Zupfgeigenhansel
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zupfgeigenhansel war eine 1974 von Erich Schmeckenbecher und Thomas Friz ins Leben gerufene Musikgruppe, deren Repertoire zunächst der Idee folgte, deutsche Volkslieder mit freiheitlichem Charakter wieder zu entdecken, teilweise mit eigenen Melodien zu versehen und diese wieder populär zu machen. Die Gruppe benannte sich nach dem bekannten Wandervogel-Liederbuch Zupfgeigenhansl. Wer nach dem Repertoire der Gruppe in diesem Liederbuch schaut, sucht allerdings vergeblich.
Die Musik sollte den Grundstein für eine alternative deutsche Volkmusik legen, jenseits der zu der Zeit erzkonservativ besetzten traditionellen Volksmusik. Ein Kritiker schrieb einmal: „Heino möge diese Lieder hören, damit er aufhört, seine zu singen.“ Die Verbreitung der Musik wurde mit der Herausgabe eigener Liederbücher zum Nachsingen und -spielen untermauert. Ende der 70er Jahre war in Westdeutschland die große Zeit der Folkbewegung, in der Zupfgeigenhansel neben Ougenweide und Liederjan die Folkmusikszene prägten.
In den Volksliedern geht es um das Leben der „einfachen“ Leute in den vorigen Jahrhunderten. Es geht um Liebe, Not und Wagnis, Unternehmungslust, den Stolz libertärer Geister, deren Verachtung gegenüber Obrigkeit und Pfaffen sowie den Widerstand gegen Militaristen.
Sie traten ab 1975 in verschiedenen Folkclubs, hauptsächlich in Süddeutschland, auf. Es folgten einige Rundfunkauftritte in der Sendung Liederladen des Südwestfunks. 1976 erschien ihre erste LP „Volkslieder I“ im Verlag Pläne und noch im gleichen Jahr die LP „Volkslieder II“. Dafür wurden sie 1977 für den Deutschen Schallplattenpreis nominiert. Im Folgejahr erhielten sie die Auszeichnung Künstler des Jahres 1978 - Ensemble Pop national von der Deutschen Phonoakademie. Mit der LP „ch hob gehert sogn“ erschien 1979 eine vielbeachtete Platte mit Jiddischen Liedern.
Zu Beginn der 80er Jahre ebbte mit dem Aufkommen der Neuen Deutschen Welle das Interesse an Folkmusik und der Musik der Liedermacherszene allmählich ab. Zupfgeigenhansel beschritt andere Wege und versuchten vermehrt, mit selbstgeschriebenen Liedern und Gedichtvertonungen ihr Publikum zu gewinnen. Auch schrieb Dieter Süverkrüp einige Lieder für die Gruppe. Musikalisch herausragend ist auch ihr letztes Werk mit Texten des fast vergessenen österreichischen Dichters Theodor Kramer. Vor der anschließenden Tournee kam es zu internen Streitigkeiten, die zur Auflösung der Gruppe 1986 führte.
Ihren letzten Live-Auftritt hatte die Gruppe als Überraschungsgast bei dem legendären Konzert Pete Seegers 1986 in der Zeche Bochum.
[Bearbeiten] Diskographie
- Volkslieder I (1976)
- Volkslieder II (1976)
- Volkslieder III (1978)
- ’ch hob gehert sogn (1979) (Später neu veröffentlicht unter dem Titel Jiddische Lieder mit zusätzlichen live aufgenommenen Stücken.)
- Eintritt frei (1980) (Live)
- Miteinander (1982)
- Es wollt ein Bauer früh aufstehn - Die schönsten Volkslieder (1982)
- Kein schöner Land (1983)
- Liebeslieder (1984)
- Andre, die das Land so sehr nicht liebten... (1985)