Wehrmachtsbordell
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Die deutsche Wehrmachtsführung richtete während des Zweiten Weltkrieges in den besetzten Gebieten zahlreiche Wehrmachtsbordelle ein, derer sich deutsche Soldaten im Krieg bedienen konnten.
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[Bearbeiten] Gründe
Die Wehrmachtsführung gab für die Einführung der Bordelle mehrere Begründungen an. Zum einen sollte die Homosexualität und die Verbreitung von Geschlechtskrankheiten unter den Soldaten verhindert werden. Die Bordelle sollten den Wehrmachtssoldaten zur "sexuellen Bedürfnisbefriedigung" dienen und außerdem ein Leistungsanreiz sein. Jedoch spielten auch rassistische Motive eine Rolle. Auch befürchteten die deutschen Besatzer, dass bei unkontrollierten Kontakten der Soldaten mit weiblichen Zivilisten Agentinnen der Widerstandsgruppen Einfluss und Informationen gewinnen könnten. Darüberhinaus wollte man eine Verbrüderung der Soldaten mit der Zivilbevölkerung verhindern und befürchtete eine Verminderung der Disziplin in den Truppenteilen sowie die Untergrabung der Autorität gegenüber den Einwohnern. [1]
[Bearbeiten] Vorkommen
Bis 1942 gab es in Frankreich und Osteuropa bereits mehr als 500 dieser Bordelle. Auch innerhalb von Deutschland wurden von 1940 bis 1942 etwa 35.000 Frauen zur Prostitution in den Konzentrationslagern, Wehrmachtslagern und Wehrmachtskasernen und Zwangsarbeiterlagern gezwungen, zumeist osteuropäische Frauen und Mädchen, aber auch Jüdinnen und deutsche Frauen.
[Bearbeiten] Herkunft der Frauen
Um die Wehrmacht mit Prostituierten zu versorgen, wurden die Möglichkeiten für Frauen und Mädchen aus den Konzentrationslagern und anderen NS-Lagern herauszukommen, stark eingeschränkt. Einer der wenigen Auswege bestand in der schriftlichen Einwilligung stattdessen in den Wehrmachtsbordellen sexuelle Dienste zu leisten. Damit wurden die Wehrmachtsbordelle seit Dezember 1941 Teil des deutschen Lagersystems; die Wehrmacht bediente sich der Lager und KZs, um Zwangsprostituierte zu rekrutieren. Auch in den deutschen Konzentrationslagern wurden Zwangsbordelle errichtet, sowohl für die Wachmannschaften als auch für einen Teil der Gefangenen.
Wenn die zur Prostitution gezwungenen Frauen krank oder schwanger oder nicht mehr als sexuell attraktiv eingestuft wurden, mussten sie zurück in die Konzentrationslager oder wurden erschossen, vergast bzw. starben an Geschlechtskrankheiten oder bei erzwungenen Abtreibungen. Sie erhielten fast nie die versprochene Freiheit.
Die systematischen Vergewaltigungen fanden sowohl innerhalb als auch außerhalb der NS-Lager und -Bordelle statt. Sie waren Teil des bewussten Vernichtungsplans "nichtarischer" Völker. Daneben wurden zahlreiche nach Deutschland verschleppte Zwangsarbeiterinnen innerhalb und außerhalb der NS-Bordelle vergewaltigt, sowohl von Soldaten als auch von einheimischen Deutschen. Wenn die sogenannten Ostarbeiterinnen und Zwangsprostituierten schwanger wurden, wurden zumeist Zwangsabtreibungen befohlen, Anna Rosmus gibt allein für das Krankenhaus in Hutthurm mindestens 220 Fälle innerhalb von etwa eineinhalb Jahren an (Rosmus, A., 1993: Wintergrün - verdrängte Morde. Konstanz: Labhard-Verlag, S.11). Bereits geborene Kinder von Zwangsarbeiterinnen und -prostituierten tötete man. [2]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden diese staatlich errichteten Wehrmachtsbordelle und Lagerbordelle tabuisiert und totgeschwiegen, und waren der deutschen Öffentlichkeit zumeist unbekannt.
[Bearbeiten] Zitate
- In einem Bericht des Feldkommandanturarztes aus dem französischen Angers vom November 1940 heißt es: „Die Bordelle wurden in 14 Tagen von 8.948 Soldaten besucht, von denen 2.467 den Geschlechtsverkehr ausübten.“
- „Für notwendig halte ich allerdings, daß in der freiesten Form den fleißig arbeitenden Gefangenen Weiber in Bordellen zugeführt werden.“ (Heinrich Himmler über die Errichtung von Bordellen in Konzentrationslagern, Brief an Oswald Pohl vom 23. März 1942, Bundesarchiv der Bundesrepublik Deutschland, Sig. NS 19/2065)
- "Vergewaltigungen durch SS-Männer kamen so oft vor, dass sich die Wehrmachtsführung darüber im Führerhauptquartier beklagte. Auch Wehrmachtssoldaten vergewaltigten, wie Gerichtsakten belegen. Um die Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten bei den Soldaten unter Kontrolle zu halten, wurden darüber hinaus Wehrmachtsbordelle (etwa 55 im Laufe des Krieges) und SS-Offiziersbordelle geschaffen, in denen Hunderte vor allem polnischer und russischer Mädchen und Frauen zur Prostitution gezwungen wurden (Jüdinnen waren offziell ab März 1942 für Wehrmachtsbordelle nicht mehr zugelassen). Partisaninnen, die man gefangennahm, wurde die Inschrift 'Hure für Hitlers Truppe' eintätowiert, und sie wurden entsprechend behandelt. Zwangsprostitution und Vergewaltigung gehörten außerdem zum Alltag im KZ, Opfer von Nötigung und Vergewaltigung waren überwiegend weibliche Häftlinge. Sie wurden vor allem auch zur Prostitution in Häftlingsbordellen gezwungen. Dass von deutschen Eroberern systematisch vergewaltigt wurde, belegen unter anderem Dokumente, die 1946 bei den Nürnberger Prozessen vorgelegt wurden." [3]
[Bearbeiten] Weiterführende Informationen
[Bearbeiten] Literatur
- Baris Alakus, Katharina Kniefacz, Robert Vorberg: Sex-Zwangsarbeit in nationalsozialistischen Konzentrationslagern. Mandelbaum Verlag, Wien 2006 ISBN 3-85476-205-4
- Helga Amesberger, Katrin Auer, Brigitte Halbmayr: Sexualisierte Gewalt. Weibliche Erfahrungen in NS-Konzentrationslagern Mandelbaum Verlag, Wien 2004 ISBN 3-85476-118-X
- Gabriele Czarnorwski: Frauen – Staat – Medizin. Aspekte der Körperpolitik im Nationalsozialismus. In: Frauen zwischen Auslese und Ausmerze. Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis. Nr. 14, 1985
- Reinhild Kassing, Christa Paul: Bordelle in deutschen Konzentrationslagern. In: K(r)ampfader – Kasseler Frauenzeitung. Nr. 1, 1991
- Hans-Peter Klausch: Das Lagerbordell von Flossenbürg. In: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung. Nr. 4, 1992
- Eugen Kogon: Bordelle im KL. In: Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager. Bertelsmann, Gütersloh 1974, S. 206–208
- Insa Meinen: Wehrmacht und Prostitution im besetzten Frankreich.Edition Temmen, Bremen 2002
- Christa Paul: Zwangsprostitution. Staatlich errichtete Bordelle im Nationalsozialismus. Edition Hentrich, ISBN 3-89468-141-1
- Robert Sommer: Der Sonderbau. Die Errichtung von Bordellen in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern.Lulu.com, Morrisville 2006, ISBN 1-84728-844-8
[Bearbeiten] Filme
- Caroline von der Tann, Maren Niemeyer: Das große Schweigen. Bordelle im KZ.
[Bearbeiten] Weblinks
- Zwangsprostitution von Mädchen und Frauen im Nationalsozialismus
- Wehrmacht und Prostitution im besetzten Frankreich
- arte, Metropolis-Beitrag zu Wehrmacht und Prostitution
- http://www.gegenwind.info/122/vergewaltigung.html
- http://library.fes.de/fulltext/afs/htmrez/80470.htm
- http://www.taz.de/pt/2002/04/30/a0152.nf/text.ges,1
[Bearbeiten] Einzelnachweise
[Bearbeiten] Siehe auch
- Trostfrauen, Zwangsprostituierte in japanischen Armeebordellen während des zweiten Weltkriegs