltung werden von der Stadt mehrere Straßenzüge vorübergehend gesperrt. Das Treffen ist das größte in Spanien und findet seit 12 Jahren in Tossa de Mar statt. 2005 sprachen die Veranstalter von über 200 teilnehmenden Fahrzeugen.
  • 13. Oktober: Namenstag des Géraud d'Aurillac.

[Bearbeiten] Literatur

Baedeker-Reiseführer Costa Brava, Verlag Karl Baedeker, 4. Aufl. 2000

[Bearbeiten] Weblinks

Koordinaten: 41° 43' 10" N, 2° 55' 50" O

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