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Wiener Minoritenkirche - Wikipedia

Wiener Minoritenkirche

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Turm der Minoritenkirche
Turm der Minoritenkirche
Eingang der Minoritenkirche
Eingang der Minoritenkirche

Die Minoritenkirche steht in der Inneren Stadt von Wien, nordwestlich der Hofburg, auf dem Minoritenplatz. Die Minoriten waren Franziskanermönche ("fratres minores"). Sie wurden 1224 von Herzog Leopold VI von Österreich nach Wien berufen. Nach dem Stadtbrand von 1275 wurde von Ottokar Přemysl der Grundstein für die neue Kirche gelegt. Sie war eine der ersten gotischen Kirchen im ostösterreichischen Raum. Nach Ottokars Tod in der Schlacht auf dem Marchfeld wurde er hier dreißig Wochen aufgebahrt.

Bedeutende Veränderungen gab es unter den ersten Habsburgern. Blanche von Valois, die Gattin Rudolfs III ließ eine Kapelle für ihren Großvater, dem Heiligen Ludwig von Frankreich an die Nordweiste des Langhauses anbauen, die 1328 vollendet wurde. Sie hatte einen separaten Eingang und keine Verbindung zum Langhaus. Dies wurde ab ca. 1340 verändert, als die Ludwigskapelle mit dem (zweischiffigen) Langhaus zu einem nunmehr dreischiffigen Kirchenraum mit zwei Chören vereinigt wurde. Im Langhaus wurden neue Bündelpfeiler eingezogen und im Westen wurde ein zusätzliches Joch sowie ein neues Portal angebaut. Der ganze Bau folgt dem Schema französischer Kathedralarchitektur. Die Baumeister sind unbekannt, man nimmt aber an, dass Jacobus Parisiensis, der Beichtvater Herzog Albrechts II führend beteiligt war.

Auch das Portal folgt einem französischen Schema, wie es in Österreich eher selten ist. Der Tympanon ist durch Zirkelschläge in drei Felder unterteilt, wobei im mittleren Feld Christus auf einem Astkreuz dargestellt ist. Links sieht man Maria mit Maria Magdalena und anderen weiblichen Figuren, rechts Johannes den Evangelisten, den Hauptmann Longinus und andere männliche Figuren. Die jeweils äußerste männliche und weibliche Figur könnten Herzog Albrecht II. und seine Gemahlin Johanna von Pfirt darstellen, zumal die männliche Figur einen Herzogshut zu tragen scheint. Die Figuren sind sehr elegant und feingliedrig dargestellt - wohl ein französischer Einfluss und zugleich wichtiges Stilmerkmal der Minoritenwerkstatt, die bis etwa 1360 nachweisbar ist.

Insgesamt repräsentiert die Kirche also eher einen höfisch beeinflussten Stil als die typische Bettelordensarchitektur, was auch dadurch zum Ausdruck kommt, dass sie einen Turm besitzt.

Blick auf den Altar der Minoritenkirche, Sommer 2005
Blick auf den Altar der Minoritenkirche, Sommer 2005

In den folgenden Jahrhunderten blieb die Kirche größtenteils unverändert, nur dass in verschiedenen Kriegen und Belagerungen immer wieder der Turm in Mitleidenschaft gezogen wurde. Eine entscheidende Zäsur kam 1782, als die Minoriten im Zuge der Religionspolitik Josephs II abgesiedelt wurden. Die Kirche wurde daraufhin zur italienischen Nationalkirche erklärt und Maria Schnee (Santa Maria Maggiore) geweiht - dieses Patrozinium besteht heute noch. Im Zuge ihrer Aussiedlung brachten die Minoriten das mit einem Christusbild versehene Kreuz mit über dem Hochaltar nach Wimpassing, so dass es, als es einige Jahrzehnte später zurück nach Wien kam Wimpassinger Kreuz genannt wurde. Eine Kopie davon hängt heute im Stephansdom. Im Zuge der Neuwidmung wurden auch zahlreiche Umbauten von Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg vorgenommen, die vor allem auf die Beseitigung barocker Zutaten im Inneren abzielten. Trotzdem war es im Endeffekt keine "Regotisierung", wie dies öfter genannt wurde, da auch Teile des gotischen Kirchenbaus beseitigt wurden - namentlich der Ludwigschor.

Blick auf die Mosaikkopie des "Letzten Abendmahls", Sommer 2005
Blick auf die Mosaikkopie des "Letzten Abendmahls", Sommer 2005

Anfang des 19. Jahrhunderts kam auch eine Mosaikkopie von Leonardo da Vincis Letztem Abendmahl in die Kirche. Sie war von Napoleon in Auftrag gegeben worden, wurde aber wie einige andere Kunstwerke erst nach seinem Sturz beendet und musste von seinem Schwiegervater Kaiser Franz I gekauft werden. Für seinen ursprünglich vorgesehenen Aufstellungsort im Belvedere erwies es sich als zu groß, so dass es letztlich in diese Kirche kam.

Um 1900 fanden die letzten Veränderungen statt, insbesondere der Anbau des chorähnlichen Sakramentshäuschens. Im Zuge des U-Bahn-Baus in den späten 1980er Jahren wurden die Grundmauern der Ludwigskapelle gefunden, die jetzt auf dem Platz nachgezeichnet sind.

[Bearbeiten] Zugang

Die Minoritenkirche steht auf dem Minoritenplatz im 1. Bezirk in Wien. Die U-Bahn-Station Herrengasse hat einen Ausgang zum Minoritenplatz, unmittelbar neben der Kirche.

[Bearbeiten] Ausstellungen

2006 Leonardo da Vinci Mensch-Künstler-Genie, Kurator:David Sayn, Produzent:Christoph Rahofer.

Versuchsaufbau zum Abendmahl 2006
Versuchsaufbau zum Abendmahl 2006

Es wurden alle bekannten Gemälde Leonardo da Vincis in Originalgrösse gezeigt. Durch die digitale Bearbeitung wurden teilweise die ursprünglichen Farben sichtbar gemacht. Zur Perspektive des Abendmahls gab es einen Versuchsaufbau, der belegt, dass die Perspektive des Abendmahls eine Zentralperspektive ist bei der sich Augpunkt auf Höhe der Schläfe der Christusfigur befindet. Um das zu beweisen, wurde eine Treppe installiert, die es dem Betrachter ermöglichte diesen Betrachtungspunkt einzunehmen. Der genaue Abstand des Betrachters wurde von David Sayn durch ein Computermodell errechnet. Das von Leonardo da Vinci festgelegte Zentrum des Bildes ist die Schläfe der Christusfigur und gleichzeitig der Punkt in dem sich alle (perspektivischen) Strahlen treffen. Leonardo hat die Strahlen mittels eines Nagels und gespannten Schnüren ermittelt. (Quelle: David Sayn, Christoph Rahofer, Leonardo da Vinci, Mensch - Künstler - Genie (Versuchsaufbau in der Wiener Minoritenkirche 2006))


Koordinaten: 48° 12′ 35″ N, 16° 21′ 50″ O

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