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Joseph Beuys

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Joseph Heinrich Beuys (Aussprache: [bɔɪs]; * 12. Mai 1921 in Krefeld; † 23. Januar 1986 in Düsseldorf) war ein deutscher Bildhauer, Kunsttheoretiker, Plastiker, Zeichner und Aktionskünstler.

Joseph Beuys setzte sich in seinem umfangreichen Gesamtwerk intensiv mit Fragen des Humanismus, der Sozialphilosophie und insbesondere mit der Anthroposophie Rudolf Steiners auseinander. Dies führte schließlich zu seiner eigenen Definition des erweiterten Kunstbegriffs und zur Konzeption der „Sozialen Plastik“ als Gesamtkunstwerk, in der er Ende der 1970er Jahre mit den Worten „Jeder Mensch ein Künstler“ ein kreatives Mitgestalten an der Gesellschaft und in der Politik forderte. Joseph Beuys gilt als wichtiger deutscher Fluxus-Künstler und zählt international zu den bekanntesten Künstlern der Moderne.

Joseph Beuys Poster für die Vortragstournee unter dem Motto „Energy Plan for the Western Man“ (1974), organisiert von dem Galeristen Ronald Feldman, New York
Joseph Beuys Poster für die Vortragstournee unter dem Motto „Energy Plan for the Western Man“ (1974), organisiert von dem Galeristen Ronald Feldman, New York

Inhaltsverzeichnis

Leben

„Also habe ich das Leben zum Kunstwerk erklärt...“

Joseph Beuys, 27. Januar 1980 [1]

Kindheit und Jugend (1921–1941)

Joseph Beuys wurde als Sohn des Kaufmanns Josef Jakob Beuys (1888−1958) und dessen Frau Johanna Maria Margarete Beuys (geb. Hülsermann 1889−1974) in Krefeld im Mai 1921 geboren. Beuys selbst hatte jedoch Kleve, wo er aufgewachsen war, als seinen biografischen Geburtsort angegeben. So schrieb er 1961 im ersten Entwurf eines Lebenslaufes: „Geburtsort Kleve (ich gebe immer Kleve an, weil die Geburt in Krefeld rein zufällig war.)[2] Tatsächlich siedelte die Familie erst im Herbst 1921 nach Kleve über.

Bereits in früher Jugend betrieb er naturwissenschaftliche, insbesondere botanische Studien, beschäftigte sich gleichzeitig aber auch mit Literatur, Philosophie und bildender Kunst.[3] Mit seinen Freunden veranstaltete er Exkursionen und legte Sammlungen in großen Zeltbauten an, die dort ausgestellt wurden. Beuys sammelte alles Mögliche: Pflanzen, Insekten, Fische, kleine Säugetiere bis hin zu alten mechanischen Geräten.

Des Öfteren spielte er vor dem Schloss Gnadenthal bei Kleve, in welchem der Baron Anacharsis Cloots (1755−1794) geboren wurde. Mit ihm setzte Beuys sich schon frühzeitig und intensiv auseinander. So sehr, dass er zeitweise den Namen Anacharsis Cloots mit dem seinen verband: „Josephanacharsis Clootsbeuys“. [4] Von 1927 bis 1932 besuchte er die Volksschule, anschließend das „Staatliche Gymnasium Cleve“, heute „Freiherr-vom-Stein-Gymnasium“. Während der Schulzeit erlernte er das Klavier- und Cellospiel und trat beim „6. öffentlichen Schülerkonzert“ am 22. März 1931 als Pianist auf. Er überraschte durch seine hohe Frühbegabung in der Mal- und Zeichenkunst und schuf zahlreiche, im Gymnasium ausgestellte Zeichnungen, Aquarelle und Ölbilder. Künstlerische Anregungen ergaben sich außerhalb der Schulzeit. So besuchte er mehrmals das Atelier des flämischen, in Kleve ansässigen Malers und Bildhauers Achilles Moortgat (1881−1957), einem späten Protagonisten des Jugendstils, der sich vor allem den Künstlern Constantin Meunier und George Minne verpflichtet fühlte.

Drittes Reich (1933–1941)

Während der auch in Kleve von den Nationalsozialisten organisierten Bücherverbrennung am 19. Mai 1933 im Hof des Gymnasiums hatte er, im Alter von 12 Jahren, heimlich u. a. einen Katalog mit Reproduktionen von Wilhelm Lehmbruck und das Buch Systema Naturae von Carl von Linné an sich genommen. Spätestens 1936 ist die Mitgliedschaft des 15-jährigen Beuys in der Hitler-Jugend belegt, als er im HJ-Bann 238/Altkreis Kleve am reichsweiten großen Sternmarsch zum Reichsparteitag nach Nürnberg teilnahm. Von 1938 bis 1941 spielte er am Gymnasium im sogenannten Bannorchester der HJ Cello.

Der Schüler Beuys hatte schulische und familiäre Probleme und sollte daher zurückgestuft werden, doch er wurde von dem Gymnasialdirektor Dr. Schiefer in Schutz genommen. Zu seinem Englischlehrer Heinrich Schönzeler, dem seit dem ersten Weltkrieg ein Bein fehlte und deswegen eine Prothese trug, hatte Beuys ein besonderes Verhältnis entwickelt, das bis in die Nachkriegszeit reichte, zumal er ihm auch viele Anregungen in philosophischer und kulturgeschichtlicher Art vermittelte. Er und ein paar Mitschüler pflegten den Lehrer und begleiteten ihn mit ihren Fahrrädern zur Schule. So hatte Schönzeler Beuys im Krieg auch immer wieder mit Paketen mit Büchern versorgt. Um 1939 schloss Beuys sich einem Zirkus an, um für fast ein Jahr als Plakatausträger und Tierpfleger mitzuwirken. An Ostern 1941 verließ er das Gymnasium mit dem „Reifevermerk“, der dem heutigen Abitur gleichgestellt ist.

Kriegszeit (1941–1945)

Universität Posen um 1941
Universität Posen um 1941

Obwohl Joseph Beuys nach seinem Abschluss am „Staatlichen Gymnasium Cleve“ eigentlich eine Laufbahn als Kinderarzt plante (er hatte bereits ein Vorbereitungsstudium absolviert), meldete er sich während des Zweiten Weltkriegs freiwillig zur Luftwaffe. Ab dem 1. Mai 1941 wurde Beuys in Posen vom späteren Tier- und Dokumentarfilmer Heinz Sielmann zum Bordfunker ausgebildet. Er wurde dabei Sielmanns Adjutant und Freund. Dieser vertiefte in Beuys das Interesse an der Natur, besonders an der Botanik und Zoologie. Daraufhin wurde er für sieben Monate Gasthörer an der Universität Posen in den Fächern Botanik, Zoologie sowie Geographie. Statt des rational-analytischen Wissenschaftsbegriffs, wie Beuys ihn in dieser Zeit an der Universität erfuhr, wünschte er sich eine Synthese von ästhetischer Kunstproduktion und spirituell-mystischer Naturanschauung.

Während einer Stationierung in Erfurt machte Beuys einen Kurzurlaub in Weimar, um dort das Nietzsche-Archiv und die Wirkungsstätten von Goethe und Schiller zu besuchen. Später malte er hinter dem Schloss Belvedere in Wien ein Aquarell auf ein selbst verfasstes naturreligiöses Gedicht mit dem Titel Nordischer Frühling − das sogenannte Belvedereblatt, 1941.

Im Jahr 1941 empfahl sein Klever Schulfreund Fritz Rolf Rothenburg dem zwanzigjährigen Beuys das Werk des österreichischen Philosophen und Esoterikers Rudolf Steiner, des Begründers der Anthroposophie. Beuys las daraufhin während seiner Stationierung in Posen das Buch Aufruf an das deutsche Volk und die Kulturvölker, konnte aber keine Beziehung dazu entwickeln. [5]

Nach seinem Ausbildungsabschluss als Bordfunker wurde er auf der Krim stationiert und nahm im Juni 1942 am Luftkampf um die Festungsstadt Sewastopol teil. Ab Mai 1943, Beuys war inzwischen Unteroffizier, wurde er in Königgrätz im damaligen „Protektorat Böhmen und Mähren“ als Bordschütze in einem Sturzkampfflugzeug vom Typ JU 87 (Stuka) eingesetzt. Beuys informierte von dort seine Eltern brieflich, dass er sich an der „Preußischen Academie für bildende Künste“ in der Reichshauptstadt Berlin beworben habe.

Nach der Verlegung zum Luftwaffenstab Kroatien im Sommer 1943 war er bis ungefähr 1944 an der östlichen Adria stationiert. Von dort flog er zeitweise zu Waffentests die Luftwaffenbasis in Foggia an. In dieser Zeit entwickelte sich eine lebenslange tiefe Bindung zu Italien. [6] Zahlreiche Skizzen und Zeichnungen aus Kriegstagen sind hier entstanden.

Am 4. März 1944 begann die Rote Armee an der Ostfront ihre Frühjahrsoffensive und erzwang den Rückzug der deutschen Verbände aus der Ukraine. Bei einem Schneesturm am 16. März 1944 stürzte Beuys Stuka 200 Meter östlich von Freifeld, heute Snamenka, über der Krim ab; der Pilot Hans Laurinck starb. Joseph Beuys wurde bei diesem Unglück schwer verletzt; er erlitt einen Schädelbasisbruch, mehrere Knochenbrüche sowie ein Absturztrauma. Die Granatsplitter in seinem Körper konnten nie vollständig entfernt werden. Krimtataren entdeckten das abgestürzte Flugzeug und benachrichtigten ein deutsches Suchkommando. Beuys wurde unverzüglich in das mobile Feldlazarett 179 in Kurman-Kemeltschi, heute Krasno-Wardijske, auf der Halbinsel Krim überführt. Nach zwölf Tagen Bewusstlosigkeit musste er dieses, kaum genesen, schon am 7. April 1944 wieder verlassen. [7]

Im August 1944 wurde er trotz der zurückgebliebenen Verletzungen zum Kampf an die Westfront einberufen, wo er als Fallschirmjäger eingesetzt wurde. Er erreichte dabei den Dienstgrad eines Feldwebels. In der militärischen Belobigungshierachie wurde er am 24. März 1944 mit dem „Abzeichen für Fliegerschützen“, am 12. April 1944 mit dem „Eisernen Kreuz 2. Klasse“ und am 2. Mai 1944 mit dem „Eisernen Kreuz 1. Klasse“ ausgezeichnet. Aufgrund von fünf Verwundungen erhielt er zudem das goldene „Verwundetenabzeichen“. Beuys hat sich auch lange nach dem Krieg zu seiner Zeit als Soldat bekannt, obwohl er damit gegen den Zeitgeist agierte und Irritationen bei seinen Studenten auslöste. Der Krieg, so Franz Joseph v.d. Grinten, „war für ihn ein existenzielles Erlebnis.”[8]

Nachkriegszeit (1945–1960)

Einen Tag nach der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 wurde Joseph Beuys in Cuxhaven gefangen genommen und in ein britisches Internierungslager überführt, das er am 5. August 1945 wieder verlassen durfte. Körperlich schwer angeschlagen, kehrte er heim zu seinen Eltern, die mittlerweile in Kleve-Neurindern in der Tiergartenstraße 187 wohnten. In dieser Zeit fasste er den Entschluss, Kunst zu studieren.

Bereits 1945 schloss er sich der Künstlergruppe um Hanns Lamers an.[9] 1946, im Alter von 25 Jahren, trat er dann dem „Klever Künstlerbund“ (vormals „Profil“) bei, ein von Lamers und Walter Brüx neu ins Leben gerufener Verband. Von 1948 bis 1950 beteiligte sich Beuys, zwar als akzeptiertes, jedoch umstrittenes Mitglied, dreimal mit Zeichnungen und Aquarellen an den Gruppenausstellungen des Verbandes, die im ehemaligen Atelierhaus von Barend Cornelius Koekkoek stattfanden.

Zum Sommersemester 1946 immatrikulierte sich Beuys an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf. Er begann das Studium der Monumentalbildhauerei am 1. April 1946. Während des ersten Semesters bei Joseph Enseling, bei dem er drei Semester studierte, lernte er Erwin Heerich kennen. Ab dem Wintersemester 1947/1948 wechselte Joseph Beuys in die Klasse von Ewald Mataré. Über Erwin Heerich hatte Beuys den Weg in diese Klasse gefunden.[10]

Von 1947 bis 1949 arbeitete er an zoologischen Filmen von Heinz Sielmann und Georg Schimanski über den Lebensrhythmus des Wildes im Birkenwald der Lüneburger Heide, über nördliche Wildschwäne, Gänse und Enten im Schwemmland der Ems und über das Leben des weißen Storches im schleswig-holsteinischen Bergenhusen mit.

In den ersten Düsseldorfer Jahren begann Beuys sich intensiv mit Rudolf Steiner auseinander zu setzen. Nach eigener Darstellung war es die Steinersche Schrift „Kernpunkte der sozialen Frage “aus dem Bücherschrank seiner Wirtsleute, der Familie Dr. Fritz Niehaus (Vater von Ruth Niehaus), die sein Interesse an der Anthroposophie entfachte.[11] Im Jahr 1949 las er dann die von Rudolf Steiner bearbeiteten naturwissenschaftlichen Schriften Goethes (Weimarer Sophien-Ausgabe) zur Morphologie, Mineralogie, Geologie, Meteorologie und kam zu dem Schluss, „daß in Steiners Vorstellungen ein Ansatz vorliegt, der sich direkt und praktisch auf die Wirklichkeit bezieht, und daß demgegenüber alle Formen wissenschaftstheoretischer Erörterung ohne unmittelbaren Bezug zu den Kräften in der Zeit bleiben.“ [5]

Ewald Mataré ernannte Joseph Beuys 1951 zu seinem Meisterschüler. Gemeinsam mit Erwin Heerich bezog er bis 1954 sein Meisterschüleratelier unter dem Dach der Kunstakademie. Er arbeitete an Aufträgen seines Lehrers Mataré mit, so zum Beispiel an den Türen für das Südportal des Kölner Doms. Ein zentrales Thema in der Klasse Matarés war die Diskussion über Steiner. Dem Mitstudenten Günther Mancke zu Folge sollen sich sieben von anfangs neun Studenten für die Anthroposophie Steiners begeistert haben. Mataré selbst orientierte sich an den alten Bauhüttenidealen und war von Steiners Lehre nicht zu beeindrucken.[12]

Der Student Beuys hatte laut Günter Grass, der parallel zu Beuys u. a. bei Otto Pankok studierte, eine dominierende Stellung in der Klasse Matarés, in der es unter Beuys’ Einfluss „christlich bis anthroposophisch zuging.“[13] Die Stimmung unter den Studenten der Akademie beschreibt Grass als eine des Aufbruchs und der Widersprüche: „Überall schienen Genies im Kommen zu sein ...“[14] Diese „Genies“ waren laut Grass allerdings (anders als Beuys) meist Epigonen.

Noch während seiner Zeit als Meisterschüler fand 1953 die erste Einzelausstellung von Beuys im Haus der Brüder Hans und Franz Joseph van der Grinten in Kranenburg (Niederrhein) und eine Ausstellung im „Von der Heydt-Museum“ in Wuppertal statt. Er beendete das Studium nach dem Wintersemester 1952/1953, am 31. März, im Alter von 32 Jahren.

Nach dem Verlassen des Meisterschülerateliers unter dem Dach der Kunstakademie bezog Beuys 1954 ein eigenes Atelier in Düsseldorf-Heerdt, das er bis Ende 1958 nutzen konnte.

Von 1951 bis 1958 lebte der Künstler von diversen eher handwerklichen Aufträgen. 1951 fertigte er einen heute auf dem Friedhof in Meerbusch-Büderich stehenden Grabstein für Dr. Fritz Niehaus an. Des Weiteren entwarf er Möbel, die er zum Teil auch verkaufen konnte. Ein Tisch mit dem Titel Tisch III, 1954 (Birnbaum, Ebenholz) und ein Regal befinden sich in einer Privatsammlung in Athen; ein weiterer Tisch, Tisch I, 1953 (Kirschbaum, Ebenholz) befindet sich mittlerweile im Block Beuys, Darmstadt und stammt aus der Sammlung des Kunstsammlers Karl Ströher.

Sinn- und Schaffenskrise (1956–1957)

1956 ereilte Joseph Beuys eine Sinn- und Schaffenskrise: Er litt unter schweren Depressionen. Später kommentierte er diese lange andauernde Krise in einem „Lebenslauf-Werklauf“ mit den Worten: „1956–57 Beuys arbeitet auf dem Felde”.

Beuys zog sich zunehmend zurück und isolierte sich zu Beginn des Jahres so sehr, dass Freunde glaubten, ihn zu seinen Eltern nach Kleve bringen zu müssen. Die mehrmonatige Feldarbeit auf dem Bauernhof der Familie van der Grinten in Kranenburg im Jahre 1957, in der Beuys einerseits den Acker bestellte, andererseits mehrere Partituren (Werkzeichnungen), plastische Konzepte und Zeichnungen anfertigte, markierte eine künstlerische Zäsur. Mit den Brüdern van der Grinten führte er intensive Gespräche über Konrad Lorenz, den er 1954/1955 durch Sielmann in der westfälischen Wasserburg der Familie von Romberg in Buldern kennen gelernt hatte. Zu dieser Zeit war Lorenz als Leiter der Forschungsstelle des Max-Planck-Institutes für Verhaltensphysiologie im Bereich Meeresbiologie auf der Wasserburg tätig. Ferner wurden Gespräche über seine gemeinsame Filmarbeit mit Heinz Sielmann, über Werke von Rudolf Pannwitz und Joséphin Péladan und Kunst geführt.

Ab 1956 arbeitete der Künstler an dem Entwurf für ein „Auschwitz-Denkmal“, um sich im darauf folgenden Jahr an einem internationalen Wettbewerb für ein Denkmal im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau zu beteiligen. Der Entwurf wurde abgelehnt. Das Ergebnis ist eingegangen in die Vitrine Auschwitz Demonstration, 1956–1964, die heute Bestandteil des Block Beuys in Darmstadt ist. In dieser Phase entstanden auch viele düstere Werke, wiedergegeben in zahlreichen Aquarellen und Zeichnungen mit Titeln wie Abschied, Frauengrab oder Miserere, die seine bis dahin charakteristischen Darstellungen der Fauna und Flora ablösen sollten. Am Ende seiner Krise intensivierte er noch einmal sein Studium durch Lesen von Schriften aus der Chemie, Physik, Botanik, Zoologie und Humanmedizin, er las auch Werke von James Joyce, Novalis und kunsthistorische Abhandlungen von Hans Sedlmayr.

→ siehe auch (im Artikel): Die Jahre von 1960 bis 1980

Erholung (1957–1960)

In seinem später verfassten „Lebenslauf-Werklauf“ notierte Beuys: „1957−60 Erholung von der Feldarbeit“ . Dies wurde deutlich in der Bewerbung um eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf 1958. Er scheiterte jedoch an dem Einspruch seines früheren Lehrers Ewald Mataré.

1958 bezog Beuys einige Atelierräume im alten Klever Kurhaus am Tiergarten. Sein Vater lag in dieser Zeit im dortigen Krankenhaus und verstarb am 15. Mai 1958. In Kleve entstand das monumentale Eichenkreuz und das Tor für das „Ehrenmal“ im alten Kirchturm [15] in Meerbusch-Büderich. Es ist der größte öffentliche Auftrag, den Joseph Beuys damals, trotz heftigster Einwände Ewald Matarés, zur Ausführung brachte. Am 16. Mai 1959 wurde das „Büdericher Ehrenmal“ übergeben.

Joseph Beuys hatte seine Depression als eine Art der Läuterung begriffen und immer wieder in sein Werk mit einbezogen. „Am Ende sei er ein anderer Mann geworden.“ [16] Mit dieser künstlerischen Zäsur in der 2. Hälfte der 50er Jahre vollzog der Künstler in vier umfangreichen Skizzenbüchern mit dem Titel: 4 Bücher aus: „Projekt Westmensch“ von 1958−1965 eine Zusammenfassung seines bisherigen Schaffens „und entwarf das Programm der folgenden Jahrzehnte, das in der Formulierung ‚Plastik = Alles:‘“[17] gipfelte. „Joseph Beuys entfaltet in den vier Büchern nicht nur mit hohem künstlerischem Aufwand nach und nach jene Idee des erweiterten Kunstbegriffs ‚Kunst = Kapital‘, die hier erstmals in der Formel ‚Plastik = Alles:‘ vorgestellt wird, sondern läßt an den verschlungenen Wegen teilhaben, die zu ihr führten.“[18]

Am 19. September 1959 heiratete er Eva-Maria Wurmbach. Die Tochter des renommierten Zoologen Hermann Wurmbach und dessen Frau Maria Wurmbach (geb. Küchenhoff) studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie Kunsterziehung. Ein Jahr zuvor hatte er sie auf einem Faschingsball kennengelernt.[19] Aus der Ehe gingen die beiden Kinder Boien Wenzel, geboren 1961, und Jessyka, geboren 1964, hervor.

Für das Oberlandesgericht Düsseldorf entstand als Auftrag im gleichen Jahr das Bronzerelief Justitia, 1954–1959. Die Arbeit befand sich aber nur für einen Tag dort im Treppenhaus, da sie allgemein abgelehnt wurde.[20] Heute befindet sich die Arbeit im Block Beuys in einer Vitrine liegend.

Parallel zu seiner künstlerischen Arbeit betrieb Beuys weiterhin naturwissenschaftliche, insbesondere zoologische Studien, die seine Bedenken gegen ein zu einseitiges empirisches Wissenschaftsverständnis deutlich verstärkten. Für ihn reichte der Erfahrungssatz der Naturwissenschaften zu einer erkenntnistheoretischen Begründung nicht mehr aus. [21] Die Konsequenz war ein Hinarbeiten auf eine Integration der als entgegengesetzt erkannten Begriffe Natur und Technik, Kunst und Wissenschaft sowie auf einen erweiterten Kunst- und Wissenschaftsbegriff.

Beuys war in den 50er Jahren ein Künstler mit einer sehr begrenzten Resonanz, der abseits der damaligen Debatten (z.B. Hoferdebatte) einen einsamen Weg ging. Mit den Gebrüdern van der Grinten hatte er jedoch zwei enthusiastische Förderer. Diese erhielten von Beuys zu Beginn seiner Krisenjahre ein Konvolut von 2000 Werken als Ablage, die bis 1955 entstanden waren. [22]

Die Jahre von 1960 bis 1980

Ab 1961 begann Beuys in seinem „Lebenslauf-Werklauf“ eine Vita zu erstellen, in der er unter anderem Erfahrungen und Erinnerungen der Kindheit, Jugend und Soldatenzeit als fiktive Ausstellungen einfließen ließ. Diese Eigendarstellung war als Kontrastprogramm zu den von Galerien und Museen erwarteten Lebensläufen der Künstler konzipiert. Beuys machte so paradigmatisch aus seiner Biografie selbst ein Kunstwerk und „zeichnete“ eine Parallele zwischen seinem Leben und seiner Kunst. [23]

Im März 1961 siedelte Joseph Beuys von Kleve nach Düsseldorf-Oberkassel über, wo er bis zu seinem Tode wohnen blieb und sein Atelier unterhielt. Im selben Jahr wurde er mit einstimmigem Beschluss des Akademiekollegiums an den „Lehrstuhl für monumentale Bildhauerei der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf“ berufen, obwohl ihn dort kaum jemand noch kannte. Er trat die Nachfolge von Sepp Mages für diesen traditionellen künstlerischen Lehrauftrag am 1. November 1961 an.

Beuys galt als zuverlässiger, eher strenger Lehrer, der allerdings bald mit Aufsehen erregenden Aktionen von sich reden machen sollte, die mit der klassischen Bildhauerei nichts mehr zu tun hatten. Vom 2. bis 3. Februar 1963 fand in der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf, auf Veranlassung von Beuys, „als ein Colloquium für die Studenten der Akademie“ das FESTUM FLUXORUM FLUXUS - Musik und Antimusik - Das instrumentale Theater statt. In seinen „Lebenslauf-Werklauf“ trug Beuys 1963 ein: „Beuys verlängert im Auftrag von James Joyce den ‚Ulysses‘ um 2 weitere Kapitel“. Gemeint waren sechs Hefte, in die er seit 1958 in beliebiger, nicht chronologischer Reihenfolge skizzierte und zeichnete, wobei er die Zeichnungen gelegentlich mit tagebuchähnlichen Notizen versah. Die „Verlängerung“ um „2 weitere Kapitel“ bezog sich auf die Geburt des Sohnes und wahrscheinlich auch auf die Berufung an die Kunstakademie in Düsseldorf. [24]

1964 nahm er an der documenta III in Kassel teil und beteiligte sich ab diesem Jahr an jeder „documenta“. Mit seiner Frau und seinem Sohn Wenzel besuchte Beuys Manresa, eine Stadt am Fuße des Montserrat in der Provinz Katalonien. 1966 führte Beuys eine Aktion unter dem Titel MANRESA auf. In Manresa hatte Ignatius von Loyola, nach einem Aufenthalt in dem Kloster Montserrat, längere Zeit in strenger Buße verbracht und seine mystischen Erfahrungen gesammelt, die er im Jahr 1523 in seinen „Ejercicios espirituales“ (deutsch: „spirituellen Exerzitien“) niederschrieb.

Die Ausstellung Joseph Beuys ... irgend ein Strang ... wurde am 26. November 1965 mit der Aktion wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt in der Galerie Schmela, Düsseldorf, eröffnet. Es war die erste Ausstellung von Joseph Beuys in einer kommerziellen Galerie. Mit dem Inhaber Alfred Schmela entwickelte sich im Laufe der Zeit ein freundschaftliches Verhältnis.

Das Städtische Museum Abteiberg in Mönchengladbach zeigte vom 13. September bis 29. Oktober 1967 die Ausstellung BEUYS. Es handelte sich hierbei um die erste umfassende Präsentation des Werkes von Beuys. Durch vertragliche Vereinbarung gingen die ausgestellten Arbeiten in den Besitz des Sammlers Karl Ströher über, unter der Voraussetzung, dass dieser wesentliche Werkteil „geschlossen erhalten bleibt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird“ (Verkaufsvereinbarung vom 23. Juni 1969). [25]

Bei einem der sogenannten „Akademierundgänge“ am 12. Februar 1969 in der Kunstakademie Düsseldorf, zu denen die Studenten der jeweiligen Klassen ihre Arbeiten ausstellten, stellte Beuys auch sein eigenes Werk Revolutionsklavier aus, ein mit etwa 200 roten Nelken und roten Rosen übersätes Klavier. Das Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett zeigte vom 5. Juli bis 31. August 1969 die Ausstellung Joseph Beuys Zeichnungen, kleine Objekte.

Anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung von André Masson im Museum am Ostwall in Dortmund am 1. April 1970 fand ein Gespräch zwischen Joseph Beuys und Willy Brandt statt. Beuys regte an, das Fernsehen, zumindest einmal monatlich, Künstlern als Diskussionsforum zur Verfügung zu stellen, damit die breite Öffentlichkeit die Ideen der wahren Opposition kennen lernen könne. Sinn war, dass diese Opposition effektivere Möglichkeiten bekäme, um ihre gesellschaftspolitischen Vorstellungen präzisieren zu können, denn, so der Künstler, sie hätte „keine andere Informationsebene als die Straße, und deshalb bitte ich, nicht für mich, um eine entsprechende Befreiung der Medien.“ Brandt leuchtete dies ein, er meinte jedoch, er könne nicht dafür eintreten, dass die Kunst „kraft eines politischen Amtes irgendwie zur ... Propaganda“ werde. [26]

Eine zweitägige Arbeitskonferenz zwischen Joseph Beuys, Erwin Heerich und Klaus Staeck in Heidelberg fand vom 6. bis 7. September 1971 statt. Ziel war es, ein Konzept für die Organisation eines „internationalen freien Kunstmarkts“ zu erarbeiten. Als Ergebnis fand am 6. Oktober 1971 ein „2. internationales Meeting freier Kunstmarkt“ in der Städtischen Kunsthalle Düsseldorf statt.

Zur documenta 5, 1972, entstand Beuys’ Arbeit Dürer, ich führe persönlich Baader + Meinhof durch die Documenta V, 1972, die unter dem Aspekt einer künstlerischen Betrachtung des beginnenden Terrors der Baader-Meinhof-Gruppe entstand. Am 30. Oktober 1972 fand die Eröffnung der Ausstellung Arena – dove sarei arrivato se fossi stato intelligente (deutsch: „Arena – wo wäre ich hingekommen, wenn ich intelligent gewesen wäre“) in der Galleria Attico in Rom statt. Beuys trat Ende 1972 der Anthroposophischen Gesellschaft als Mitglied bei. Seinen Mitgliedsbeitrag bezahlte er jedoch nie, weshalb die Gesellschaft ihn wieder ausschloss. [27]

Joseph Beuys 1973
Joseph Beuys 1973

Am 27. April 1973 gründeten Joseph Beuys, Klaus Staeck, Georg Meistermann und Willi Bongard den „Verein zur Förderung einer Freien internationalen Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung”.

1974 erhielt Beuys eine Gastprofessur an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Vom 9. bis 19. Januar 1974 reiste Beuys zum ersten Mal nach Amerika. Der Galerist Ronald Feldman, New York, hatte für ihn eine zehntägige Vortragstournee unter dem Motto „Energy Plan for the Western Man“ organisiert. Am 30. August 1974 verstarb Beuys’ Mutter Johanna.

Vor zahlreichen Zuhörern in den Kunsthochschulen von New York, Chicago und Minneapolis sprach er über seine Ideen zur Sozialen Plastik. Zum Jahreswechsel 1974/1975 hielt sich die Familie bei dem deutschen Werbefachmann und Künstler Charles Wilp in Kenia (Diani Beach) auf.

Auf der 37. Biennale in Venedig, 1976, war Beuys mit der Installation Straßenbahnhaltestelle/ Tram Stop/ Fermata del Tram, 1961–1976 (Deutscher Pavillon) vertreten.

Am 16. März 1977 installierte Beuys in der Nationalgalerie Berlin die Arbeit RICHTKRÄFTE − 100 Tafeln, bei denen auf einer an den Enden einer Linie die Worte „east“ und „west“ geschrieben sind und in der Mitte über einer Trennlinie die Worte „Eurasia“ und „Berlin wall“ − die Mauer als Linie der Trennung zweier unterschiedlicher Denksphären, die Beuys als „westlichen Privatkapitalismus“ und „östlichen Staatskapitalismus“ bezeichnete. [28] Die Arbeit befindet sich heute im Hamburger Bahnhof, Berlin. Am selben Abend fand eine öffentliche Diskussion statt, bei der Beuys einen Rucksack auf dem Rücken trug. Der Rucksack stellte für Beuys vermutlich ein materielles Synonym des wandernden Hirten dar.[29]

Auf der documenta 6, 1977, war Beuys 100 Tage mit der Honigpumpe am Arbeitsplatz vertreten.

Am 18. Mai 1979 traf Beuys in der Galerie Denise René/Hans Mayer, Düsseldorf, zum ersten Mal Andy Warhol, der dort gerade eine Ausstellung seiner neuen Bilder zeigte. Bei diesem Treffen fertigte er ein Polaroid von Beuys an, welches die Vorlage für mehrere mit Diamantstaub (Diamond-Dust) bearbeitete Serigraphien bildete. Am 10. Juni 1979, bei den Direktwahlen zum Europaparlament, kandidierte der Künstler für Die Grünen in Nordrhein-Westfalen. Ende 1979 widmete ihm das New Yorker Guggenheim-Museum als erstem Deutschen eine umfangreiche Retrospektive, Beuys war zu der Zeit 58 Jahre alt.

Die Jahre von 1980 bis zum Tod

Joseph Beuys nahm vom 11. bis 12. Januar 1980 am Gründungsparteitag der „Grünen“ in Karlsruhe und am 16. Februar 1980 an der Landesmitgliederversammlung der „Grünen“ in Wesel teil. Für den Landtagswahlkampf in Nordrhein-Westfalen eröffneten „die Grünen“ am 16. März ein Informationsbüro in Düsseldorf. Vom 22. bis 23. März 1980 nahm er am Bundesparteitag der „Grünen“ in Saarbrücken teil.

Am 1. April 1980 trafen sich Beuys und Warhol, die vom Kunstmarkt als zwei konträre Stars betrachtet wurden, in der Galerie Lucio Amelio, Neapel. Andy Warhol zeigte in der Ausstellung „Joseph Beuys by Andy Warhol“ seine neuen Porträts, die er von Beuys hergestellt hatte.

Die erste von Beuys gepflanzte Eiche vor dem Fridericianum (Kassel)
Die erste von Beuys gepflanzte Eiche vor dem Fridericianum (Kassel)

Vor einer Podiumsdiskussion zum Thema „Abbau demokratischer Rechte“ stellten sich Petra Kelly und Joseph Beuys am 9. Mai 1980, beim Wahlkampfhöhepunkt der „Grünen“ in Münster, den Fragen der Presse. Den grünen Gedanken setzte er bei der documenta 7 1982 in Kassel mit seiner „Stadtbewaldungs-Aktion” 7000 Eichen in die Tat um. Das Ende der aufwändigen Pflanzaktion erlebte Beuys nicht mehr. Bis zu seinem Tode waren erst 5500 Eichen gepflanzt. Den letzten Baum pflanzte sein Sohn Wenzel während der documenta 8 am 12. Juni 1987.

Beuys hielt sich vom 4. bis 8. April 1981 in Rom auf, um am 6. und 7. April im Palazzo Braschi die Aktionsplastik Terremoto herzustellen. Ab 17. April 1981 entstand in Italien eine weitere Arbeit Terremoto in Palazzo, anlässlich einer Ausstellung in Neapel zugunsten der Opfer des verheerenden Erdbebens vom 23. November 1980. 1983 stellte der Künstler ein Multiple unter gleichem Titel als Farboffset-Serie her. Vom 16. bis 23. August 1981 reiste er mit seiner Familie mit einem Wohnmobil durch Polen, um jene Orte, die er als junger Soldat schon kennengelernt hatte, zu besuchen. In Lodz überließ er dem Museum Sztuki 800 seiner Zeichnungen, Grafiken, Poster, Texte und Manifeste als Schenkung. Von Oktober bis Dezember 1981 fand die erste Beuys-Ausstellung in der DDR statt. In der „Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland“ in Ostberlin wurden Multiples aus der Sammlung Dr. Günter Ulbricht, Düsseldorf, gezeigt. Im Winter 1981/1982, vom 23. Dezember bis 4. Januar, reiste Beuys mit seiner Familie nach Neapel, Taormina, Gibellina und Reggio di Calabria, wo sie im Museo Nazionale die Bronzen von Riace besichtigten.

Im Sommer 1982 machte er eine Reise mit der Familie nach Australien, um die Arbeit Stripes of the house of the shaman, 1964–1972 in der National Gallery of Australia in Canberra aufzubauen. Am 27. Oktober 1982 führte er ein Gespräch mit dem Dalai Lama in Bonn. Organisiert wurde dieses Treffen von der Niederländerin Louwrien Wijers, die davon ausging, dass Beuys’ Vision, Politik zur Kunst zu machen, den Dalai Lama interessieren müsste. Das Gespräch, das eine Stunde dauerte, ist nicht publiziert und aufgezeichnet worden. Überliefert ist nur, dass fast ausschließlich Joseph Beuys gesprochen habe. Er unterbreitete dem Dalai Lama seine Vision einer „weltweiten Sozialen Plastik“. Darüberhinaus plante er den Chinesen, die 1959 Tibet okkupiert hatten, einen Wirtschaftsplan für Tibet vorzulegen. [30] Zum Jahreswechsel 1982/1983, 23. Dezember bis 4. Januar, machte Beuys mit der Familie Ferien in Griechenland. Athen, Delphi und andere Orte wurden besucht.

Von der Hamburger Kulturbehörde erging im Frühjahr 1983 ein eindringlicher Planungsauftrag für die Spülfelder in Altenwerder an den Künstler, die heute als Containerterminal Altenwerder dienen. Beuys entwickelte daraufhin ein entsprechendes Bepflanzungskonzept. In den damaligen Widersprüchen der Hamburger Kulturpolitik wurde das Projekt Gesamtkunstwerk Freie und Hansestadt Hamburg eingehend zerredet und schließlich am 24. Juli 1984 vom Senat der Stadt Hamburg abgelehnt. [31]

Joseph Beuys 1985
Joseph Beuys 1985

1984 wurden in Tokio zwei Ausstellungen eröffnet, die der mittlerweile gesundheitlich schwer angeschlagene Künstler selbst vorbereitete. Die eine fand in der Galerie Watari statt: „Joseph Beuys & Nam June Paik“, sie dauerte vom 15. Mai bis 17. Juli 1984; die andere mit Werken aus der Sammlung Ulbricht schloss sich vom 2. Juni bis 2. Juli 1984 im Seibu-Museum an.

Die Stadt Bolognano ernannte Joseph Beuys am 13. März 1984 zum Ehrenbürger.

Ende Mai 1985 erkrankte Joseph Beuys an einer interstitiellen Pneumonie. Bei einem Genesungsaufenthalt in Neapel und auf Capri vom 3. bis 18. September 1985 entstand die Skulptur Scala Libera, 1985, sowie der Prototyp des Multiples Capri-Batterie. Kurz vor seinem Tod hielt der Künstler, am 20. November 1985, mit „Sprechen über das eigene Land: Deutschland“ eine Grundsatzrede in den Münchner Kammerspielen. Er thematisierte dabei seine Theorie „Jeder Mensch ein Künstler“ noch einmal deutlich.

Am 12. Januar 1986 wurde ihm der angesehene Wilhelm-Lehmbruck-Preis der Stadt Duisburg verliehen. Nur elf Tage später, am 23. Januar 1986, verstarb Joseph Beuys mit 64 Jahren in seinem Atelier in Düsseldorf.

Werk

Das Beuyssche Werk ist wichtiger Teil einer breiten Kunstbewegung im 20. Jh., dessen Intentionen der Kunstwissenschaftler und Kurator Lázló Glózer 1981 in der wegweisenden Ausstellung Westkunst in Köln mit dem Begriff „Ausstieg aus dem Bild” charakterisierte[32]. In der Abkehr vom geschlossenen Bild als Rahmen der künstlerischen Äußerung und der Einbeziehung der AlltagsWelt in den künstlerischen Aktionsradius trafen sich denn auch so unterschiedliche Protagonisten wie Beuys und die Künstler der Pop-Art.

Das umfangreiche Werk von Joseph Beuys umfasst im Wesentlichen vier Bereiche: materielle Arbeiten im traditionellen künstlerischen Sinne (Zeichnungen, Objekte und Installationen), die Aktionen, die Kunsttheorie mit Lehrtätigkeit, sowie auch seine soziologisch-politischen Aktivitäten.

Zeichnungen und Partituren

Zeichnungen und Partituren (externe Weblinks)

Joseph Beuys zeichnerisches Werk beinhaltet eine eigene Bildsprache und führt von der frühen Naturstudie bis zu den späten handschriftlichen Tafeldiagrammen, die er auch in seine Aktionen, Installationen und Diskussionsrunden miteinbezog.

Anfangs trat der Künstler noch als traditioneller Bildhauer sowie als Zeichner und Maler in Erscheinung. In den frühen Zeichnungen der 40er und 50er Jahre verwendet er zumeist Mischtechniken aus Aquarell und Bleistiftzeichnungen, oftmals auch als Partituren für Skulpturen oder Gouachen. So finden sich unter seinen Zeichnungen mit zartem Strich fragil skizzierte Frauenakte und Tierstudien (zumeist hasen- oder hirschähnliche Wesen) sowie Arbeiten, in denen er sich inhaltlich mit Phänomenen zu Fragen der Erkenntnistheorie, energetische oder morphologische Transformationen, sowie später den Entwürfen neuer sozialer Strukturen auseinandersetzte.

Seine zeichnerischen Arbeiten hatten anfangs meist einen filigranen Duktus, manchmal glichen die Zeichnungen indes nur vereinfachten Porträtstudien. In der Ausführung verwendete er gern alltagsgegenständliche, vorgefundene Materialien. Ferner finden sich abstrakte und experimentelle Mischtechniken, bei denen Beuys für den traditionellen Kanon ungewöhnliche Materialien, wie beispielsweise Beize oder Iod einsetzte.

In seinem Sinne erweiterte Joseph Beuys somit auch die Zeichenkunst und Malerei, indem er neben den bereits genannten Chemikalien auch Substanzen wie Blut, Brühe, Fette, Säfte und ähnliches verwendete. Als Basis nahm er gern vergilbtes, liniertes oder kariertes Papier, das gerissen war und kombinierte es mit feinem Bütten. Er verstand seine Werkzeichnungen als Partituren; seine Skizzen, Zeichnungen und Entwürfe haben oft den Charakter von alten Kontorbüchern und sind meistens mit seinen Werkstempeln versehen. In diesen Partituren fixierte er häufig seine Gedankengänge und transformierte sie von seinen Aktionen in die Installationen. Viele dieser Partituren führte er mit Kreide auf Schultafeln aus oder schrieb sie direkt auf den Fußboden der jeweiligen Galerie oder Aktionsstätte und integrierte diese Notizen in seine Arbeiten. Einige der Beuyschen Partituren sind auch schreibmaschinengeschriebene und gestempelte Schriftfragmente, die der Künstler mit seiner Signatur verifizierte.

Fluxus und Aktionskunst

Aktionen (externe Weblinks)

Die Aktionskunst war ein bedeutender Teil und bildete den Kern des Werks. Diese war für Joseph Beuys eine Möglichkeit, das Werk mit seiner eigenen Gestalt, dem Körper als Botschaft herausfordernd kommunikativ vermittelnd zur Schau zu stellen und Teilnehmer in einen geistigen rituellen Prozess miteinzubeziehen.

Anfang der 1960er Jahre wandte sich der Künstler von der klassischen Malerei und Bildhauerkunst ab und machte als Mitglied der neugegründeten Fluxus-Bewegung durch seine Beteiligung an den neodadaistischen Aktionen von sich reden. Hiermit polarisierte er erstmals vehement die Öffentlichkeit. Mit seinem charakteristischen Hut, den er zu jeder Tageszeit aufbehielt, schuf er dabei ein unverwechselbares Wiedererkennungsmerkmal, das in der Folge in der Öffentlichkeit als künstlerisches Markenzeichen wahrgenommen wurde.

Der Kunstbegriff Fluxus wurde 1960 zum ersten Mal von dem litauisch/US-amerikanischen Künstler George Maciunas als Manifest formuliert. [33] Fluxus (lat. = das Fließen) bezeichnet in der Medizin auch eine „fließende Darmentleerung“, und somit stand der Begriff für ein provokantes Synonym der neuen Kunstbewegung. Aktionskunst und Happenings sind eine Kunsterscheinung der ausgehenden 50er Jahre und sollten ihren Höhepunkt in den 60er Jahren erreichen. Erstmals wirkten europäische und amerikanische Künstler in einer gemeinsamen Bewegung zusammen.

Die ersten Fluxusaktionen von Beuys fanden zunächst wenig Beachtung in der breiten Öffentlichkeit. Der Künstler verschaffte sich jedoch mit seinen Aktionen in kurzer Zeit internationales Ansehen und rangierte alsbald an erster Stelle der deutschen Kunstszene, dabei löste er mit seinen Aktionen und Installationen heftige Kontroversen aus.

Im Unterschied zum Happening bezog Beuys sein Publikum nicht direkt ein, verstand es aber, Publikumsreaktionen in seine Performances einzubinden: Bei einer Aktion auf dem „Festival der neuen Kunst“ in Aachen am 20. Juli 1964 wurde ihm von einem aufgebrachten Studenten die Nase blutig geschlagen; obwohl ihm hierbei das Blut herunterfloss, bezog er den tätlichen Angriff spontan in die Aktion mit ein und ergriff ein Kruzifix, um es dem empörten Publikum demonstrativ vor die Nase zu halten und verteilte Schokoladenstückchen. Das Foto dieser Aktion kursierte alsbald in der deutschen Presselandschaft; das Publikumsinteresse an Beuys war mit dieser Aktion begründet. [34]

Während der 24-Stunden-Aktion und in uns … unter uns … landunter im Juni 1965 in der Wuppertaler Galerie Parnass brachte er durch die Verwendung der ursprünglich zur Arte povera zugehörigen Materialien wie Honig, Fett, Filz und Kupfer ein symbolträchtiges Dingvokabular künstlerisch zur Anschauung, das er in dieser Aktion mit den Bedeutungen Energiespeicherung, Spannung und Kreativität belegte .

Weitere Aktionen mit Titeln wie EURASIA (1966), Manresa (1966) und Titus Andronicus / Iphigenie (1969) folgten. In der Aktion I like America and America likes Me im Jahr 1974 verbrachte Beuys drei Tage mit einem von den nordamerikanischen Ureinwohnern als heilig verehrten Kojoten in den Räumen einer New Yorker Galerie.

Der Künstler plante seine Aktionen stets sehr akribisch, machte im Vorfeld zahlreiche Partituren und notierte seine Ideen; dabei überließ er, trotz aller Spontaneität, nichts dem Zufall, was in dem Filmdokument EURASIENSTAB (Antwerpen 1968) sehr deutlich wird: In dem Film sieht man Beuys oft auf seine Armbanduhr schauen, um seine Handlungen genau mit der Orgelmusik des mitwirkenden Künstlers Henning Christiansen abzustimmen.

Mit der Planung und Umsetzung der Kasseler Stadtverwaldung-Aktion 7000 Eichen stieß Beuys 1980 schließlich in eine andere Dimension der Aktionsdurchführung. Um mit dieser Aktion die Stadt Kassel zur Documenta 7 tatsächlich begrünen zu können, musste er eine organisatorische Mammutaufgabe bewältigen. Im Laufe der Aktion musste er die Erfahrung machen, dass seine Sammler, die mit seinen Werken eine enorme Wertsteigerung erleben konnten, ihn in der Finanzierung dieser Aktion in Stich ließen. Um tatsächlich die notwendigen 3,5 Millionen DM aufzubringen, ging Beuys soweit, in einem Werbespot der japanischen Whiskymarke Nikka aufzutreten. Der Satz: „Ich habe mich vergewissert, der Whisky war wirklich gut.“ brachte allein 400.000 DM. Beuys kommentierte diesen Einsatz mit der Bemerkung: „Ich habe mein ganzes Leben lang geworben, aber man sollte sich mal dafür interessieren, wofür ich geworben habe.“ [35]

Viele Kunstaktionen von Joseph Beuys wurden von Fotografen wie Gianfranco Gorgoni, Bernd Jansen, Ute Klophaus oder Lothar Wolleh im Bild festgehalten. Beuys verwendete diese Fotografien teilweise als positive sowie als negative Reproduktionen für seine Multiples.

Musik

Joseph Beuys hatte bereits als Kind Zugang zur Musik: Früh erlernte er Instrumente wie das Klavier oder das Cello. In seinen späteren Fluxusaktionen setzte er gern tonale und atonale Kompositionen und Geräuschcollagen ein und arbeitete mit anderen Musikern zusammen; oft gemeinsam mit dem dänischen Komponisten Henning Christiansen. So entstanden u.a. Werke wie „Eurasia und 34. Satz der Sibirischen Symphonie – Einleitungsmotiv ‚Kreuzesteilung’” (1966). Zusammen mit Henning Christiansen gab der Künstler mehrere „Fluxuskonzerte”. In der Aktion „...oder sollen wir es verändern“ (1969) spielt er Klavier und Christiansen Violine. Dann schluckt Joseph Beuys Hustensaft, während Henning Christiansen ein Tonband mit Geräuschcollagen aus Stimmen, Vogelgesang, Sirenengeheul und anderen elektronischen Klängen abspielt.

Wie schon in seinem bildnerischen Werk experimentierte er mit den unterschiedlichsten Stilmitteln; diesmal hantierte er mit allem, was Klänge und Töne zu erzeugen vermochte. Beuys arbeitete mit Mikrophonen, Tonbandgeräten, Rückkopplungen, verschiedenen Musikinstrumenten und seiner eigenen Stimme.

Installationen und Objekte

Installationen und Objekte (externe Weblinks)

Etliche Objekte der Beuysschen Installationen haben ihren Ursprung als Relikte oder fungierten als Rudimente seiner Aktionen. Er verstand seine Installationskunst als eine Transformation der Idee – als ein Gedanke, der in einen „Energieträger“ oder Induktor plastisch dargestellt wird und den Betrachter herausfordernd oder provozierend zum Nachdenken anregen sollte: Aus der Aktion zum Stillstand gebracht.

„Meine Objekte müssen als Anregungen zur Umsetzung der Idee des Plastischen verstanden werden. Sie wollen Gedanken darüber provozieren, was Plastik sein kann und wie das Konzept der Plastik sein kann und wie das Konzept der Plastik auf die unsichtbaren Substanzen ausgedehnt und von jedem verwendet werden kann.“ [36]

Den größten Teil seiner Plastiken und Objekte hatte der Künstler bereits Jahre zuvor in seinen umfangreichen Zeichnungen und Partituren angelegt, um sie später zu realisieren. Ähnliches gilt für sein malerisches Werk, welches allerdings geringeren Umfangs ist.

In seinem Werk experimentierte Beuys gern mit Polarität, sogenannten Gegenbildern: Die elektrische Induktion, symbolisiert durch Materialien wie beispielsweise Kupferplatten oder Batterien – Energien, die zugleich wieder, in Filz oder Fett gehüllt, isoliert werden. Ein Beispiel war das Multiple Capri-Batterie von 1985: Eine gelbe Glühbirne, die von einer Zitrone als Elektrolyt mit Strom gespeist wurde. Der von der Zitrone erzeugte Strom ist jedoch zu schwach, um ein Leuchten zu erzeugen.

Auf dem Zertifikat, das dem Multiple beigelegt war, gab Beuys die humorvolle Empfehlung mit: „Nach 1000 Stunden Batterie auswechseln“ . Denn einerseits wünschte er sich immer frische, gelbe Zitronen, andererseits sollte die Zitrone weiter Strom erzeugen können. In allen Arbeiten von Joseph Beuys finden sich immer wieder Anspielungen auf die Genesung, die Heilung.

In mehreren Werken finden sich Quecksilberthermometer, z.B. auf Konzertflügeln platziert, um einen Zusammenhang zwischen akustischem Tempus und der Temperatur zu assoziieren, so in seinem Spätwerk Plight (deutsch: „Notlage“) von 1985 (das er bereits 1958 konzipierte). Die Installation Plight bestand aus zwei klaustrophobisch arrangierten Räumen, die von Beuys vollkommen mit Filzrollen ausgekleidet worden waren, (quasi schallgedämmt), und in denen nur ein Konzertflügel aufgestellt war, auf diesem eine Schultafel und ein Fieberthermometer - wahrscheinlich in Anspielung auf das „wohltemperierte Klavier“ von Bach.

Beuys letzte Installation sollte das Palazzo Regale werden, das er 1985 im Museo di Capodimonte in Neapel installierte. In der ehemaligen Bourbonenresidenz platzierte Beuys zwei Glasvitrinen, die an den Wänden von sieben rechteckigen Messingtafeln begleitet wurden. Der Titel spielt an auf den Palazzo Reale, dem ehemaligen Palast der Vizekönige im Zentrum Neapels.

Multiples

Multiples (externe Weblinks)

Joseph Beuys hat in seinen seriell hergestellten Multiples mit künstlerischen, soziologischen und ökonomischen Aspekten, ein geeignetes Medium für seine Kunst gesehen Er erweiterte durch seine Arbeiten die bislang gängige Begriffsdefinition; nach seiner Auffassung sollte diese einen neuen Inhalt erhalten: Das Multiple als Ideenträger. [37] Er sah das Multiple als ein Vehikel, ein Objekt, das es ermöglichte, seine Ideen zu transportieren und durch den seriellen Charakter einen größeren Kreis von Menschen zu erreichen.

Oft verwendete er Fotografien seiner Aktionen in diesen Multiples, übermalte sie oder ordnete die Bilder, oft mit Kreuzen oder anderen Übermalungen versehen, in Kästen an, was teilweise kongruent mit den Polaroids von Andy Warhols Multiples zu vergleichen ist.

Das Multiple war für den Künstler im Rahmen der Erweiterung seines Kunstbegriffs ein Werk, um politisch-philosophische Erkenntnisse anzuregen. Der Mensch könne nach seiner Ansicht, besonders in diesen Objekten, erfahren, dass jeder Mensch Künstler ist. [38]

siehe auch → Liste der Multiples von Joseph Beuys

Erweiterung des Kunstbegriffs

Naturwissenschaftliche und zoologische Studien führten Joseph Beuys Ende der 1960er Jahre zu erheblichen Bedenken gegen ein, wie er meinte, zu einseitiges Kunst- und Wissenschaftverständnis und zu der Ansicht, dass der gängige Erfahrungssatz zur erkenntnistheoretischen Begründung nicht ausreichte.

„Der Erweiterte Kunstbegriff ist das Ziel des Weges von der traditionellen (Moderne Kunst) zur anthropologischen Kunst.“ [39]

Durch seine Recherchen und Analysen kam er zu der Erkenntnis, dass beide Begriffe Kunst und Wissenschaft in der Gedankenentwicklung des Abendlandes einander diametral entgegenstehen und dass diese Tatsache Anlass sei, nach einer Auflösung dieser Polarisierung in der Anschauung zu suchen. [40] Dies führte ihn schließlich zu einer Erweiterung des Kunstbegriffs und vollzog sich in seinen Aktionen, den Installationen und Objekten, sowie in den Zeichnungen bis hin zu politischen Aktivitäten und äußerte sich Ende der 70er Jahre in der Gestaltung und Konzeption eines sozial-politischen Kunstbegriffes – der „Sozialen Plastik“.

Soziale Plastik

Hauptartikel: Soziale Plastik

Beuys Auseinandersetzung mit der Anthroposophie Rudolf Steiners führte schließlich im Rahmen seines eigenen Konzepts eines erweiterten Kunstbegriffs zu seinem Hauptwerk: Der „Sozialen Plastik“, in der er Ende der 70er Jahre ein kreatives Mitgestalten an der Gesellschaft forderte und in der Prozess des kreativen Denken und politischen Handeln wichtiger wurde als das Herstellen eines materiellen Kunstobjekts, wie z.B. ein Gemälde oder eine Skulptur.

Joseph Beuys bei seinem Vortrag „Jeder Mensch ein Künstler - Auf dem Weg zur Freiheitsgestalt des sozialen Organismus“ photographiert von Rainer Rappmann in Achberg 1978
Joseph Beuys bei seinem Vortrag „Jeder Mensch ein Künstler - Auf dem Weg zur Freiheitsgestalt des sozialen Organismus“ photographiert von Rainer Rappmann in Achberg 1978

Die Kreativität und die Fähigkeit schöpferischen Denkens und Handelns, ist nach Beuys das „eigentliche Kapital einer Gesellschaft“. Kreativität wird von Beuys somit nicht mehr auf den Bereich der bildenden Kunst eingeschränkt, sondern auf die ganze Gesellschaft ausgedeht. Nach Beuys Meinung ist die Kunst die einzig evolutionäre Kraft, aus der sich gesellschaftliche Verhältnisse verbessern können. [41]

Beuys formulierte die Sätze: „Jeder Mensch ein Künstler“ und „KUNST = KAPITAL“. Beuys Kunstverständnis- und Begriff provoziert bis heute die Frage: „Was ist Kunst?“ und „Wo fängt Kunst an und wo hört sie auf?“. Durch seine Zuspitzungen wurde und wird über den Kunstbegriff, wie schon zu Zeiten der Dadaisten, heftig gestritten. In seinem anthropologischen Ansatz erklärte Beuys jeden Menschen zum Künstler, sodass der Einzelne für das Ganze verantwortlich ist.

Die mit der Forderung verbundene Grundaussage „Jeder Mensch ein Künstler“ wurde häufig missverstanden: Mit diesem Satz verneinte Beuys aber nicht unbedingt spezielle Begabungen etwa in der Malerei und stellte auch keine Anweisung an Jedermann dar, auch im klassischen Sinn künstlerisch tätig zu werden. Er meinte vielmehr, dass beispielsweise die Gesellschaft, die Demokratie auch als Kunstwerk betrachtet werden kann, zu dessen Gelingen vor allem individuelle Freiheit, Spiritualität, Offenheit, Kreativität und Phantasie notwendig sind; Einstellungen also, die heute ein Künstler gegenüber seinen Sujets hegt. Diese Fähigkeiten sprach Beuys jedem Mensch zu. Er wandte sich damit auch gegen eine formalisierte, erstarrende Rollenverteilung in einer spezialisierten Gesellschaft, die der Kunst nur eine Nische zuweisen will.

Joseph Beuys trug seine Lehre immer wieder durch Vorträge in die Öffentlichkeit. So zum Beispiel während seiner Ausstellung Ciclo sull'opera di Joseph Beuys 1946–1971 in der Galerie Lucio Amelio, Neapel, im Jahr 1971. Eröffnet wurde die Ausstellung mit der „Politischen Aktion: Freier, Demokratischer Sozialismus: Organisation durch Volksabstimmung“. Beuys informierte über Ziele und praktische Tätigkeiten der von ihm 1971 gegründeten Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung und legte seine Version der Grundbegriffe der direkten Demokratie und der „Dreigliederung des sozialen Organismus“ dar.

Materialsprache

Die wichtigsten, häufig dem Alltag entlehnten organischen Materialien, neben den bekannten Stoffen Filz und Fett waren Blut, Fell, Haare, Honig, Knochen, Schokolade und Wachs. Daneben verwandte Beuys mineralische Materialien wie Erde (Ton), Farbe, Gips, Gold, Kupfer, Stein und Schwefel. Auffällig ist die Wahl der einfachen „archaischen“ Materialien wie Fell und Knochen, die im Alltag einer Industriegesellschaft nur in Nischenbereichen präsent sind, neben den traditionell in der Kunst hoch bewerteten Materialien wie Gold und Farbe.

Beuys bevorzugte das für ihn legendäre Fett unter anderem, weil dies plastisch modulierbar war: Man konnte es erhitzt bearbeiten, bis es vollkommen zerfließt, und dann wieder erkalten lassen, also „zwei Prinzipien innerhalb einer Plastik demonstrieren. Man kann Fett zusammenballen und in eine Form bringen.“ [42]

Das erste Mal erwähnte Beuys das Material Fett in seinem Lebenslauf/Werklauf 1963, als er anlässlich eines Vortrages von Allan Kaprow warmes Fett in der Galerie Zwirner in Köln Columbakirchhof ausstellte. Im Weiteren entwickelte er den mit einer Fettschicht auf der Sitzfläche versehenen Küchenstuhl, mit dem Beuys am häufigsten assoziiert wird: Der „Stuhl mit Fett“. Das Objekt ist später in den Block Beuys des Hessischen Landesmuseums in Darmstadt integriert worden.

Das Fett wurde wie der Filz in Beuys Werk zu paradigmatischen Materialien entwickelt, die in der Folge beim Publikum nicht einfach nur mit ihren Materialwerten sondern zugleich mit dem gesamten von Beuys intendierten Wahrnehmungszusammenhang assoziiert wurden.[43]

Beuys und die Kunstakademie (1961–1972)

Als Joseph Beuys 1961 als Lehrer für „Monumentale Bildhauerei“ an die Kunstakademie Düsseldorf berufen wurde, hatte er sich innerlich bereits seit längerem von der gängigen künstlerischen Interpretation dieses Lehrbereiches verabschiedet. Das Ehrenmal von Büderich aus dem Jahr 1959 war der Abschluss seiner konventionellen bildhauerischen Phase. Hinter seinem in den Folgejahren sich immer stärker abzeichnenden erweiterten Kunsthandeln stand die Suche nach einem anthropologisch umfassenden Kunstbegriff für alle Menschen. Mit seiner Entwicklung eines sozialen „erweiterten Kunstbegriffs” unternahm Beuys den Versuch, an der Struktur der gängigen Bildungs-, Rechts- und Wirtschaftsbegriffe verändernd anzusetzen.

Beuys als Professor

Kunstakademie Düsseldorf
Kunstakademie Düsseldorf

Joseph Beuys war beinahe täglich präsent in der Akademie, auch samstags und in den Semesterferien. Mit Beginn der „Ringgespräche“, intensiven, regelmäßig stattfindenden Diskussionen mit seinen Studenten, wandte sich Beuys als Lehrender ab 1966 stärker der Theorie zu. Das erste Ringgespräch wurde von Anatol Herzfeld organisiert, von dem auch die Anregung dazu stammte. Die folgenden Ringgespräche wurden dann von Johannes Stüttgen organisiert, dauerten in der Regel vom Mittag bis zum Abend und fanden in einem vierzehntägigen Rhythmus statt. Sämtliche Klassen der Akademie und auch Professoren und Menschen von außerhalb nahmen teil, denn die Gespräche waren öffentlich. Bis zur Kündigung 1972 wurden diese durchgeführt und sporadisch noch einige nach der Kündigung.[44] Die Hinwendung zur Theorie war anfangs unter den Studentern der ersten Generation durchaus umstritten.

Er mischte sich bei Ausstellungen im Flur der Akademie, den „Akademierundgängen“, unter die Studenten, denn er war der Meinung, dass ein Lehrer auch Student sein sollte. Dieses Verhalten beeindruckte die Studenten tief, aber es führte unter anderem auch den Konflikt mit der Akademie herbei. Beuys war der Meinung, dass jeder, der den Wunsch hat Kunst zu studieren, dies auch tun können und nicht durch Zulassungsverfahren wie ein Mappenverfahren oder eines Numerus clausus daran gehindert werden sollte. Seinen Kollegen teilte er mit, dass er alle Bewerber um einen Studienplatz, die sie im sogenannten Mappenverfahren ablehnten, in seine Klasse aufnehmen werde, weil die Beurteilung auf andere Weise ermittelt werden müsse. Mitte Juli 1971 wurden schließlich 142 von 232 Bewerbern für ein Lehramtsstudium im normalen Zulassungsverfahren abgelehnt.

Am 5. August 1971 verlas Beuys vor der Presse einen öffentlichen Brief, den er am 2. August an den Akademiedirektor schickte. Alle 142 abgewiesenen Studenten wurden von Beuys in seine Klasse aufgenommen und er hatte daraufhin im folgenden Semester etwa 400 Studenten. Am 6. August erläuterte das Wissenschaftsministerium der Presse, dass das Ministerium diese Zulassung der Studiumsbewerber nicht genehmige und den Bewerbern ein Studium an einer anderen Akademie anbiete. Beuys stellte sich mit diesem Kompromißvorschlag nicht zufrieden, da er ja grundsätzlich die Grundlage der Studienbedingungen verbessern wollte.

Am 15. Oktober 1971 besetzte er das Sekretariat mit einer Gruppe Studenten, es nahmen 17 der 142 abgewiesenen Bewerber teil, um Studienbücher zu bekommen. In einem Gespäch mit dem Wissenschaftsminister Johannes Rau erzielte er den Erfolg, dass die Kunstakademie diese 17 Bewerber mit der Empfehlung des Wissenschaftsministeriums aufnahm. Mit Datum vom 21. Oktober teilte der Wissenschaftsminister Beuys schriftlich mit, dass er solche Situationen nicht mehr dulden würde, aber Beuys nahm die Warnung nicht ernst.

Die Entlassung (1972)

„Joseph Beuys war ein Außenseiter, der die Regeln der Akademie nicht akzeptierte und sich von den Kollegen der Akademie abgrenzte”: So charakterisiert Hubertus Neuerburg, zu Beuys Zeiten Student, heute selbst Lehrender an der Kunstakademie Düsseldorf, das Verhältnis zwischen Beuys und der Kunsthochschule. [45]

Im Februar 1972 fand an der Kunstakademie eine Beratung über ein neues Zulassungsverfahren statt, an der auch Beuys teilnahm. Die Zahl, die eine Klasse aufnehmen kann, war begrenzt auf 30 Studenten. Im Sommer wurden 227 Studienbewerber aufgenommen, 125 abgewiesen. 1052 Studenten waren an der Düsseldorfer Kunstkademie immatrikuliert, davon waren 268 in der Klasse Beuys.

Nachdem Beuys mit abgewiesenen Studenten 1972 erneut das Sekretariat der Kunstakademie Düsseldorf besetzt hatte, wie schon 1971 mit 17 Studenten erfolgreich praktiziert, sprach der damalige Minister für Wissenschaft und Forschung, Johannes Rau, die fristlose Kündigung aus. [46] Beuys musste zusammen mit seinen Studenten und von Polizisten begleitet die Akademie verlassen. Johannes Rau gab am 11. Oktober 1972 eine Pressekonferenz zum Fall Beuys und nannte die Entlassung „das letzte Glied in einer Kette ständiger Konfrontationen.“ Im Anschluss erklärten sich viele Künstlerkollegen (u.a. Heinrich Böll, Peter Handke, David Hockney, Gerhard Richter, Günther Uecker, Martin Walser) mit Beuys solidarisch und forderten in einem Offenen Brief die Wiedereinsetzung eines der bedeutendsten Künstlers der deutschen Nachkriegszeit. Beuys selbst akzeptierte die Entlassung nicht und leitete mit einer Klage gegen das Land Nordrhein-Westfalen rechtliche Schritte ein.

Nach einem jahrelangem Rechtsstreit wurde die Entlassung am 7. April 1978 vor dem Bundesarbeitsgericht in Kassel letztlich für ungültig erklärt und es kam zu einem Vergleich: Beuys durfte bis zur Erreichung des 65. Lebensjahres sein Atelier in der Akademie behalten und den Professorentitel weiterführen, dafür akzeptierte er die Auflösung des Arbeitsverhältnisses. [47]

Nach der Kündigung richtete Joseph Beuys in seinem Atelier, „Raum 3“, die Geschäftsstelle der „Freien Internationalen Universität“ (FIU) ein, welche am 1. November 1980 eröffnet wurde. Die Geschäftsstelle wurde nach Beuys’ Tod aufgelöst.

Beuys Wirkung auf die Studenten

Beuys hatte nicht nur ungewöhnliche viele Studenten betreut, er hatte es zugleich geschafft, eine große Zahl von sehr unterschiedlichen Künstlerpersönlichkeiten erfolgreich auf die eigene Praxis vorzubereiten. Trotz seiner eigenen Vorbehalte gegen die Malerei als klassische Kunstgattung gingen aus seiner Klasse eine Reihe erfolgreicher Maler hervor. Schon auf der Documenta 5 traten neben ihm selbst eine ganze Reihe seiner Schüler auf, unter diesen Imi Knoebel, Jörg Immendorff und Katharina Sieverding.[48] Das Verhältnis zwischen den Studenten und ihrem Professor war trotz dessen demonstrativer Aktion Fußwaschung (1971), in der dieser öffentlich die Füße seiner Studenten wusch, nicht immer konfliktfrei. Inge Mahn reagierte auf den übermächtigen Lehrer mit dem symbolischen Bau eines Hauses im Akademieflur: „Ich wollte meine Ruhe und Distanz zu Beuys haben.“ [49]

siehe auch → Liste der Studenten von Joseph Beuys

Beuys und die Politik (1967–1986)

Für Joseph Beuys war gestalterisches und politisches Handeln mit seiner Vorstellung vom freien Menschen und dem Menschen als Natur- und Gesellschaftswesen verbunden. Beuys war gegen einen Privat- und Staatskapitalismus, vielmehr war er für einen freien und demokratischen Sozialismus. Er setzte sich zugleich gegen den sozialistischen Klassenbegriff ab: „Ich kann mit dem Klassenbegriff nicht arbeiten, ....es geht um den Menschenbegriff.“ [50] Seine Kunst war für ihn Befreiungspolitik. [51] Die Wirkung des politischen Engagements Beuys blieb umstritten. Der Weggefährte Dutsche notierte in seinem Tagebuch „Joseph war glänzend in der Kunst und unwissend in der Ökonomie.“ [52]

Die Deutsche Studentenpartei (DSP)

Hauptartikel: Deutsche Studentenpartei (DSP)

Am 22. Juni 1967, wenige Tage nach dem Tod des Studenten Benno Ohnesorg, gründete Beuys als Reaktion auf die schwelenden Studentenunruhen die „Deutsche Studentenpartei (DSP)“. Hierzu organisierte Beuys auf der Akademiewiese vor der Kunstakademie Düsseldorf eine „öffentliche Erläuterung“ der DSP mit etwa 200 Studenten, Journalisten und den AStA-Vorsitzenden. Am 24. Juni 1967 trug sich dann die „Deutsche Studentenpartei“ in das Vereinsregister ein – mit Joseph Beuys (1. Vorsitzender), Johannes Stüttgen (2. Vorsitzender) und Bazon Brock (3. Vorsitzender).

Aus dem Gründungsprotokoll von Johannes Stüttgen, verfasst am 15. November 1967, hieß es: „Die Notwendigkeit der neuen Partei, deren wesentliches Anliegen die Erziehung aller Menschen zur geistigen Mündigkeit ist, wurde vor allem angesichts der akuten Bedrohung durch die am Materialismus orientierte, ideenlosen Politik und der damit verbundenen Stagnation ausdrücklich herausgestellt.“ Ferner hatte sich die Studentenpartei zum Grundgesetz in seiner „reinen Form“ bekannt. Weitere Ziele waren, „absolute Waffenlosigkeit, ein geeinigtes Europa, die Selbstverwaltung autonomer Glieder wie Recht, Kultur, Wirtschaft, Erarbeitung neuer Gesichtspunkte zur Erziehung, Lehre, Forschung, die Auflösung der Abhängigkeit von Ost und West.“ [53]

Um die Beschränkung auf Studenten aufzulösen, benannte Beuys am 2. März 1970 die Deutsche Studentenpartei um in „Organisation der Nichtwähler, Freie Volksabstimmung.“ Die Ziele waren: „Ausweitung der politischen Aktivitäten auf alle Gesellschaftsgruppen mit dem Ziel, die Bewusstseins- und Handlungsstrukturen der Gesellschaft zu analysieren und durch die gewonnenen Kenntnisse die Menschen analog der ‚plastischen Theorie‘ in einem pädagogischen Prozess für zentrale individuelle und gesellschaftliche Veränderungsmöglichkeiten zu gewinnen.“ [54]

Parallel gab sich die DSP den Namen Fluxus Zone West. Die Deutsche Studentenpartei wurde schließlich auf Initiative von Beuys „übergeführt in die ‚Organisation der Nichtwähler‘, die seit dem 1. Juni 1971 Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung hieß.“ [55]

Die Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung

Hauptartikel: Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung

Zur Documenta 5 vom 30. Juni bis 8. Oktober 1972 war Joseph Beuys mit seinem Informationsbüro der „Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung” vertreten und dies täglich für die Dauer der Documenta, also 100 Tage. Er diskutierte mit den Besuchern über die Idee der direkten Demokratie durch Volksabstimmung und ihre Möglichkeiten der Verwirklichung. Auf dem Schreibtisch des Informationsbüros stand stets eine langstielige rote Rose. Anhand der Rose erklärte Beuys den Besuchern das Verhältnis von Evolution und Revolution, was für ihn bedeutete, dass die Rose ein Bild eines evolutionären Prozesses zum revolutionären Ziel sei, denn die Blüte der Rose ist eine Revolution in Bezug auf ihre Entstehung: „Diese Blüte kommt nicht ruckartig zustande, sondern nur aufgrund eines organischen Wachstumsvorganges, der so angelegt ist, daß die Blüten keimhaft veranlagt sind in den grünen Blättern und aus diesen ausgebildet werden … So ist die Blüte in bezug auf die Blätter und den Stil eine Revolution, obwohl sie in der organischen Umwandlung gewachsen ist, die Rose wird als Blüte nur möglich durch diese organische Evolution.“ [56]

In den Programmschriften zur „Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung“ stellte der Künstler sein demokratisches Ordnungssystem von Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben in Anlehnung an die Dreigliederungsidee von Rudolf Steiner und die Ideale der Französischen Revolution auf.

Am 27. April 1973 wurde zusätzlich die „Freie internationale Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung“, die Free International University (FIU), ins Leben gerufen.

Die Free International University (FIU)

Hauptartikel: Free International University (FIU)

KUNST = KAPITAL - Der erweiterte Kunstbegriff als wesensgemäßer Kapitalbegriff
KUNST = KAPITAL - Der erweiterte Kunstbegriff als wesensgemäßer Kapitalbegriff

Die „Free International University (FIU)“ oder „Freie Internationale Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung“, wie sie auch genannt wurde, war ein von Joseph Beuys gegründeter gemeinnütziger anerkannter Trägerverein und sollte als ein „organisatorischer Ort des Forschens, Arbeitens und Kommunizierens die Fragen einer sozialen Zukunft durchdenken“. [57] Das Fundament dafür bildete ein pädagogischer Entwurf, dessen erste Voraussetzung die grundlegende Erneuerung des Bildungswesens vorsah. Für ein erweitertes Erziehungsprogramm sei die Erneuerung des gesamten Bildungswesens notwendig und damit auch die Veränderung der Organisationsstruktur, sowie der Methoden und Inhalte des Unterrichts und die vollständige Unabhängigkeit der Schulen und Hochschulen von der Bevormundung durch den Staat. [58]

Beuys wollte kein politisches Programm ausbilden, sondern neue konkurrierende Bildungseinrichtungen schaffen, um die alten Einrichtungen nach und nach zu überwinden. Nach seiner Meinung sollte der gesamte Schulbereich evolutionär eine volle Autonomie erreichen. [59]

Joseph Beuys arbeitete bereits im Zuge der Entwicklung seiner Lehrtätigkeit seit den frühen 70er an dem Gedanken zur Gestaltung und Gründung einer freien Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung. Die FIU wurde dann am 19. Mai 1972 gegründet und bestand als eingetragener Verein über zwei Jahr über den Tod von Joseph Beuys hinaus bis zu ihrer Auflösung 1988.

Die Grünen

„Das System ist kriminell, der Staat zum Feind des Menschen geworden![60] konstatierte Beuys 1976 und zog für sich die Konsequenz, selbst in die Politik zu gehen. 1976 wurde er Spitzenkandidat der Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher (AUD), die sich als „Deutschlands erste Umweltschutzpartei“ verstand, bei den Bundestagswahlen in NRW und erhielt in seinem Wahlkreis Düsseldorf-Oberkassel 600 Stimmen (3 %). Dieses Engagement brachte ihm erhebliche Kritik ein, da sich in der AUD ökologische Strömungen mit nationalkonservativen und stark rechten Tendenzen mischten.[61]

Joseph Beuys mit Petra Kelly 1982
Joseph Beuys mit Petra Kelly 1982

Seit dem Frühjahr 1977 werden in der Bundesrepublik grüne Listen gegründet. Im Jahr 1979 kandidierte Joseph Beuys für das Europaparlament als Direktkandidat für „Die Grünen“ und gewann Rudi Dutschke für gemeinsame Wahlkampfauftritte. Die AUD löste sich zu Gunsten der GRÜNEN auf.

Am 11. bis 12. Januar 1980 nahm Beuys am Gründungsparteitag der „Grünen“ in Karlsruhe und am 16. Februar 1980 an der Landesmitgliederversammlung der „Grünen“ in Wesel teil. Für den Landtagswahlkampf in Nordrhein-Westfalen eröffneten „die Grünen“ am 16. März ein Informationsbüro in Düsseldorf. Beuys konnte seine eigenen politischen Vorstellungen bei den Grünen nicht durchsetzen. In dieser Zeit gestaltete er allerdings Plakate und führte eine Kampagne für die grüne Partei durch.

Beuys sagte hierzu: „Ich trete für die Grünen ein, denn es ist klar geworden, daß alles, was wir in unser Leben einbeziehen, sinnlos wird, wenn das Leben selbst bedroht ist [...] Ich arbeite für die Grünen, denn sie sind mehr als das schlechte Gewissen der Parteien, und ich kandidiere für sie, denn nur die Grünen in aller Welt wollen mit ihren schöpferischen Kräften eine wirkliche Neugestaltung unseres Lebens bewirken. Darum ist die Stimme, die Sie den Grünen geben, eine Stimme, die Sie sich selbst für eine bessere Welt geben [...]” [62] Vom 22. bis 23. März 1980 nahm er am Bundesparteitag der „Grünen“ in Saarbrücken teil.

1982, während der Endphase des internationalen Wettrüstens, trat Beuys mit der Band von Wolf Maahn auf, als Politsänger mit dem Lied Sonne statt Reagan. [63]

Im November 1982 erklärte Beuys auf dem Bundesparteitag in Hagen seine Bereitschaft wieder auf der Nordrhein-Westfalen Landesliste für den Deutschen Bundestag zu kandidieren und wurde daraufhin am 21.1.1983 als Bundestagskandidat der Partei im Wahlkreis Düsseldorf-Nord aufgestellt. Als er von der Landesdelegiertenkonferenz nicht auf einem vorderen Listenplatz platziert wurde, zog er jedoch am folgenden Tag seine Kandidatur zurück.

Ab diesem Zeitpunkt zog Beuys sich von der direkten Mitarbeit bei den Grünen zurück, blieb aber bis zu seinem Tod offizielles Mitglied der Partei.

Beuys und der Kunstmarkt

Zeitlich parallel zu den goldenen Jahren der Beuysschen Lehrtätigkeit (1966–1969) wuchs dessen Bedeutung auf dem Kunstmarkt. Auslöser hierfür war der international beachtete Ankauf des kompletten Mönchengladbacher Beuysbestandes durch Karl Ströher. Dieser hatte parallel eine wertvolle Sammlung von Expressionisten und informeller Nachkriegsmalerei verkauft, um mit dem Erlös nicht nur den Beuysbestand, sondern auch den Ankauf einer renomierten Popart-Sammlung zu finanzieren. Mit diesem Coup hatten die Medien ein geeignetes Thema gefunden, neben dem amerikanischen Superstar Warhol konnte sich als europäischer Gegenpart Joseph Beuys etablieren. Die Preise auf den Kunstmessen stiegen schließlich 1969 rasant an. In der Folge belegte Beuys 1973 im Kunstkompass, eine Weltrangliste der 100 bedeutesten Gegenwartskünstler, den vierten Platz, vor Yves Klein. 1974 bis 1976 den fünften Platz. 1971 und 1978 den Zweiten und 1979 sowie 1980 den ersten Platz, jeweils vor Robert Rauschenberg und Andy Warhol.

Beuys und die Kunstkritik

Den kommerziellen Erfolg der 70er und 80er Jahre nahm der Kunstkritiker Hans Platschek zum Anlass, die Ernsthaftigkeit des politischen Anspruchs der Beuys’schen Sozialen Plastik in Frage zu stellen. Platschek hielt Beuys in seinem sprichwörtlich bekanntem Buch „Über die Dummheit in der Malerei“ vor, soziale Verhältnisse nur für seine Zwecke zu instrumentalisieren und tatsächlich den kapitalistischen Kunstmarkt besonders gut mit einem metaphysisch aufgeladenen Angebot zu bedienen. Beuys spreche, so Platschek, „...zu einem bürgerlichen Publikum, das seine politischen Auffassungen aus Zeitungen bezieht, die eigens dafür gedruckt werden, und seinen Kulturbegriff aus Inseraten, die frische Nierchen als Katzenfutter, narrensichere Kameras und vorgefeuchtetes Klosettpapier anpreisen. Allein, dieses Publikum, verwickelt zwar im Kampf um das, was man es als Wohlstand zu begreifen gelehrt hat, ist weiterschweifenden Gedanken nicht unzugänglich. (...) Hier nun springt Beuys ein. Er liefert, Metaphysiker im Supermarkt, das Überirdische frei Haus.“ Mit seinem „Ansinnen, politische Zustände als Magie, die Warenwelt als Stilleben und soziale Verhältnise als Bastelmaterial zu nehmen“ habe Beuys „im Westen auf den Märkten Furore gemacht.“ [64]

Beuys Verarbeitung des Nationalsozialismus wurde in den 1980er ein wichtiges Thema der Diskussion in den USA, angeführt von den Kunsthistorikern Benjamin Buchloh, Thomas McEvilley, Frank Gieseke und Albert Markert. Dieser Diskurs wird ausführlich in einer Arbeit der Kunst- und Sozialwissenschaftlerin Nicole Fritz dokumentiert. Fritz selbst hat in Ihrer Dissertation „Bewohnte Mythen – Joseph Beuys und der Aberglaube“ [65] die These aufgestellt, dass Joseph Beuys' Arbeiten auch von regionalen Brauch- und Symbolanordungen und Vorstellungen des Volksaberglaubens mitgeprägt worden sind.

Buchloh und Kollegen kritisierten explizit Beuys in seinem Verhältnis zum Nationalsozialismus. Sie widersprachen der, insbesondere in Joseph Beuys Umkreis, vorherrschenden Meinung, er habe „als einziger unter den Kunstbemühten der Nachkriegszeit die Nazizeit nicht verdrängt.“ [66]

Benjamin Buchloh, der Beuys auch im Kontext des von den Psychoanalytikern Alexander und Margarete Mitscherlich diagnostizierten Verdrängungprozesses der Nachkriegszeit betrachtete, deutete sein Verhalten, die Stilisierung sowie Mythisierung des Flugzeugabsturzes der Stuka über der Krim, in der Beuys als Bordschütze an der Ostfront eingesetzt wurde, als eine Initiation und Indiz dafür, dass auch Beuys seine Erinnerungen an den Nationalsozialismus entsprechend den „Notwendigkeiten und Interessen der neurotischen Konditionen arrangiere“ und die Vergangenheit verdrängt habe. [67]

Der amerikanische Kunstkritiker Donald Kuspit hingegen behauptete, Beuys habe seine Erfahrungen im Krieg nicht verdrängt, sondern verarbeitet und in sein Werk integriert. Kuspit sah die Selbststilisierung und Mythisierung des Lebenslaufes aus diesem Grund, so die Sozialwissenschaftlerin Dr. Nicole Fritz in ihrer Dissertation, „auch nicht als eine Verfälschung, sondern als bewußte Umdeutung, die als Ausdruck einer retrospektiven Deutungsarbeit an der eigenen Lebensgeschichte darauf hinweise, daß Beuys das Trauma ins Positive umgewandelt hat.“ [68] Indem Beuys in der Öffentlichkeit in seinen Kunstwerken wie z.B. den Aktionen einen Wandel von der Depression zur Gesundheit darstelle, sah Kuspit in seinem Werk eine Erinnerungsarbeit und Schuldverarbeitung für die Deutschen, er führe stellvertretend für das deutsche Publikum eine kreative Haltung zum Leben vor. [68]

Sammlungen

Im Kreis Kleve, in der Gemeinde Bedburg-Hau, befindet sich heute innerhalb der Sammlung van der Grinten im Museum Schloss Moyland der weltweit größte Bestand an Werken von Joseph Beuys. Die Basis bilden die frühen Arbeiten, die Beuys den Brüdern van der Grinten in seiner Schaffenskrise in den 1950er Jahren überlassen hatte. Dort besteht das „Joseph Beuys Archiv des Landes Nordrhein-Westfalen“, das aus der Sammlung hervorgegangen ist. Auch im heutigen Museum Kurhaus Kleve, dessen Räumlichkeiten Beuys von 1957 bis 1964 als Atelier genutzt hatte, finden sich etliche seiner Werke. Der weltweit größte zusammenhängende Werkkomplex des Künstlers ist im Block Beuys im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt zu sehen. Mehrere Grafiken von Beuys sind in der Staatlichen Graphischen Sammlung München ausgestellt. Weitere Werke befinden sich im Hamburger Bahnhof in Berlin (hier ist auch das Joseph Beuys Medien-Archiv beheimatet), im Kunstmuseum Basel, im Wilhelm-Lehmbruck-Museum, Duisburg, im Kunstmuseum Bonn, in der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf, im Museum Ludwig in Köln, im Staedel, Frankfurt und in der Staatlichen Sammlung in Kassel; überdies im Centre Pompidou in Paris, sowie im MoMA, New York in Chicago und Minneapolis, Tokio und weltweit in vielen weiteren Museen und Galerien.

Werke

Aktionen (Auswahl)

Hauptartikel: Liste der Kunstaktionen von Joseph Beuys

Environments und Installationen (Auswahl)

Hauptartikel: Liste der Environments und Installationen von Joseph Beuys

Skulpturen und Objekte (Auswahl)

Hauptartikel: Liste der Skulpturen und Objekte von Joseph Beuys

  • 1945−1951: Torso, Gips, Eisen, Gaze, Blei, Ölfarbe auf Bildhauermodellierfuß
  • 1952: Brunnen, Edelstahl, 50 m Gummischlauch
  • 1963: Der Unbesiegbare, Sperrholzplatte, Knetmasse, Bleisoldat; Block Beuys, Hessisches Landesmuseum Darmstadt
  • 1964: Stuhl mit Fett, Holzstuhl, Fett, Wachs, Metalldraht; Block Beuys, Hessisches Landesmuseum Darmstadt
  • 1966: Infiltration Homogen für Konzertflügel, Piano, Filz; Centre Georges Pompidou, Paris
  • 1977: Unschlitt/ Tallow, Talg; Hamburger Bahnhof, Berlin
  • 1982: Fettecke, Fett; Kunstakademie Düsseldorf

Multiples (Auswahl)

Hauptartikel: Liste der Multiples von Joseph Beuys

  • 1970: Filzanzug, Filz, Hrsg. Galerie René Block Berlin
  • 1971−1972: ich kenne kein Weekend, Maggiflasche und Reclam-Ausgabe: Kritik der reinen Vernunft von Immanuel Kant, montiert in Kofferdeckel, Hrsg.: Galerie René Block, Berlin
  • 1972: Objekt zum Schmieren und Drehen, Blechdose, Schmierfett, Schraubenzieher, Ölfarbe (Braunkreuz), Hrsg. Museumsverein Mönchengladbach
  • 1973: Rose für direkte Demokratie, Messzylinder aus Glas, mit Schriftzug, Hrsg. Edition Staeck, Heidelberg
  • 1973: Enterprise 18.11.72, 18:5:16 Uhr, Zinkkiste mit Deckel, Photographie, Photoapparat, Filz, Hrsg. Edition Hundertmark, Berlin

Schriften

  • Ein kurzes erstes Bild von dem konkreten Wirkungsfelde der Sozialen Kunst, FIU-Verlag, ISBN 3928780158
  • Sprechen über Deutschland, FIU-Verlag, ISBN 392878014X
  • Joseph Beuys in America: Energy Plan for the Western Man, Four Walls Eight Windows, ISBN 156858007X
  • Mein Dank an Lehmbruck. Eine Rede, Verlag Schirmer/Mosel, ISBN 3829602251

Auszeichnungen und Ehrungen

  • 1976: Doctor of Fine Arts honoris causa, Nova Scotia College of Art and Design, Halifax, Kanada
  • 1976: Lichtwark-Preis der Stadt Hamburg
  • 1977: Thorn-Prikker-Ehrenplakette der Stadt Krefeld
  • 1978: Mitglied der Akademie der Künste, Abteilung Bildende Kunst, Berlin
  • 1979: Kaiserring der Stadt Goslar (siehe Goslarer Kaiserring)
  • 1980: Ausländisches Ehrenmitglied der Königlichen Akademie der Freien Künste, Stockholm
  • 1986: Wilhelm Lehmbruck-Preis der Stadt Duisburg

Postume Ehrungen

  • Joseph-Beuys-Gesamtschule (Düsseldorf)
  • Joseph-Beuys-Schule (Neuss)
  • Joseph-Beuys-Allee (Bonn)
  • Joseph-Beuys-Allee (Kleve)
  • Joseph-Beuys-Ufer (Düsseldorf)

Ausstellungen und Retrospektiven

Hauptartikel: Liste der Ausstellungen von Joseph Beuys

Literatur

Anmerkung: Dieser Artikel basiert, insbesondere im Abschnitt Leben, zu einem überwiegenden Teil auf den Angaben in:

Weitere Literatur:

  • Götz Adriani, Winfried Konnertz und Karin Thomas: Joseph Beuys: Leben und Werk, Köln 1981 (DuMont), ISBN 3-7701-1302-0
  • Joseph Beuys: Ein kurzes erstes Bild von dem konkreten Wirkungsfelde der sozialen Kunst, Wangen 1987 (FIU-Verlag), ISBN 3926673028
  • Joseph Beuys: Aktive Neutralität – Die Überwindung von Kapitalismus und Kommunismus, Wangen (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-10-7
  • Joseph Beuys: Sprechen über Deutschland – Rede vom 20. November 1985 in den Münchener Kammerspielen, Wangen (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-14-X
  • Joseph Beuys: Eintritt in ein Lebewesen – Vortrag u. Diskussion v. 6.8.77 anläßl. Honigpumpe am Arbeitsplatz, zwei CDs in kt. Hülle; Wangen 2005 (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-51-4
  • Joseph Beuys, Frans Haks, Das Museum, Wangen (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-06-9
  • Joseph Beuys, Bernhard Blume, Rainer Rappmann: Gespräche über Bäume, Wangen (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-11-5
  • Joseph Beuys: KUNST = KAPITAL – Achberger Vorträge, Wangen (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-03-4
  • Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof Berlin (Hrsg.): Joseph Beuys: EURASIENSTAB, Göttingen 2005 (Steidl) – (mit DVD), ISBN 3-86521-194-1
  • Beuys/ Bethmann/ Binswanger/ Ehrlicher/ Willert: Was ist Geld? – Eine Podiumsdiskussion; Wangen 1995 (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-00-X
  • Harlan/ Rappmann/ Schata: Soziale Plastik – Materialien zu Joseph Beuys, Achberg 1976 (Achberger Verlagsanstalt), ISBN 3-88103-065-4
  • Michael Ende & Joseph Beuys: Kunst und Politik – Ein Gespräch; Wangen 1989 (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-48-4 (Leinenausgabe: ISBN 3-928780-47-6)
  • Hiltrud Oman: Joseph Beuys. Die Kunst auf dem Weg zum Leben, München 1998 (Heyne), ISBN 3-453-14135-0
  • Johannes Stüttgen: Zeitstau. Im Kraftfeld des erweiterten Kunstbegriffs von Joseph Beuys, Wangen 1998 (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-22-0
  • Petra Kelly/ Joseph Beuys: Diese Nacht, in die die Menschen ..., Wangen 1994 (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-07-7
  • Silvia Gauss: Joseph Beuys - Gesamtkunstwerk Freie und Hansestadt Hamburg, Wangen 1995 (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-12-3
  • Heiner Stachelhaus: Joseph Beuys, München 1993 (Heyne), ISBN 3-453-03399-X
  • Rainer Rappmann (Hrsg.): Denker, Künstler, Revolutionäre – Beuys, Dutschke, Schilinski, Schmundt – Vier Leben für Freiheit, Demokratie u. Sozialismus, Wangen 1996 (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-13-1
  • Franz-Joachim Verspohl: Plastik = Alles: Zu den 4 Büchern aus: „Projekt Westmensch“ von Joseph Beuys, Edition Schellmann, München/ New York 1992, ISBN 3-921629-41-1
  • Clara Bodenmann-Ritter: Joseph Beuys – Jeder Mensch ein Künstler. Gespräche auf der documenta 5/1972; Neuauflage 1991 (Ullstein TB), ISBN 3-548-34450-X
  • Volker Harlan: Was ist Kunst? Werkstattgespräch mit Joseph Beuys, Stuttgart 1986 (Urachhaus), ISBN 3-87838-482-3
  • Reinhard Ermen: Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), ISBN 3-499-50623-8

Weblinks

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Commons
Commons: Joseph Beuys – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

Museen zu Joseph Beuys

Aktuelle Ausstellungen

Weiterführende Informationen

Bilder, Video- und Audio-Aufnahmen

Quellen

  1. Hermann Schreiber im Gespräch mit Joseph Beuys, 27. August 1980; zitiert aus: Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Köln 1994 (DuMont), S. 6
  2. Notizzettel Josef Beuys, in: Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Köln 1994 (Dumont), S. 49
  3. Wolfgang Zumdick: Joseph Beuys als Denker. PAN XXX ttt. Sozialphilosophie−Erkenntnistheorie−Anthropologie, Stuttgart, Berlin 2002 (Mayer), S. 11
  4. Anacharsis Cloots: Der Redner des Menschengeschlechts, Kleve 1988 (Boss-Verlag), S. 7
  5. a b Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Köln 1994 (DuMont), S. 22
  6. Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Köln 1994 (DuMont), S. 15
  7. Markert Gieseke: Flieger, Filz und Vaterland. Berlin 1996 (siehe auch [1])
  8. Reinhard Ermen: Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S.21f.
  9. Reinhard Ermen, Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 30f.
  10. Reinhard Ermen, Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 33
  11. Reinhard Ermen, Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 35
  12. Reinhard Ermen, Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 35
  13. Grass Günther, Beim Häuten der Zwiebel, Göttingen 2006, S. 348
  14. Grass Günther, Beim Häuten der Zwiebel, Göttingen 2006, S. 334
  15. Stimmen der Zeit – Friedhelm Mennekes SJ – Memoria im Trafo-Turm / Über das Büdericher Mahnmal (1958) von Joseph Beuys [2]
  16. Heiner Stachelhaus Joseph Beuys, München 1993 (Heyne), S. 69
  17. Saur. Allgemeines Künstlerlexikon, Bnd. 10, München/ Leipzig 1995 (K. G. Saur), S. 297
  18. Franz-Joachim Verspohl: Plastik = Alles: Zu den 4 Büchern aus: „Projekt Westmensch“ von Joseph Beuys, Edition Schellmann, München/ New York 1992, S. 3
  19. Reinhard Ermen: Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 47
  20. Eva, Wenzel und Jessyka Beuys: Joseph Beuys. Block Beuys, München 1990 (Schirmer/Mosel), S. 342
  21. Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys. Leben und Werk, Köln 1981 (DuMont), S. 42
  22. Reinhard Ermen: Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 39ff.
  23. Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Köln 1994 (DuMont), S. 6 und Joseph Beuys- Lebenslauf/Werklauf 1964 [3]
  24. Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Köln 1994 (DuMont), S. 61
  25. Joseph Beuys. Kunsthaus Zürich, Zürich 1994, S. 22
  26. Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Köln 1994 (DuMont), S. 108
  27. Reinhard Ermen: Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 37
  28. Harlan, Rappmann, Schata, Soziale Plastik – Materialien zu Joseph Beuys, S. 10
  29. Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Köln 1994 (DuMont), S. 157
  30. Joseph Beuys. Kunsthaus Zürich, Zürich 1994, S. 246
  31. Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Leben und Werk, Köln 1981 (DuMont), S. 197
  32. Reinhard Ermen: Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 48
  33. Briefe von Maciunas an Joseph Beuys [4]
  34. Deutsche Lebensläufe: der Künstler Joseph Beuys [5]
  35. zitiert nach: Reinhard Ermen: Joseph Beuys; Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 114ff.
  36. Tobias Wall: Das unmögliche Museum (Dissertation), S. 155 [6]
  37. Jörg Schellmann(Hrsg.): Joseph Beuys: Die Multiples. Werkverzeichnis der Auflagenobjekte und Druckgraphik, Edition Schellmann, München/ New York 1997, S. 29
  38. Jörg Schellmann, Bernd Klüser: Fragen an Joseph Beuys, Dezember 1970, in: Jörg Schellmann (Hrsg.): Joseph Beuys: Die Multiples. Werkverzeichnis der Auflagenobjekte und Druckgraphik, Edition Schellmann, München/New York 1997, S. 9
  39. Eva, Wenzel und Jessyka Beuys: Joseph Beuys, Block Beuys, München 1990 (Schirmer/Mosel), S. 270
  40. Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Leben und Werk, Köln 1981 (DuMont), S. 42
  41. Harlan, Rappmann, Schata: Soziale Plastik – Materialien zu Joseph Beuys, Achberg 1976 (Achberger Verlagsanstalt), S.104
  42. Heiner Stachelhaus: Joseph Beuys, München 1993 (Heyne), S. 91f.
  43. Reinhard Ermen: Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 48
  44. Johannes Stüttgen: Der Mensch hat den Elephanten gemacht, in: Joseph Beuys Symposium Kranenburg 1995, Hrsg. Förderverein Museum Schloß Moyland e.V., Wiese Verlag, Basel 1996, S. 299f.
  45. WDR Kultur: Ein Besuch in der Kunstakademie Düsseldorf zum 20. Todestag – Joseph Beuys – eine Spurensuche – von Anna Kirberich [7]
  46. Rede von Johannes Rau über Beuys im Kunstschloss Wrodow [8]
  47. Reinhard Ermen: Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 95
  48. Reinhard Ermen: Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 88f.
  49. Richter, Petra, Mit, neben, gegen. Die Schüler von JB. S. 99 Düsseldorf 2000, zitiert nach Reinhard Ermen: Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg (Rowohlt), S. 88
  50. Reinhard Ermen: Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 80
  51. Harlan, Rappmann, Schata, Soziale Plastik – Materialien zu Joseph Beuys, S.107 zitiert Kann Plastik die Welt verändern? Wilfried Wiegand in FAZ, Frankfurt 2.2.1971
  52. Reinhard Ermen: Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 121
  53. Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Köln 1994 (DuMont), S. 88f.
  54. Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Köln 1994 (DuMont), S. 108
  55. Rainer Rappmann in: [9]
  56. Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Köln 1994 (DuMont), S. 128
  57. Aufruf zur Alternative: Joseph Beuys (Erstveröffentlichung in Frankfurter Rundschau am 23.12.1978) [10]
  58. FIU-Broschüre [11] & Idee FIU – Freie Internationale Universität [12]
  59. Harlan, Rappmann, Schata: Soziale Plastik, Materialien zu Joseph Beuys, FIU-Verlag; zitiert nach Jeder Mensch ist ein Künstler, S. 106 und zit. nach Lösung für Beuys
  60. Geschichte NRW – Chronik 1976 Kunst=Politik [13]
  61. Reinhard Ermen: Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 120
  62. Joseph Beuys: „Aufruf an die Bürger“, 1979 (Wahlplakat für die Grünen), in: Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Köln 1994 (DuMont), S. 167
  63. Sonne statt Reagan Video (Quicktime) [14]
  64. J. Hans Platschek, Über die Dummheit in der Malerei, Suhrkamp 1984, S. 83 ff.
  65. Nicole Fritz: „Bewohnte Mythen – Joseph Beuys und der Aberglaube“ (Dissertation), Tübingen 2002 [15]
  66. Nicole Fritz: Bewohnte Mythen – Joseph Beuys und der Aberglaube, zitiert nach Laszlo Glozer: Zum Tode von Joseph Beuys, in: Wolkenkratzer, Nr. 11, 3. Jg. 1, 1986, S. 30–33 [16]
  67. Benjamin Buchloh: Joseph Beuys – Die Götzendämmerung, in: Brennpunkt Düsseldorf. Kat. hrsg. vom Kunstmuseum Düsseldorf, Düsseldorf 1987, S. 60–76; Frank Gieseke/Albert Markert: Flieger, Filz und Vaterland. Eine erweiterte Beuys Biografie. Berlin 1996. Zitiert nach Nicole Fritz: Bewohnte Mythen – Joseph Beuys und der Aberglaube (Dissertation), Tübingen 2002, S. 43 [17]
  68. a b Nicole Fritz: Bewohnte Mythen - Joseph Beuys und der Aberglaube (Dissertation), Tübingen 2002, S. 43 [18]


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