Westcar-Papyrus
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Das Westcar Papyrus ist ein wichtiges Dokument der ägyptischen Literatur und das älteste erhaltene Dokument (Papyrus), das von Zauberern berichtet.
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[Bearbeiten] Entdeckung
Im Jahr 1839 erwarb die Engländerin Westcar (daher der Name) eine Papyrusrolle aus der Zeit des späten Mittleren Reiches oder der Zweiten Zwischenzeit. Sie gab diese Rolle mit 12 erhaltenen Textkolumnen dem Ägyptologen Karl Richard Lepsius, der die Hieroglyphen jedoch nicht entziffern konnte. Erst 1890 gelang dies dem Ägyptologen Adolf Erman.
[Bearbeiten] Inhalt
Der Text handelt von verschiedenen Geschichten, die am Hofe diverser Könige spielen und dem Pharao Cheops erzählt werden.
[Bearbeiten] "Djoser und der Zauberer"
Die erste Geschichte aus dem Westcar-Papyrus erzählt von dem Magier Djajdjaj-em-Ankh, der für Pharao Djoser einen Illusionszauber wirkt und dabei umkommt.
[Bearbeiten] "Nebka und das Wachs-Krokodil"
Die zweite Geschichte handelt von dem Hofmagier Udjaj-Usar, der seine untreu gewordene Ehefrau mit einem heimlichen Liebhaber überrascht. Zutiefst gekränkt fertigt Udjaj-Usar eine Figurine aus Wachs in Form eines Krokodils an, die er dann mit heiligem Stoff umwickelt und im Nil aussetzt. Als das heimliche Liebespaar sich am Nilufer unterhält, schnellt das Wachskrokodil (lebendig geworden) hervor und zieht den Geliebten in die Tiefe. Dort verweilt das Krokodil sieben Tage. In dieser Zeit geht Udjaj-Usar zu Pharao Nebka und klagt sein Leid. Der König ruft das Krokodil (nicht den heimlichen Liebhaber!) zu sich und urteilt, dass das Krokodil den heimlichen Liebhaber verschlinge. Die böse Ehefrau aber wird bei lebendigem Leibe verbrannt.
[Bearbeiten] "Snofru und die Dirnen"
Die dritte Geschichte erzählt von Pharao Snofru (1.Herrscher der 4. Dynastie), der sich sehr langweilt und deshalb zwanzig schöne Dirnen kommen lässt. Mit den Konkubinen im Schlepptau will Snofru den Heiligen See bei Dahschur besegeln. Mitten auf dem See aber verliert eine der Dirnen ihren Talisman (ein Fisch aus Türkis). Das Geschrei ist groß, ohne ihren geliebten Schmuck will die Dirne nicht weiterreisen. Snofru zeigt Mitgefühl und ruft einen mächtigen Zauberer herbei. Dieser teilt die Wasser des Sees, bis dieser trockenliegt. Das Amulett liegt auf dem Grund und kann nun von Snofru geborgen werden. Die Dirne ist überglücklich und die Reise geht weiter.
[Bearbeiten] "Cheops und der Zauberer Dedj"
Diese Geschichte dürfte die Bekannteste sein. Die meisten modernen Übersetzungen sind jedoch fehlerhaft und lückenhaft. Hier die Originalversion:
Pharao Cheops erfährt von seinem Sohn Djedefre von einen 110 Jahre alten Magier, der in Dahschur wohne und große Macht über wilde Tiere verfüge. Selbst sonst so aggressive Löwen würden dem Magier Dedj gehorchen. Außerdem wisse Dedj um das Geheimnis des Schreins des Gottes Thot. Cheops wird neugierig und befiehlt Djedefrê, den Magier auf die Residenz einzuladen. Djedfrê reist nach Dahschur und besucht Dedj. Doch zunächst will Dedj gar nicht mitkommen, weil er seine treuen Schüler und Novizen nicht allein lassen mag. Also reist die gesamte Schule nach Memphis, um Cheops ihre Aufwartung zu machen. Cheops lädt sodann den Magier Dedj zu sich und lässt sich von Dedj eine Kostprobe seiner Zauberkünste vorführen. Dedi enthauptet eine Gans, eine Spießente und einen Jungbullen; allen Tieren "hext" er ihre Köpfe wieder an, worauf die Tiere wieder quicklebendig davonlaufen. Cheops will daraufhin gar einen zum Tode verurteilten Verbrecher behexen lassen - doch Dedj lehnt geschockt ab. Cheops befragt Dedj zu dem Schrein des Gottes Thot und ob Dedj die Anzahl der Kammern darin wisse, da er (Cheops) Anregungen zum Bau seiner Pyramide suche. Dedj prophezeit Cheops jedoch, dass einer seiner Urenkel hinter das Geheimnis kommen werde. Daraufhin reist Dedj mit seinen Schülern wieder nach Hause.
[Bearbeiten] "Rheddedet und die feige Dienerin"
Diese geschichte ist aufgrund starker Materialschäden im Papyrus lückenhaft und ihr Ende offen. Es geht um die königliche Gemahlin Rheddedet, die überraschend drei Söhne erwartet. Doch die Geburt droht in einer Katastrophe zu enden. Deshalb reisen die Göttinnen Isis, Selket, Nechbet und Sachmet zur Gebärenden und überreichen ihr drei Kornsäcke, in denen drei Königskronen versteckt sind. Einige Zeit später hat Rheddedet eine heftige Auseinandersetzung mit einer Dienerin, die daraufhin ihre Herrin bestiehlt. Ausgerechnet einen der heiligen Kornsäcke lässt die Dienerin mitgehen! Doch vom schlechten Gewissen geplagt, beichtet die Diebin ihrem Bruder die Tat. Dieser ist so wütend darüber, das er sie schlägt, dann jagt er sie hinaus. Als die Dienerin am Ufer des Nils versucht, ihre Beute zu versenken, taucht ein weißes Krokodil auf verschlingt die Diebin. Ihr Bruder aber findet den heiligen Kornsack und bringt ihn Rheddedet zurück.
Ab hier unterbricht der Papyrus aufgrund der Beschädigungen. Es ist jedoch gerade noch zu entnehmen, dass auch Cheops von dem Vorfall Erkenntnis erlangt.