Versicherungsnummer
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Die Versicherungsnummer (VSNR) ist ein aus Buchstaben und Ziffern bestehendes Kennzeichen zur Identifikation von versicherten Personen in der Gesetzlichen Rentenversicherung der Bundesrepublik Deutschland. Sie wird auch als Rentenversicherungsnummer (RVNR) bezeichnet.
Die (Renten-)Versicherungsnummer ist nicht mit der Krankenversichertennummer der Gesetzlichen Krankenversicherung identisch.
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[Bearbeiten] Allgemeines
Die Versicherungsnummer wurde 1964 zusammen mit der elektronischen Datenverarbeitung von den Trägern der gesetzlichen Rentenversicherung eingeführt. Rechtsgrundlage war zunächst eine Allgemeine Verwaltungsvorschrift des Bundes. 1967 wurde die Verwendung der Versicherungsnummer dann in der Reichsversicherungsordnung geregelt. 1992 erfolgte dann die bis heute gültige Regelung im Sozialgesetzbuch.
Die Versicherungsnummer wird von den Rentenversicherungsträgern vergeben, also insbesondere von der Rentenversicherung des Bundes und den Landesversicherungsanstalten. Die Vergabe erfolgt von Amts wegen, wenn eine Person ein Versicherungskonto in der gesetzlichen Rentenversicherung erhält. Jede Person erhält eine individuelle Versicherungsnummer und behält diese grundsätzlich ihr Leben lang.
Dies ist normalerweise mit dem Eintritt ins Berufsleben der Fall. Ab dem 1. Juni 2005 wird im Rahmen der Einführung einer individuellen bundeseinheitlichen Krankenversichertennummer, die auf der verschlüsselten Rentenversicherungsnummer basiert, für jedes Mitglied der gesetzlichen Krankenversicherung eine RV-Nummer vergeben. Das bedeutet, dass zukünftig schon Neugeborene eine RV-Nummer erhalten. Für diesen Personenkreis wird der Sozialversicherungsausweis jedoch erst mit der erstmaligen Aufnahme einer Erwerbstätigkeit erstellt.
Notwendig ist die Vergabe einer Versicherungsnummer für alle Bürger aufgrund der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte, welche sukzessive ab 1. Januar 2006 in der Gesetzlichen Krankenversicherung eingeführt werden soll.
[Bearbeiten] Zweck
Die Versicherungsnummer dient ähnlich wie ein Aktenzeichen als Identifikations- und Ordnungsmerkmal. Im Gegensatz zu einem Aktenzeichen zeichnet sie sich jedoch durch zwei besondere Merkmale aus:
- Die Versicherungsnummer ändert sich grundsätzlich niemals; sie begleitet den Versicherten durch sein ganzes Leben.
- Aus der Nummer selbst lassen sich Rückschlüsse auf bestimmte Merkmale des Versicherten ziehen.
[Bearbeiten] Aufbau
Der Aufbau der Versicherungsnummer ist in § 147 des Sozialgesetzbuch VI gesetzlich festgelegt. Die Einzelheiten sind in der Verordnung über die Versicherungsnummer, die Kontoführung und den Versicherungsverlauf in der gesetzlichen Rentenversicherung geregelt. Die Rentenversicherungsträger dürfen von diesen Festlegungen nicht abweichen.
Die Versicherungsnummer ist stets zwölfstellig. Beispiel: 65170839J008. Sie setzt sich wie folgt zusammen:
Stellen | Bedeutung | Beispiel |
1-2 | Bereichsnummer des Rentenversicherungsträgers | 65 |
3-4 | Geburtstag des Versicherten | 17 |
5-6 | Geburtsmonat des Versicherten | 08 |
7-8 | Geburtsjahr des Versicherten | 39 |
9 | Anfangsbuchstabe des Geburtsnamens des Versicherten | J |
10-11 | Seriennummer (00-49 = männlich, 50-99 = weiblich) | 00 |
12 | Prüfziffer | 8 |
Die Bereichsnummer des Rentenversicherungsträgers lässt sich wie folgt zuordnen:
Bereichsnummer | Rentenversicherungsträger nach Region bzw. Bereich |
02 | Deutsche Rentenversicherung Nord (Mecklenburg-Vorpommern) |
03 | Deutsche Rentenversicherung Mitteldeutschland (Thüringen) |
04 | Deutsche Rentenversicherung Brandenburg |
08 | Deutsche Rentenversicherung Mitteldeutschland (Sachsen-Anhalt) |
09 | Deutsche Rentenversicherung Mitteldeutschland (Sachsen) |
10 | Deutsche Rentenversicherung Braunschweig-Hannover (Hannover) |
11 | Deutsche Rentenversicherung Westfalen |
12 | Deutsche Rentenversicherung Hessen |
13 | Deutsche Rentenversicherung Rheinland |
14 | Deutsche Rentenversicherung Oberbayern |
15 | Deutsche Rentenversicherung Niederbayern-Oberpfalz |
16 | Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz |
17 | Deutsche Rentenversicherung Saarland |
18 | Deutsche Rentenversicherung Oberfranken und Mittelfranken |
19 | Deutsche Rentenversicherung Nord (Hamburg) |
20 | Deutsche Rentenversicherung Unterfranken |
21 | Deutsche Rentenversicherung Schwaben |
23 | Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg (Württemberg) |
24 | Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg (Baden) |
25 | Deutsche Rentenversicherung Berlin |
26 | Deutsche Rentenversicherung Nord (Schleswig-Holstein) |
28 | Deutsche Rentenversicherung Oldenburg-Bremen |
29 | Deutsche Rentenversicherung Braunschweig-Hannover (Braunschweig) |
38 | Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See im Wirtschaftsbereich Bahn |
39 | Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See im Wirtschaftsbereich Seefahrt |
40 | Zentrale Zulagenstelle für Altersvermögen |
42 bis 69 | Deutsche Rentenversicherung Bund (Region entsprechend der Bereichsnummer des Regionalträger addiert mit 40) |
80 | Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See in Berlin, Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Westfalen und Schleswig-Holstein |
81 | Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See in Hessen und Rheinprovinz |
82 | Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See in Baden, Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und Saarland |
89 | Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen |
Bei Versicherungsnummernvergaben lässt sich aus der Bereichsnummer zwar ableiten welchem Rentenversicherungsträger die Versicherungsnummer zum Zeitpunkt der Vergabe zugeordnet wurde; da der Kontenführer – der zuständige Rentenversicherungsträger – aber im Laufe der Zeit wechseln kann, ohne dass die Nummer deshalb angepasst wird, ist eine Ableitung des aktuell zuständigen Rentenversicherungsträgers aus der Versicherungsnummer nicht möglich. Über die Vergabe und die Zuordnung ist die/der Versicherte jedoch zu informieren.
Im genannten Beispiel handelt es sich um einen am 17. August 1939 geborenen männlichen Versicherten, dessen Geburtsname mit J beginnt und dessen Versicherungsnummer von der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (heute: Deutsche Rentenversicherung Bund) vergeben wurde.
[Bearbeiten] Änderung
Jede Person behält grundsätzlich die Versicherungsnummer, die ihr vom Rentenversicherungsträger zugewiesen worden ist.
Eine Änderung erfolgt, wenn eine Nummer versehentlich mehrfach vergeben worden ist. In diesem Fall erhalten alle betroffenen Personen neue Versicherungsnummern. Die alte Nummer wird gesperrt. Hat eine Person versehentlich mehrere Versicherungsnummern, werden alle bis auf eine gesperrt.
Die Versicherungsnummer kann auf Antrag geändert werden, wenn sich das eingetragene Geburtsdatum als falsch erweist oder die versicherte Person eine Vornamens- oder Personenstandsänderung nach dem Transsexuellengesetz durchführen lässt.
[Bearbeiten] Verwendungsbeschränkungen
Die Versicherungsnummer darf grundsätzlich nur von den Rentenversicherungsträgern verwendet werden. Andere Sozialversicherungsträger (Krankenkassen, Pflegekassen und Unfallversicherungsträger), Behörden und Unternehmen dürfen die Nummer nur in bestimmten, gesetzlich klar definierten Fällen nutzen. Dies war allerdings nicht immer so.
[Bearbeiten] Entwicklung und Hintergrund
Anfangs wurde die Rentenversicherungsnummer auch von anderen datenverarbeitenden Stellen verwendet, insbesondere von den Krankenkassen. Viele Behörden und Arbeitgeber nutzten die Versicherungsnummer als Ordnungs- und Identifikationsmerkmal. Die Rentenversicherungsnummer wurde so mehr und mehr zu einem allgemeinen Personenkennzeichen. Mit ihrer Hilfe hätte man die bei den verschiedenen Stellen gespeicherten personenbezogenen Daten zu einem Gesamtbild der Person zusammenführen können. Dieses Gesamtbild wäre umso detaillierter geworden, je mehr Stellen die Versicherungsnummer als Personenkennzeichen verwendet hätten. Am Ende hätte möglicherweise ein perfektes Persönlichkeitsprofil gestanden.
Dieser Entwicklung wurde 1983 durch das Bundesverfassungsgericht Einhalt geboten. Das Gericht stellte im so genannten Volkszählungsurteil unter Anderem fest, dass ein einheitliches Personenkennzeichen, das eine umfassende Registrierung und Katalogisierung der Bürger durch die Zusammenführung verschiedener Datenbestände ermöglicht, mit dem Menschenbild des Grundgesetzes unvereinbar und daher verfassungswidrig ist.
Der Gesetzgeber war damit indirekt aufgefordert, die Verwendung der Versicherungsnummer stärker zu regulieren. Ein Totalverbot kam aus praktischen Erwägungen nicht in Betracht: Die Sozialversicherungsträger waren auf die elektronischen Datenverarbeitung und damit auf Personenkennzeichen angewiesen, außerdem mussten die Arbeitgeber die Daten ihrer Beschäftigten so übermitteln, dass sie von den Sozialversicherungsträgern sinnvoll und unbürokratisch verarbeitet werden konnten. In diesem Spannungsfeld zwischen Datenschutz und rationeller Datenverarbeitung entschied sich der Gesetzgeber 1988/1989 mit der Einführung der §§ 18f und 18g im Sozialgesetzbuch IV und der Neufassung des § 290 im Sozialgesetzbuch V für einen Kompromiss.
[Bearbeiten] Rechtslage
[Bearbeiten] Spezielle Regelungen
Seit 1989 darf die Versicherungsnummer nur noch eingeschränkt und unter bestimmten Voraussetzungen verwendet werden.
Die Sozialversicherungsträger, die Bundesagentur für Arbeit, die Künstlersozialkasse und bestimmte Versorgungsträger dürfen die Versicherungsnummer auch weiterhin verhältnismäßig frei nutzen, sofern dies zur personenbezogenen Zuordnung der Daten und zur Erfüllung der Aufgaben der Sozialversicherung erforderlich ist. Eine Einschränkung besteht nur für die Krankenkassen: Sie dürfen die Rentenversicherungsnummer seit 1992 nicht mehr als Krankenversichertennummer verwenden.
Andere Stellen der Sozialverwaltung, zum Beispiel die Träger der Sozialhilfe, die Hauptzollämter und die Kassenärztlichen Vereinigungen, dürfen die Versicherungsnummer nur noch zur Datenübermittlung an die oben genannten Sozialversicherungsträger und Stellen verwenden. Entsprechendes gilt für alle anderen Behörden, Gerichte, Arbeitgeber oder sonstige Dritte. Diesen Stellen ist es untersagt, die Versicherungsnummer zu benutzen, um ihre Dateien danach zu ordnen oder für den Zugriff zu erschließen. Dies gilt auch dann, wenn die betroffene Person in die Verwendung einwilligt. Eine solche Einwilligung wäre unwirksam.
So darf beispielsweise ein Arbeitgeber die Rentenversicherungsnummer seines Beschäftigten speichern, um diese zusammen mit anderen personenbezogenen Daten an die Einzugsstelle der Sozialversicherung zu übermitteln. Andernfalls hätte die Einzugsstelle möglicherweise Schwierigkeiten, die Daten einem konkreten Versicherten zuzuordnen. Der Arbeitgeber darf die Versicherungsnummer aber nicht zugleich als Personalnummer verwenden.
Trotz dieses eindeutigen gesetzlichen Verbots wurde die Versicherungsnummer auch nach 1989 noch für andere Zwecke verwendet. So speicherte der Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften die Versichertennummer noch bis 1995 in einer zentralen Berufskrankheiten-Dankenbank, obwohl der Verband bereits 1993 auf die Unzulässigkeit der Speicherung hingewiesen worden war. Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz hat diesen vorsätzlichen Gesetzesverstoß daraufhin förmlich gerügt. Seit 1997 ist die Nutzung der Versicherungsnummer durch die Berufsgenossenschaften detailliert im Sozialgesetzbuch VII – Gesetzliche Unfallversicherung – geregelt.
[Bearbeiten] Allgemeine Regelung
Die Versicherungsnummer ist, da sie persönliche Angaben über den Versicherten enthält, ein personenbezogenes Sozialdatum. Sie unterliegt daher dem Sozialgeheimnis. Dies bedeutet, dass die Verwendung der Versicherungsnummer zusätzlich den datenschutzrechtlichen Beschränkungen des Sozialgesetzbuch X unterliegt.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Verordnung über die Versicherungsnummer, die Kontoführung und den Versicherungsverlauf in der gesetzlichen Rentenversicherung
- Struktur und Prüfziffer der Versicherungsnummer bei www.pruefziffernberechnung.de
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