Transfinite Induktion
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Transfinite Induktion ist eine Beweistechnik in der Mathematik, die die von den natürlichen Zahlen bekannte Induktion auf beliebige wohlgeordnete Mengen verallgemeinert, zum Beispiel auf Mengen von Ordinalzahlen oder Kardinalzahlen, oder sogar auf die echte Klasse aller Ordinalzahlen.
Sei A eine wohlgeordnete Menge (oder Klasse). Will man beweisen, dass die Eigenschaft P für alle Elemente von A zutrifft, so genügt es Folgendes zu beweisen:
- Ist und ist P(b) wahr für alle mit b < a, dann gilt auch P(a).
Dass dies ausreicht, sieht man wie folgt:
Sei die Menge (bzw. Klasse) derjenigen Elemente x von A, für die P(x) nicht zutrifft. Träfe die Eigenschaft P nicht für alle Elemente von A zu, so wäre B nicht leer und enthielte aufgrund der Wohlordnung ein kleinstes Element a. Für jedes b mit b < a gilt dann , also P(b). Nach dem gezeigten folgt P(a).
Andererseits folgt aus sofort . Da sich somit ein Widerspruch ergibt, muss die Annahme, dass P nicht für alle Elemente von A zutrifft, falsch gewesen sein.
Wenn A die Klasse der Ordinalzahlen ist, zerlegt man den Beweis aus technischen Gründen häufig in folgende drei einzeln zu beweisende Fälle:
- P(0) ist wahr.
- Ist a eine Ordinalzahl, so folgt aus P(a) auch P(a + 1).
- Ist a eine Grenzzahl (d.i. nach Definition die Vereinigung aller kleineren Ordinalzahlen) und gilt P(b) für jede Ordinalzahl b < a, so gilt auch P(a).
[Bearbeiten] Transfinite Rekursion
Bei den natürlichen Zahlen ist es bekanntlich möglich, Funktionen rekursiv zu definieren, also auf eine dem Beweis durch vollständige Induktion analoge Methode (Beispiel: 0!: = 1 und für n > 0). Ebenso hat die transfinite Induktion das Definitionsverfahren der transfiniten Reduktion als "Schwester":
Ist A wohlgeordnet und kann man f(a) durch die Werte f(b) ausschließlich an Stellen b < a definieren, so ist hierdurch bereits f auf ganz A definiert.
Formaler gilt: Führen wir die Bezeichnungen und ein, so gilt der folgende
Rekursionssatz: Sei A eine wohlgeordnete Menge, B eine beliebige Menge.
Für alle sei eine Abbildung gegeben.
Dann existiert genau eine Abbildung mit für alle .
Beweis: Unter einem Abschnitt von A wollen wir eine Teilmenge verstehen, bei der aus stets auch folgt. Ist C ein Abschnitt von A und existiert eine geeignete (d.h. im Folgenden: die Rekursion erfüllende) Abbildung , so ist diese gewiß eindeutig bestimmt. Ist nämlich gC eine weitere solche Abbildung und hat die Eigenschaft, dass fC(b) = gC(b) für alle b < a gilt, so folgt auch .
Durch transfinite Induktion folgt also fC = gC.
Ist eine Familie von Abschnitten von A und haben wir zugehörige geeignete Abbildungen , so können wir wegen dieser Eindeutigkeit auf dem Abschnitt eine Abbildung definieren, indem wir fC(a): = fi(a) setzen für ein beliebiges mit . Es folgt unmittelbar, dass auch fC die Rekursion erfüllt.
Ist nun und existiert zu jedem b < a eine geeignete Abbildung , so existiert wegen auch eine geeignete Abbildung . Indem wir fa(a): = ra(ga) sowie fa(b): = ga(b) für b < a setzen, erhalten wir eine Abbildung , die ebenfalls die Rekursion erfüllt.
Durch transfinite Induktion folgt also, dass es zu jedem eine geeignete Abbildung gibt.
Wegen gibt es dann aber auch eine geeignete Abbildung , die dann, wie bereits gezeigt, auch eindeutig bestimmt ist.