Wilhelm Hauff
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wilhelm Hauff (* 29. November 1802 Stuttgart; † 18. November 1827 ebd.) war ein deutscher Schriftsteller der Epoche des Biedermeier.
Inhaltsverzeichnis |
Leben
Wilhelm Hauffs Vater August Friederich Hauff war Regierungs-Sekretarius in Stuttgart. Als er 1809 starb, zog die Mutter mit ihren vier Kindern (Hermann, geb. 1800; Marie geb. 1806; Sophie, geb. 1807) zu ihrem Vater Karl Friederich Elsässer nach Tübingen.
Wilhelm Hauff besuchte das Gymnasium in Tübingen sowie von 1817 an die Klosterschule in Blaubeuren und studierte von 1820 bis 1824 Theologie am Evangelischen Stift in Tübingen, wo er zum Dr. phil. promovierte. Er war Mitglied der Tübinger Burschenschaft Germania.
Von 1824 bis 1826 arbeitete Hauff als Hauslehrer in Stuttgart bei Ernst Eugen Freiherr von Hügel und reiste danach durch Frankreich und Norddeutschland. Im Januar 1827 wurde er Redakteur des Cottaschen "Morgenblattes für gebildete Stände". Im Jahre 1827 heiratete Hauff seine Cousine Luise Hauff, die ihm am 10. November des selben Jahres ein Kind gebar. Nur eine Woche später, am 18. November 1827, verstarb Hauff infolge eines Nervenfiebers ("Schleimfieber"), das er sich während einer Reise durch Tirol zugezogen hatte. Sein Grab befindet sich auf dem Hoppenlau-Friedhof Stuttgart. Einer seiner Nachfahren ist der Ex-Bundesminister Volker Hauff.
Hauff war nur ein kurzes Leben beschieden. Durch seine Märchen, die mehrfach verfilmt wurden, wurde er unsterblich. Zu seinem Gedenken wurde der Wilhelm-Hauff-Preis zur Förderung von Kinder- und Jugendliteratur gestiftet.
Hauff ist Autor der Novelle „Jud Süß“, basierend auf dem Leben des Württemberger Hofaktors Joseph Süß Oppenheimer (1698-1738), die als Vorlage für den gleichnamigen antisemitischen NS-Propagandafilm (Jud Süß (Film)) diente.
Werke
Wilhelm Hauffs kurze literatische Schaffensperiode begann im Jahre 1825 mit der Veröffentlichung einiger Novellen (Memoiren des Satan, Othello) sowie seines ersten Märchenalmanachs. Lichtenstein (1826), ein romantischer Roman, war bis ins 20. Jahrhundert neben seinen Märchen sein bekanntestes Werk. Herzog Wilhelm von Urach, Angehöriger einer Nebenlinie des regierenden Hauses Württemberg, ließ sich durch den Roman anregen, das alte Forsthaus auf dem Lichtenstein zu erwerben und darauf eine historistische Burg errichten zu lassen. Auch eine Oper, Theaterstücke und Dramatisierungen für das Scherenschnittheater trugen zur Popularisierung des Romans bei.
Märchen
Hauffs Märchen fallen in die spätromantische Literaturphase nach den scharfen Zensurbestimmungen der Karlsbader Beschlüsse im Jahre 1819. Der erste Band um die Rahmenerzählung Die Karawane ist gekennzeichnet von hohem Einfühlungsvermögen in die orientalische Lebensweise; er enthält bekannte Märchen wie Kalif Storch und Der kleine Muck. Der zweite Band um den Scheich von Alessandria und seine Sklaven verlässt den rein orientalischen Handlungsraum; Zwerg Nase und einige z. B. von Wilhelm Grimm übernommene Märchen stehen in der europäischen Märchentradition. Sein dritter Band, Das Wirtshaus im Spessart, behandelt eher Sagenstoffe als Märchen; die Schwarzwaldsage Das kalte Herz ist die bekannteste dieser Sagen.
- Märchen-Almanach auf das Jahr 1826 für Söhne und Töchter gebildeter Stände (1825)
- Märchen als Almanach (Einleitung)
- Die Karawane (Rahmenerzählung)
- Die Geschichte vom Kalif Storch
- Die Geschichte von dem Gespensterschiff
- Die Geschichte von der abgehauenen Hand
- Die Errettung Fatmes
- Die Geschichte vom kleinen Muck
- Das Märchen vom falschen Prinzen
- Märchen-Almanach auf das Jahr 1827 für Söhne und Töchter gebildeter Stände (1826)
- Der Scheich von Alessandria und seine Sklaven (Rahmenerzählung)
- Der Zwerg Nase
- Abner, der Jude, der nichts gesehen hat
- (Der arme Stephan - von Gustav Adolf Schöll)
- (Der gebackene Kopf - von James Justinian Morier)
- Der Affe als Mensch (Der junge Engländer)
- (Das Fest der Unterirdischen - von Wilhelm Grimm)
- (Schneeweißchen und Rosenrot - von Wilhelm Grimm)
- Die Geschichte Almansors
- Märchen-Almanach auf das Jahr 1828 für Söhne und Töchter gebildeter Stände (1827)
- Das Wirtshaus im Spessart (Rahmenerzählung)
- Die Sage vom Hirschgulden
- Das kalte Herz (In zwei Teilen in die Rahmenerzählung eingefügt)
- Saids Schicksale
- Die Höhle von Steenfoll - Eine schottländische Sage
Roman
- Lichtenstein (3 Bände, 1826)
- In König Laurins Rosengarten
Satiren
- Der Mann im Mond oder Der Zug des Herzens ist des Schicksals Stimme (erschienen 1825 unter dem Namen des populären H. Clauren);
- Mittheilungen aus den Memoiren des Satan (1825/1826, 2 Bände)
- Controvers-Predigt über H. Clauren und den Mann im Mond, gehalten vor dem deutschen Publikum in der Herbstmesse 1827
Erzählungen
- Othello (1826)
- Die Sängerin (1826)
- Die Bettlerin von Pont des Arts (1827)
- Jud Süß (1827)
- Die letzten Ritter von Marienburg
- Das Bild des Kaisers
- Phantasien im Bremer Ratskeller, ein Herbstgeschenk für Freunde des Weines (1827)
- Die Bücher und die Lesewelt
- Freie Stunden am Fenster
- Der ästhetische Klub
- Ein Paar Reisestunden
Sage
Literatur
- Czygan, A. B. I.: Wilhelm Hauff. The Writer and His Work Seen Through His orrespondences. Diss. Madison, Wis. 1976
- Pfäfflin, Friedrich: Wilhelm Hauff. Der Verfasser des »Lichtenstein«. Chronik seines Lebens und Werkes. Stuttgart 1981 (Edition Marbacher Magazin)
- Armin Gebhardt: Schwäbischer Dichterkreis. Uhland, Kerner, Schwab, Hauff, Mörike. Marburg: Tectum. 2004. ISBN 3-8288-8687-6
- Wilhelm Hauff oder Die Virtuosität der Einbildungskraft. In Verbindung mit der Deutschen Schillergesellschaft hg. v. Ernst Osterkamp / Andrea Polaschegg / Erhard Schütz. Göttingen: Wallstein 2005.
Siehe auch
Weblinks
- Hauff, Wilhelm. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Bd. 11, S. 48–49.
- Literatur von und über Wilhelm Hauff im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- ub.fu-berlin.de Linksammlung der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin
- Hörproben zum Download
- Hauffs Märchen und Novellen im Literaturnetz
- Märchen
- Wilhelms Hauffs Figur Jud Süß
Gedichte
Links zu Hauffs Werken
- Werke von Wilhelm Hauff als Online-Texte im Projekt Gutenberg-DE (mit Einführung)
- * Werke von Wilhelm Hauff als gemeinfreie Online-Texte beim Project Gutenberg
- Hauff in der Bibliotheca Augustana
Personendaten | |
---|---|
NAME | Hauff, Wilhelm |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 29. November 1802 |
GEBURTSORT | Stuttgart |
STERBEDATUM | 18. November 1827 |
STERBEORT | Stuttgart |