Zeittafel zur Geschichte der Täufer
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Die Zeittafel zur Geschichte der Täufer gibt eine Übersicht über die vielfältigen Ereignisse in den Jahren nach der Entstehung der Täuferbewegung 1523.
Jahr | Ort / Region | Ereignis |
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1523 | Zürich | Auf der Zweiten Zürcher Disputation kommt es zum offenen Bruch zwischen Zwingli und seinen radikalen Anhängern – unter ihnen: Konrad Grebel und Felix Manz. |
1525 | Zürich | Erste Glaubenstaufe; Gründung der Zürcher Täufergemeinde
Balthasar Hubmeier wirkt in Waldshut und gründet dort eine Täufergemeinde. |
1526 | Zürich | Der Rat der Stadt Zürich erlässt ein Gesetz, das den Täufern die Todesstrafe androht.
In St. Gallen findet zwischen zwinglischen Prädikanten und Täufern zu einer Disputation über die Taufe. Hans Hut wird in Augsburg von Hans Denck getauft. Konrad Grebel stirbt in Graubünden an der Pest. Balthasar Hubmeier wirkt für eine Täuferreformation in Nikolsburg. |
1527 | Zürich | Felix Manz wird in der Limmat bei Zürich ertränkt.
In Schleitheim findet eine Täufersynode statt, die sogenannte Brüderlich Vereynigung. Die unter entscheidender Mitwirkung Michael Sattlers entstandenen Schleitheimer Artikel werden heraus gegeben. Michael Sattler wird in Rottenburg verbrannt. In Augsburg findet vom 20. bis 24. August die sogenannte Märtyrersynode statt. |
1528 | Rattenberg (Tirol) | Die Täuferapostel Leonhard Schiemer und Paul (?) Schlaffer werden in Rattenberg / Tirol enthauptet.
Pilgram Marbeck flüchtet aus Tirol und gelangt nach Steintal bei Straßburg. Er wird dort zum Führer eines Täuferkreises und setzt sich mit Martin Bucer auseinander. Balthasar Hubmeier wird in Wien verbrannt. |
1529 | Nikolsburg | Die Nikolsburger Täufergemeinde lässt sich in Austerlitz (Mähren) nieder.
Melchior Hofmann, noch lutherischer Prediger, muss sich wegen seiner Abendmahlslehre vor lutherischen Prädikanten in Flensburg verantworten. Karlstadt hilft ihm bei der Vorbereitung, darf aber an der Disputation nicht teilnehmen und geht nach Pilsum (Ostfriesland). Melchior Hofmann gelangt nach Straßburg und schließt sich der Täuferbewegung an. Jörg Blaurock, Mitbegründer der Zürcher Täufergemeinde, wird in Südtirol hingerichtet. In Teufen (Appenzell) findet eine Disputation zwischen Täufern und zwinglischen Prädikanten über die Taufe statt. Auf dem Reichstag zu Speyer wird von den evangelischen und "altgläubigen" Reichsständen das so genannte Wiedertäufermandat erlassen, das den Täufern die Todesstrafe androht. |
1530 | Basel | In Basel wird das erste Todesurteil an einem Täufer vollstreckt.
In Stuttgart kommt es ebenfalls zur Hinrichtung eines Täufers. Melchior Hofmann folgt Karlstadt nach Ostfriesland. In Emden entsteht durch seine Wirksamkeit eine Täufergemeinde. Melchior Hoffman wird ausgewiesen und durchzieht als täuferischer Sendbote die Niederlande. In Auspitz (Mähren) entstehen täuferische Gemeinden, die Gütergemeinschaft praktizieren; später werden sie Hutterer genannt. Auf dem Reichstag zu Augsburg legen die evangelischen Reichsstände das (in lutherischen und auch etlichen unierten Kirchen bis heute geltende) Augsburger Bekenntnis vor, das in Artikel 9 "die Wiedertäufer verw[irft], die lehren, daß die Kindertauf nicht recht sei" (BSLK 63,7-9). Auch an anderen Stellen werden die Täufer verdammt (Art. 5, 16, 17). |
1531 | Straßburg | Pilgram Marbeck wird nach zwei Disputationen aus Straßburg ausgewiesen.
Jan Volkerts Trijpmaker, Nachfolger Hofmanns in der Leitung der ostfriesisch-niederländischen Täuferbewegung, wird zusammen mit anderen Täufern hingerichtet. Melchior Hofmann verordnet daraufhin, für zwei Jahre die Taufe einzustellen. Die von Philipp Melanchthon verfasste Apologie des Augsburger Bekenntnisses (siehe 1530) bekräftigt in ihrem Art. 9 erneut die Verwerfung der sog. "Wiedertäufer" (BSLK 246,50-247,42). |
1532 | Zofingen | In Zofingen (Schweiz) führen zwinglische Prädikanten aus Bern mit Führern der dortigen Täufergemeinde eine Disputation über die Taufe.
Pilgram Marbeck verlässt Straßburg und hält sich in den folgenden Jahren an verschiedenen Orten in Südtirol, in der Schweiz und wohl auch in Mähren auf. Er verdient seinen Lebensunterhalt als Wasserbauingenieur, sammelt und stärkt die durch Verfolgung geschwächten Täufergemeinden dieser Regionen. |
1533 | Auspitz | Jakob Hutter übernimmt die Leitung der Auspitzer Täufergemeinde; er hat sie bis 1536 inne.
Melchior Hofmann wird nach seiner Rückkehr nach Straßburg dort inhaftiert und bleibt zehn Jahre bis zu seinem Tod im Gefängnis. |
1534 | Haarlem / Niederlande | Jan Mattys aus Haarlem usurpiert die Führung der niederländischen Taufer (nach Melchior Hofmann „Melchioriten“ genannt). Er hebt das von Hofmann erlassen Taufverbot auf. Durch Mattys werden Sendboten nach Münster geschickt, um dort das „Zeichen der Taufe aufzurichten“. Ihre Missionsarbeit ist erfolgreich; die Täufer gewinnen die Ratswahl in Münster. Jan Mattys geht daraufhin ebenfalls nach Münster; es kommt zum Bildersturm und zur Ausweisung aller, die sich nicht der Täufergemeinde angeschlossen haben. Unter ihnen ist auch der Bischof von Münster, der kurz darauf mit Hilfe der umliegenden Städte die Belagerung Münsters organisiert. Jan Mattys stirbt noch in demselben Jahr; an seine Stelle tritt Jan van Leiden, der zum König ausgerufen wird.
Obbe Philipps, der Mitbegründer der späteren Mennonitengemeinden wird in Leeuwarden (Friesland) getauft. |
1535 | Bolsward / Niederlande | Täufer stürmen das Oldekloster bei Bolsward.
In Amsterdam kommt es zu einem täuferischen Aufstand. Die Stadt Münster wird von den Belagerungstruppen zurück erobert. |
1536 | Münster | Jan van Leiden und andere Täufer werden in Münster hingerichtet.
Jakob Hutter wird in Innsbruck verbrannt. Der aus Witmarsum Friesland stammende Priester Menno Simons tritt aus der Römisch-katholischen Kirche aus. Der ehemalige Täufer Christian Entfelder wird Geheimer Rat am Hof des Albrecht von Hohenzollern und ebnet die Wege für die Ansiedlung von niederländischen Täufergemeinden in Preußen. Im westfälischen Bocholt findet unter der Leitung von David Joris eine Synode der melchioritischen Täufer statt. |
1537 | Niederlande | Der Täufer Jan van Batenburg wird hingerichtet. |
1538 | Bern | In Bern findet eine Disputation zwischen zwinglischen Prädikanten und Täufern statt.
In den Verliesen der Burg Falkenstein (Weinviertel/Österreich) werden kurzfristig zahlreiche, aus Mähren vertriebene Wiedertäufer inhaftiert. Die Frauen und Kinder wurden bald wieder freigelassen, während die Männer nach Triest gebracht wurden, wo sie auf die Galeeren kamen. |
1539 | Hessen | Der Täufer Peter Riedemann schreibt in einem hessischen Gefängnis seine Glaubensanschauungen nieder, die „Rechenschaft unserer Religion, Lehre und Glaubens“.
Menno Simons veröffentlicht sein „Fundamentbuch“. |
[Bearbeiten] Literatur
- Hans-Jürgen Goertz: Die Täufer – Geschichte und Deutung, München 1980, ISBN 3-406-07909-1