Vogt und Weizenegger
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Vogt + Weizenegger (V + W) ist eine Designfirma in Berlin, die von Oliver Vogt (geb. 1966 in Essen) und Hermann Weizenegger (geb. 1963 in Kempten) 1993 gegründet wurde. Die beiden Designer sind Schüler von Hans (Nick) Roericht, einem einflussreichen Vertreter der Hochschule für Gestaltung Ulm (HfG). Ihr Konzept radikalisiert den pragmatisch-soziologischen Ansatz der HfG und von Roericht, und sieht, in der Tradition des Bauhauses, die Bedeutung des Objekts in seinem Gebrauch. Im Unterschied zum Produktdesign, das sich auf eine Untersuchung der praktischen, ästhetischen und symbolischen Funktionen eines Designobjekts beschränkt, stellen V + W dieses immer in den Kontext eines größeren sozialen Zusammenhangs. Ihr Konzept- oder Systemdesign entwirft deshalb keine Objekte, sondern Konzepte, Systeme und Methoden, aus denen sich Objekte ergeben können.
Den Nutzer ihrer Entwürfe sehen Vogt und Weizenegger dabei im Sinne des Futurologen und Soziologen Alvin Toffler als einen „prosumer“, d.h. als einen Konsumenten und Produzenten zugleich, der sich seine Welt selbst einrichtet. Ihre ganzheitlichen, flexiblen, auf stetige kreative, eigenständige Umgestaltung abgestellten Projekte ähneln der „Sozialen Plastik“ von Joseph Beuys. Das gilt insbesondere für ihre Einbeziehung von Handwerkern mit Behinderung. Hier übernehmen die Designer auch die Rolle von Organisatoren und Anregern. Wegen ihrer zwar sozial sensiblen, doch immer praktisch-konkreten Ausrichtung zählt der US-amerikanische Designtheoretiker Victor Margolin V + W zur „postkapitalistischen Avantgarde“: „Im Gegensatz zum Glauben der alten Avantgarde, dass die Zukunft eine bessere Welt bringen werde, will die neue Avantgarde das Leben hier und jetzt verbessern. Es geht ihr nicht um eine utopische Welt, die an die Stelle allen derzeitigen menschlichen Übels tritt. Kapitalismus ist für sie kein grausamer Monolith. Vielmehr bietet er aus ihrer Sicht eine Fülle von Winkeln und Nischen, in denen sie produktiv sein kann. Statt der Linie bevorzugt sie das Netz. Statt nach einer holistischen Umgestaltung des Lebens zu streben, initiiert sie eine fragmentierte Menge origineller Projekte, die das Leben einer begrenzten Anzahl von Menschen verbessern sollen.“ [1]
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[Bearbeiten] Wichtigste Entwürfe und Projekte
- Blaupause (1993). Der Kunde erhält statt eines Möbelstücks eine Bauanleitung samt einer Lizenz zum Nachbau.
- DIM – Die Imaginäre Manufaktur (1998). Auf Einladung von V + W entwerfen internationale Designer Objekte für die Handwerker der Berliner Blindenanstalt.
- Plan A (2002). Mit einem Laser-Sinterverfahren können nach Wunsch des Kunden Unikate von Stühlen (Sinterchairs) hergestellt werden. Die Designer sehen das Modell als Teil einer Fabrik der Zukunft.
- Jungwerk (2006). Behinderte Handwerker stellen nach Entwürfen von V + W Möbelrollen her und werden so auf dem freien Markt konkurrenzfähig.
Die Arbeiten sind in den Sammlungen des Deutschen Hygiene-Museums, des FNAC, dem MARTa Herford und anderen vertreten.
Vogt und Weizenegger gehören zu den Begründern des Berliner Designmai. Oliver Vogt lehrt in Zürich/Schweiz und Lund/Schweden. Seit April 2006 ist er Professor für Indutriedesign an der Kunsthochschule Kassel. Er arbeitet auch als Fotograf, Filmemacher und Regisseur. Für seine Mitarbeit bei der Musikgruppe 2raumwohnung erhielt er 2005 eine Goldene Schallplatte. Hermann Weizenegger ist 2004 als Professor für Produkt- und Systemdesign an die Fachhochschule Potsdam berufen worden.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- iF product design award
- Red Dot Award
- DesignPlus
- „Best New Product“ bei der New York Home Textile Show
[Bearbeiten] Einzelausstellungen (Auswahl)
- Die Imaginäre Manufaktur. Blindenanstalt von Berlin 1998
- The Imaginary Manufactury. Babylon Design Ltd., London 1999
- Thought Spaces. Galerie Binnen, Amsterdam 2000
- Workstation. A table/shelf. Galerie Almut Gerber Köln 2001
- DIM 2001. Box Gallery, Lissabon 2001, Galleria Massimo de Carlo, 40th Salone Internationale del Mobile, Mailand 2001
- DIM IM TAM (DIM – Die imaginäre Manufaktur). Tokyo Art Museum 2005
- PLAN A. Galerie Schipper + Krome, Berlin
- V + W Design_Matrix. Marta, Herford 2006
[Bearbeiten] Gruppenausstellungen (Auswahl)
- Design and Identity. Museum of Decorative Arts and Design, Gent (Belgien) 1997
- bewusst einfach. Institut für Auslandsbeziehungen, Wanderausstellung 1998-2000
- X-tra Monospace. Galleria Lluisa del Piane, Mailand 2001
- Continuous Connection. Felissimo Design House 2001
- Design Berlin! Vitra Design Museum Berlin 2003
- Anders als Immer. Institut für Auslandsbeziehungen, Wanderausstellung, Kairo 2005
- JUNG UND DEUTSCH. Hillside Gallery, Tokyo, 2005
[Bearbeiten] Literatur
- Christian Wurster (Hg.): V + W Privatbuch. Ein Buch über Vogt und Weizenegger. Berlin 2005 ISBN 3-00-015966-5
- Marta Herford (Hg.): V + W Design_Matrix. (Katalog)
- Hatje Cantz: Ostfildern, April 2006 (ISBN 3775718133)
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Victor Margolin: ”Vogt und Weizenegger und die postkapitalistische Avantgarde”, in: Marta Herford (Hg.): ‘’V + W Design_Matrix. (Katalog)’’, Hatje Cantz: Ostfildern, April 2006, S. 38 (ISBN 3775718133)