Warenkorb
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Unter einem sogenannten repräsentativen Warenkorb versteht man auf dem Gebiet der Wirtschaftswissenschaften die Zusammenstellung einer möglichst repräsentativen Anzahl verschiedener Güter zur Ermittlung des Preisindex und der Inflation. Die Preisentwicklung der enthaltenen Güter wird dabei über eine bestimmte Zeit (z.B. 4 Jahre) mit einer konstanten Wichtung der einzelnen Positionen ermittelt.
Üblicherweise versteht man unter dem Warenkorb denjenigen, der für die Berechnung des Verbraucherpreisindex (VPI) verwendet wird. Dieser berücksichtigt die anteiligen Ausgaben der privaten Haushalte für die entsprechenden Güterkategorien.
Daneben gibt es auch Warenkörbe für die Berechnung anderer Preisindizes wie etwa Erzeugerpreisindex, Großhandelspreisindex oder Baupreisindex.
Warenkorb in Deutschland
In Deutschland wird der Warenkorb für den Verbraucherpreisindex vom Statistischen Bundesamt erstellt und enthält etwa 750 Güter (Stand: 2004). Im Februar 2003 erfolgte eine Umstellung des Preisindex auf einen neuen Warenkorb mit dem Basisjahr 2000. Im neuen Warenkorb wurden u. a. Disketten durch CD-Rohlinge ersetzt, Schreibmaschinen entfernt und Laserdrucker sowie „Essen auf Rädern“ hinzugefügt. Darüber hinaus wurde die Wichtung neu bestimmt und - mehr als zehn Jahre nach der Wiedervereinigung - ein einheitliches Wägungsschema für ganz Deutschland eingeführt, welches nun die Unterschiede der Verbrauchsgewohnheiten in Ost und West nicht mehr getrennt berücksichtigt.
Die Datenbasis zur Ermittlung des Verbraucherpreisindex wird durch monatlich durchgeführte Erhebungen erstellt: Jeweils zur Monatsmitte führen im Auftrag der Statistischen Landesämter etwa 560 und im Auftrag des Statistischen Bundesamtes weitere 15 Mitarbeiter Preiserhebungen zu den im Warenkorb enthaltenen Gütern und Dienstleistungen durch. Die Preise werden in rund 40.000 sogenannten Berichtsstellen erfragt (z. B. Einzelhandelsgeschäfte, Dienstleistungsbüros usw.), die in 190 Gemeinden über das gesamte Bundesgebiet verteilt sind. Insgesamt setzt sich die Datenbasis aus etwa 350.000 Einzelpreisen pro Monat zusammen.
Das Wägungsschema, welches die einzelnen Positionen und Preise entsprechend ihrem Anteil an den Haushaltsausgaben wichtet, wird in Deutschland alle vier Jahre aktualisiert.
Warenkorb in Österreich
In Österreich wird der Warenkorb für den Verbraucherpreisindex von der Statistik Austria erstellt. Von 1966 bis 1996 wurde der Warenkorb alle 10 Jahre aktualisiert (VPI 66 bis VPI 96). Aufgrund von Vorgaben von EUROSTAT findet die Anpassung des Warenkorbes nun alle 5 Jahre statt. Aktuell ist der VPI 2005, die nächste Aktualisierung wird im Jahr 2010 stattfinden, die neue Indexreihe ab Januar 2011 veröffentlicht. Der Warenkorb umfasst unter anderem Getreideprodukte, Fleischwaren, Fisch, Milch, Käse, Eier, Fette, Öle, Obst und Gemüse einschl. Kartoffeln.
[Bearbeiten] Probleme des Warenkorbmodells zur Inflationsberechnung
Es gibt beim Warenkorbmodell zwei Probleme, die zu einer Abweichung der berechneten Inflationsrate führen können.
Mehr Luxus im Warenkorb
Beispiel Auto:
Einfache ausgestattete Automodelle verschwinden vom Markt. Neue Modelle haben Dinge eingebaut, die noch vor 20 Jahren der teuersten Luxusklasse vorbehalten waren: ABS, Airbag, EPS, Klimaautomatik. Der Anspruch an die Motorisierung (installierte Motorleistung) ist stark gestiegen. So gelangen immer besser ausgestattete Autos in den Warenkorb und werden auch entsprechend der geänderten Kaufgewohnheiten höher gewichtet. Sie verursachen so eine errechnete Inflation, die in Wirklichkeit nur den gestiegenen Anspruch an ein Auto repräsentiert. So kostete im Jahr 2004 ein rumänischer Dacia 13 500.-EUR - er hat jedoch in Deutschland einen verschwindend kleinen Marktanteil.
Es wird somit eine Inflation beobachtet, die teilweise lediglich auf einem gestiegenen Lebensstandard bzw. gestiegenen Ansprüchen beruht.
Preisanstieg wird durch Sparmaßnahmen kompensiert
Der spezifische Verbrauch von Energie ist in den letzten Jahrzehnten auf vielen Gebieten zurück gegangen. So sank der spezifische Heizkostenanteil pro Wohnfläche und der Stromverbrauch von Waschmaschinen und Geschirrspülern pro Wasch- bzw. Spülgang. Der spezifischer Treibstoffverbrauch von Autos einer bestimmten Preisklasse bzw. Motorisierung sowie von LKW und Flugzeugen ist gesunken. Dies kompensiert teilweise die Erhöhung der Energie- und Treibstoffpreise (der Flottenverbrauch aller PKW ist dagegen nicht gesunken und die Wohnfläche pro Einwohner ist gestiegen).
Beim Warenkorbmodell geht der Anteil von Energie und Treibstoffen am Korb daher möglicherweise zurück, da deren Wichtung abnimmt, obwohl gleichzeitig die Energie- und Treibstoffpreise ansteigen.
Über ein funktionales Modell zur Inflationsberechnung - d.h. wieviel Geld wird für einen bestimmten Komfort bzw. ein Ergebnis benötigt - würde die errechnete Inflation in diesem Fall sogar noch geringer ausfallen als über das Warenkorbmodell!
Die Inflationsberechnung nach dem Warenkorbmodell kann also den Preisanstieg bestimmter Waren - auch wenn sie einen hohen Wichtungsanteil haben - abweichend wiedergeben, wenn Alternativen auftauchen.
Dem wird Rechnung getragen, indem die Anpassung der Wichtung nur aller vier Jahre vorgenommen wird.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Information des Statistischen Bundesamts zu Warenkorb und Wägungsschema von 1999
- Verbraucherpreis-Index für Deutschland
- Verbraucherpreis-Index für Österreich
- Alles über wirtschaftswissenschaftliche Statistiken in Österreich: http://www.statistik.at/