Wladimir Alexandrowitsch Russanow
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Wladimir Alexandrowitsch Russanow (russisch Владимир Александрович Русанов; * 18. Januar 1875 in Orjol; † wahrscheinlich 1913 nördlich der Taimyrhalbinsel) war ein russischer Polarforscher und Geologe der vor allem auf Grund der Erforschung Nowaja Semljas Ruhm erlangte.
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[Bearbeiten] Kindheit
Russanow entstammte einer Händlerfamilie, sein Vater hatte sich jedoch vor seinem Tod ruiniert und die Familie mittellos zurückgelassen.
[Bearbeiten] Studium
[Bearbeiten] Politische Aktivitäten
Während seines Studiums kam Russanow in Kontakt mit revolutionären Untergrund-Zirkeln, 1896 trat er der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung bei. Nachdem er 1897 die Schule abschloss, studierte er zunächst am naturwissenschaftlichen Institut der Universität Kiew, aufgrund seiner politischen Aktivitäten wurde ihm jedoch die Studienberechtigung entzogen. Am 4. Mai 1897 wurde er inhaftiert und begann sich im Gefängnis mit Büchern über die Entdeckungen des 19. Jahrhunderts zu beschäftigen. Besondere Aufmerksamkeit erregte ein Werk von Fridtjof Nansen “In Nacht und Eis: Die norwegische Polarexpedition 1893–96“. 1899 wurde Russanow entlassen, stand aber weiterhin unter polizeilicher Beobachtung. 1901 wurde Russanow nach Ust-Sysolsk verbannt, wo er als Vermesser arbeitete und bei Streifzügen das Umland naturwissenschaftlich erkundete.
[Bearbeiten] Studium an der Sorbonne
1903 ging Russanow nach Paris ins Exil, wo er an der Sorbonne inskribierte, um sein naturwissenschaftliches Studium zu vollenden. Russanow spezialisierte sich auf Geologie und beschäftigte sich insbesondere mit Vulkanologie, so beschäftigt er sich intensiv mit dem Vesuvausbruch von 1906.
[Bearbeiten] Nowaja Semlja
[Bearbeiten] Erste Expedition zur Matotschkinstraße
Im Frühling 1907 kehrte Russanow nach Russland zurück, wo er zu seiner eigenen Überraschung von höchsten Staatskreisen bei der Vorbereitung einer Nordpolarexpedition nach Nowaja Semlja unterstützt wurde. Der Grund lag darin, dass das zaristische Russland seine Vormachtstellung in Barents- und Karasee durch norwegische Expeditionen gefährdet sah.
Mitte Juli 1907 brach er mit dem Dampfschiff „Korolev Olga Konstantinovna“ in die Karasee auf, welche er durch die Matotschkinstraße erreichte. Im September kehrte er erfolgreich nach Archangelsk zurück und ging wieder nach Paris.
[Bearbeiten] Die französische Expedition Benards
Dort hatten seine Forschungen Aufmerksamkeit erregt und Russanow wurde ausgewählt, um 1908 eine französische Expedition unter Kapitän Benard nach Nowaja Semlja als Geologe zu begleiten. Dort entdeckte Russanow weitreichende Mineralienvorkommen und vollendete die erste Landdurchquerung Nowaja Semljas. Diese Expedition begründete Russanow Ruf als ausgezeichnetem Geologen und waghalsigen Abenteurer.
Wieder zurück in Paris widmete Russanow sich dem Studium der gesammelten Fakten, insbesondere den Silurvorkommen. Des weiteren zog er erstaunliche Rückschlüsse hinsichtlich der Besiedlung der Arktis mit devonischer Fauna.
[Bearbeiten] Die dritte Expedition
1909 nimmt Russanow an einer weiteren Polarexpedition teil. Offiziell untersteht die Leitung Ju. W. Kramer, doch tatsächlich hat Russanow die Fäden in der Hand. Am 4. Juli 1909 läuft die fünfköpfige Crew des Dampfschiffes „Korolev Olga Konstantinovna“ aus Arkhangelsk aus; am 9. Juli landed man auf Novaya Zemlyas, wo Russanow ein Basislager errichten lässt. Bei den Aufbauarbeiten verletzt sich Russanow schwer am Fuß, dennoch bricht er, auch Schlechtwetter trotzend, ins Inselinnere auf. Seine geologischen Forschungen werden von Erfolg gekrönt, so entdeckt er zahlreiche Minerale wie Kohle, Marmor, Diabas und Schiefer. Da Russanow davon ausging, dass Novaya Zemlya die ideale Zwischenstation einer noch zu findenen Nordostpassage sei, erforscht er auch die Strömungen an der Westküste der Insel.
[Bearbeiten] Umschiffung der Nordinsel
1910 erhält Russanow erstmal die alleinige Leitung über eine Expedition nach Nowaja Semlja. An Bord der „Dmitri Solunski“, die vom erfahrenen Nordpolfahrer Grigorij Iwanowitsch Pospelow gesteuert wird, macht er sich am 12. Juli auf. Am 20. Juli erreicht die gut ausgerüstete Expedition die Matotschkinstraße, einen knappen Monat später schließlich das Ziel: den nördlichsten Punkt Nowaja Semljas. Der Versuch, die Nordinsel (Sewerny ostrow) zu umfahren um an der Ostküste zurückzusegeln scheitert zunächst, deshalb kehrte man an das Nordkap der Insel zurück, wo die „Dmitri Solunski“ am 19. August vom Eis eingeschlossen wird und droht, von den Eismassen zerdrückt zu werden. Das Schiff driftet nach Osten und letztlich gelingt es, sie aus dem Eis zu befreien, am 31. August 1910 erreicht Russanow die Matotschkinstraße, ihm war es erstmals gelungen die Nordinsel Novaja Semljas zu umschiffen.
[Bearbeiten] Umschiffung der Südinsel
1911 bricht Russanow ein fünftes Mal auf, dieses mal an Bord der „Polar“ mit dem Ziel, die Südinsel Nowaja Semljas (Juschni) zu umschiffen. Dies war im bei früheren Missionen aufgrund von Treibstoffmangel misslungen. Daneben soll die Expedition vor allem meteorologischen und hydrographischen Studien dienen. Tatsächlich bringt Russanow neue Erkenntnisse bezüglich der Oberflächenströmung von Barents- und Karasee.
[Bearbeiten] Russanows letzte Expedition
[Bearbeiten] Spitzbergen
Am 9. Juli 1912 bricht Russanow schließlich zu seiner letzten Expedition auf: Mit der „Hercules“ und 14 Begleitern verlässt er Murmansk; das offizielle Ziel ist Spitzbergen, dessen Westküste er beim Bellsund am 16. Juli erreichte. Zwar sieht der ursprüngliche Plan vor, dass Russanow Ende Oktober des selben Jahres die „Hercules“ wieder retourniert, die umfangreiche Polarausrüstung und Vorräte für 1 1/2 Jahre legen aber den Schluss nahe, dass Russanow von Anfang an anderes, als bloß Spitzbergen zu besuchen, geplant hatte. Gemeinsam mit zwei Matrosen durchquert er die Insel bis zur Ostküste. Beim Rückweg stürzte Russanow in eine Gletscherspalte, blieb aber wie durch ein Wunder unverletzt. Danach inspizierte er mit der „Hercules“ die ganze Westküste, entdeckte reiche Kohlevorkommen und setzte 28 Landmarken, die Russland Recht, zur Förderung der Ressourcen auf Spitzbergen markieren sollten. Daneben betrieb Russanow paläontologische, zoologische, botanische und ozeanographische Studien auf Spitzbergen.
[Bearbeiten] Die Suche nach der transarktischen Durchfahrt
Danach schickte Russanow 3 Matrosen auf einem norwegischen Dampfer zurück nach Russland, er selbst fährt entgegen dem offiziellem Plan nach Osten, wo er am 18. August ein Telegramm aufgibt, dass das letzte Lebenszeichen der „Hercules“ und der 13 Mann Besatzung sein soll: Er kündigt sein Vorhaben an, von Nowaja Semlja aus weiterzufahren, um die Nordostpassage zu finden.
Von der Russischen Geographischen Gesellschaft organisierte Rettungsfahrten in den Jahren 1914 und 1916 blieben ergebnislos, 1934 fand man auf einer damals namenslosen Insel nördlich der Taimyrhalbinsel, die danach zu Ehren der letzten Expedition Russanows „Hercules-Insel“ genannt wurde, Gegenstände, die der „Hercules“ beziehungsweise deren Besatzung zuzuordnen waren. Auch auf der benachbarten Popow-Tschuktschin-Insel (Ostrow Popowa-Tschuktschina), benannt nach einem Matrosen der Expedition, fand man ebenfalls Spuren der Expedition. 1947 fand man auf Sewernaja Semlja ebenfalls der Russanow-Expedition zuzuordnende Gegenstände.
[Bearbeiten] Namensgebung
Zu Ehren Russanows ist eine Bucht und eine Halbinsel Nowaja Semljas bennant, ebenso ein Gletscher auf Sewernaja Semlja und ein Berg in der Antarktis. In seinem Heimatort Orel gibt es ein Russanow-Museum.
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Russanow, Wladimir Alexandrowitsch |
| ALTERNATIVNAMEN | Русанов, Владимир Александрович (russisch) |
| KURZBESCHREIBUNG | russischer Forscher und Naturwissenschaftler |
| GEBURTSDATUM | 18. Januar 1875 |
| GEBURTSORT | Orjol |
| STERBEDATUM | wahrscheinlich 1913 |
| STERBEORT | Taimyrhalbinsel |
