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Wechselkurssystem

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ein Wechselkurssystem (auch Wechselkursregime, Währungssystem) ist das System, nach dem sich der Wechselkurs, also die Tauschrelation zwischen zwei Währungen, bildet. Im Prinzip kann sich der Preis entweder frei bilden (flexibler Wechselkurs) oder von einer Zentralbank festgelegt werden (fixer Wechselkurs). Daneben existieren zahlreiche Zwischen- und Sonderformen. In der Regel sollten die Wechselkurse umso fixer sein, je enger zwei Volkswirtschaften realwirtschaftlich miteinander verzahnt sind.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Flexibler Wechselkurs

Flexible Wechselkurse bilden sich alleine durch Angebot und Nachfrage auf dem Devisenmarkt, ohne dass der Staat in diesen Prozess eingreift. Damit ein Wechselkurs flexibel ist, darf natürlich keine der beiden beteiligten Notenbanken intervenieren. Vollkommen flexibel sind heute kaum Wechselkurse, selbst im Euro-Dollar-Handel haben Fed und EZB im September 2000 interveniert.

[Bearbeiten] Fixer Wechselkurs

Notenbanken sind verpflichtet ausländische Währungen zu einem festen Kurs aufzukaufen. Es besteht die Verpflichtung den vereinbarten Kurs zu halten. (System fester Wechselkurse)

Die Zentralbank bestimmt den Kurs der Währung gegenüber

Arten von fixen Wechselkursen:

(1) Wechselkurssicherung durch Interventionen der Zentralbank am Devisenmarkt: Gerät die eigene Währung unter Abwertungsdruck, muss die Notenbank die eigene Währung gegen Abgabe fremder Währungen aufkaufen und so den Kurs stabilisieren (Herstellung einer künstlichen Währungsverknappung). Bei Aufwertungsdruck muss die Notenbank eigene Währung abgeben und fremde Währungen aufkaufen.

(2) Currency Board (Währungsrat): Hierbei wird die Aufgabe der Wechselkurssteuerung einer exogenen Institution (dem Currency Board) übertragen. Die Zentralbank wird somit zum bloßen Ausführungsgehilfen des Currency Boards degradiert. Ziel ist es, eine von der nationalen Regierung völlig unabhängige Notenbank zu schaffen, um die Währungsstabilität gegen die währungspolitischen Pläne der einheimischen Politiker verteidigen zu können.

(3) Wechselkurssicherung ohne Interventionen: Die Gewährleistung des fixierten Wechselkurses kann zumindest theoretisch auch ohne Intervention sondern lediglich per Gesetz erfolgen. Dies schränkt jedoch de facto die Konvertibilität der unter Abwertungsdruck stehenden Währung ein und führt zum Schwarztausch. Ein Beispiel für eine solche Wechselkursbindung ist der frühere Wechselkurs zwischen DDR-Mark und D-Mark. Besagter Wechselkurs wurde von der DDR gesetzlich bei 1 fixiert. Die Folge war ein horrender Schwarzhandel bei vom offiziellen Kurs stark abweichenden Preisen, dabei wurden durchschnittlich 5-6 DDR-Mark für eine D-Mark gezahlt, ein Kurs von 20:1 war in manchen Jahren erreichbar.

(4) Währungsunion: Der Extremfall einer festen Wechselkursbindung ist die Währungsunion. Hierbei handelt es sich um die am schwersten rückgängig machbare Wechselkursfixierung.

(5) Übernahme einer fremden Währung: Statt einer (gleichberechtigten) Währungsunion kann auch ein kleines Land die Währung eines großen übernehmen. Häufig wird aber nur eine in der Realität schon vollzogene Wandlung legalisiert. So hat Ecuador seine Währung Sucre im Jahre 2000 gegen den US-Dollar getauscht, der schon seit Jahren im Gebrauch dominierende Währung war. Ähnlich sah es in einigen südosteuropäischen Staaten Anfang der 90er Jahre aus, in denen langfristige Verträge nur in einer sicheren (=fremden) Währung abzuschließen waren.

[Bearbeiten] Zwischenlösungen

In der Praxis haben sich innerhalb des durch fixe und flexible Wechselkurse abgesteckten Spektrums eine Reihe weiterer Wechselkursarrangements herausgebildet, so zum Beispiel:

(1) Crawling Peg: Wechselkursbindung mit regelmäßigen, vorher bekannt gegebenen Auf- bzw. Abwertungen.

(2) Adjusted Peg: Wechselkursbindung mit unregelmäßigen, vorher bekannt gegebenen Auf- bzw. Abwertungen.

(3) Wechselkursbandbreiten: Um den Investoren und Außenhändlern zumindest in einem bestimmten Bereich Wechselkurssicherheit zu gewährleisten, können Wechselkurse auch innerhalb von Bandbreiten fixiert werden.

(4) Dirty Floating (Schmutziges Floaten) oder auch Managed Floating: Hierunter versteht man ein System offiziell flexibler Wechselkurse, in dem jedoch die Zentralbank von Zeit zu Zeit interveniert, um ihre Wechselkursziele zu erreichen.

[Bearbeiten] Bewertung

Flexible Wechselkurse haben mehrere Vorteile:

  • autonome Geldpolitik: Die Zentralbank kann in der Zinspolitik frei entscheiden
  • Spekulationen unmöglich zu machen
  • (theoretisch) mittelfristig Unter- und Überbewertungen zu vermeiden, also optimale Allokation zu ermöglichen
  • Schutz gegen importierte Inflation
  • Führen zum Ausgleich von durch unterschiedliche Geld- und Wirtschaftspolitik entstehende Störungen

Nachteile sind unter anderem

  • starke Volatilität, die nach Ansicht vieler Ökonomen kaum durch Fundamentaldaten zu rechtfertigen ist
  • Transaktionskosten, bedingt durch die Unsicherheit (etwa Währungsabsicherungsgeschäfte)

Auch fixe Wechselkurse haben Vorteile:

  • keine Transaktionskosten
  • Sicherheit für Anleger aus dem Ausland

Nachteile sind unter anderem

  • Verlust der Autonomie in der Geldpolitik: Die Geldpolitik der Zentralbank der Ankerwährung wird übernommen
  • Verlust der Autonomie in der Wirtschafts- und Finanzpolitik: Politiken müssen koordiniert werden, um Spannungen zu vermeiden
  • Bei relativ zum Ankerwährungs-Land höherer Inflation kommt es zu einer realen Überbewertung
  • Sicherungskosten: Direkte Interventionskosten (Devisenverluste) bei Kauf und indirekte (Inflation) bei Verkauf der eigenen Währung
  • Anfälligkeit für Spekulationen
  • Anfälligkeit für importierte Inflation

[Bearbeiten] Übersicht

Die wichtigsten Regimetypen, sortiert von fix nach flexibel.

Regimetyp Besonderheiten Beispiel Spezifische Vorteile
Währungsunion zwei Länder schaffen eine gemeinsame, unter Umständen neue Währung Euro, DDR und BRD
Fremdwährung Übernahme einer fremden Währung, „einseitige Währungsunion“, „Dollarisierung“, „Euroisierung“ Ecuador seit 2000
Currency Board institutionalisierte Kopplung mit fester Deckung Argentinien von 1991 bis 2002, Hong-Kong seit 1983 schafft durch Institutionalisierung großes Vertrauen
fixer Wechselkurs zu Ankerwährung fixierter Kurs zu einer andere Währung, den die Zentralbank durch Interventionen sichert sinnvoll bei Abhängigkeit von einem großen Handelspartner
fixer Wechselkurs zu Währungskorb fixierter Kurs zu einem Korb von Währungen, den die Zentralbank durch Interventionen sichert sinnvoll bei Abhängigkeit von mehreren großen Handelspartnern
Bandbreite fixierter Kurs mit Schwankungsbandbreite Bretton Woods, EWS Übergangslösung bei Wechsel zwischen flexibel und fix
Crawling Peg fester Kurs, regelmäßige und angekündigte Ab-/Aufwertung Polen von 1991 bis 2000 Vertrauen durch Berechenbarkeit, reale Überbewertung durch Inflation kann vermieden werden.
Adjusted Peg fester Kurs, unregelmäßige und angekündigte Ab-/Aufwertung
Managed Floating offiziell freier Kurs, jedoch regelmäßig unangekündigte Interventionen
Dirty Floating offiziell freier Kurs, jedoch seltene, unangekündigte Interventionen zur (groben) Erreichung eines Zielkurses zahlreiche Südostasiatische Länder, Iran, $-€-Kurs es muss kein offizieller Kurs verteidigt werden, deswegen weniger anfällig für Schocks und Spekulation
flexibler Kurs nur durch privates Angebot und Nachfrage bestimmt Kurs zwischen DKK und ARS (für beide Zentralbanken irrelevant)

[Bearbeiten] Entwicklung

In den letzten Jahren geht die Tendenz hin zu den "Ecklösungen" Fixe oder Flexible Kurse, während Mischformen seltener werden.

[Bearbeiten] Weblinks

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