Waldheide
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Die Waldheide ist eine ca. 50 Hektar große Lichtung im Heilbronner Stadtwald, ca. 310 m über NN und ca. 3 Kilometer östlich des Stadtzentrums an der Stadtgrenze zu Weinsberg und Untergruppenbach. Zwischen 1980 und 1990 waren hier Nuklearwaffen stationiert.
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[Bearbeiten] Chronik
- 1883: Nach dem Deutsch-Französischen Krieg Errichtung eines königlich-württembergischen Exerzierplatzes (15 ha) für die Soldaten der neu erbauten Heilbronner Moltke-Kaserne. Das Gelände hieß Angerweide; im Volksmund kam seit der Nutzung als Exerzierplatz die Bezeichnung Exe auf.
- bis 1907: Vergrößerung auf 32 ha
- ab 1918: Die Waldheide wird Naherholungsgebiet, es finden Tanz- Sport- und Flugveranstaltungen statt. Die Bezeichnung Exe hält sich zunächst, es kommt aber erstmals der Name Waldheide auf.
- 1935–1945: Truppenübungsplatz der Deutschen Wehrmacht. 1938 nachträglicher Kaufvertrag, durch den Gelände der Städte Heilbronn und Weinsberg in das Eigentum des Deutschen Reiches übergeht.
- ab 1951: Nutzung des noch unbefestigten Geländes durch die US-Streitkräfte (US-Code: Camp Redleg), u.a. als Munitionsdepot und Flugplatz
- 1959 Stationierung von Redstone-Raketen auf der Waldheide
- ab 1977: Stationierung von Pershing I-Raketen, beginnender festungsartiger Ausbau des Geländes
- ab 1984: Nach dem NATO-Doppelbeschluss von 1979 und der Zustimmung des Bundestages 1983 beginnt auf der Waldheide die Stationierung von 38 der insgesamt 108 nuklear bestückten Pershing II-Raketen in Deutschland.[1] Damit ist Heilbronn die einzige Großstadt in der Bundesrepublik Deutschland, auf deren Stadtgebiet Atomraketen stationiert sind. Die Raketen befinden sich nur zum Teil dauerhaft auf dem Gelände, teilweise sind sie mobil auf Abschussfahrzeugen im gesamtem Umland unterwegs.
- 1985: Am 11. Januar ereignet sich ein schwerwiegender Unfall, bei dem die erste Stufe einer Mittelstreckenrakete vom Typ Pershing II bei einer Routineübung Feuer fängt und zerstört wird. Teile der Rakete fliegen bis zu 120 Meter weit. Bei dem Unglück werden drei US-Soldaten getötet und 16 schwer verletzt. Durch den Unfall wächst das besondere Interesse der Friedensbewegung an dem Militärstützpunkt.
- 1986: Das Gelände wird aufgrund der andauernden Protestdemonstrationen und Mahnwachen mit einem Sichtschutzzaun versehen.
- 1987: Unterzeichnung des INF-Vertrags
- 1988: Ab September allmähliche Auflösung des Raketenstandorts
- 1990: Abzug der Amerikaner von der Waldheide, vorübergehende Nutzung der Gebäude durch die Stadt Heilbronn als Asylbewerberunterkünfte
- 1992: vollständiger Abzug der US-Streitkräfte aus Heilbronn, die Stadt übernimmt 300 Hektar vormals militärisch genutzte Flächen, neben der Waldheide auch das Gelände mehrerer Kasernen. Beginnende Renaturierung des Waldheide-Geländes.
- 1994: Ausweisung eines Teils des Geländes als Naturdenkmal
[Bearbeiten] Raketenunfall am 11. Januar 1985
Am 11. Januar 1985 kommt es um 13:57 Uhr bei Montagearbeiten an der ersten Treibstufe einer Pershing-II-Rakete zu einer Explosion. Das Unglück forderte drei Tote sowie neun Verletzte. Bei den Opfern handelte es sich um Soldaten der 84th Field Artillery. Glücklicherweise fing die daneben stehende zweite Treibstufe kein Feuer. Nach Angaben der US-Armee war die Rakete nicht mit einem Atomsprengkopf bestückt.
Durch das Unglück erlangt die Heilbronner Waldheide überregionale Bekanntheit und rückt weiter ins Zentrum der Beachtung der bundesdeutschen Friedensbewegung. In der Folge wird Heilbronn Ziel von vielen Friedensmärschen. Bereits drei Wochen nach dem Unglück kommt es zu einer Demonstration mit 10.000 Teilnehmern, der landesweite Ostermarsch führt Anfang April 1985 ca. 30.000 Demonstranten zur Waldheide. Das Areal wird als Gegenmaßnahme hermetisch abgeschirmt. Der Heilbronner Gemeinderat spricht sich am 21. April 1985 einstimmig für die „unverzügliche Beseitigung des Raketenstandortes Heilbronn“ aus.
[Bearbeiten] Anmerkungen und Quellen
- ↑ Die restlichen Pershing-II-Raketen befanden sich in Neu-Ulm sowie in Schwäbisch Gmünd-Mutlangen.
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 49° 07' 47" N, 09° 16' 28" O