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Wilhelm Tell

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen finden sich unter Wilhelm Tell (Begriffsklärung).

Wilhelm Tell ist ein sagenhafter, schweizerischer Freiheitskämpfer und Tyrannenmörder, der an der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert in der Innerschweiz gelebt haben soll. Er wird, hauptsächlich in Schweizer Nationalistenkreisen, als der Galaktische bezeichnet, weil er große Verdienste für die Unabhängigkeit der Schweiz geleistet hat. Später war er dort als legendäre Gestalt lebendig und kam in Theaterspielen vor. Der Dichter Friedrich Schiller verfasste in seiner späten Schaffensphase das berühmte gleichnamige Bühnenwerk. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ist er der Nationalheld der Schweiz.

Gessler und Tell, Illustration von 1880
Gessler und Tell, Illustration von 1880

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Entstehung einer Legende

Der Chronist Aegidius Tschudi verdichtete um 1570 verschiedene, mündlich und schriftlich überlieferte Versionen der Tell-Erzählung zu einer Sage, die dann vor allem durch die Dramatisierung Friedrich Schillers, aber auch durch den Historiker Johannes Müller zunächst in Europa und später auch weltweit sehr bekannt wurde.

Wilhelm-Tell-Denkmal in Altdorf von 1895; auf dem Sockel das traditionelle Datum des Rütlischwurs, 1291.
Wilhelm-Tell-Denkmal in Altdorf von 1895; auf dem Sockel das traditionelle Datum des Rütlischwurs, 1291.

In Tschudis Tell-Legende lässt der habsburgische Landvogt Gessler zu Altdorf einen Hut auf eine Stange stecken und befiehlt den schweizerischen Untertanen, diesen jedes Mal zu grüssen, wenn sie an ihm vorüber gehen. Wilhelm Tell, ein weithin bekannter Armbrustschütze, verweigert den Gruss, und der Vogt befiehlt ihm daraufhin einen Apfel vom Kopf seines Sohnes Walter zu schiessen. Sein Kind müsse andernfalls mit ihm sterben. Tell tut widerstrebend, wie ihm geheissen, und trifft den Apfel. Als er aber auf die Frage nach dem Zweck des zweiten Pfeils, den er zu sich gesteckt hatte, antwortet, dass derselbe für den Vogt bestimmt gewesen sei, wenn er sein Kind getroffen hätte, befiehlt dieser, ihn gefesselt auf seine Burg nach Küssnacht zu überführen. Auf dem Vierwaldstättersee aber bringt ein Sturm das Schiff in Gefahr, und Tell wird seiner Fesseln entledigt, um dasselbe zu lenken. Geschickt steuert er es gegen das Ufer, wo der Axen sich erhebt, springt dort von Bord auf eine hervorragende Felsplatte, welche noch heute Tellsplatte heisst, eilt darauf über das Gebirge nach Küssnacht, erwartet den Vogt in einem Hohlweg, Hohle Gasse genannt, und erschiesst ihn aus sicherem Versteck mit der Armbrust.

Von Tells weiterem Leben wird nur berichtet, dass er 1315 in der Schlacht bei Morgarten mitgefochten und 1350 in dem Schächenbach beim Versuch der Rettung eines Kindes den Tod gefunden habe.

Nachdem schon der Freiburger Franz Guillimann 1607, dann die Basler Christian und Isaak Iselin, der Berner Pfarrer Uriel Freudenberger 1760, sowie Voltaire („Annales de l'Empire”) die Geschichte Tells als Fabel bezeichnet hatten, kam im 19. Jahrhundert der Historiker Kopps u. a. zum Ergebnis, dass die Tell-Gestalt in keinem zeitgenössischen Schriftdokument erwähnt wird. Erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts taucht die Tellsage auf, und zwar in mindestens zwei Versionen. Die erste Quelle, in der die Erzählung belegt ist, ist ein um 1499 entstandenes Volkslied; sodann wird sie in der Luzerner Stadtchronik erwähnt, die 1482 bis 1488 von Melchior Russ geschrieben wurde. Russ erblickt in Tell den Haupturheber der Befreiung und Stifter des gegen die habsburgische Herrschaft gerichteten Bundes der Eidgenossen.

Im Weissen Buch von Sarnen, anonym verfasst um 1470 und basierend auf einem Urtext von 1420, wird Tells Tat krampfhaft mit dem Bund von 1291 in Verbindung gebracht; die Initiative im Freiheitskampf wird aber vornehmlich der Gestalt des Werner Stauffacher zugeschrieben. Diese Version erscheint auch in der 1507 gedruckten Chronik des Luzerners Etterlin. Erst Tschudi hat die beiden Traditionsstränge zu einer Gesamtsage verwoben, die dann im Lauf der Jahrhunderte noch mancherlei Zusätze bekam.

Tellskapelle, Reproduktion eines Stiches in einer Tell-Ausgabe von 1914
Tellskapelle, Reproduktion eines Stiches in einer Tell-Ausgabe von 1914

Die so genannten Tellskapellen auf der Tellsplatte, in Bürglen und in der Hohlen Gasse stammen erst aus dem 16. Jahrhundert und sind zum Teil nachweislich zu Ehren von Kirchenheiligen gestiftet worden. In Uri liess sich keine Familie Tell ermitteln; die Erkenntnisse der Urner Landsgemeinden von 1387 und 1388, welche Tells Existenz bezeugen sollten, sowie die den Namen „Tello” und „Täll” enthaltenden Totenregister und Jahrzeitbücher von Schaddorf und Attinghausen sind als Erdichtungen und Fälschungen nachgewiesen.

Der Schriftsteller Max Frisch schrieb eine eigene „Version”, nämlich „Wilhelm Tell für die Schule”, in der er u.a. auch auf die dänische Sage Bezug nimmt.

[Bearbeiten] Herkunft der Apfelschuss-Sage

Der Tellschuss. Aus: Illustrierte Literaturgeschichte (1880)
Der Tellschuss. Aus: Illustrierte Literaturgeschichte (1880)

Die Sage vom Apfelschuss ist ein uralter europäischer Mythos, der in anderem Gewand auch in der persischen, dänischen, norwegischen und isländischen Heldensage vorkommt. In Letzterer wird der Held Egil genannt, von dessen Sohn, König Orentel, Tell vielleicht den Namen erhalten hat. In der dänischen Variante heisst der Held Toko. In der Schweiz ist die offenbar schon vor 1400 im Volk verwurzelte Variante dieses Mythos von den Chronisten des 15. Jahrhunderts zur Ausschmückung der Befreiungssage übernommen worden.

Der Berner Pfarrer Uriel Freudenberger (1738 bis 1743), Prediger am Inselspital 1752 in Ligerz, betätigte sich als Geschichtsforscher und stellte 1760 die These auf, es handele sich beim schweizerischen Wilhelm Tell um die Nachdichtung einer Episode (ca. 1140 bis 1220). Aus Angst vor den Auswirkungen veröffentlichte er die Abhandlung anonym. Die Saga des Schützen Toko, im Dienste des dänischen Königs, dass dieser prahlerische Schütze vom König gezwungen wurde, einen Apfel vom Kopf seines Sohnes zu schiessen und Toko den König als Rache während eines Liebesabenteuers erschoss. Gottlieb Emanuel Haller übersetzte die Abhandlung ins Französische und veröffentlichte sie wegen der Befürchtungen Freudenbergers unter seinem eigenem Namen.

[Bearbeiten] Künstlerische Adaptionen

[Bearbeiten] Schillers Schauspiel Wilhelm Tell von 1804

Siehe den Hauptartikel Wilhelm Tell (Schiller)

[Bearbeiten] Rossinis Oper Guillaume Tell von 1829

Siehe den Hauptartikel Guillaume Tell

[Bearbeiten] Schweizer Film Wilhelm Tell (1960)

Regie: Michel Dickoff – Hauptrolle: Robert Freytag

[Bearbeiten] Weblinks

s:
Wikisource
Wikisource: Wilhelm Tell – Quellentexte
commons:Hauptseite
Commons
Commons: Wilhelm Tell – Bilder, Videos und/oder Audiodateien
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